Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
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Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, ab 1812 Ritter von Schelling (* 28. Januar 1775 in Leonberg, Württemberg; † 20. August 1854 in Bad Ragaz, Schweiz) war einer der Hauptvertreter der Philosophie des deutschen Idealismus.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Familie
Er entstammte einer württembergischen Familie, die im Jahr 1527 mit dem Scherer Georg Schelling erstmals erwähnt ist.[1]
Schelling heiratete in erster Ehe am 26. Juni 1803 in Murrhardt (Württemberg) die Schriftstellerin Caroline Schlegel, geborene Michaelis (* 2. September 1763 in Göttingen, Niedersachsen; † 7. September 1809 in Maulbronn, Württemberg), die Tochter des königlich großbritannischen und kurfürstlich braunschweig-lüneburgischen Geheimen Justizrats Dr. phil. Johann David Michaelis, Professor der Philosophie und Philologie, und der Louise Schröder. Caroline war in erster Ehe verwitwet und aus ihrer zweiten Ehe mit dem Schriftsteller und Philosophen August Wilhelm Schlegel im Jahr 1803 geschieden.
In zweiter Ehe heiratete er am 11. Juni 1812 in Gotha Pauline Gotter (* 29. Dezember 1786 in Gotha; † 31. Dezember 1854 ebenda), die Tochter des Theaterschriftstellers und herzoglich sachsen-gothaischen Rats und Archivars Friedrich Wilhelm Gotter und der Louise Stieger. Dieser Ehe entstammt der Herausgeber der Cottaschen Gesamtausgabe K. F. A. von Schelling. Der jüngste Sohn ist der 1857 in den Adelsstand erhobene preußische Staats- und Justizminister Hermann von Schelling.
Schelling wurde im Jahr 1812 als Universitätsprofessor in München mit Verleihung des „Zivilordens der bayerischen Krone“ in den bayerischen persönlichen Adelsstand erhoben.
[Bearbeiten] Leben
Schelling stammte aus einer schwäbischen Pfarrersfamilie, die der protestantischen Mystik und dem Pietismus anhing. Er besuchte zunächst die deutsche Schule in Bebenhausen und die Lateinschule in Nürtingen. 1790 trat er mit einer Sondergenehmigung bereits im Alter von 15 Jahren in das Tübinger Evangelische Stift ein, das zur Universität gehörte. Dort studierte er mit Friedrich Hölderlin und Georg W. F. Hegel Theologie. Seine Ideen wurden vor allem durch die geistige Welt der theologischen Aufklärung und den Enthusiasmus der Französischen Revolution geprägt. In seinem Studium vertiefte er sich in die Werke von Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte. Die Nähe zu Fichtes Gedanken kam in seiner Dissertation Vom Ich als Prinzip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen (1795) zum Ausdruck. Später brach er jedoch mit Fichte. Ein starker Einfluss war für ihn immer die Philosophie Spinozas. Die Grundlagen zu seiner Naturphilosophie legte er mit vertiefenden Studien in Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin an der Leipziger Universität (1796-1798). Diese verbreitete er erstmals als Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797). Schelling begann Leibniz' Denken kennenzulernen, was half, seinen Naturbegriff zu erweitern. 1798 berief Goethe ihn neben Fichte als Professor nach Jena. Ab 1803 lehrte er an der Universität Würzburg, ab 1806 in München, 1820-1826 in Erlangen, 1827-1841 wieder in München (wo er unter anderem Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und enger Vertrauter König Ludwigs I. war) und ab 1841 in Berlin.
Schelling starb am 20. August 1854 in Bad Ragaz, wo auch sein Grabmal mit der Inschrift „Dem ersten Denker Deutschlands“ steht, gestiftet von Bayernkönig Maximilian II., dessen verehrter Lehrer Schelling gewesen war.
[Bearbeiten] Philosophie
Schelling hat auf den verschiedensten Gebieten, der Naturwissenschaft, der Medizin, der Kunsttheorie, der Rechts- und Staatswissenschaft und der Theologie, tiefe Spuren zurückgelassen. Seine Philosophie hat infolge seiner Anregbarkeit so viele Wandlungen durchgemacht, dass man ihn nicht unpassend den „Proteus“ der Philosophie genannt hat. Seine Lehre zerfällt in zwei Hauptperioden, die voneinander durch die 1809 erschienene Abhandlung Über das Wesen der menschlichen Freiheit getrennt werden und von ihm selbst als negative und positive, von anderen (richtiger) als pantheistische und theistische bezeichnet worden sind.
