User:Manfred Riebe/Theodor Ickler
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Theodor Ickler (* 7. April 1944 in Krauschwitz / Schlesien) [1] ist Professor für Germanistik / Deutsch als Fremdsprache am Institut für Germanistik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist der hervorragendste Kritiker der deutschen Rechtschreibreform von 1996.
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[edit] Beruflicher Werdegang
Studium der Germanistik, Klassischen Philologie, Philosophie und Indogermanistik in Marburg; 1970 Erstes Staatsexamen für das Lehramt, 1973 Promotion in Klassischer Philologie und Indogermanistik. 1979 Zweites Staatsexamen. 1985 Habilitation für Deutsch als Fremdsprache an der Universität München. Seit 1987 Professor für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Erlangen-Nürnberg.
[edit] Widerstand gegen die Rechtschreibreform
2001 wurde Ickler mit dem Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet. Mit der Verleihung des „Deutschen Sprachpreises 2001“ an Theodor Ickler würdigt die Henning-Kaufmann-Stiftung die vielfältigen und richtungweisenden Arbeiten eines bedeutenden Sprachwissenschaftlers, vor allem auf dem Gebiet der Orthographietheorie und -geschichte. Theodor Ickler hat mit drei Büchern die durch die Rechtschreibreform erfolgten Eingriffe in das gewachsene deutsche Orthographiesystem einer ebenso umfassenden wie konstruktiven Kritik unterzogen.
Professor Ickler vertrat als Sachverständiger bei der Anhörung vor dem Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages am 2. Juni 1997, bei der Anhörung der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung am 23. Januar 1998 in Mannheim sowie bei der Verhandlung beim Bundesverfassungsgericht am 12. Mai 1998 in Karlsruhe die Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ und den „ Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.“ (VRS), der insbesondere für den Schutz vor willkürlichen Eingriffen und für die Pflege der deutschen Sprache eintritt. Darüber hinaus hat sich Professor Ickler in zahlreichen Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Versammlungen und Einzelgesprächen unter erheblichem persönlichen Einsatz gegen die Rechtschreibreform gewandt und ist überzeugend und entschieden für die Wahrung der bisherigen bewährten Orthographie eingetreten.
Insbesondere hervorzuheben ist unter seinen Arbeiten sein „Kritischer Kommentar zur ‚Neuregelung der deutschen Rechtschreibung‘“, die bisher einzige umfassende und sorgfältige linguistische Analyse der Rechtschreibreform, mit einem Anhang zur „Mannheimer Anhörung“ versehen. Aufgrund des sorgfältigen Studiums der zahlreichen Publikationen der Reformer kann Professor Ickler zu jedem Problemfeld, zu jedem Paragraphen, zu jedem Unterpunkt aufs genaueste deren irrige Ausführungen, die der von den Reformern selbstverfaßten Systematik widersprechenden Einfügungen und die offenkundigen Widersinnigkeiten aufdecken. Jeder, der seinen Kommentar studiert, kann sehr viel über die deutsche Sprache und ihre Gesetzmäßigkeiten lernen; denn Professor Ickler begnügt sich nicht mit der bloßen Kritik, sondern begründet in klarer und deutlicher Sprache die Sinn- und Regelhaftigkeit der bisherigen Rechtschreibung und verdeutlicht seine Ausführungen anhand zahlreicher Beispiele.
Inzwischen haben sich auf dem Gebiet der Orthographie aufgrund der Mängel des Regelwerks in den verschiedenen Wörterbüchern und Schreibweisen der Nachrichtenagenturen und Verlage zahlreiche Sonderorthographien herausgebildet. Dadurch wurde die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zerstört. Professor Ickler hat sich am intensivsten, am ausdauerndsten und am umfassendsten mit der von der Rechtschreibkommission vorgelegten Neuregelung befaßt. Deshalb ist er - nachdem das Duden-Privileg aufgehoben ist - wie kein anderer geeignet, die Grundlagen zu legen für ein Wörterbuch, das aus diesem Rechtschreibchaos wieder herausführt und die Einheitlichkeit der Rechtschreibung wiederherstellt.
Professor Ickler hat die Veränderungen im Wortschatz des Deutschen beobachtet und in einem rein orthographischen Wörterbuch registriert. Seine „Deutsche Einheitsorthographie“ (Entwurf-Fassung, 1999), heute: Normale deutsche Rechtschreibung. 4. Auflage, 2004, ist ein Regelwerk und Wörterbuch der allgemein üblichen Rechtschreibung. Es enthält eine Wörterliste mit den sprachlich korrekt geschriebenen gültigen Wörtern des deutschen Grundwortschatzes. Was allgemein üblich ist, stellte Ickler anhand großer Textmengen fest, z.B. der Datenbanken überregionaler Tageszeitungen wie der FAZ und der Süddeutschen Zeitung. Ickler hat die Ungereimtheiten und Widersprüche des Duden beseitigt. Auf dieser Grundlage ist die Einheitlichkeit der deutschen Orthographie gewährleistet.
