Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
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Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist ein Teilgebiet der Makroökonomie innerhalb der Volkswirtschaftslehre und erfasst die gesamtwirtschaftlichen Einkommens- und Güterströme in einer Volkswirtschaft (Binnenwirtschaftsrechnung) oder mit dem Ausland (Außenwirtschaftsrechnung) in einer abgelaufenen Periode. Sie liefert somit im Nachhinein (ex post) einen quantitativen Überblick über das wirtschaftliche Geschehen in einer Volkswirtschaft.
Grundlage der VGR ist die Kreislauftheorie, bei der alle Unternehmen und alle Haushalte einer Volkswirtschaft in Sektoren zusammengefasst (aggregiert) werden. Die zwischen den Sektoren bestehenden Verbindungen in Form von Güter-, Geld- und Leistungsströmen werden buchhaltungstechnisch festgehalten.
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[Bearbeiten] Ziele
Die Hauptaufgabe der VGR ist der Ausweis des Bruttoinlandsproduktes nach Entstehung, Verwendung und Verteilung. Des Weiteren widmet sie sich der Ermittlung von Eckdaten der Sozial-, Wachstums-, und Konjunkturpolitik.
Die VGR kann somit als volkswirtschaftliches Pendant zum betriebswirtschaftlichen Controlling aufgefasst werden, wobei hier die Politik gesamtwirtschaftliche Ziele vorgibt und die VGR Informationen über die Zielerreichung gibt.
Als Ausgangspunkt gesamtwirtschaftlicher Analysen und Prognosen nimmt die VGR eine wichtige Stellung ein.
[Bearbeiten] Die Binnenwirtschaftsrechnung in Deutschland
Von 1957 bis 1960 wurde in Deutschland erstmals ein eigenes System der VGR entwickelt. Ab 1970 wurden die nationalen Daten nochmals für die Europäischen Gemeinschaften aufbereitet.Grundlage für die aktuelle Systematik der VGR ist das System of National Accounts (SNA) aus dem Jahre 1993. Seit 1998 ersetzt das europäische System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995) das deutsche System. Es basiert auf Richtlinien der UN. Das Ziel war die verbindliche Vereinheitlichung der verschiedenen nationalen Methoden, Konzepte, Klassifikationen, Definitionen und Buchungsregeln zur besseren Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU. Eine grundlegende Änderung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung steht für 2005 an. Ab diesem Jahr sollen preisbereinigte Reihen auf Basis des jeweiligen Vorjahrespreises ermittelt werden (sog. chain-price-index). Ferner sollen bei Deflationierung stärker als bisher Hedonische Preisindizes herangezogen werden.
Zentrale Größe der VGR ist das Bruttoinlandsprodukt, welches alle im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen bewertet. Es beruht daher auf dem "Inlandskonzept". Das Bruttoinlandsprodukt ist über drei verschiedene Wege ermittelbar. Alle drei Berechnungsmethoden führen zum gleichen Ergebnis.
- Entstehungsrechnung (Anteil der Wirtschaftssektoren an der Erstellung des Bruttoinlandsproduktes)
- Verwendungsrechnung (Art der Verwendung der produzierten Güter und Dienstleistungen)
- Verteilungsrechnung (Verteilung des Einkommens auf die Wirtschaftseinheiten, die an der Produktion beteiligt waren)
Das Bruttonationaleinkommen (früher Bruttosozialprodukt) dagegen beruht auf dem "Inländerkonzept". Es betrachtet die wirtschaftliche Leistung aller Bürger einer Volkswirtschaft.
[Bearbeiten] Die Außenwirtschaftsrechnung in Deutschland
Die wichtigsten Bestandteile der Außenwirtschaftsrechnung sind die Zahlungsbilanz und die Wechselkurserfassung. Die Zahlungsbilanz gibt Auskunft über Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern.
[Bearbeiten] Wichtige Ergebnisgrößen
- Inlandsprodukt: Bruttoinlandsprodukt und Nettoinlandsprodukt
- Nationaleinkommen: Bruttonationaleinkommen (früher: Bruttosozialprodukt) und Nettonationaleinkommen
- Volkseinkommen
- Arbeitslosenquote (ALQ)