In der ersten Periode knüpft er an Fichte an. Hier erscheint Schelling, wie Fichte, von dem Bestreben beherrscht, die Philosophie als eine Vernunftwissenschaft darzustellen. In der zweiten Periode, in welcher er seinen eigenen Worten nach wieder zu Kant zurückgekehrt ist, sieht Schelling dagegen die Philosophie als eine „die bloße Vernunfterkenntnis überschreitende positive Wissenschaft“. Beiden Perioden gemeinsam ist das Bemühen, das Ganze der Wissenschaft aus einem einzigen Prinzip systematisch abzuleiten, jedoch mit dem Unterschied, dass dieses Prinzip in der ersten Periode (Philosophie = Vernunftwissenschaft) als innerhalb der Vernunft selbst gelegenes (immanentes, rationales), dessen Folgen notwendige und daher der bloßen Vernunft erreichbare sind, in der zweiten Periode (Philosophie = positive Wissenschaft) dagegen als jenseits und über der Vernunft gelegenes (transzendentes, übervernünftiges, „unvordenkliches“) angesehen wird, dessen Folgen „freie“ (d. h. vom Wollen oder Nichtwollen abhängige, ebenso gut stattfinden als ausbleiben könnende) und daher nur durch „Erfahrung“ (Geschichte und Offenbarung) erkennbar sind.
Prinzip der Philosophie (in der ersten Periode) ist im Anschluss an Fichtes ursprüngliche Wissenschaftslehre (nach Beseitigung des Kantschen Dinges an sich) das schöpferische Ich als das einzige Reale, durch dessen innerlich zwiespältige, ruhelos setzende und wieder aufhebende Tätigkeit die Totalität des Wissens als des einzig Realen zustande kommt, daher sein System Idealismus ist. Während jedoch Fichte das Ich nur als menschliches sah (was Schelling bestritt), fasste es Schelling vom Anbeginn an als allgemeines oder absolutes auf, dessen bewusstlos (in der Naturform) schöpferische Produktion die reale Natur-, dessen bewusst (in der Geistesform) schöpferische Produktion die ideale Geisteswelt, beide (das Ideale wie das Reale) aber als „Seiten“ desselben (absoluten) Ich in ihrer Wurzel identisch seien. Die Deduktion des gesamten Naturseins (natura naturata) aus dem Absoluten als (unbewusst) schaffendem Realprinzip (natura naturans) ist Gegenstand der Naturphilosophie (1797-99), derjenigen Gestalt seiner Philosophie, durch welche er, wie er noch in seiner Berliner Antrittsrede sich rühmte, „ein neues Blatt in der Geschichte der Philosophie aufgeschlagen haben“ will.
Die Deduktion des gesamten geistigen Bewusstseinsinhalts, wie er in den drei aufeinanderfolgenden Sphären der Kunst, Religion und Philosophie (=Wissenschaft) enthalten ist, aus dem Absoluten als (nach dem Erwachen des Bewusstseins) schöpferischem Idealprinzip macht die Philosophie des Geistes oder des Systems des transcendentalen Idealismus (1800) aus, durch welches Schelling (seiner Erklärung zufolge) Fichtes System erklären und mit der Wirklichkeit aussöhnen wollte. Die durch das Studium Spinozas und Brunos befruchtete Lehre von der wesenhaften Identität beider Sphären, der realen und idealen, als nur verschiedener Ansichten eines und desselben Absoluten, bildete den Inhalt der sogen. Identitätsphilosophie, welche Schelling zuerst in der (mit Hegel gemeinsam herausgegebenen) „Zeitschrift für spekulative Physik“ (1801), dann, mit der Platonischen Ideenlehre vermischt, in dem Gespräch: „Bruno“ und in den „Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums“ (1802) entwickelte. Von diesen hat die Naturphilosophie die ausgebreiteten, wenn auch nicht die wohltätigsten Folgen auf die Naturwissenschaft (und Medizin) geübt. Indem ihr Urheber die Natur als „unbewusst“ (= in Naturform) schöpferischen Geist, die Tätigkeiten der Natur also als „unbewusste“ Geistestätigkeiten auffasste, leuchtete er in das Dunkel der schaffenden Natur, in deren Inneres angeblich „kein geschaffener Geist dringt“, mit der Fackel der Fichteschen Wissenschaftslehre hinein. Wie das Wissen nichts Totes ist, sondern durch das immer tätige rhythmische Spiel entgegengesetzter Geisteskräfte, einer schrankenlos setzenden (positiven, stoffgebenden) und einer unausgesetzt beschränkenden (negativen, formgebenden), jedes Wissensprodukt entsteht und wieder über dasselbe hinausgegangen wird, so ist die Natur kein starres Sein, sondern ununterbrochenes Leben, indem durch das rhythmische Spiel entgegengesetzter Naturkräfte, einer schrankenlos setzenden (positiven, stossgebenden) und