[edit] Auszeichnungen
1977 - Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
1978 - Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
2001 - Deutscher Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung
2001 - „Rechtschreibwahrer“ der Deutschen Sprachwelt
[edit] Veröffentlichungen
[edit] Bücher
- Platons sogenanntes „Hypothesis-Verfahren“. Dissertation Marburg, 1973
- ›Vom Dichten und Denken‹ - Antwort auf die Preisfrage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vom Jahr 1974: »Kann man dichten ohne zu denken und denken ohne zu dichten?« Mit einer Nachbemerkung von Gerhard Storz. Preisschrift der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Heidelberg: Lambert Schneider, 1977. 67 S. - ISBN 3-7953-0632-9
- ›Die Ränder der Sprache‹ - Antwort auf die Preisfrage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vom Jahr 1976: »Ist freier Ausdruck in Rede und Schrift ohne Sprachnormen möglich?«. Mit einer Nachbemerkung von Harald Weinrich. Preisschrift der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Heidelberg: Lambert Schneider, 1978. 87 S. - ISBN 3-7953-0270-6
- Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung in das Studium. Tübingen, 1984 (Germanistische Arbeitshefte)
- „Wortgebrauch und Wortwissen“, München, 1984 (unveröffentlichte Habilitationsschrift)
- Bibliographie Deutsch als Fremdsprache - kritischer Führer durch die Literatur. Tübingen 1985
- (Hg.) Studien zu Deutsch als Fremdsprache 1: Beiträge zur Linguistik und Didaktik des Deutschen als Fremdsprache. Hildesheim 1993. (Germanistische Linguistik 119-120)
- Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, Presserechtlich verantwortlich: Alexander Siegner, Pullach, November/Dezember 1996.
- Die Disziplinierung der Sprache. Fachsprachen in unserer Zeit, Tübingen: Narr, 1997
- Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, St. Goar: Leibniz, 1997
- Kritischer Kommentar zur ‚Neuregelung der deutschen Rechtschreibung‘, 1998, 2. durchgesehene u. erw. Auflage, mit einem Anhang zur „Mannheimer Anhörung“, Erlangen und Jena: Verlag Palm & Enke, 1999 (Erlanger Studien, Band 116)
- Deutsche Einheitsorthographie. Wörterbuch der allgemein üblichen Rechtschreibung. Entwurf-Fassung, St. Goar: Leibniz-Verlag, August 1999
- Das Rechtschreibwörterbuch. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung, 3. Auflage, St. Goar: Leibniz, 2000
- Normale deutsche Rechtschreibung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen, 4. erweiterte Auflage, St. Goar: Leibniz Verlag, 2004
- Regelungsgewalt. Hintergründe der Rechtschreibreform, St. Goar: Leibniz, 2001
- Rechtschreibreform in der Sackgasse: Neue Dokumente und Kommentare, St. Goar: Leibniz, 2004
[edit] Artikel (kleine Auswahl)
Unzählige andere Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen. Siehe die
- Literaturliste in: Theodor Ickler
- Literaturliste in: Deutscher Sprachpreis 2001 für Theodor Ickler
-Literaturliste in: Der Rechtschreibwahrer 2001: Theodor Ickler
Schlüsselartikel:
-Wie wir schreiben sollten - Die Rechtschreibreform ist bankrott - Die Erneuerung der deutschen Orthographie stürzt nicht über ihre Lächerlichkeit, sie geht an ihren Widersprüchen zugrunde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 238, Samstag, 12. Oktober 1996, Feuilleton, S. 36
-Was weiß Manfred Kanther? Zum Stand der sogenannten Rechtschreibreform. In: DEUTSCHE SPRACHWELT, Ausgabe 1 vom 20. Mai 2000, S. 3
- Richtig falsch. Wie die Verlage in vorauseilendem Gehorsam die Kinder- und Jugendbücher auf die Reformschreibung getrimmt haben. In: Bayerische Staatszeitung Nr. 10 vom 8. März 2002
[edit] Leserbriefe (kleine Auswahl)
- Leserbrief. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 06.12.1994 („Eindeutig vorteilhaft ist die Reform nur für den Duden, den die Reformer am heftigsten kritisiert haben und der nun das Geschäft des Jahrhunderts machen wird.“ Zitiert nach Ickler: Die Rechtschreibreform - Propaganda und Wirklichkeit, Erlangen, im November 1997, S. 2, Fn 1)
- Ein fauler Kompromiß, der Verwirrung schafft. In: Süddeutsche Zeitung vom 18.09.1995. („Wenn aber der Reformer Klaus Heller meint, diese kleine Reform müsse jetzt durchgeführt werden, damit später eine größere möglich wird, so verkennt er, daß eine Rechtschreibreform für 100 Millionen Muttersprachler und zahllose Ausländer immer ein ganz folgenreiches Unternehmen ist. Man kann die Rechtschreibung nicht des öfteren wechseln wie ein Paar abgetragene Schuhe.“)
- Eine wirkliche Rechtschreibreform liegt in weiter Ferne. In: Süddeutsche Zeitung vom 07./08.10.1995, S. 45
Diese kleine Auswahl soll ansatzweise dokumentieren, daß Theodor Ickler schon 1994/95 vor der Rechtschreibreform warnte. Es folgten unzählige Leserbriefe auch in der Süddeutschen Zeitung, die ihn aber im Gegensatz zur FAZ und zur WELT bis 2001 als Artikelschreiber boykottierte. Erst nachdem Ickler den Deutschen Sprachpreis 2001 erhielt, durfte Ickler auch in der Süddeutschen Zeitung schreiben.
