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Zawisch von Falkenstein - Wikipedia

Zawisch von Falkenstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zawisch von Falkenstein (tschechisch Záviš z Falkenštejna) (* etwa 1250; † 24. August 1290), war ein bedeutender Adliger aus dem Geschlecht der Witigonen.

Zawisch, später Ehemann der Kunigunde von Halitsch, beteiligte sich 1276 und 1277 am Aufstand des böhmischen Adels gegen den Fürsten Ottokar II. Přemysl. Nach Rückkehr König Wenzels II. war er eine der führenden Persönlichkeiten auf der Prager Burg. 1289 wurde er auf Antrag von Tobias von Bechin gefangengenommen, des Anschlags auf den böhmischen König angeklagt und schließlich hingerichtet.

[Bearbeiten] Leben

Zawisch entstammte dem Kromauer Zweig der Witigonen. Sein Name leitet sich von der Burg Falkenstein an der Ranna im oberösterreichischen Mühlviertel ab.

Die Witigonen in Südböhmen waren durch ihre Expansion und ihren Machteinfluss ein Dorn im Auge des Königs Ottokar II. Um sie zu schwächen, gründete er 1263 das Kloster Zlatá Koruna (deutsch Kloster Goldenkron) und 1265 die Königsstadt České Budějovice (deutsch Budweis).

Sie erhoben Widerspruch. Die gegenseitige Feindschaft gipfelte in einem organisierten Aufstand des böhmischen Adels im November 1276, in dem einflussreiche Geschlechter aus Kärnten und der Steiermark die Böhmen beim Kampf gegen ihren König unterstützten. Neben den Witigonen waren auch die Riesenburger beteiligt. Die Aufständischen unter Führung Zawischs und mit stiller Billigung des Königs Rudolf I. plünderten Budweis und Goldenkron, Boresch von Riesenburg besetzte Königsburgen. Der König wurde gezwungen, den so genannten Wiener Frieden mit dem deutschen König Rudolf zu schließen, in dem er auf seine Besitztümer in den Alpen verzichtete. Boresch von Riesenburg wurde für seinen Verrat hingerichtet, die Witigonen begaben sich unter den Schutz des Kaisers.

Nach dem Tod des Königs Ottokar 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld kam es in Böhmen zu Machtkämpfen um die Krone zwischen den Anhängern der Landesverwaltung Otto IV. von Brandenburg, dem Mann der Königstochter auf der einen, und den Vertretern der Königswitwe Kunigunde von Halitsch, der Tochter des ungarischen Königs Bela IV., auf der anderen Seite. Kunigundes Interessen vertraten auch die Führer des böhmischen Adels Zawisch und Hynek von Duba (tschechisch Hynek z Dubé) aus dem Adelsgeschlecht der Birke von Dauba und Leipa. Es kam zum hart geführten Krieg, der das Land an den Rand der Katastrophe führte. Erst durch das Eingreifen des deutschen Königs, auf dessen Befehl alle Ausländer, die keinen festen Sitz in Böhmen nachweisen konnten, das Land verlassen mussten – also auch die Brandenburger -, kehrte Ruhe ein.

Zawisch gehörte fortan zum Königshof und hielt sich ständig in der Nähe der Königswitwe Kunigunde auf. Diese ernannte den „schönen, gebildeten Mann“, wie ihn Palacky beschrieb, zum Burggrafen von Grätz (tschechisch Hradec) bei Troppau (Opava). 1281 soll sie ihn heimlich geheiratet haben. Es war seine zweite Frau, über die erste, mit der er eine Tochter hatte, die später Heinrich von Kruschina von Lichtenburg (Jindřich Krušina z Lichtenburka) heiratete, liegen keine Berichte vor. Zwischen 1281 bis 1282 ist über Zawisch nichts bekannt. Palacky geht davon aus, dass die Frischvermählten sich auf der Burg Grätz aufhielten, wohl auch versteckt vor der Pest und Hungersnot, die nach dem Krieg ausbrach und über 600.000 Menschen das Leben kostete.

