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Charles Crodel - Wikipedia

Charles Crodel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Charles Crodel (* 16. September 1894 in Marseille, Frankreich; † 28. November 1973 in München, begraben auf dem Waldfriedhof) war als Maler und im bildnerischen Bereich in Deutschland tätig.

 Charles Crodel: St. Katharinenkirche, Frankfurt
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Charles Crodel: St. Katharinenkirche, Frankfurt

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

[Bearbeiten] Leben

Carl Fritz David Crodel, genannt Charles Crodel, wuchs in Marseille als Sohn des dortigen Konsuls und Meeresbiologen Richard Crodel auf und studierte nach dem Schulabschluss in Jena 1914 bei Richard Riemerschmid in München.

Der Jenaer Kunstpädagoge Christoph Natter machte ihn mit der Malerin Elisabeth von Fiebig bekannt, die Crodel 1918 heiratete. Seit 1915 war Crodel an der Universität Jena in den Fächern Archäologie sowie Kunstgeschichte eingeschrieben. Er war befreundet mit dem Archäologen Herbert Koch, mit Justus Bier und Erich Schott und war Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins. Für den Kunstverein verfasste Crodel das Urverzeichnis der Graphikstiftung Ernst Ludwig Kirchners, während er seine eigene Druckwerkstatt aufbaute.

Ein Grundzug von Crodels Werk ist die Auseinandersetzung mit der anschaulichen Bildsprache seit der Antike in technischer und ikonographischer Hinsicht; in seinen kunstwissenschaftlichen Vorlesungen sprach Crodel daher auch später "Über Thomas Mann als Maler". Befreundet mit Gerhard Marcks, für den er auch druckte, wurde Crodel zunächst mit seinen Holzschnitten und Lithographien (1923 Erwerbungen durch das Kupferstichkabinett der Berliner Nationalgalerie und des Kupferstichkabinetts der Bibliothèque Nationale, Paris), dann aber durch seine frühen Wandmalereien bekannt (1924 Friedrich-Schiller-Universität Jena, 1925 Hospital am Schottenring, Erfurt).

1927 berief die Stadt Halle (Saale) Crodel als Lehrer für Malerei und Graphik an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. Dort baute Crodel die Werkstätten für Wandmalerei und die Graphikwerkstätten für Radierung mit Rudolf Baschant und Lithographie mit Walter Herzger als Mitarbeitern auf. Vorlesungen über Kunstgeschichte ergänzten den Unterricht. Es entstanden in Fortführung von Motiven Carl Friedrich Schinkels Wandbilder für Bad Lauchstädt, die Universität Halle (1928 die Improvisationen über Leben und Tod mit Motiven des Zweiten Weltkrieges und aus dem Werk des Francisco de Goya in der Burse zur Tulpe und 1931 den Wettlauf der Atalante im Gymnastiksaal in der Moritzburg (Halle), heute "Crodel-Halle"), die Juryfreie Kunstausstellung Berlin und die Berliner Bauausstellung 1932. In diesem Jahr erhielt Crodel auch den Villa-Romana-Preis.

Bereits 1930 wurden im Weimarer Schloßmuseum Werke von Barlach, Crodel, Dexel, Feininger, Kandinsky, Kirchner, Klee, Kokoschka, Lehmbruck, Marc, Marcks, Minne, Moltzahn, Schlemmer, Schmdt-Rottluff magaziniert "also entscheidende deutsche Kunst der Gegenwart." (Das Kunstblatt, 14, 1930, S. 379)

Im Sommer 1933 stand Crodels Werk im Zentrum der Berliner Kunstauseinandersetzungen, wobei seine Monumentalarbeiten für Bad Lauchstädt auf Anordnung der Landeshauptmanns Kurt Otto öffentlich verbrannt und vernichtet wurden (zum Goethejahr 1932 entstanden im Rahmen der Erneuerung der Kuranlagen durch die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein unter Leitung des Architekten Hans Wittwer) sowie die Wandmalereien in der der Burg Giebichenstein und im Standesamt Süd in Halle.

Trotzdem war Crodel bis 1935 mit drei Bildern in der Neuen Abteilung der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais vertreten.

