Verbalradikalismus
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Der Begriff Verbalradikalismus (vereinzelt auch Verbalradikalität) ist eine Wortverbindung aus den lateinischen Ursprungsbegriffen verbum (= Wort) und radix (= Wurzel). Der Begriff wird in der Regel pejorativ im Sinn einer negativen Wertung verwendet und meint im Grunde genommen einen Schein- bzw. Pseudo-Radikalismus.
Sinngemäß wird darunter eine radikale (grundsätzliche), meist politische, vorrangig linkssozialistische Haltung oder Überzeugung verstanden, die sich ausschließlich in - gesprochenen oder geschriebenen - Worten (verbal) ausdrückt, ohne dass diese Worte ihre Umsetzung in konkreten Taten oder im Verhalten ihrer Propagierer finden.
Auf Inhalte bezogen, wird der Begriff einerseits - oft in der Adjektiv-Form (verbalradikal) - abwertend auf geäußerte theoretische Ansprüche oder Theorien angewandt, die in den Augen von Kritikern als unrealistisch bis verschroben betrachtet, und somit nicht ernst genommen werden.
Auf Personen bezogen, werden andererseits auch Menschen als verbalradikal bezeichnet, die nach außen radikale Inhalte, Theorien oder Prinzipien vertreten, aber nach Ansicht von Zweiflern ihren geäußerten bzw. vorgegebenen Ansprüchen in ihrem tatsächlichen Verhalten nicht genügen, und die damit meist als unglaubwürdig kritisiert, oder als hinter diesen Inhalten stehende Person von den entsprechenden Kritikern nicht ernst genommen werden.
Die Gründe, weswegen geäußerte Inhalte oder Grundsätze und reales Verhalten im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Verbalradikalismus nicht übereinstimmen, sprichwörtlich sozusagen „Wasser gepredigt und Wein getrunken“ wird, können sehr unterschiedlich sein: Sie reichen von der (vermeintlichen) Unmöglichkeit der Umsetzung der vorgegebenen Ansprüche und Grundsätze über fehlende Risikobereitschaft bis zu Bequemlichkeit.
Inhaltlich verwandt, teilweise auch synonym mit dem Vorwurf der „Heuchelei“ oder des „Populismus“, findet „Verbalradikalismus“ als negative Vorhaltung Anwendung in einem meist politischen, oft linken Umfeld, das Radikalität an sich zunächst als positiv oder zumindest wertneutral auffasst.