Deutscher Idealismus
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Der Deutsche Idealismus ist eine der wichtigsten Ideenkonstellationen in der Geschichte der neueren Philosophie. Ihren Beginn und Ausgangspunkt stellt die Philosophie Kants dar. In der Auseinandersetzung mit den von ihm aufgeworfenen Problemen entstand vor allem zwischen den Jahren 1781 (Erscheinen der KrV) und 1831 (Tod Hegels) eine Fülle sich abwechselnder Systementwürfe, die in der Intensität ihrer philosophischen Gedankenführung und ihrem hohen metaphysischen Anspruch einen der großen Höhepunkte in der Philosophiegeschichte darstellen. Als zentral gelten dabei die philosophischen Systementwürfe von Fichte, Hegel und Schelling. Der Deutsche Idealismus stand mit der Dichtung und Wissenschaft seiner Zeit in vielfältiger Wechselwirkung und wirkte stark auf das allgemeine Geistesleben (Klassik und Romantik) ein.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einleitung
[Bearbeiten] Charakteristika
Die Hauptmerkmale des Deutschen Idealismus’ stellen die Behauptung der Existenz geistiger Entitäten (Ideen), einer von den Vorstellungen denkender Subjekte unabhängig existierenden Außenwelt und die Überzeugung von der Begründbarkeit des menschlichen Handelns aus Vernunftprinzipien dar. Die für diese Philosophie charakteristische Literaturform ist die große, systematisch aufgebaute Lehrdarstellung, die den Inhalt nach einem einheitlichen Prinzip deduktiv entwickelt. Der Stoff ist meist sehr konzentriert und gedrängt dargestellt. Seine Schriften gehören zu den schwierigsten der Philosophiegeschichte. Viele davon wurden bis heute noch nicht vollständig aufgearbeitet.
[Bearbeiten] Begriff
Der Terminus „Deutscher Idealismus“ wurde von seinen Vertretern nicht verwendet. Er wurde erst in den 1840er Jahren von seinen materialistischen Gegnern eingeführt [1]; in neutraler Bedeutung tauchte der Begriff erst ab den 1860er Jahren auf [2].
Der Begriff ist bis heute nicht unumstritten, da er die Einigkeit dieser Denkbewegung in den Vordergrund stellt und die Konflikte zwischen ihren Vertretern in den Hintergrund rückt. Zudem ist der Ausdruck „Deutscher Idealismus“ irreführend, da er nicht rein deutsch war, sondern stets mit den Philosophien anderer nationaler Kulturen auf unterschiedlichste Weise interagierte.
Strittig ist die Stellung Kants und Schellings innerhalb dieser Epoche. Die klassische Sicht von Richard Kroner [3] begreift Kant als Anfang, Hegel als Ende und Höhepunkt dieser Bewegung. Für Nicolai Hartmann dagegen ist der Deutsche Idealismus eine „nachkantische“ Bewegung, die sich in einen Gegensatz zu Kant setzt. Walter Schulz betrachtet schließlich nicht Hegel, sondern Schelling als Vollender des Deutschen Idealismus.
[Bearbeiten] Die Philosophie Kants als Ausgangspunkt
Die Philosophie Kants ist der Anknüpfungspunkt für die Philosophie des Deutschen Idealismus. Grundsätzlich wird anerkannt, dass das Prinzip der kantischen Philosophie, alles Wissen auf dem Wege der transzendentalen Reflexion in der Einheit des Ichbewusstseins (transzendentale Apperzeption) zu verankern, den Prinzipien aller vorkantischen Philosophie überlegen ist. Kant hatte jedoch offene Probleme bezüglich des Verhältnisses von Anschauung und Denken, theoretischer und praktischer Vernunft, Subjekt und Objekt hinterlassen, die der Deutsche Idealismus zu überwinden trachtete.
Kant hatte in der KrV Anschauung und Denken als die zwei Stämme der Erkenntnis angegeben. Die Frage nach ihrer gemeinsamen Wurzel wurde von ihm offengelassen. Die theoretische Vernunft blieb auf den Bereich möglicher Erfahrung und bloßer Erscheinung beschränkt. Metaphysik als Wissenschaft war demzufolge nicht möglich. Die theoretische Vernunft konnte dem Handeln keinerlei Normen geben und die unbedingte Verbindlichkeit des sittlichen Sollens nicht begründen. Das Sittengesetz wurde alleine in der praktischen Vernunft verankert. Deren „Postulate“ (Freiheit des Willens, Unsterblichkeit der Seele, Existenz Gottes) wurden bei Kant zwar als Voraussetzung sittlichen Handelns gedacht, konnten aber das theoretische Wissen nicht erweitern. So fielen beide Bereiche auseinander, obwohl es sich doch um ein und dieselbe Vernunft – in ihrer theoretischen und praktischen Funktion – handeln sollte.
Die zentrale Hinterlassenschaft Kants war das ungeklärte Verhältnis von Subjekt und Objekt. Kants „kopernikanische“ Einsicht war, dass nicht unsere Erkenntnis sich nach den Gegenständen, sondern umgekehrt, die Gegenstände sich nach der Erkenntnis richten. Zugleich aber hielt er daran fest, dass die menschliche Erkenntnis kein produktives, sondern ein rezeptives Vermögen sei – affiziert von einem unerkennbaren „Ding an sich“.
[Bearbeiten] Zentrale Fragestellungen
[Bearbeiten] Geschichte des Deutschen Idealismus
[Bearbeiten] Rezeption
Der Idealismus wurde bereits in der Zeit seiner Entstehung von Friedrich Heinrich Jacobi einer scharfen Kritik unterzogen. Eine materialistische Kritik an den Bemühungen am „Idealismus“ und seiner vorgeblichen Einschränkung auf „das Reich der Gedanken“ formulierten Marx und Engels in Die Deutsche Ideologie, bezogen sich dabei aber vor allem auf die Hegelschüler der zweiten Generation, die sogenannten Junghegelianer.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Vgl . Karl Marx/Friedrich Engels; Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik, 1845.
- ↑ Vgl z. B.: F. A. Langes: Geschichte des Materialismus, 1865
- ↑ Vgl. R. Kroner, Von Kant bis Hegel, 1921-24
[Bearbeiten] Literatur
- Otto Willmann: Geschichte des Idealismus, Band I (1973), Band II (1975) und Band III (1979), Aalen. ISBN 3-511-03709-3
- Hans Jörg Sandkühler: Handbuch Deutscher Idealismus. Stuttgart 2005. ISBN 3-476-02118-1
- Gerhard Gamm: Der Deutsche Idealismus. Ditzingen 1997. ISBN 3-150-09655-3