In der Folgezeit suchte sich Crodel neue Arbeitsmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit Kirche, Post und Industrie. Nach seinen Entwürfen führte Ehefrau Elisabeth Crodel geb. von Fiebig (1897-1967), die selbst Malerin war, Bildteppiche aus. In Zusammenarbeit mit Puhl & Wagner, Berlin, entstanden Mosaiken, Glasschliff und Glasmalereien z.B. für das von Hans Scharoun erbaute Privathaus des Galeristen Ferdinand Möller, das Landhaus von Gerhard Marcks oder Werksbauten von Ernst Neufert für die Vereinigten Lausitzer Glaswerken (VLG). Dort wirkte Crodel als Maler und Dekordesigner mit Wilhelm Wagenfeld zusammen sowie in Berlin mit den von Hedwig Bollhagen gegründeten HB-Werkstätten für Keramik bis 1973.

Bis zu Zerstörungswelle von 1936 (Vernichtung der Fresco-Secco-Wandmalereien in der Universität Halle) war Crodel mit drei Werken in der Neuen Abteilung der Berliner Nationalgalerie im Kronprinzenpalais vertreten. Die Aktion Entartete Kunst von 1937 erfasste allein im Angermuseum Erfurt 30 Arbeiten.

1945 wurde Crodel an die Hochschule für angewandte Kunst in Dresden berufen, wenig später an der Hochschule für bildende Künste in Berlin der "Lehrstuhl Crodel" eingerichtet und bis 1951 war Crodel erneut Lehrer an der Burg Giebichenstein. 1951 wechselte er an die Akademie der Bildenden Künste München und lehrte auch in den USA an der Penn State University und der University of Louisville.

Crodel war u.a. Mitglied der Freien Secession und der Berliner Sezession, der Arbeitsgemeinschaft der Juryfreien Kunstausstellung, Berlin, des Deutschen Künstlerbundes, des Deutschen Werkbundes, der Akademie der Künste (Berlin)[1], der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München[2] und der Neuen Gruppe (München).

An seine Wirkungszeit in Halle (Saale) erinnern der Carl-Crodel-Weg und die Crodel-Halle der Moritzburg (Halle).

[Bearbeiten] Ikonographie

  • Gerhard Marcks: Charles Crodel, 1927, Bronze (Werkverzeichnis Rudloff Nr. 166)

[Bearbeiten] Werk

[Bearbeiten] Nachlass

Der schriftliche Nachlass kam seit 1974 in das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum (u. a. 20 Tagebuchbände mit Zeichnungen und kleineren Aquarellen). Weitere Bestände in der Akademie der Künste zu Berlin[3][4] und der Universität von Louisville[5].

[Bearbeiten] Baugebundene Werke von Crodel

Das Werkverzeichnis der baugebundenen Arbeiten unten unter "Werkverzeichnisse".

[Bearbeiten] Glasmalerei

Die Glasmalerei hatte Crodel während seines Studiums im München 1914 bei Richard Riemerschmid kennengelernt und in Halle 1932 anlässlich der Erneuerung des Naumburger Domes wiederaufgegriffen. Nach dem 2. Weltkrieg entwarf er u.a. die auch meist eigenhändig ausgeführten fünf Westchorfenster von St. Michaelis in Hildesheim, die Farbglasfenster der Kart(h)äuserkirche in Köln, [6] die Chorfenster von St. Jacobi in Hamburg, St. Andreas in Braunschweig, Verglasungen von mehreren Kirchen in Frankfurt am Main in Verbindung mit dem Architekten Theo KellnerDreikönigskirche, Jakobskirche, Katharinenkirche und Peterskirche – ferner die Glasfenster von St. Petri in Magdeburg, von St. Georg in Schmalkalden, der Dorfkirche von Nieder Neuendorf, der Martin-Luther-Kirche in Bestenheid, der Herz-Jesu-Kirche in Sangerhausen und Glasfenster im Erfurter Dom, in der Stadtkirche von Friedberg (Hessen), in der neuen Martinskirche in Bad Godesberg-Muffendorf, in der Kilianskirche in Heilbronn (1965-1968) und in Schweden - u.a. in Mjölby (Östergötland).

Ein Probeglasfenster zur Hauptkirche St. Jacobi ist im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg erhalten.