einer unausgesetzt beschränkenden (negativen, formgebenden), jedes einzelne Naturprodukt erzeugt und zugleich über dasselbe zu weitern hinausgegangen wird. Als ursprünglichste Kräfte der Natur wirken nun das unendliche Expansions- und das unausgesetzt wirksame Kontraktionsstreben, aus deren gegenseitiger Spannung die Materie (als erstes Produkt des Naturprinzips) entspringt. Jenes (von Schelling um seiner raumdurchdrinden Eigenschaft willen mit dem Licht verglichen und daher selbst mit diesem Namen [obgleich in weit allgemeinerm Sinn als das optische Licht] belegt) stellt den positiven, stoffgebenden, dieses (von Schelling seiner verdichtenden Eigenschaft wegen mit der Schwere verglichen und [abermals in weit allgemeinem Sinn als die irdische Schwere] mit diesem Namen belegt) stellt den negativen, formgebenden Faktor der Materie dar. Beide werden von Schelling mit den analogen Bewusstseinsthätigkeiten des (leeren) Schauens und des (bestimmten) Empfindens verglichen, aus deren gegenseitiger Spannung das erste Geistesprodukt, die Anschauung, entspringt. Wie aus der letztern durch fortgesetzte Geistesthätigkeit alle höhern Produkte des Bewusstseinslebens (Begriff, Urteil, Schluss) als Potenzierungen des Anschauens, so gehen nun durch fortgesetzte Naturthätigkeit alle höhern Naturprodukte (unorganischer Naturprozess, organisches Naturleben, Bewusstsein) als Potenzierungen der Materie aus dem realen Leben des universalen oder absoluten Ich (Welt-Ich) hervor. Schluss und Abschluss derselben bildet das auf der höchsten Naturstufe (im Menschen) erwachende Bewusstsein, in welchem der bisher (wie im somnambulen Schlummer) bewusstlos, aber zweckmäßig thätig gewesene Naturgeist (die Weltseele) gleichsam ein Auge aufschlägt und sich selbst, das einzige Reale, zum Objekt seines Anschauens (des Idealen) macht. Damit aber beginnt von seiten des sich (als Mensch im Universum) selbst erschauenden Absoluten ein neuer, dem Naturprozess, in welchem das Absolute von Stufe zu Stufe bis zum vollkommensten Naturprodukt (zum Menschen) sich erhebt, analoger Geistesprozess, in welchem das im Menschen verkörperte, also selbst zu einem Teil der Natur gewordene (verendlichte) Absolute sich zum Bewusstsein seiner als des Absoluten (seiner eignen Unendlichkeit und Freiheit) erhebt.
Wie der Verlauf des erstern Prozesses die Geschichte der Natur, die Menschwerdung, so stellt der des letztern die Weltgeschichte, die Gottwerdung, dar, an deren Ende, wie Schelling damals (1802) sich ausdrückte, „Gott sein wird“. Die Phasen desselben (analog den Stufen des Naturprozesses: unorganische, organische, menschliche Stufe) verlaufen so, dass das Absolute anfänglich (objektiv) unter der Form der sichtbaren Natur (real; sichtbare Götter; Heidentum) angeschaut, darauf (subjektiv) unter der Form des unsichtbaren Geistes (ideal; unsichtbarer Gott; Christentum) gefühlt, schließlich als eins und dasselbe mit dem Erkennenden (als Subjekt-Objekt) gewusst wird, wodurch zugleich die drei Formen der Offenbarung des Absoluten: Kunst, Religion und Philosophie, und die drei Hauptperioden der Weltgeschichte: Altertum, Mittelalter und Neuzeit (welch letztere mit dem Auftreten seiner Philosophie beginnen sollte), charakterisiert werden sollten. Diese (entschieden pantheistische) Gestalt seiner Philosophie ist nun von Schelling in dessen zweiter Periode (ebenso entschieden) verleugnet und, während sie ursprünglich die gesamte Philosophie ausmachen sollte, nicht ohne Gewaltsamkeit zu einem zwar integrierenden, aber untergeordneten Gliede des Gesamtorganismus der Wissenschaft herabzusetzen gesucht worden. Denn da man sich Gott, der nach dem Ausspruch des frühen Schelling erst „am Ende sein wird“, zwar als Ende und Resultat unsers Denkens, nicht aber als Resultat eines objektiven Prozesses denken könne, so folge, dass die ganze bisherige rationale Philosophie (die seinige inbegriffen) sich in einem Missverstand über sich selbst befunden habe, indem sie den ganzen von ihr nach-gewiesenen (Gottwerdungs-) Prozess als einen realen sich vorgestellt, während er nur ein idealer (im bloßen Denken vor sich gehender) sei. Das Resultat der rein rationalen Philosophie, die er ebendarum als negative bezeichnet, sei daher kein wirkliches, sondern ein bloßes Gedankending (nicht der wirkliche Gott, sondern nur der Gottesgedanke); die wirkliche Welt, wie sie ist, deren Begreifen die Aufgabe der Philosophie ausmacht, könne nicht aus einem bloßen Gedanken, sondern nur aus einem objektiven Prinzip (aus dem wirklichen Gott, nicht aus dem Gottesgedanken) begriffen werden. Damit, lehrte Schelling, kehre er wieder zu dem von Kant in seiner Kritik des ontologischen Beweises für die Existenz Gottes geäußerten Prinzip zurück, dass sich aus dem reinen Gedanken die Existenz nicht „herausklauben“ lasse.
