Wilhelm Gustloff (Schiff)
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Schiffsdaten | ||
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Schiffstyp | Kreuzfahrtschiff | |
Kiellegung): | 4. August 1936 | |
Stapellauf (Schiffstaufe): | 5. Mai 1937 | |
Indienststellung: | 15. März 1938 | |
Bauwerft: | Blohm & Voss in Hamburg Baunummer 511 |
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Besatzung: | 417 Personen | |
Eigner: | Deutsche Arbeitsfront | |
Reederei: | Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft (HSDG) | |
Baukosten: | ca. 25 Mio. Millionen RM | |
Technische Daten | ||
Vermessung: | 25.484 BRT | |
Wasserverdrängung: | ??? t | |
Länge: | 208,50 m | |
Breite über Spanten: | 23,50 m | |
Breite in Höhe Promenadendeck: | 25,00 m | |
Seitenhöhe: | 17,3 m | |
Tiefgang: | vorn 6 m / hinten 7 m | |
Maschinenanlage: | MAN-Diesel mit Getriebe | |
Anzahl der Schrauben: | 2 Schrauben | |
Wellenumdrehungen: | ??? U/min | |
Leistung: | 6987 kW (9.500 PS) | |
Anzahl der Kessel: | ??? Dampfturbinen | |
Höchstgeschwindigkeit: | 16,5 kn | |
Dienstgeschwindigkeit: | 15,5 kn | |
Fahrbereich: | ca. ??? sm bei ?? kn | |
Brennstoffvorrat: | max. ??? Tonnen Dieselöl | |
Verbleib | ||
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Die Wilhelm Gustloff war ein Passagierschiff der NS-Organisation Kraft durch Freude (KdF). Ihre Versenkung am 30. Januar 1945 gilt mit etwa 9300 Opfern als die größte Katastrophe der Seefahrtsgeschichte.
Inhaltsverzeichnis |
Bau und Ausstattung
Das Schiff, das nach dem von den Nationalsozialisten zum Märtyrer stilisierten Wilhelm Gustloff benannt wurde, war ausschließlich für Kreuzfahrten konzipiert. Es wurde im Auftrag der NS-Arbeitsorganisation Deutsche Arbeitsfront (DAF) bei Blohm & Voss in Hamburg unter der Baunummer 511 auf Kiel gelegt. Die Wilhelm Gustloff war Eigentum der DAF und wurde von der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft (HSDG) bereedert, d.h. verwaltet, mit Besatzung versehen und gewartet.
Ihr Stapellauf fand am 5. Mai 1937 statt, die Taufe vollzog Hedwig Gustloff - die Witwe des Namensgebers im Beisein Adolf Hitlers. Die Fertigstellung erfolgte am 15. März 1938, die Jungfernfahrt am 23. März des selben Jahres.
Das Schiff war auf 417 Besatzungsmitglieder und 1.463 Passagiere ausgelegt. Die Kabinen waren für Fahrgäste und Besatzung gleich. Die Passagiere waren in Touristenklasse-Kabinen untergebracht. Es gab ausschließlich Außenkabinen für zwei oder vier Personen. Alle verfügten über fließendes kaltes und warmes Wasser, einen Tisch, eine Sofabank, Betten, die übereinander angeordnet waren und einen Kleiderschrank für jeden Fahrgast. Auf dem B-Deck befand sich eine größere Kabinengruppe; sie war Adolf Hitler vorbehalten, der aber nie davon Gebrauch machte.
Die Decks der Wilhelm Gustoff bestanden in:
- Sonnendeck (u. a. Sportplatz und Turnhalle)
- oberes Promenadendeck (u. a. Kabinen)
- unteres Promenadendeck (u. a. Musikhalle und Theaterhalle)
- A-Deck (u. a. vorderer und hinterer Speisesaal, Küche, Hospital)
- B-Deck (u. a. Kabinen, Wäscherei, Frisör)
- C-Deck (u. a. Kabinen, Bäckerei und Schlachterei) (Schottendeck)
- D-Deck (u. a. Kabinen, Speiseraum für Besatzung, Werkstatt)
- E-Deck (u. a. Maschinenraum und Hilfsmaschinenraum, Gepäckraum, Vorräte und Proviant)
- Stauraum (u. a. Proviant- und Kühlraum, Schwimmbecken, Frischwassertanks)
Nutzung bis 1945
Auf seiner ersten regulären Fahrt lief das Schiff am 2. April 1938 London an, um im Rahmen einer nationalsozialistischen Propaganda-Aktion den in England lebenden Deutschen und Österreichern Gelegenheit zu geben, über den bereits erfolgten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich abzustimmen.
Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde die Wilhelm Gustloff als Kreuzfahrtschiff der DAF-Unterorganisation „Kraft durch Freude“ (KdF) genutzt. Von Genua aus unternahm das Schiff sechs 10-tägige Fahrten um das mit Hitlerdeutschland verbündete Italien. Sechs 5-tägige Kreuzfahrten führten nach Norwegen. Im Jahr 1939 brachte das Schiff die Soldaten der Legion Condor, mit der Hitler den Putsch General Francos im Spanischen Bürgerkrieg unterstützt hatte, nach Deutschland zurück.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Wilhelm Gustloff am 22. September 1939 als Lazarettschiff der Kriegsmarine übergeben. Während der Besetzung Norwegens im Frühjahr 1940 diente sie als Verwundetentransporter. Seit dem 20. November 1940 wurde die Wilhelm Gustloff als Wohnschiff für die 2. U-Boot-Lehrdivision in Gdingen (damals: Gotenhafen; heute: Gdynia) genutzt.
Die Versenkung
Nach dem Durchbruch der Roten Armee an der Ostfront fanden sich zu Beginn des Jahres 1945 viele Menschen in Ostpreußen abgeschnitten, deren frühzeitige Evakuierung das nationalsozialistische Regime, insbesondere der Königsberger Gauleiter Erich Koch, abgelehnt hatte. Nun wurde überstürzt das Unternehmen Hannibal angeordnet, in dessen Rahmen 2,5 Millionen Menschen – Zivilisten wie Soldaten - in das westliche Deutschland gebracht werden sollten. Daran sollte sich auch die Wilhelm Gustloff beteiligen.
Am 30. Januar 1945 gegen 13 Uhr legte sie mit nur leichtem Geleitschutz und schätzungsweise 10.300 Menschen an Bord in Gdingen ab. Die genaue Anzahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder ließ sich nie mit letzter Sicherheit feststellen, da ihre Flucht überhastet erfolgte. Offiziell registriert wurden 7956 Menschen. Nach Ende der offiziellen Zählung drängten aber noch ungefähr 2500 weitere Passagiere an Bord. Insgesamt dürften sich auf der Wilhelm Gustloff rund 10.400 Menschen befunden haben: etwa 8.800 Zivilisten, davon eine große Zahl Kinder, sowie ca. 1500 Wehrmachtsangehörige, darunter zahlreiche Verwundete, mehrheitlich aber rund 340 Marinehelferinnen und 918 Soldaten der 2. U-Boot-Lehrdivision, die von Kiel aus erneut in den Kriegseinsatz gehen sollten. Damit war die Gustloff kein Lazarettschiff, sondern ein legitimes militärisches Ziel. Allerdings boten auch Lazarettschiffe den Evakuierten keinen Schutz vor sowjetischen Angriffen, da die sowjetische Seite es ablehnte, diese als solche anzuerkennen.
An Bord waren vier Kapitäne, denen die Gefahr durch sowjetische U-Boote bekannt war, die sich aber nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten. Der militärische Kommandant der Wilhelm Gustloff, Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffs für eine Route durch tiefes Wasser entschied. Als er über Funkspruch erfuhr, dass sich deutsche Minenleger auf Gegenkurs zur Wilhelm Gustloff befänden, ließ er zudem Positionslichter setzen, um eine Kollision zu vermeiden. Dadurch war das Schiff auch in der Dunkelheit auszumachen.
Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die Wilhelm Gustloff gegen 21 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S 13 gesichtet, das vor der Danziger Bucht in Lauerstellung lag. Um 21:08 Uhr ließ der Kommandant von S 13, Alexander Iwanowitsch Marinesko aus ca. 700 Metern Entfernung vier Torpedos abfeuern. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die Wilhelm Gustloff am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Das Schiff sank in etwas mehr als einer Stunde gegen 22.15 Uhr, etwa 23 Seemeilen von der pommerschen Küste entfernt. Herbeieilende Schiffe konnten nur 1.252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne. Das Torpedoboot Löwe, das die Gustloff begleitet hatte, barg 472, das Torpedoboot T 36 564 Überlebende aus Booten, von Flößen und aus dem Wasser. Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter Göttingen 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter Gotenland geborgen, sieben von dem Torpedofangschiff TF 19, einer vom Vorpostenboot Vp 1703. Mit ca. 8800-9300 Toten, hauptsächlich Frauen und Kinder, ist der Untergang der Wilhelm Gustloff bis heute das größte Unglück der Seefahrtsgeschichte.
