Wilhelm Lehmann
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wilhelm Lehmann (* 4. Mai 1882 in Puerto Cabello, Venezuela; † 17. November 1968 in Eckernförde) war ein deutscher Lehrer und Schriftsteller.
Wilhelm Lehmann, geboren in Venezuela als Sohn eines Lübecker Kaufmanns und einer Hamburger Arzttochter, wuchs im damals noch halb ländlichen Wandsbek auf, studierte in Tübingen, Straßburg, Berlin (dort Begegnung und Freundschaft mit Moritz Heimann und Oskar Loerke, Teilnahme an Vorlesungen über Simmels Lebensphilosophie) und Kiel Philosophie, Naturkunde und Sprachen, wo er 1905 promovierte. Nach dem Staatsexamen für das höhere Lehramt war Lehmann Lehrer in Kiel, Neumünster, Wickersdorf, Holzminden. Er wirkte an verschiedenen Landschulheimen als Erzieher (z. B. 1912-17 in Wickersdorf, Auseinandersetzung mit Gustav Wyneken) und unterrichtete schließlich von 1923 bis 1947 an der Jungmannschule Eckernförde Deutsch und Englisch.
Als Soldat des Ersten Weltkriegs geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, aus seinen grauenhaften Kriegserfahrungen entstand der Roman Der Überläufer. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach England, Irland, Italien, Dänemark und Dalmatien. Alfred Döblin erkannte ihm 1923 zusammen mit Musil den Kleist-Preis zu. Zahlreiche weitere Preise folgten, auch war Lehmann Mitglied in mehreren Akademien.
Lehmanns erzählerisches Werk hat deutlich autobiographischen Charakter (wichtig vor allem Weingott und Der Provinzlärm, entstanden 1930, Erstausgabe 1953 unter dem Titel: Ruhm des Daseins). Szenerie und Personen entstammen seiner Erfahrung. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die zwar im äußeren Lebenskampf scheitern, aber die Ruhe ihrer Naturverbundenheit auch auf ihre Umgebung ausstrahlen. Der Tonfall der Prosa ist trotz lyrischer Überhöhung frei von Pathos. Lehmanns linguistische, biologische und philosophische Studien prägten auch seine Poetik und Lyrik:
"Respekt vor der Schöpfung, vor dem Daseienden, Genauigkeit des Sehens, die Empfindung, dass alles nur einmal vorhanden ist und nur in verwandelter Gestalt immer herrscht: das wäre gewissermaßen die Inhaltsangabe meiner Gedichte."
"Das gelungene Gedicht versetzt Menschen wie Dinge aus einem ungenauen in einen genauen Zustand. Es betrügt ihn und sie gerade nicht um das Dasein, sondern verleiht es ihnen."
Lehmanns Werk beeinflusste u.a. Günter Eich, Karl Krolow und Elisabeth Langgässer. Er war befreundet mit dem deutsch-jüdischen Lyriker und Essayisten Werner Kraft. Der Briefwechsel zwischen beiden ist erhalten und wird z.Z. für die Edition vorbereitet.
Im Jahre 2004 wurde in Lehmanns Heimatort Eckernförde die Wilhelm Lehmann-Gesellschaft gegründet, die das Andenken an den knapp 40 Jahre nach seinem Tod schon fast vergessenen Dichter pflegen will, etwa mit den vom 21.-23. Oktober 2005 in Eckernförde stattfindenden Wilhelm-Lehmann-Tagen. Erster Vorsitzender ist Propst Knuth Kammholz, stellvertretender Vorsitzender Prof. Dr. Uwe Pörksen.
[Bearbeiten] Werke
- Sämtliche Werke. 3 Bände. Gütersloh: Mohn 1962
- Gesammelte Werke in acht Bänden. Hrsg. in Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach a. N. von Agathe Weigel-Lehmann (u.a.). Stuttgart: Klett-Cotta 1982-2005
- Der Bilderstürmer (Roman, 1917)
- Die Schmetterlingspuppe (Roman, 1918)
- Weingott (Roman, 1921)
- Bukolisches Tagebuch aus den Jahren 1927-1932 (1948). Neuausgabe im Verlag Heinrich & Hahn, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-86597-030-3
- Die Hochzeit der Aufrührer (Erzählung, 1934)
- Antwort des Schweigens (Gedichte, 1935)
- Der grüne Gott (Gedichte, 1942)
- Entzückter Staub (Gedichte, 1946)
- Verführerin, Trösterin und andere Erzählungen (Erzählung, 1947)
- Bewegliche Ordnung (Essays, 1947)
- Überlebender Tag (Gedichte, 1954)
- Meine Gedichtbücher (Gedichte, 1957)
- Kunst des Gedichts (Essays, 1961)
- Der Überläufer (Roman, 1962)
- Abschiedslust (Gedichte, 1962)
- Sichtbare Zeit (Gedichte, 1967)
[Bearbeiten] Literatur
- Gegenwart des Lyrischen. Essays zum Werk Wilhelm Lehmanns. Hrsg. von Werner Siebert. Gütersloh: Mohn 1967.
- Hans Dieter Schäfer: Wilhelm Lehmann. Studien zu seinem Leben und Werk. Bonn: Bouvier 1969. (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft. 66)
- Wilhelm Lehmann. Ausstellung von April bis Oktober 1982. Bearbeitet von Ute Doster in Verbindung mit Jochen Meyer. Marbach: Schiller-Nationalmuseum 1982. (Marbacher Magazin. 22)
- Wilhelm Lehmanns Stimme und Echo. Hrsg. von Hans Dieter Schäfer. Göttingen: Wallstein 2005. (Sichtbare Zeit. 1) ISBN 3-8353-0036-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Wilhelm Lehmann-Gesellschaft
- Wilhelm Lehmann: Fahrt über den Plöner See
- Literatur von und über Wilhelm Lehmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lehmann, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 4. Mai 1882 |
GEBURTSORT | Puerto Cabello/Venezuela |
STERBEDATUM | 17. November 1968 |
STERBEORT | Eckernförde |
Kategorien: Mann | Deutscher | Autor | Geboren 1882 | Gestorben 1968