Während die negative Philosophie Gott erst „am Ende“ hat, als Prinzip, hat die positive Philosophie (welcher die erstere nur die Mittel zu bereiten hat) diesen vor allem Anfang, „zum Prinzip“. Gott ist das absolute Prius, dessen Existenz ebendarum auch weder bewiesen werden kann, noch bewiesen zu werden braucht, und welches daher auch durchaus keine Notwendigkeit haben, d. h. durch nichts gezwungen werden kann, eine Welt hervorbringen. Letztere kann daher nur Folge einer freien That (von seiten Gottes) und als solche nur Gegenstand einer (nicht rationalen, sondern) Erfahrungserkenntnis (von seiten der Philosophie) sein. Die Aufgabe der positiven Philosophie wird dahin formuliert, dass sie „in einem freien Denken in urkundlicher Folge das in der Erfahrung Vorkommende nicht als das Mögliche, wie die negative Philosophie, sondern als das Wirkliche abzuleiten habe“. Der Anschluss der Philosophie an die „Urkunden“ der Offenbarung ist ihr dadurch als Richtschnur vorgezeichnet und die Ableitung des in denselben, also erfahrungsmäßig, Gegebenen aus Gott, dem Prius aller Erfahrung, ihr zur Aufgabe gemacht. Da nun von allen erfahruugsmäßig gegebenen Thatsachen der offenbarungsgläubigen Geschichte keine mit der Existenz eines göttlichen Schöpfers der tatsächlichen Welt mehr im Widerspruch zu stehen scheint als die Existenz des Übels und des Bösen in der Welt, so war es naturgemäß, dass der Umschwung in der Philosophie Schellings mit dessen (1809 erschienenen) „Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit“ begann, zu welchen er eingestandenermaßen durch sein Bekanntwerden mit den Schriften des christlichen Mystikers und Theosophen Jakob Böhme veranlasst wurde, welche von da an auf ihn bedeutenden Einfluss ausübten. In dieser Schrift stellt Schelling die Frage nach dem Ursprung des Bösen und der Rechtfertigung Gottes angesichts des Übels in der Welt. Sie kann also auch als Versuch einer Theodizee gelesen werden. Als Ursache des Bösen kommt nun weder Gott selber in betracht, noch ein etwa ein zweites Wesen neben Gott. Das Böse geht vielmehr auf eine Tat des Menschen, den Sündenfall zurück. Bevor Schelling jedoch die Lehre des Sündenfalls, die er in Anlehnung an Kants Lehre vom radikal Bösen entwickelt, ausführt, zeigt Schelling, wie dem Menschen das Vermögen zum Bösen zukommen kann. Der Mensch ist nach Schelling von Gott dadurch unabhängig, dass er in dem wird, was in Gott nicht Gott selbst ist, d.h. in der Natur in Gott, oder im Grund. Im Menschen wirkt dieser Wille als Eigenwille, welcher dem eigentlichen Willen Gottes, dem Willen der Liebe untergeordnet werden muss. Dadurch aber, dass der Mensch diese Ordnung der Willen verkehrt, wird das Böse wirklich. Da der Mensch auf diese Weise seiner Aufgabe nicht genügt, die Schüfpung mit Gott zu vermitteln, kommt es zu einer Perversion derselben, der Setzung unserer durch Krankheit und Tod gekennzeichneten Welt. Die Zurückführung derselben in die ursprüngliche Einheit mit Gott beginnt im menschlichen Bewusstsein zuerst als außergöttlicher theogonischer, Göttervorstellungen erzeigender Prozess, der im Heidentum in der Mythologie hervorgetreten ist, und dessen Darstellung bei Schelling die Philosophie der Mythologie enthält. Vollendet wird derselbe und damit der Zweck der Schöpfung nach Überwindung des mythologischen Prozesses durch die aus Gottes freiester That entsprungene und durch die im Christentum der Menschheit zu teil gewordene Offenbarung vermittelte Wiederbringung des Menschen und der ganzen Schöpfung in Gott, deren Darstellung bei Schelling als Philosophie der Offenbarung den Abschluss und die Krönung des ganzen Systems in der Gewinnung einer (von der sogen. natürlichen Religion ganz verschiedenen philosophischen, d. h. freien und wahrhaften) Geistesreligion enthält.
