Verlag Melantrich
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Der Redakteur Jaroslav Salda gründete Ende des 19. Jahrhunderts in Prag (Tschechien) die Tageszeitung Böhmische Wort (České slovo). Er hatte damit ein so großen Erfolg, dass er inmitten des Wenzelsplatzes in Prag das Gebäude Hvězda (Stern) kaufte und nach zu Ehren des böhmischen Buchdruckers des 16. Jahrhunderts Georg Melantrich von Auentin nannte. Dieser Name wurde damit auch der Name des später größten Verlages in Tschechien. Da das Böhmische Wort eine seriöse Tageszeitung war, verlegte er später auch noch das Boulevardblatt A-Zet und Abendwort (Večerní Slovo), Telegraf, sowie eine Reihe von Wochenzeitungen und Magazinen, wie zum Beispiel Prager illustrierter Berichterstatter (Pražský ilustrovaný zpravodaj), Stern tschechischer Frauen und Mädchen (Hvězda českých paní a dívek), STAR, Eva, Der junge Sprecher (Mladý hlasatel) und andere. Die Marke Melantrich wurde Symbol des Nationalstolzes, nationaler Denkweise und Zeichen der Kultivierung der tschechischen Sprache und des Heimatgefühls.
Nach dem 2. Weltkrieg setzte der Verlag seine Tätigkeit fort. Die Zeitung Böhmsiches Wort wurde in Freies Wort (Svobodné slovo) umbenannt und vom legendären Chefredakteur Ivan Herben geführt. 1946 wurden Regionalausgaben beigelegt und die Zeitung konnte nochmals ihre Auflage stark steigern. Er gab auch eine neu Wochenzeitung Der freie Morgen (Svobodný zítřek) heraus, der unter der Führung des Chefredakteurs Luděk Stranský Millionenauflage erreichte. Beide Druckerzeugnisse wurden Grundlage des Nachkriegs-Antikommunismus unter der Herrschaft der Nationalen Front (Národní Fronta).
Nach der Februarrevolution 1948 beendete die Regierung des Präsidenten Gottwald die wirtschaftliche Tätigkeit des größten Gegners der Kommunisten in der Pressewelt. Der Verlag wurde zerschlagen in eine Immobilienfirma mit dem Gebäude auf dem Wenzelsplatz, eine Druckerei und einen Verlag.
Eine Vereinigung gelang auch nicht mehr nach der sanften Revolution 1989. Durch die hohen Druckkosten und Mieten verloren die Zeitungen und Zeitschriften des Verlages jährlich Millionen, zudem sank die Auflage. Seit 1990 wechselte eine Reihe von Chefredakteuren, die Zeitung Freies Wort wurde an Chemapol verkauft, der es in Wort (Slovo) änderte und nach zwei Jahren in Konkurs ging.
Das Wort wurde Ende 1998 an den deutschen Rhein Verlag verkauft, der die Landzeitung (Zemské noviny) in Tschechien herausgibt. Dieser entließ neunzig Prozent der Redakteure von Wort und siedelte die Redaktion in die Römische Straße (Římská ulice) in Prag um. Die Herausgabe von Wort wurde 2001 beendet. Das Haus Melantrich wurde 1999 versteigert.