[Bearbeiten] Wandmalerei

Griechenland und die Vertreibung der Türken von der Athenischen Burg (1925) Friedrich-Schiller-Universität Jena, St. Martin 5,97 m * 4,60 m (1926), Haus zu den vier Jahreszeiten in Erfurt (früher Hospital am Schottenring), Sage der Erfurter Brunnenkapelle, Schloßmuseum Weimar (1927 aus Jena nach überführt, derzeit nicht zugänglich). Die 1933 und 1936 in Bad Lauchstädt und Halle überstrichenen Wandbilder u.a. in der Crodel-Halle der Moritzburg (Halle) und der Burse zur Tulpe sind noch nicht wiederhergestellt.

[Bearbeiten] Keramik

Weißer Saal (139 m²) im Saalbau Essen (1954).

[Bearbeiten] Werke von Crodel in Museen

(Auswahl ohne Industrieglas der Vereinigten Lausitzer Glaswerke und Keramik)

Akademie der Künste, Berlin, Vesuvlandschaft. Öl;. etwa 1951 und weitere Werke.

Alte Nationalgalerie Berlin, u.a. Erfurter Dom und Severikirche, 1929; Karussell, 1966, Am Vogelhaus, Aquarell sowie 24 Graphiken im Kupferstichkabinett.

Graphothek Berlin 14 Blatt Graphik und Zeichnungen.

Angermuseum Erfurt Der Katalog "Angermuseum Erfurt 1886-1986, Erfurt 1986 führt 23 im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" 1937 beschlagnahmte Werke auf (H. Schönemann: Der Aufbau einer modernen Galerie im Angermuseum bis 1933 und deren Zerstörung in der Zeit des Faschismus. In: Museum und Gegenwart, Halle 1986, S. 39-41). Der heutige Bestand enthält u.a die von Crodel bemalte Gruppe Griechinnen von Gerhard Marcks (1931), Crodels Kopenhagen (1938) sowie 5 weitere Bilder, 6 Graphiken und 9 Aquarelle und 1 Stickerei von Charles und Elisabeth Crodel.

Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Bilder, Graphik und Kunsthandwerk und Industriearbeiten; Wandbild in der Crodelhalle (noch nicht wiederhergestellt).

Museum der bildenden Künste Leipzig, Frau mit schwarzem Spitzenschal und Lithographie: Erfurt mit Sichelmond.

Allen R. Hite Instutute der University of Louisville, mehrere Graphiken und Zeichnungen.

Luther College, Decorah, Iowa. Henri Friedlaender Collection, "Women pouring water" und Graphik von Franz Wildenhain und Marguerite Friedlaender aus den von Crodel geleiteten Druckwerkstätten der Burg Giebichenstein (stilistisch im Anschluß an Crodel und Marcks).[7]

Städtische Galerie im Lenbachhaus München Märchenerzähler 1937-1945 (Tunisreise 1935) und 8 weitere Werke (u.a. Cafe Langlinie in Kopenhagen, 1927 und Bildnis Edvard Munch, 1934).

Bibliothèque Nationale de France: Cabinet des estampes, Paris mehrere Graphiken.

The North Carolina Museum of Art, Raleigh, Mexican Painter (1961).