[Bearbeiten] Einfluss
Von denen, die durch Schelling beeinflusst wurden, mögen hier Hegel, Baader, Troxler, Steffens, Görres, Bernheim, Oken, Windischmann, Schubert, Solger, Cousin und vor allem auch Martin Heidegger (1889-1976) genannt werden. Auch der englische Dichter, Literatur- und Kunstkritiker Sir Herbert Edward Read (1893-1968) ist beispielsweise von Schelling beeinflusst. Unter den Pflegern positiver Disziplinen außerhalb der Naturwissenschaft erfuhren die Mediziner Röschlaub, Marcus, Friedrich Joseph Haass, Carl August von Eschenmayer, unter den Juristen der Rechtsphilosoph Fr. J. Stahl und der Romanist Puchta Anregungen von ihm.
[Bearbeiten] Werke
- „Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt“ (1794),
- „Vom Ich als Princip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen“ (1795),
- „Abhandlung zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre“ (1796),
- „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (1797),
- „Von der Weltseele“ (1798),
- „System des transcendentalen Idealismus“ (1800),
- „Philosophie der Kunst“ (Vorlesung) (1802/1803),
- „System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere“ (Nachlass) (= „Wurzburger-“ oder „1804system“) (1804)
- „Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit“ (1809),
- „Weltalter“ (1811: es gibt noch andere Versionen dieser Schrift),
- „Philosophie der Mythologie“ (Vorlesung) (1842),
- „Philosophie der Offenbarung“ (Vorlesung) (1854).
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Einführungen und Biographisches
- Xavier Tilliette: Schelling: Biographie. Aus dem Franz. v. S. Schaper. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-94225-4
- Michaela Boenke (Hrsg.): Schelling. (aus der Reihe Philosophie jetzt!). dtv, München 2001, ISBN 3-423-30695-5 (wichtigste Schriften in Auswahl)
- Manfred Frank: Eine Einführung in Schellings Philosophie. (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft; 520). Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1985
- Jochen Kirchhoff: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. (= Rowohlts Monographien; 308). Rowohlt, Reinbek 1988, ISBN 3-499-50308-5
- Franz Josef Wetz: Friedrich W. J. Schelling zur Einführung. Junius, Hamburg 1996, ISBN 3-88506-939-3
- Hans Michael Baumgartner, Harald Korten: Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. (= Beck'sche Reihe; 536). Beck, München 1996, ISBN 3-406-38935-X
- Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. (= Sammlung Metzler; 311). Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-10311-0
- Walter E. Ehrhardt: Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. In: Theologische Realenzyklopädie 30 (1999), S. 92–102
- Karl Jaspers: Schelling. Größe und Verhängnis. 1955 (zuletzt Piper, München u. a. 1986)
- Martin Heidegger: Schelling. Vom Wesen der menschlichen Freiheit. 1936 (auch in: Martin Heidegger Gesamtausgabe; Bd. 42. Klostermann, Frankfurt a. M. 1988=
- Gustav Leopold Plitt (Hrsg.): Aus Schellings Leben in Briefen. Hirzel, Leipzig 1869–1870 (Digitalisate: Band 1, Band 2)
[Bearbeiten] Bezüge zu anderen Philosophen
- G. Jäger: Das Verhältnis Bergsons zu Schelling. Ein Beitrag zur Erörterung der Prinzipien einer organistischen Weltauffassung. 1917
- Marie-Elise Zovko: Natur und Gott. Das wirkungsgeschichtliche Verhältnis Schellings und Baaders. Epistemata / Reihe Philosophie 201. Königshausen & Neumann, Würzburg 1996 ISBN 3-8260-1187-2 (Diss. Freiburg i. Brsg. 1995)
- Thomas Leinkauf: Schelling als Interpret der philosophischen Tradition. Zur Rezeption und Transformation von Platon, Plotin, Aristoteles und Kant. Münsteraner philosophische Schriften 5. Lit, Münster 1998 ISBN 3-8258-3598-7
