Brandursachenermittlung
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Die Brandursachenermittlung dient der Aufdeckung der Ursachen und dem Ablauf von Bränden.
Die Brandursachenermittlung dient in erster Linie der Feststellung ob eine Straftat, also Brandstiftung vorliegt oder nicht. Die Feststellung technischer oder natürlicher Brandursachen dient lediglich dem möglichen Ausschluss einer Brandstiftung und wird, so eine dieser strafrechtlich nicht relevanten Ursachen konkret vorliegt, durch die Staatsanwaltschaft/Polizei nicht weiter verfolgt.
Überwiegend wird die Ermittlung von Brandursachen im zivilrechtlichen Bereich benutzt, um die Haftung für entstandene Schäden zu regeln. Hierbei geht es um Themen wie Versicherung, Konventionalstrafen, Regress und/oder Produkthaftung. Die zivilrechtliche Bedeutung überwiegt die strafrechtliche naturgemäß bei Weitem, da Brandstiftung nur einen (anzahlmäßig kleinen) Bereich möglicher Brandursachen bildet.
Weiterhin ist die Brandursachenermittlung, zumindest bei größeren Brandereignissen, von Bedeutung um den vorbeugenden Brandschutz zu unterstützen. Ist die Entstehung eines Brandes bekannt, so kann dieses Wissen gegebenenfalls in kommenden Vorschriften und Normen berücksichtigt werden.
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[Bearbeiten] Aufgaben
Um die unterschiedlichen Brandursachen erkennen zu können, müssen die vielfältigen Spurenbilder eines Brandes ausgewertet und gesichert werden. Wichtigste Aufgabe dabei ist die Ermittlung des Brandherdes. Hierbei spielt die Rekonstruktion des ursprünglichen Brandentstehungsbereiches eine wichtige Rolle. Bereits die Ermittlung des Brandherdes ist eine nicht ganz einfache Aufgabe, die viel Erfahrung, Unvoreingenommenheit und sorgfältiges, umsichtiges Arbeiten mit Hintergrundkenntnissen verlangt.
Kommt es bereits in diesem frühen Stadium der Ermittlung zu Fehlern (z.B. durch fehlende Gründlichkeit oder mangelnde Kenntnisse des Untersuchenden), so führen diese letztlich zu einem falschen Ergebnis.
Ist der Brandherd bekannt, muss dieser auf mögliche Zündquellen und den dazugehörigen Brennstoff abgesucht werden. Konnte der Brandherd nicht, oder nicht sicher festgestellt werden, muss der gesamte primäre Brandentstehungsbereich entsprechend abgesucht werden. Ist der primäre Brandentstehungsbereich nicht mehr vorhanden, weil er weggebrannt ist (Beispiel: Holzzwischendecke), muss der gesamte darunter liegende Bereich entsprechend abgesucht werden. Grundsätzlich sind dann alle in dem jeweilen Bereich aufgefundenen Geräte und technische Einrichtungen auf mögliche Defekte und Manipulationen hin zu untersuchen, die zu einer Brandentstehung hätten führen können.
Kann eine Brandursache nicht positiv nachgewiesen werden, ist es evtl. über das Eliminations- oder Ausschlussverfahren möglich, diese Brandursache nachzuweisen, indem alle möglichen anderen Brandursachen bis auf diese ausgeschlossen werden. Jedoch ist das Eliminationsverfahren, das am häufigsten missbräuchlich verwendete Verfahren, da es oft auch dann eingesetzt wird, wenn der Brandherd nicht zweifelsfrei bestimmt werden konnte. Hier muss das Eliminationsverfahren jedoch zwangsläufig versagen, da das zu betrachtende Brandobjekt dann in der Regel viel zu groß ist, um alle möglichen Brandursachen wirklich nachgewiesen ausschließen zu können. Zum Beispiel müssten nach einem Wohnhausbrand noch alle elektrischen Leitungen restlos vorhanden sein um einen technischen Defekt allein am elektrischen Leitungsnetz sicher ausschließen zu können.
Prinzipiell müssen alle relevanten Spuren und Informationen vorurteilsfrei aufgenommen werden. Anhand dieser Spuren wird eine Hypothese entwickelt, die anhand der gefundenen Spuren und gewonnenen Informationen geprüft wird. Widersprechen Spuren oder Informationen der Hypothese, ergibt sich daraus, dass die Hypothese falsch ist. Es muss dann also nach einer neuen Hypothese gesucht werden. Dies ist ein iterativer Prozess, da die Spuren- und Informationsgewinnung sowie das Aufstellen der Hypothesen parallel ablaufen. Hierbei muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass nicht Spuren oder Informationen unterdrückt werden, weil sie nicht zu einer Hypothese passen. Es darf auch keinesfalls dazu kommen, dass nur noch Spuren gesucht werden, die zu einer einmal aufgestellten Hypothese passen, was ein klassischer Ermittlungsfehler wäre.
[Bearbeiten] Ausbildung
Eine geregelte Ausbildung existiert in Deutschland nicht.
[Bearbeiten] Problemkreise
[Bearbeiten] Literatur
- Vytenis Babrauskas, S.J. Grayson: Heat Release in Fires. 1992, ISBN 0-419-16100-7
- Vytenis Babrauskas: Ignition Handbook. 2003, ISBN 0-9728111-3-3
- Jörg Cicha: Die Ermittlung von Brandursachen. 2004, ISBN 3-415-03161-6
- John D. DeHaan: Kirk's Fire Investigation, 6th ed.. 2006, ISBN 013171922X
- Dougal Drysdale: An Introduction to Fire Dynamics, 2nd ed.. 1999, ISBN 0471972916
- David J. Icove, John D. DeHaan: Forensic Fire Scene Reconstruction. 2003, ISBN 0130942057
- John J. Lentini: Scientific Protocols for Fire Investigation. 2006, ISBN 0849320828
- Dirk Schneider: Brandursachenermittlung. 1998, ISBN 3-170-14872-9
- Frank D. Stolt: Kompendium der Brandermittlung. 2006, ISBN 3-8169-2582-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Einblick in die Brandursachenermittlung
- Bestellungsvoraussetzungen für Sachverständige vom IfS - Institut für Sachverständigenwesen
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