Vera Brühne
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Vera Brühne (* 6. Februar 1910 in Essen; † 17. April 2001 in München, begraben auf dem Waldfriedhof) erlangte deutschlandweite Bekanntheit, als sie gemeinsam mit ihrem Bekannten Johann Ferbach 1962 angeklagt wurde, den Münchner Arzt Otto Praun und dessen Geliebte und Haushälterin Elfriede Kloo am 14. April 1960 in Pöcking am Starnberger See ermordet zu haben.
Brühne war in gutbürgerlichen Verhältnissen in Essen aufgewachsen: Ihr Vater war bei ihrer Geburt Bürgermeister der bis 1929 selbständigen Bürgermeisterei Kray-Leithe.
Otto Praun und die Haushälterin Elfriede Kloo waren in Prauns Villa in der kleinen Stadt Pöcking, Kreis Starnberg in Bayern, ermordet aufgefunden worden. Zunächst war von einem erweiterten Suizid Prauns ausgegangen worden. Erst nachdem Vera Brühne als eine der Erben von Prauns Finca in Spanien feststand, wurden auf Betreiben des Sohnes von Praun die Leichen exhumiert und obduziert und 1961 Mordanklage gegen Brühne und Ferbach erhoben.
Über das Gerichtsverfahren wurde in der Boulevardpresse wochenlang berichtet, die attraktive Brühne als „geldgieriges Luder“ dargestellt, über – zur damaligen Zeit – skandalöse erotische Ausschweifungen spekuliert. Brühne wurde schließlich, da sie sich massiv in Widersprüche verwickelt und auch versucht hatte, Zeugen zu bestechen, trotz einer schwachen Indizienlage am 4. Juni 1962 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Der Revisionsantrag wurde am 4. Dezember 1962 vom Bundesgerichtshof abgelehnt, das Urteil damit rechtskräftig. Nach achtzehnjähriger Haft wurde sie 1979 vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß begnadigt.
Brühne stritt die ihr zur Last gelegte Tat zeitlebens ab. Über das Urteil meldete Deutschlands Prestigeblatt Nr. 1, die ZEIT (siehe Link): "...jenem Schluss, der heute juristischer Konsens ist: Vera Brühne - ob Mörderin oder nicht - hätte auf der Basis solch einseitiger und unsauberer Ermittlungen niemals verurteilt werden dürfen." Um so frappierender, dass kein Wiederaufnahmeverfahren zugelassen wurde.
(Zudem schrieb das "Anwaltsmagazin" in seiner Nr. 17/2000: "(...) steht nach den neuesten Erkenntnissen der Gerichtsmedizin fest, dass der Tod der Opfer nicht zu dem Zeitpunkt eingetreten sein konnte, den das Gericht unterstellt hat." Daran aber hängt der Schuldnachweis.)
Wie fadenscheinig die Rechtsgrundlage des Urteils war und welche alternativen Tathergangsmöglichkeiten und Täter es gab, zeigt z. B. ein Filmbericht des WDR über den Fall (siehe Link). Auszug aus dem Ankündigungstext:
"Der Film von Michael Gramberg deckt Widersprüche und platte Lügen im Urteilsspruch von 1962 auf. Offensichtlich hat Vera Brühne 18 Jahre lang unschuldig hinter Gittern verbracht, wurde Opfer eines politischen Komplotts, bei dem die wahren Mörder im Verborgenen blieben.
(...) die Boulevardpresse schrieb, sie sei eine geldgierige Lebedame. Wochenlang wurde die Öffentlichkeit mit immer neuen Details aus dem angeblich so verruchten Leben der Vera Brühne gefüttert. (...) Das Urteil über sie war in der Öffentlichkeit längst gesprochen, noch bevor der Schwurgerichtsprozess richtig begonnen hatte.
(...) Die Ermittlungen wurden schlampig geführt, der Prozess enthielt zahllose Ungereimtheiten. (...)
Dr. Otto Praun, den Vera Brühne gemeinsam mit ihrem Bekannten Johann Ferbach im April 1960 ermordet haben soll, hatte sein erhebliches Vermögen keineswegs als Arzt erwirtschaftet, sondern als Waffenhändler im Dienst des Bundesnachrichtendienstes. Hinweise, dass die Mörder im Auftrag des BND handelten, gedeckt vom damaligen Bundesverteidigungsministerium unter Franz-Josef Strauß, sind bis heute nicht schlüssig widerlegt worden. Recherchen von Journalisten und Bundestagsabgeordneten wurden behindert, ein Wiederaufnahmeverfahren abgelehnt."
Die Geschichte der Vera Brühne, die 2001 in einem Altenheim in München starb, wurde kurz vor ihrem Tod mit Corinna Harfouch in der Rolle Brühnes und Uwe Ochsenknecht in der Rolle des Johann Ferbach verfilmt, wobei die Schuldfrage offengelassen wurde.
Zeitweilig war Brühne mit dem Schauspieler Hans Cossy, dem Vater ihrer Tochter Sylvia Kosiolkowski, verheiratet.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Vera Brühne im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslänglich für Vera Brühne
- Wahrhaftige Lügnerin – Artikel in Die Zeit
- Begleittext zur Dokumentation "Die großen Kriminalfälle: Lebenslänglich für Vera Brühne" von Michael Gramberg, gesendet 22. August 2003
- Vera Brühne in der Internet Movie Database – Miniserie, 2001
Personendaten | |
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NAME | Brühne, Vera |
KURZBESCHREIBUNG | mutmaßliche Doppelmörderin |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1910 |
GEBURTSORT | Essen |
STERBEDATUM | 17. April 2001 |
STERBEORT | München |