[edit] Netzverweise
- Ickler, Theodor: Wie wir schreiben sollten - Die Rechtschreibreform ist bankrott - Die Erneuerung der deutschen Orthographie stürzt nicht über ihre Lächerlichkeit, sie geht an ihren Widersprüchen zugrunde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 238, 12. Oktober 1996, S. 36
- „Das ist ein Dammbruch“ - Der Rechtschreibreformkritiker Theodor Ickler über die Rückkehr der FAZ zur alten Rechtschreibung und die politischen Hintergründe der Reform. In: JUNGE FREIHEIT vom 11. August 2000
- Deutscher Sprachpreis 2001 für Theodor Ickler - Aus der Einladung der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache zur Preisverleihung
- „Auf die Barrikaden gehen!“ - Theodor Ickler, der neue Träger des Deutschen Sprachpreises, im Gespräch mit der DEUTSCHEN SPRACHWELT. In: DEUTSCHE SPRACHWELT vom 20. September 2001
- Ickler, Theodor: Rede anläßlich der Verleihung des Deutschen Sprachpreises -
- Ickler, Theodor: Reformdiarrhö: Der Eine oder Andere wird Pleite gehen - wie jedes Mal (zum vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung). In: Süddeutsche Zeitung vom 5. Februar 2004
- Ickler, Theodor: „Reform mit drei ‚F’ - Über die Folgen der neuen deutschen Rechtschreibregeln“. SÜDWESTRUNDFUNK, SWR2 Aula, Sendung: Samstag, 1. Januar 2005, 8.30 Uhr, Redaktion: Ralf Caspary
Am 5. Februar 2005 in Wikipedia.de hineingestellt: http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Ickler Dort leider gekürzt und verschlimmverbessert.
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Anmerkungen:
1. Krauschwitz liegt im linksseitigen Neißetal, heute nahe der polnischen Staatsgrenze. Die Gemeinde Krauschwitz gehörte bis 1945 zur Provinz Schlesien, seitdem zu Sachsen. Das Ortseingangsschild lautet heute: „Krauschwitz Krušwica Oberlausitz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis“ (Dort gibt es offenbar eine sorbische Minderheit). Die Eltern Icklers flohen 1945 mit ihren Kindern nach Nordhessen, ihre eigentliche Heimat.
2. Viele Köche verderben den Brei
Inzwischen wurde mein Artikel in Wikipedia.de ohne Diskussion extrem verkürzt, verstümmelt und in den Neuschrieb umgefälscht. Es war ein oder waren mehrere Verschlimmbesserer am Werk, die leider von der Sache keine Ahnung haben und daher auch noch Fehler einbauten. Auch in diesem Fall paßt das Urteil von Torsten Kleinz:
„[...] Fachleute beklagen sich [über Wikipedia, MR], daß die Artikel in ihrem Fachgebiet nur unzureichend sind und eine nachhaltige Verbesserung schwer gegen die Masse der Benutzer durchzusetzen sei. [...] Ein exzellenter Artikel kann durch unsachgemäße Bearbeitung sehr schnell wieder unübersichtlich und sachlich inkorrekt werden. [...] Zudem könnte eine namentlich bekannte Redaktion und eine transparentere Quellenpolitik dem Leser zusätzliche Orientierung und Vertrauen geben. [...]“
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19297/1.html __________________________________________________
Ich kann das Urteil von Torsten Kleinz nur unterstreichen: In der deutschen Wikipedia herrscht der Durchschnitt, d.h. es mangelt an Qualität. Viele Köche verderben den Brei. „Verbesserungen sind schwer gegen die Masse der Benutzer durchzusetzen“. Der Ickler-Artikel in der deutschen Wikipedia wirkt nicht mehr informierend und aufklärend, sondern hauptsächlich infolge der simplifzierenden Löschungen reichlich volksverdummend.
3. Rolf Landolt, der Vorsitzende des Bundes für vereinfachte rechtschreibung (BVR) (die Schweizer Kleinschreiber, MR), hat in einigen biographischen Notizen über Theodor Ickler sehr einseitig fast nur die wenigen abfälligen Urteile von Reformern und Reformbefürwortern zusammengestellt. Rolf Landolt, Rüdenplatz 4, CH-8001 Zürich, E-Mail: landolt@sprache.org - http://www.sprache.org/landolt http://www.sprache.org/bvr/biwhois_nick.htm Diesen Kleinschreibern ging die Reform offenbar nicht weit genug. Hinzu kommt, daß es ohnehin eine Schweizer Sonderorthographie gibt: http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=419 -.