Unterwäsche
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Unterwäsche bezeichnet Kleidungsstücke, welche unter den anderen Kleidungsstücken (Unter-Wäsche) direkt auf der Haut getragen werden und wegen des Hautkontakts regelmäßig gewaschen werden müssen (Unter-Wäsche). Dementsprechend gibt es für die verschiedenen Körperteile verschiedene Unterwäsche-Stücke, wie etwa Socken, Unterleibchen (Unterhemden), Unterhosen, Büstenhalter, Unterröcke etc.
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[Bearbeiten] Technische Beschaffenheit
Unterwäsche ist in der Regel aus sehr bequemen und hautfreundlichen Materialien wie Baumwoll-Feinripp, Seide etc. hergestellt, und muss meistens keinerlei optischen Ansprüchen genügen, sondern nur schützend und bequem sein, da sie bei vollständiger Bekleidung ohnehin von außen nicht sichtbar ist. Unter anderem aus diesem Grund ist Unterwäsche auch prinzipiell weiß bzw. ungefärbt. Allerdings hat sich dies mit der Mode teilweise auch geändert. So kann zum Beispiel die Unterhose beim Tragen eines Minirocks von außen gesehen werden. Daher werden in diesem Fall gerne auch farbige Unterhosen getragen.
Seit jüngerer Zeit werden mehr und mehr synthetisch hergestellte Materialien in der Unterwäscheproduktion verwendet. Diese Stoffe mit bis zu 8000 Filamenten (Fasern) pro Quadratzentimeter (deutlich feiner als Seide!), haben einen extrem niedrigen Querschnitt, sind hochelastisch, atmungsaktiv, feuchtigkeitsabweisend und dennoch formstabil. Diese Fasern bezeichnet man gemeinhin als Microfaser.
Unterwäsche oder auch Bekleidung allgemein aus Gestricken oder Gewirken wird auch Trikotage genannt.
[Bearbeiten] Gesellschaftliche Aspekte
Da Unterwäsche nicht für sichtbares Tragen gedacht ist, gilt das Tragen von Unterwäsche ohne darüberliegender Bekleidung vor Anderen als ungehörig. Das Klischeebild des Proleten etwa wird mitunter gerne mit Bierbauch, Bierflasche, Ballonseidenanzug, Badelatschen und Feinripp-Unterleibchen (Steigerung Netzunterhemd) gezeichnet. Auch eine Frau, die sich in der Öffentlichkeit mit einem Bikini-Oberteil zeigt, würde keine größere Irritation auslösen, eine Frau, die stattdessen einen BH trägt, sehr wohl. Im Zusammenhang mit dem Aufkommen des extrem kurzen Minirocks Ende der sechziger Jahre wurde allerdings das öffentliche Sichtbarwerden der weiblichen Unterwäsche gesellschaftsfähig und damit das Unterhöschen zu einem auch farblich auf den Rock abgestimmten Bestandteil der Mode.
Spätestens mit Popstar Madonna, die ein Gaultier-Bustier auf der Bühne trug, hat sich die Wahrnehmung der Unterwäsche insbesondere bei jungen Frauen radikal geändert. Mittlerweile ist es ein wohlkalkulierter Effekt, BH oder Slip (meist einen Stringtanga) unter der Oberbekleidung mindestens "hervorblitzen" zu lassen oder unter transparenter Kleidung sichtbar zu tragen (siehe dazu auch Panty line). Vergessen sind hingegen die emanzipatorischen 1968er Jahre, als Frauen -- feministisch bewegt -- auf jeglichen BH verzichteten.
Allerdings ist es an sehr warmen Tagen innerhalb gewisser Grenzen möglich, Unterwäsche teilweise auch wegzulassen. Viele Männer verzichten unter ihrem Kurzarmhemd oder T-Shirt auf ein Unterhemd. Und Frauen, die nicht berufsbedingt an irgendeine Kleiderordnung gebunden sind, verzichten dann gerne auf Strümpfe bzw. Socken. Vor allem Nylonstrümpfe werden bei großer Hitze oft als fast unerträglich empfunden. Und die Mode hat sich z.B. mit Schuhen, die barfuß getragen werden können und Nagellack für die Zehen auf diese Situation bestens eingestellt.
[Bearbeiten] Geschichtliches
Aus altrömischer Zeit sind Abbildungen bikiniähnlicher Kleidungsstücke für Frauen dokumentiert, von denen aber nicht sicher ist, dass sie unter der normalen Oberkleidung getragen wurden. Für das Mittelalter ist eine Art Unterhosen für Männer überliefert, die den heutigen Unterhosen ähnlich sehen, aber auch hier ist nicht sicher, dass sie so im Alltag getragen wurden. Erst aus der frühen Neuzeit sind Teile von Unterwäsche sicher belegt, nämlich Hemden für Frauen wie für Männer.
Im 18. Jahrhundert trugen Frauen nur Hemden, Strümpfe und Unterröcke als Unterwäsche. Korsetts waren zwar Unterkleidung, aber nicht Wäsche, da sie nicht gewaschen werden konnten. Männer pflegten zur gleichen Zeit ihre langen Hemden zwischen den Beinen hindurchzuziehen, so dass sie auch die Stelle der Unterhose vertraten. Ab dem späten 18. Jh. sind spezielle Männerunterhosen belegt. Frauen trugen im Allgemeinen erst ab dem frühen 19. Jh. Unterhosen. Diese waren bis um 1900 im Schritt offen. Erst mit der Reformbewegung setzten sich geschlossene Unterhosen für Frauen durch.
Anfang des 20. Jh. entwickeln sich jene Formen der Unterwäsche, die wir heute kennen. Im Verlauf des Jahrhunderts entwickeln sich Teile der Unterwäsche zu Oberbekleidung fort (allen voran das T-Shirt, das ursprünglich ein Männerunterhemd war) oder werden zumindest teilweise vorzeigbar.
Unterwäsche wurde bis ins 19. Jahrhundert fast ausschließlich aus weißem Leinen gefertigt: Leinen war relativ billig und im Gegensatz zu Wolle gut waschbar. Baumwolle wurde erst im frühen 19. Jh. allgemein erschwinglich. Weiß wurde aus mehreren Gründen gewählt:
- Leinen muss aufwendig gebleicht werden, bis es weiß ist. Daher ist weißer Stoff ein Statussymbol.
- Weißer Stoff bleibt nicht lange weiß. Genug Wäsche zu besitzen, um sie wechseln zu können, bevor sie verschmutzt, ist ein Statussymbol.
- Nur ungefärbter Stoff konnte mit allen chemischen (z.B. Chlorlauge) und mechanischen (Rubbeln) Mitteln behandelt werden, die nötig waren, um Flecken vollständig zu entfernen. Gefärbter Stoff würde solcher Behandlung nicht standhalten.
Diese Vorliebe für Weiß hat sich bis heute gehalten.
[Bearbeiten] Spezialformen
- Dessous
- Reizwäsche
- Feuerfest-Unterwäsche
- essbare Unterwäsche
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks