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Billigfluggesellschaft - Wikipedia

Billigfluggesellschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Billigfluggesellschaft (auch kurz Billigairline, Billigflieger, englisch Low-Cost-Carrier, no frills Airline, budget airline) ist die etablierte Bezeichnung für Fluggesellschaften, die zumindest einen kleinen Teil der verfügbaren Sitzplätze auf Linienflügen zu weit unterdurchschnittlichen Preisen anbieten.

Ryanair Boeing 737-200
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Ryanair Boeing 737-200

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kennzeichen

Die Kennzeichen von Billigfluggesellschaften sind:

  • extreme Billigangebote, mit denen Werbung gemacht wird ("99 Cent"), gelten in der Regel nur bei frühzeitiger Buchung und nur für ein begrenztes, relativ kleines Kontingent (meist unter 15 % der verfügbaren Sitzplätze).
  • nur eine Passagierklasse, keine Business- und First-Class.
  • niedrige Freigepäckmengen. Mehrgepäck wird gegen Aufpreis transportiert
  • oft nur ein Flugzeugtyp, das spart Reparatur- und Trainingskosten (z.B. Easyjet mit Boeing 737 und Airbus A319, Ryanair nur mit Boeing 737)
  • intensivere Flottennutzung (so genannte daily utilisation, beispielsweise bei Easyjet ca. 10,7 Stunden pro Tag gegenüber Linienflieger British Airways nur 7,1 h)
  • kurze Bodenstandzeiten (Turnaround in der Regel 25 min zwischen zwei Flugereignissen)
  • freie Sitzplatzwahl an Bord des Flugzeuges.
  • nur Nonstop-Flüge, keine Transfers
  • preiswerte Sekundärflughäfen ohne großen Verkehr, geringe Abfertigungsgebühren.
  • kein kostenloser Bord-Service. Getränke und Snacks im Verkauf (No frills-Konzept) oder die Ausgabe der Verpflegung ist streng reglementiert (üblicherweise maximal 1 Getränk pro Flugpassagier).
  • Personal: entsprechend der gesetzlichen Mindestbesatzung (so genanntes Crew-Complement), hohe Flexibilität (zum Beispiel Boarding durch Flugbegleiter), niedrige Gehälter.
  • Kosteneinsparungen durch Direktvertrieb, insbesondere durch Callcenter und Internet, Check-In Automaten.
  • wenig Verwaltungspersonal (zum Beispiel Germanwings in Köln: etwa 50 Mitarbeiter).

[Bearbeiten] Entstehung & Entwicklung

Das Modell der Billigfluggesellschaften stammt aus den USA und wurde dort von Southwest Airlines 1971 ins Leben gerufen, die erste europäische Fluggesellschaft dieser Kategorie war Laker Airways, die als bisher einzige Low-Cost-Airline auch interkontinentale Billigflüge anbot, damit jedoch scheiterte.
Ryanair übernahm das Modell 1991, und expandiert seit 1995 europaweit. Flogen 1994 nur rund drei Mio. Passagiere mit Low-Cost-Carriern, die meisten mit Ryanair, so waren es 1999 bereits etwa 17,5 Mio. Passagiere. 1995 beschloss British Airways die Gründung einer eigenen Low-Cost-Sparte mit dem Namen Go, die 1998 den Betrieb ab dem Londoner Flughafen Stansted aufnahm. Im gleichen Jahr nahm Easyjet ab London Luton den Flugbetrieb auf. KLM folgte dem Beispiel der British Airways im Jahr 2000, in dem sie die Low-Cost-Airline Buzz gründete. In Europa gehören EasyJet und Ryanair zu den erfolgreichsten Billigfluglinien, die aufgrund der Deregulierung im Flugverkehr ihre Passagierzahlen enorm steigern konnten. Seit Ryanair im Februar 2002 100 km von Frankfurt am Main entfernt mit Frankfurt-Hahn eine Basis eröffnet hat und im Herbst 2002 mit Germanwings und Hapag-Lloyd Express zwei deutsche Billigfluggesellschaften vom Flughafen Köln-Bonn gestartet sind, boomen die Billigflieger auch in Deutschland.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Fluggesellschaften bieten Billigfluggesellschaften ausschließlich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen an und verzichten auf die Verwendung des Drehkreuzkonzepts. In der Regel gehen sie keine Allianzen mit anderen (Billig-)Fluggesellschaften ein.

[Bearbeiten] Interessantes

Die weltgrößten Billigfluggesellschaften :

Im Jahre 2004 beförderte Passagiere und derzeitiger Flottenbestand

  • Southwest Airlines, USA : 70,9 Millionen / 432 Boeing 737
  • Ryanair, Irland : 26,583 Millionen / 111 Boeing 737
  • EasyJet, England : 25,716 Millionen / 64 Boeing 737 und 32 Airbus A319

Das Wort „Billigfluggesellschaft“ fand bereits im Jahr 2004 den Weg in den Duden - in der 23. Auflage wird das Wort folgendermaßen erklärt: „Eine Fluggesellschaft, die Flüge zu sehr niedrigen Preisen anbietet“. Der Duden unterscheidet dabei zwischen dem korrekten Ausdruck „Billigfluglinie“ und dem umgangssprachlichen Begriff „Billigflieger“.

[Bearbeiten] Konkursfälle unter Billigfliegern

Immer wieder gab es Fälle von neuen Billigfluggesellschaften, die nur kurze Zeit flogen und nach wenigen Monaten, teilweise sogar schon nach wenigen Tagen den Betrieb einstellen mussten. Für Deutschland ist die Einstellung des Flugbetriebs von BerlinJet wenige Tage nach dem Erstflug der Gesellschaft ein Beispiel dafür.

[Bearbeiten] JetGreen Airways

So musste im Mai 2004 das irische Unternehmen JetGreen Airways nach nur einer Woche den Flugbetrieb wieder einstellen. Die 40.000 gebuchten Tickets konnten nicht zurückgegeben werden. Nach Medienberichten saßen mehr als 400 Fluggäste am 12. Mai 2004 in den spanischen Zielorten der Gesellschaft Málaga und Alicante fest. Die Gesellschaft hatte für ihre Flüge von Dublin in die spanischen Zielorte Einstiegspreise von 1 € inklusive Steuern und Gebühren erhoben. Obwohl die Gesellschaft anfangs nur mit einem Flugzeug, einer Boeing 757, operierte, waren nach Firmenangaben Verhandlungen mit weiteren Mittelmeerzielen im Gange. Nach dem Ende von JetGreen Airways kritisierten Politiker, Reisebüros und andere Fluggesellschaften die irische Luftfahrtbehörde wegen der Lizenzvergabe.

[Bearbeiten] BerlinJet

2002 gründeten die drei Unternehmer Oliver A. Heinz, Torsten Mache (vorher Betreiber einer Internetagentur) und Klaus Marzinamit (Ex-Lufthansapilot) die BJ Flugreisen GmbH, die unter der Bezeichnung BerlinJet preiswerte Flüge von Berlin-Schönefeld nach München, Paris, Mailand und Nizza anbot. Da BerlinJet über keine eigene Fluglizenz verfügte, hätten Flugzeuge inklusive Crew gechartert werden müssen.

Für September 2002 wurden erstmals Flüge für 9 € plus Steuern verkauft, die jedoch nie durchgeführt wurden, da es nach Angaben des Unternehmens Probleme mit dem Partner Iberia gab. Am 10. Februar 2003 startete BerlinJet erstmals mit MD Airlines, musste jedoch den Flugbetrieb aus finanziellen Gründen bereits am 20. Februar 2003 wieder enstellen. Aufgrund der anschließenden Insolvenz des Unternehmens wurden die Gebühren für die bereits gebuchten, jedoch nicht ausgeführten Flüge nicht erstattet.

