Ariane 4
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Die Ariane 4 ist mit 116 Starts, von denen 113 erfolgreich waren, das bisher erfolgreichste Arianemodell mit einer Zuverlässigkeit von 94,55 %. Ihren Erstflug hatte sie am 15. Juni 1988.
Die Ariane-4-Raketen waren zwischen 55 m und 60 m hoch und konnten eine Nutzlast von bis zu 4,9 t in eine GTO-Transferbahn transportieren. Das Startgewicht betrug zwischen 243 t und 480 t. Die Ariane 4 transportierte meistens zwei übereinander angeordnete Satelliten in die Umlaufbahn. Dieses Merkmal verhalf der Ariane 4 zu günstigen Startpreisen und zusammen mit ihrer hohen Zuverlässigkeit Arianespace zu einer starken Dominanz im Satelliten-Transportgeschäft. Arianespace hielt so einen Weltmarktanteil von ca. 60% über mehrere Jahre.
Am 15. Februar 2003 erfolgte mit Flug 159 der letzte Start einer Ariane-4-Rakete.
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[Bearbeiten] Technische Merkmale
Die Ariane 4 basiert auf der Ariane 3. Damit sich die Rakete an verschieden schwere Nutzlasten anpassen konnte, und auch dem Trend der ständig steigenden Nutzlastmassen längere Zeit standhalten konnte, wurde sie mit einem flexiblen Konzept von Boostern ausgestattet. Dieses sollte ihr ermöglichen, während ihrer gesamten Einsatzzeit Kosten sparende Doppelstarts durchführen zu können. Einerseits wurden die Feststoffbooster der Ariane 3 stark gestreckt, um ihre Leistung zu erhöhen, andererseits wurden von der zweiten Stufe der Ariane 3 neue Flüssigtreibstoffbooster abgeleitet, die wesentlich größer und schwerer als die verlängerten Festtreibstoffbooster waren und eine höhere Leistung als diese hatten. Außerdem wurde die erste Stufe gegenüber der Ariane 3 stark gestreckt, um wesentlich mehr Treibstoff aufnehmen zu können. Dadurch wurde die Tankkapazität so groß, dass die erste Stufe nur vollgetankt werden konnte, wenn sie mindestens mit 4 Feststoffboostern oder 2 Flüssigboostern gestartet wurde, da ansonsten die Triebwerksleistung nicht ausreichte, um die schwere Rakete abheben zu lassen. Dieses führte dazu, dass bei Versionen, bei denen die erste Stufe nicht vollgetankt werden konnte, die Brennzeit kürzer als normal war, weil die Triebwerke den Treibstoffvorrat in kürzerer Zeit verbraucht hatten. Die zweite und dritte Stufe wurde bei der Entwicklung der Ariane 4 gegenüber der Ariane 3 nicht verändert. Dafür wurde eine neue Nutzlastverkleidung mit 4 m Durchmesser und eine ebenso breite Doppelstartvorrichtung eingeführt.
Die Ariane 4 wurde wesentlich länger produziert als ursprünglich geplant, da sie immer wieder nach Fehlstarts der Nachfolgerin Ariane 5 in die Bresche springen musste. Deshalb stiegen die Satellitenmassen über das ursprünglich für Ariane 4 geplante Maß weiter an, so dass die Ariane 4 mehrere Modifikationen zur Leistungssteigerung erfuhr. Neben der Einführung leichterer Materialien für Verkleidungen, Druckgastanks etc. betrafen diese jedoch fast ausschließlich die dritte Stufe. Die dritte Stufe (H 10) wurde zuerst gestreckt, um mehr Treibstoff aufnehmen zu können (H 10+). Als dieses nicht mehr reichte, wurde die Treibstoffmischung auf einen höheren Sauerstoffanteil umgestellt und so die Nutzlastkapazität nochmals gesteigert (H 10 III). Trotzdem waren zum Schluss fast alle Satelliten so schwer, dass selbst die stärkste Ariane 4 Version (Ariane 44L) meistens nur noch Einzelstarts durchführen konnte.