- Christoph Asmuth (Hrsg.): Schelling. Zwischen Fichte und Hegel; between Fichte and Hegel. Bochumer Studien zur Philosophie 32. Grüner, Amsterdam u.a. 2000 ISBN 90-6032-359-9
- Jochem Hennigfeld u.a. (Hrsg.): Kierkegaard und Schelling. Freiheit, Angst und Wirklichkeit. Kierkegaard studies: Monograph series 8. de Gruyter, Berlin; New York 2003
- Klaus Baum, Die Transzendierung des Mythos, Zur Philosophie und Ästhetik Schellings und Adornos, Königshausen + Neumann, Würzburg 1988
[Bearbeiten] Studien zu einzelnen Bereichen von Schellings Philosophie
- Hartmut Rosenau: Die Differenz im christologischen Denken Schellings. Europäische Hochschulschriften 23/248. Lang, Frankfurt a.M. 1985 (Diss. Wuppertal 1984)
- Bernhard Barth: Schellings Philosophie der Kunst. Göttliche Imagination und ästhetische Einbildungskraft. Symposion 92. Alber, Freiburg i. Brsg.; München 1991 ISBN 3-495-47716-0 (Diss. Freiburg 1986)
- Alexander Grau: "No Entity without Identity". Schellings Identitätsbegriff im Lichte analytischen Denkens. Kant-Studien 90 (1999). S. 75-90
- Bernd-Olaf Küppers: Natur als Organismus. Schellings Naturphilosophie und ihre Bedeutung für die moderne Biologie. Philosophische Abhandlungen 58. Klostermann, Frankfurt a.M. 1992 ISBN 3-465-02539-3
- John Elbert Wilson: Schellings Mythologie. Zur Auslegung der Philosophie der Mythologie und der Offenbarung. Spekulation und Erfahrung 2/31. Frommann-Holzboog, Stuttgart; Bad Cannstatt 1993 ISBN 3-7728-1483-2
- Otfried Höffe (Hrsg.): F. W. J. Schelling: Über das Wesen der menschlichen Freiheit. Klassiker auslegen 3. Akad.-Verl., Berlin 1995 ISBN 3-05-002690-1 (Aufsatzsammlung über die Freiheitsschrift)
- Axel Hutter: Geschichtliche Vernunft. Die Weiterführung der Kantischen Vernunftkritik in der Spätphilosophie Schellings. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1996 ISBN 3-518-58223-2
- Sven Jürgensen: Freiheit in den Systemen Hegels und Schellings. Epistemata / Reihe Philosophie 158. Königshausen & Neumann, Würzburg 1997 ISBN 3-8260-1258-5 (Diss. Osnabrück 1994)
- Christian Danz (Hrsg.): System als Wirklichkeit. 200 Jahre Schellings „System des transzendentalen Idealismus“. Kritisches Jahrbuch der Philosophie 6. Königshausen und Neumann, Würzburg 2001 ISBN 3-8260-2107-X
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Alle genealogischen Daten stammen aus: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band VII, Seite 375, Band 36 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1965, ISSN 0435-2408
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Wilhelm Joseph Schelling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
- http://www.thur.de/philo/as221.htm -- Biographie mit Ansätzen zu Schellings Philosophie
- Bibliographie Deutscher Idealismus - F.W.J. Schelling
- http://www.schelling.org/ - Schelling-Forschungsstelle Berlin e.V.
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- B I B L I O T H E C A A U G U S T A N A
- F.W.J. Schelling im Philosophen-Lexikon von Rudolf Eisler
Wikisource: ADB:Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph – Quellentexte |
Personendaten | |
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NAME | Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Philosoph |
GEBURTSDATUM | 27. Januar 1775 |
GEBURTSORT | Leonberg |
STERBEDATUM | 20. August 1854 |
STERBEORT | Bad Ragaz, Schweiz |
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel soweit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen. |