Alternativweltgeschichte
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Alternativweltgeschichten sind eine Ausformung des Science-Fiction-Genres und sind unter den Bezeichnungen Allohistoria, Parahistorie, Alternate History, Counterfactual History oder Uchronia bekannt.
Die Geschichten dieser Bücher spielen in einer Welt, in der der Lauf der Weltgeschichte irgendwann (am so genannten Point of Divergence) von dem uns bekannten abgewichen ist. Während Science Fiction mit dem Potentialis operiert, operiert die Alternativweltgeschichte mit dem Irrealis, stellt also die Frage: „Was hätte sein können, wenn ...?“. Das Genre wurde insbesondere in der englischsprachigen Literatur der Nachkriegszeit entwickelt.
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[Bearbeiten] Hintergrund
In der Geschichtswissenschaft werden Gedankenspiele zur alternativen Geschichte als kontrafaktische Geschichte bezeichnet. Der Berliner Historiker Alexander Demandt wies 1984 in seiner Schrift Ungeschehene Geschichte darauf hin, dass Alternativweltgeschichten einen historischen Wert besitzen, da sie den Entscheidungsspielraum einer historischen Person widerspiegeln können und somit seine Entscheidung besser begründbar oder diskutierbar wird.
[Bearbeiten] Inhalte
Alternativweltgeschichten werden gerne als Mittel der Satire benutzt.
Als Hintergrund für Alternativweltgeschichten dienten u.a.:
- Die Schlacht von Waterloo, aus der Napoleon als Sieger hervor gegangen ist;
- Der amerikanische Bürgerkrieg, den die Südstaaten gewonnen haben;
- Der Zweite Weltkrieg, den Nazi-Deutschland gewonnen hat.
Darüber hinaus gibt es auch Parallelwelterzählungen, in denen sich beide Möglichkeiten der Geschichte unabhängig voneinander weiterentwickelt haben und später, meist in der Gegenwart, miteinander in Verbindung treten.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Carl Amery: An den Feuern der Leyermark (Bayern, und nicht Preußen, dominiert Deutschland)
- Philip K. Dick: Das Orakel vom Berge (engl. The Man in the High Castle; Deutschland und Japan haben im 2. Weltkrieg die USA besetzt)
- Christian von Ditfurth: Die Mauer steht am Rhein (Die DDR bekommt nach einem sowjetisch-amerikanischen "Kuhhandel" die BRD zugeschlagen)
- Stephen Fry: Geschichte machen (Wie würde die Welt aussehen, wenn Hitler nie geboren worden wäre?)
- William Gibson & Bruce Sterling: Die Differenzmaschine (Im 19. Jahrhundert wird der erste funktionierende Computer gebaut)
- Robert Harris, Vaterland (engl. Fatherland; Deutschland hat den 2. Weltkrieg gewonnen, die Handlung spielt zu Hitlers 75. Geburtstag im Jahr 1964)
- Robert A. Heinlein: Das neue Buch Hiob (Der Protagonist wird in immer neue Versionen des Jahres 1994 versetzt.)
- Oliver Henkel: Die Zeitmaschine Karls des Großen
- Ward Moore: Der große Süden (engl.: Bring the jubilee; Die Südstaaten haben den amerikanischen Bürgerkrieg gewonnen)
- Philip Roth: Verschwörung gegen Amerika (engl. The Plot Against America: Charles Lindbergh wird 1941 Präsident der USA und verständigt sich mit Nazi-Deutschland)
- Norman Spinrad: Der stählerne Traum (Adolf Hitler wird in Amerika ein berühmter SF-Schriftsteller)
- Harry Turtledove: diverse Werke, unter anderem Southern Victory (der Süden gewinnt den Sezessionskrieg – und wie sich dies im 20. Jahrhundert auswirkt)
- Stephen Baxter: Anti-Eis (engl. Anti-Ice: Die Entdeckung von Anti-Materie (das sog. Anti-Eis) verändert den Verlauf der Industriellen Revolution. Großbritannien setzt das Anti-Eis als Waffe ein, um seine Vormachtstellung zu verteidigen.)
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Heinrich Freitag / Peter Hühn (Hg.): Literarische Ansichten der Wirklichkeit. Studien zur Wirklichkeitskonstitution in englischsprachiger Literatur. To honour Johannes Kleinstück, Frankfurt a.M, Bern, Cirencester/U.K.: Lang 1980 [Anglo-American forum; Bd. 12].
- Harald Husemann: When William Came; If Adolf Had Come. In: Anglistik und Englischunterricht: Images of Germany 29/30, 1986, S. 57-83.
- Gavriel David Rosenfeld: The World Hitler Never Made. Alternate History and the Memory of Nazism. 2005, ISBN (Rezension)