[Bearbeiten] Versionen
Für verschieden schwere Nutzlasten standen sechs Raketenkonfigurationen zur Verfügung. An der reinen Serienstufenrakete (Ariane 40 genannt) konnten zur Nutzlasterhöhung seitlich entweder Feststoff- und/oder Flüssigtreibstoffbooster befestigt werden. Folgende Ariane-4-Versionen standen zur Verfügung:
- 40 – ohne Booster
- 42L – 2 Flüssigtreibstoff-Booster
- 42P – 2 Feststoff-Booster
- 44L – 4 Flüssigtreibstoff-Booster
- 44P – 4 Feststoff-Booster
- 44LP – 2 Flüssigtreibstoff-Booster und 2 Feststoff-Booster
Syntax: Die erste Zahl steht für Ariane 4, die zweite für die Anzahl der Booster und die Buchstaben für die Treibstoffart – L = liquide (franz.) = flüssig , P = poudre (franz.) = fest.
[Bearbeiten] Ariane-4-Versionsdaten
Version | Ariane 40 | Ariane 42P | Ariane 44P | Ariane 42L | Ariane 44LP | Ariane 44L |
---|---|---|---|---|---|---|
Startmasse ca. | 243 t | 320 t | 350 t | 360 t | 420 t | 470 t |
Startschub | 2668 kN | 3918 kN | 5168 kN | 4000 kN | 5250 kN | 5332 kN |
Nutzlast (GTO) | 2070 kg | 2920 kg | 3380 kg | 3450 kg | 4170 kg | 4900 kg |
Erster Flug | 21. Januar 1990 | 20. November 1990 | 4. April 1991 | 11. Mai 1993 | 15. Juni 1988 | 5. Juni 1989 |
Letzter Flug | 4. Juni 2000 | 3. Mai 2002 | 25. September 2001 | 23. Januar 2002 | 26. November 2001 | 15. Februar 2003 |
Anzahl der Flüge | 7 | 15 | 15 | 13 | 26 | 40 |
Wichtige Nutzlasten | ERS 1 & 2 | TOPEX/Poseidon | ISO | Astra 1C | Hipparcos, Astra 1A, TV-SAT 2 | Intelsat 907, DFS Kopernikus 1 |
- Nutzlast mit „H10 III“-Drittstufe.
[Bearbeiten] Technische Daten der einzelnen Stufen
Stufe | Name | Treibstoffmasse | Oxidator | Treibstoff | Triebwerk(e) | Schub | Brennzeit |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Stufe | L220 | 229 t max. | Stickstofftetroxid | UH 25 | 4* Viking V | 4* 667 kN = 2668 kN | 210 s max. |
Flüssig-Booster | PAL | 36 t | Stickstofftetroxid | UH 25 | 1* Viking VI | 1* 666 kN | 135 s |
Feststoff-Booster | PAP | 9,5 t | Festtreibstoff | Festtreibstoff | Festtreibstofftriebwerk | 1* 625 kN | 34 s |
2. Stufe | L33 | 34 t | Stickstofftetroxid | UH 25 | 1* Viking IV | 1*786 kN im Vakuum | 124 s |
3. Stufe | H10 III | 11,9 t | flüssiger Sauerstoff | flüssiger Wasserstoff | 1* HM7B | 1* 63 kN im Vakuum | 780 s |
- Die „H10 III“-Drittstufe wurde erst ab 1996 eingesetzt, davor waren die schwächeren „H10“- und „H10+“-Drittstufen im Einsatz.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Martin Fischer: Europas Trägerrakete ARIANE. Geschichte und Technik zum letzten Start der ARIANE 4. Stedinger Verlag, Lemwerder 2004, ISBN 3-927697-32-X
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Ariane – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Ariane 4 Infos von Arianespace (engl.)
- Letzter Flug der Ariane 4
- Detaillierte technische Daten
- Ariane 1-4 Startliste und Leistungsdaten
- Die Geschichte der Ariane 4
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(siehe auch: Ariane-Programm | Liste der Raketentypen)