Virginia Museum of Fine Arts. The Ludwig and Rosy Fischer Collection, Richmond vier Graphiken.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hedwig Bollhagen - Charles Crodel : Briefe und Zeichnungen. - Großpöna : Müller, 2003. - ISBN 3-9808809-0-7
  • Bornschein, Falko: Die Glasmalereien von Charles Crodel im Dom zu Erfurt. - Leipzig: Edition Leipzig, 1999. - ISBN 3-361-00502-7 [8]
  • Flügge, Marina: Glasmalerei in Brandenburg vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Herausgegeben vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft, 1998. - ISBN 3-88462-200-5
  • Kiessling, Hans: Maler der Münchner Kunstszene 1955 - 1982. - St. Ottilien: EOS, 1982, S. 74-79. - ISBN 3-88096-175-1
  • Pese, Claus: Mehr als nur Kunst - das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum. - Ostfildern-Ruit : Hatje, 1998. - ISBN 3-7757-0783-2 (speziell S.52-56, 82)
  • Proescholdt, Joachim: Dein Himmel ist wie ein Teppich. Glasmalereien von Charles Crodel in Frankfurt am Main. - Frankfurt a.M. : Kramer, 1988. - ISBN 3-7829-0362-5
  • Rudloff, Martina (Hrsg.): Gerhard Marcks und Charles Crodel : eine Künstlerfreundschaft. - Bremen : Gerhard-Marcks-Stiftung, 1992. - ISBN 3-924412-16-2
  • Schneider, Katja: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915 bis 1933. - Weinheim: VCH, 1992. - ISBN 3-527-17725-6
  • Steckner, Cornelius: Charles Crodel : das graphische Werk. - München : Ketterer, 1985. - ISBN 1-55660-108-5
  • Kiessling, Hans: "Malerei heute" Münchner Kunstszene 1953 -1978 Albert Langen Georg Müller Verlag GmbH München Wien o. J. S. 42 -45. - ISBN 3-7844-1746-9
  • Kiessling Hans: "Begegnung mit Malern", Münchner Kunstszene 1955 - 1980, EOS Verlag, St. Ottilien 1980, S. 156 - 159. ISBN 3-88096-081-X
  • Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst: Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert, Band 5, S. 157 - 160. - ISBN 3-7654-1805-6

[Bearbeiten] Ausstellungskataloge

  • Charles Crodel Kunsthandwerk : Ausstellung zum 100. Geburtstag. - Halle : Staatl. Galerie Moritzburg, 1994. - ISBN 3-86105-116-8
  • Malerei, Graphik, Kunsthandwerk. - Halle : Staatl. Galerie Moritzburg, 1982

[Bearbeiten] Werkverzeichnisse

Verzeichnis der Ausstellungen:[9] und der im Deutschen Künstlerbund ausgestellten Werke [10]

Verzeichnis baugebundener Werke: [11]

Verzeichnis der Gemälde: Erika Lehmann: Graphik, Malerei und Kunsthandwerk von Charles Crodel. Umfeld, Leben und Werk, Diss. Halle-Wittenberg 1984, Bd. II, S. 129 - 186 = 1209 Nummern (Belegexemplar in der Bibliothek der Hamburger Kunsthalle)

Verzeichnis der Graphik: Cornelius Steckner: Charles Crodel: das graphische Werk, München 1985.

[Bearbeiten] Vorfahren

Zu den Vorfahren Crodels gehören der Humanist Marcus Crodel (* um 1487 in Weimar)[12] und die Mitglieder der gleichnamigen Malerfamilie aus dem Umkreis des Lucas Cranach (Krodel-Brunnen in Schneeberg). Paul Eduard Crodel (1862-1928), genannt Schnee-und-Regen-Crodel, war an der Weimarer Malerschule ausgebildet und wichtiger Mitbegründer der Münchner Sezession und dem jungen Crodel ein Vorbild.

[Bearbeiten] Wirkung

Bereits in Jena bildete sich um Crodel, der dem Vorstand des Jenaer Kunstvereins angehörte und die Kunstvereine Mitteldeutschlands zu einen Verbund zusammenbrachte, die Thüringer Gruppe (Ausstellungen u.a. in Hamburg). Sein Wirken in Halle seit 1937 war mit seiner Berliner Präsenz als Mitglied u.a. der Berliner Sezession verbunden. Nachhaltig wirkte Crodel auf die Kunstentwicklung der DDR und die Münchner Malerei.

Crodes Glasfensterwerk gehört zu den bedeutendsten Bildschöpfungen der Moderne in Deutschland.

[Bearbeiten] Schüler

Crodel hatte einen umfangreichen Schülerkreis an der Burg Giebichenstein Halle (zwischen 1933 und 1939 privat in Verbindung mit Paul Frankl), vermutlich an der Städelschule in Frankfurt sowie nach 1945 in Dresden, Berlin und Halle sowie an der Münchener Akademie und in den Vereinigten Staaten. Crodel unterrichtete auch an kleineren Institutionen u.a. in Mannheim und an der Münchner Schule für Kostümkunde und Design Hermine von Parish.

Kurt Bunge, Albert Ebert, Fritz Freitag, Urd von Hentig, Otto Müller, Hans Rothe, Stefan Vucmanovic, Hannes Wagner.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Charles Crodel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien


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