Zur hohen Zahl von Toten trugen folgende Umstände bei: Um eine planlose Flucht und damit den Ausbruch einer Panik zu verhindern, wurden etwa 1000 Menschen in den Wintergarten des Schiffs beordert und dort von Offizieren mit Waffengewalt festgehalten. Als das Schiff sank, mussten sie feststellen, dass die Fenster des Wintergartens aus Panzerglas bestanden und jedes Entkommen verhinderten. Schwerwiegender war, dass die Wilhelm Gustloff nicht annähernd über genügend Rettungsboote verfügte, zum einen wegen ihrer Überfüllung, zum anderen waren in Gdingen etliche Rettungsboote von Bord gebracht und durch kleinere Ruderboote ersetzt worden, um sie zu Vernebelung des Hafens einzusetzen. Da in der Nacht des Untergangs Temperaturen von etwa -20 Grad Celsius herrschten, waren die vorhandenen Boote zudem vereist und konnten in der Eile nicht mehr alle seeklar gemacht werden.
Die S-13 versenkte am 9. Februar 1945 auch die Steuben mit ca. 4000 Menschen an Bord. Am 16. April 1945 wurde ein weiterer Flüchtlingstransporter, die Goya, von dem sowjetischen U-Boot L 3 torpediert. Dabei starben wahrscheinlich etwa 7000 Menschen. Heute ist das Wrack ein Seekriegsgrab. Am 3. Mai wurde die Cap Arcona mit Tausenden KZ-Häftlingen an Bord von Fliegerbomben versenkt. Das gleiche Schicksal ereilte am 4. Mai den Hilfskreuzer Orion. Dem damaligen Kapitän Marinesko der S-13 wurde 1990 trotzdem postum der Orden "Held der Sowjetunion" verliehen.
Literatur
Sachbuch
- Heinz Schön, SOS Wilhelm Gustloff. Die größte Schiffskatastrophe der Geschichte, Stuttgart: Motorbuch Verlag Pietsch, 1998, ISBN 3-61301-900-0 (Bericht eines Überlebenden)
- Christopher Dobson, John Miller u. Ronald Payne: Die Versenkung der Wilhelm Gustloff, Berlin: Ullstein 1995, ISBN 3-54823-686-3
- Lutz Bunk: Wilhelm Gustloff. Auf einem Traumschiff ins Inferno In: Schiffe. Von der Arche Noah bis zur Cap Anamur, Hildesheim 2004, S. 230-235
- Schiffe-Menschen-Schicksale: Wilhelm Gustloff - „Vom KdF-Dampfer zum Totenschiff“, Nr. 15
Fiktionale Literatur
- Günter Grass: Im Krebsgang, Göttingen: Steidl Verlag 2002, ISBN 3882438002
- Die Novelle erzählt die Geschichte der „Wilhelm Gustloff“ in einer Mischung von Tatsachen und Fiktion, schildert den Untergang aber sehr exakt und detailliert.
- Tanja Dückers: Himmelskörper, Berlin: Aufbau Verlag 2003, ISBN 3351029632
- Detlef Michelers: Wilhelm Gustloff - Vom Flaggschiff zum eisernen Sarg, Hörbuch, Berlin: DAV 2002, ISBN 3898131939
- Der Autor schildert das Schicksal der „Wilhelm Gustloff“ in vielen Originaltönen, Interviews mit Überlebenden und Mitschnitten aus einer Lesung von Günter Grass.
- Willi Fährmann: Das Jahr der Wölfe, Würzburg: Arena Verlag 1962, ISBN 3401025287
- Peter Weise: Hürdenlauf, Rostock: Verlag BS 2006, ISBN 3899542029
- Der Autor, jüngster Überlebender der Gustloff-Katastrophe, schildert sein Schicksal und die Suche nach seiner Herkunft.
Film
- Nacht fiel über Gotenhafen, Regie: Frank Wisbar, D 1959 S/W (Nacht fiel über Gotenhafen in der Internet Movie Database)
Weblinks
- Englischsprachige, sehr ausführliche Seite
- ZDF-Seite zum Untergang der Wilhelm Gustloff mit weiterführenden Links
- www.wilhelmgustloff.com
- Chronik des Seekrieges
Koordinaten: 55° 4' 12" N, 17° 24' 36" O