1283 kehrte der zwölfjährige Thronfolger Wenzel aus seiner Gefangenschaft in Brandenburg zurück. Wegen ihrer Heirat wagte die Königin nicht, ihn persönlich zu treffen und schrieb ihm zunächst Briefe. Wenzel schickte ihr und ihrem Mann Boten. Zawisch gelang es in den folgenden Jahren, einen großen Einfluss auf den Jungen auszuüben. Dies führte beim böhmischen Adel zu neuen Eifersüchteleien und Machtkämpfen. Da die Falkensteiner und ihre Verbündeten in der Mehrzahl waren, gewannen sie die inneren Machtkämpfe. Zawisch wurde zum höchsten königlichen Hofmeister ernannt. Seine Verbündeten teilten wichtige Ämter unter sich auf. Zawisch nutzte seinen großen Einfluss auf den jungen König für seine politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen in Böhmen aus. Im gleichen Jahr ließ er in Oels (Olešnice na Moravě) seinen Sohn Jeschek (Ješek) von Falkenstein (auch Jan von Falkenstein) (1282-1296) taufen, der später Kreuzritter des Deutschen Ritterordens in Preußen wurde.

Am 4. Juni 1284 wurden die vermutlich nicht allzu blutig geführten Machtkämpfe in Böhmen mit einem Friedensvertrag beendet. Die Macht und den Einfluss, die Zawisch nun genoss und ausweitete, weckte jedoch weiterhin Eifersucht. Im Juni 1284 (andere Quellen sprechen vom Jahr 1285) wurde die offizielle Hochzeit gefeiert. Seit diesem Zeitpunkt regierte Zawisch mit dem vollen Vertrauen des jungen Königs faktisch das Land. Seine Bestrebungen waren dabei im Sinne des Königshauses und sorgten für Ruhe im Land. Seine Fähigkeiten als Heeresführer führten dazu, dass die Aufständischen mit militärischer Macht zum Gehorsam gezwungen wurden. Aber auch politisch machte er sich einen Namen, als er in Prag eine allgemeine Polizeiverordnung einführte, die Jahrhunderte lang angewendet wurde. Es erfolgte die Ernennung zum Unterkämmerer des Königs, ein Amt, das er zwei Jahre lang ausübte.

Er versuchte aber auch im wirtschaftlichen Eigeninteresse die Region Troppau einzunehmen. Der Halter von Troppau Nikolaus von Troppau beschwerte sich beim Kaiser Rudolf, dem die Expansionspläne des Falkensteiners ebenfalls ein Dorn im Auge waren. Das Misstrauen des Kaisers gegenüber Zawisch erreicht seinen Höhepunkt, als König Wenzel mit seiner Mutter zu seiner Hochzeit mit der Kaiserstochter Guta von Habsburg nach Eger fuhr und Zawisch die Stadt nicht betrat, sondern vielmehr vor den Toren sein Lager aufschlug.

Am 9. September 1285 starb Kunigunde nach einer kurzen, schweren Krankheit. Nach dem Einzug des neu vermählten Königspaars verzichtete Zawisch im Laufe des Jahre 1286 auf seine Ämter und trat aus dem öffentlichen Leben. Nach dem königlichen Bulletin übergab Wenzel II. noch am 23. Oktober 1285 seinem Sohn Ježek die Stadt Lanškroun (Landiscrona) und alle Gemeinden, die dazu gehörten. Zawisch zog sich auf den Hof des ungarischen Königs zurück. Dort lernte er Elisabeth die Kumane (tschechisch Alžběta Kumánka), Schwester des ungarischen Königs Ladislaus IV. kennen, die er mit Erlaubnis des Königs Wenzel schließlich heiratete.