[Bearbeiten] Weitere Konkurse von Billigfluggesellschaften

  • V Bird (flog vom 23. Oktober 2003 bis zum 8. Oktober 2004 mit der Basis Airport Düsseldorf-Weeze, Niederrhein)
  • Volareweb.com: Die Billigflugtochter der italienischen Volare meldete am 23. November 2004 Konkurs an. Bereits am 30. Oktober 2004 hatte die Gesellschaft kurzfristig die Flüge von Deutschland nach Italien eingestellt. Aktuell wird noch über eine Zukunft von Volare diskutiert und nach Investoren gesucht. Im Juni 2005 wurde der Flugbetrieb von Volare wieder aufgenommen. Das Streckennetz beinhaltet hauptsächlich Verbindungen in Italien und wenige Strecken ins europäische Ausland.

[Bearbeiten] Billigflieger im Visier der Verbraucherschützer

Mit dem Vorwurf irreführender Preise gerieten mehrere Billigflieger in den Fokus des Verbraucherschutzes. Grund dafür war, dass meist mit Preisen geworben wurde, zu denen tatsächlich kein Flug erhältlich war. Es kommen oft noch Aufschläge wie Flughafengebühren, Kerosinzuschläge etc. hinzu. Außerdem kritisieren die Verbraucherschützern, dass meist bei Werbeaktionen die beworbenen Sitzplatzkontingente nur sehr klein waren. Eine Vorlage einer EU-Verordnung sieht allerdings vor, dass nur noch mit Endpreisen geworben werden darf. Die neuen Regelungen sollen für den gesamten europäischen Binnenmarkt gelten.

[Bearbeiten] Zukunft von Billigfliegern

Mittlerweile gibt es auf dem europäischen Markt kaum noch Neugründungen von Billigfliegern, die Zahl der Gesellschaften nimmt wieder ab. Als Beispiele für die Konsolidierung im Billigfliegermarkt können die oben aufgeführten Insolvenzen genannt werden. Weiterhin kommen Fusionen hinzu: Im Oktober 2002 fusionierten easyjet und Go zur easyjet. Im Januar 2003 kaufte Ryanair Buzz, auch unter KLM UK bekannt gewesen, auf. Seit April 2005 gab gexx den Großteil seiner Strecken an die dba ab. Im Gegenzug wurden zahlreiche Flugzeuge vom gexx-Eigner Germania an die dba im Wet-Lease verleast. 2006 schließlich wurde die dba von Air Berlin übenommen.

Dieser Trend wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach fortsetzen. Mittlerweile gehen Unternehmensberater davon aus, dass das Wachstum in der Branche bis 2010 nur noch ca. 13 Prozent pro Jahr betragen wird. In den Jahren vor 2005 konnten noch Quoten von 50 Prozent erreicht werden. Ebenso wie Michael O'Leary propagiert, geht nun auch der Unternehmensberater McKinsey davon aus, dass auf Dauer nur drei oder vier Billigairlines überleben werden. McKinsey nennt dabei insbesondere Ryanair, easyJet und Air Berlin. Allerdings verwischt mehr unter mehr die Zweiteilung zwischen den traditionellen Airlines und den Billigfliegern. Während z.B. die Lufthansa oder British Airways auf einigen Strecken im europäischen Flugverkehr sogenannte Billigtickets anbieten, wenden sich manche Billigflieger dem traditionellen Geschäft der etablierten Airlines, beispielsweise den Geschäftskunden, zu.

[Bearbeiten] Billigfluggesellschaften in Europa

Siehe Liste der europäischen Billigfluggesellschaften.

[Bearbeiten] Billigfluggesellschaften in anderen Ländern

Asien:

Australien und Neuseeland:

Vereinigte Arabische Emirate:

Oman, Bahrain und Vereinigte Arabische Emirate:

Vereinigte Staaten von Amerika:

Kanada:

Lateinamerika:

Mexiko:

  • Volaris
  • Interjet

Brasilien

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Groß, S./Schröder, A.: Low Cost Airlines in Europa - eine marktorientierte Betrachtung von Billigfliegern, Dresden 2005 (FIT-Verlag)

[Bearbeiten] Weblinks

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