Sie ließen sich auf der Burg Svojanov bei Polička nieder. Im Januar 1289 lud Zawisch Wenzel zur Taufe seines Sohnes ein. Taufpaten sollten der böhmische, ungarische und schlesische König (Heinrich III. (Schlesien)) sein. Wenzel ließ sich jedoch von Opponenten der Falkensteiner überzeugen, dass es sich um ein Mordkomplott handelte. Unter dem Vorwand, Zawisch sollte ihn zur Taufe begleiten, ließ er ihn nach Prag kommen. Zawisch kam mit einer kleinen Begleitung, wurde festgenommen und wegen Verdachts des Mordkomplotts gegen den König verhaftet. Weitere Anklagepunkte waren: eigene Bereicherung auf Kosten des Landes, das Besetzen wichtiger Ämter durch seine Freunde und schließlich der Versuch, sich der böhmischen Krone bemächtigen zu wollen.

Der Verdacht war vermutlich konstruiert, da Zawisch kein Interesse am Mord haben konnte. Vielmehr geht man davon aus, dass Wenzel dem Rat seiner Frau Guta und weiterer Feinde des Falkensteiners folgte, die während der Abwesenheit Zawischs vom Hof an Einfluss gewannen. Auch das inzwischen beträchtliche Vermögen des Adligen, an dem der König wohl interessiert war, dürfte ein Rolle gespielt haben.

Es ist nicht bekannt, wer die Verhandlungen gegen Zawisch führte. Jedenfalls wurde er dazu verurteilt, seine Burgen und Königsschätze an die Krone zurückzugeben. Er verteidigte sich mit dem Hinweis, dass diese Schätze durch Übertragungsurkunden seiner Frau Kunhuta gehörten, diese sie dann an den Sohn Jeschek vermachte, der nun der rechtmäßige Erbe sei. Sein Vermögen, vor allem Höfe, wurde konfisziert und er im Weißen Turm an der Prager Burg festgehalten.

Nach der Verhaftung erhoben sich die Witigonen mit Unterstützung des ungarischen Königs gegen Wenzel. 1290 verließ Nikolaus von Troppau mit seinem Heer und dem Häftling Zawisch Prag Richtung Südböhmen. Der langjährige Feind schleppte ihn von Burg zu Burg. Bei befreundeten Adligen des Falkensteiners soll er diese zur Herausgabe der Burg oder zur Kapitulation gezwungen haben, indem er eine Bühne errichten ließ, auf der ein Henker sich mit seinem Beil über dem Kopf des Zawisch aufstellte. Nikolaus verlangte daraufhin die Kapitulation der belagerten Burg. Geschehe dies nicht, werde der Falkensteiner geköpft. Allerdings trug diese Drohung bei einigen Burgbesitzern keine Früchte.

Auch sein älterer Bruder Witiko von Krumau weigerte sich, seine Burg Hluboká nad Vltavou freiwillig herauszugeben. König Wenzel selbst führte die Verhandlungen. Nach deren Scheitern verließ Wenzel sein Heer, nicht jedoch ohne zuvor dem Befehlshaber der Belagerer Nikolaus einen Freischein auszustellen, in dem Nikolaus über das Leben seines größten Feindes frei verfügen durfte. Am 24. August 1290 wurde Zawisch vor den Augen seiner Brüder unter der Burg am rechten Ufer der Moldau mit dem Schwert hingerichtet. Seine leiblichen Überreste wurden im Kloster Vyšší Brod bestattet.

Über das Schicksal seiner zweiten Frau und deren neugeborenen Sohn gibt es keine Berichte. Seine Brüder Witiko von Krumau und Vok von Krumau flüchteten zunächst nach Ungarn, später nach Polen. Andere Familienmitglieder wie die Brüder Budivoj von Skalitz oder Johann (Henclinus) von Skalitz (Jan ze Skalice auch Ledenic) durften nach langen Verhandlungen mit dem König ihre Ländereien behalten.

Wenzel scheint die Hinrichtung seines Ziehvaters jedoch am Gewissen gelegen zu haben. 1292 ließ er als Sühne für den Tod Zawischs in Zbraslav ein Kloster errichten, das ab diesem Zeitpunkt Grablege der Přemysliden war.

[Bearbeiten] Quelle

  • Wikipedia (tschechische Version)
  • Anna Kubíková: Rožmberské kroniky ISBN 80-86829-10-3
  • František Palacký: Geschichte von Böhmen
Andere Sprachen

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