Deviation (Navigation)
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Die Deviation (engl. deviation, DEV) ist eine zusätzlich zur Deklination zu beachtende Ablenkung eines Magnetkompasses. Die Kompassablenkung entspricht dem Winkelunterschied zwischen der Richtung, in die eine Magnetnadel zeigt, die nur vom Magnetfeld der Erde (MN) beeinflusst ist, und der Richtung, in die sich eine Magnetnadel dreht, die sowohl vom Erdmagnetfeld als auch vom Magnetfeld des Flugzeugs oder des Schiffes beeinflusst wird.
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[Bearbeiten] Allgemeine Erklärung
Die Nähe von kobalt-, nickel- und eisenhaltigen (genauer: ferromagnetischen) Gegenständen (Schlüsselbund, Fahrrad, Auto, Stahlschiff, Eisenbahn) führt zu einer Veränderung der Richtung der magnetischen Feldlinien, die ein Magnetkompass anzeigt. Kompasse, die auf metallhaltigen Fahrzeugen verwendet werden, unterliegen zwangsläufig dem Einfluss der mit dem Fahrzeug verbundenen Gegenstände. Sind diese nicht zufällig gleichmäßig um den Kompass verteilt, verändert sich deren Einfluss auf den Kompass mit der Richtung, in die das Fahrzeug "schaut". Auch Stromkreise in Flugzeugen oder Schiffen erzeugen Magnetfelder, wenn elektrischer Strom durch die Drähte fließt.
Ein Gefährt, sei es Flugzeug, Fahrzeug oder Schiff, kann in Bezug auf die erdmagnetische Kraft die verschiedensten Richtungen annehmen, wobei sich dann die Richtung und die Stärke des gefährteigenen magnetischen Feldes ändert. Deshalb nimmt auch die Größe und Richtung der Deviation des Kompasses auf verschiedenen Kursen unterschiedliche Werte an.
[Bearbeiten] Entdeckung der Deviation
Die Änderungen des Magnetfeldes durch die Deviation erfolgen nach bestimmten Gesetzen, die zuerst von Matthew Flinders gefunden wurden. Siméon Denis Poisson stellte bald darauf die Deviation in mathematischer Form dar.
[Bearbeiten] Verringerung der Deviation
Die Deviation kann durch zusätzlich angebrachte und in der Regel verstellbare, kleine Magnete oder Eisenmassen verringert werden. Die restliche Abweichung wird in einer so genannten Deviationstabelle festgehalten, aus der sich für jede Kursrichtung die nötige Korrektur entnehmen lässt.
[Bearbeiten] Die Deviation in der Praxis
Für die Luftfahrt gilt: Wird im Cockpit ein Gerät eingebaut oder demontiert, kann dies durchaus Einfluss auf die Deviation haben. Daher muss die Deviation nach bedeutenden Änderungen am Flugzeug neu bestimmt werden. Dies geschieht in Schritten von 30°. Die Ergebnisse der Deviationsbestimmung werden auf einer Deviationstabelle verzeichnet, welche für den Flugzeugführer gut ersichtlich in Kompaßnähe aufgehängt wird. Um eine Vorstellung von dem signifikanten Einfluss von (ferromagnetischen) Körpern in Kompaßnähe zu erhalten sei folgendes "Experiment" genannt: Man hänge einen Piloten - Kopfhörer (=Headset) in der Kompaßnähe auf. Meist stellt man ein plötzliches Auswandern von oft bis zu 25° fest. Künstlich herbeigeführte Deviationen in dieser Größenordnung machen genaues Navigieren unmöglich. Daher ist darauf zu achten, wenn im Flug der Kopfhörer abgenommen wird, diesen deutlich abseits vom Kompaß abzulegen!
[Bearbeiten] Sondersituation bei Schiffen
Bei Schiffen ist eine spezielle Situation gegeben. Der gesamte (riesige) eiserne Schiffskörper wird infolge der erdmagnetischen Kraft zu einem Magneten, dessen Achse in Richtung des magnetischen Meridians liegt. Von dem auf Stapel liegenden Schiff wird ein Teil dieses Gesamtmagnetismus durch die Erschütterung des Hämmerns dauerhaft aufgenommen. Das ist als permanenter Magnetismus des Schiffes bekannt. Die Achse des permanentmagnetischen Anteils des Gesamtmagnetismus bleibt auch später unverändert, wenn das Schiff eine andere Lage zum magnetischen Meridian annimmt.
Ein anderer Teil, insbesondere der in den weicheren Eisenmassen vorhandene Magnetismus, verändert seine Induktionsrichtung stets mit dem Wechsel der Meridianrichtung. Dieser Teil des Gesamtmagnetismus heißt flüchtiger Magnetismus. Hier findet die Richtungsänderung jedoch nicht immer instantan, sondern erst allmählich statt. Dafür führte Robert Koldewey den Begriff remanenter Magnetismus ein.
[Bearbeiten] navigatorische Behandlung
Die Deviation (DEV) wird wie die Ortsmissweisung (VAR) mit OST (+) oder WEST (-) bezeichnet. Liegt Kompass-Nord (engl. compass north, CN) östlich von missweisend Nord (engl. magnetic north, MN), so handelt es sich um eine östliche Deviation (engl. east deviation).
Eine östliche Deviation muss immer vom missweisenden Steuerkurs (engl. magnetic heading, MH) abgezogen werden, um den Kompasskurs (engl. compass heading, CH) zu erhalten. Genau umgekehrt verhält es sich mit der westlichen Deviation. Diese muss zum MH hinzugezählt werden.
Bei der Deviation gilt ähnlich wie auch bei der Variation der Merkspruch:
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West is best (+!), East is least (-!)
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Eine östliche Deviation ist, wie bereits angeführt, positiv, da ein Winkel im Uhrzeigersinn als positiv definiert wird. Eine westliche Deviation ist entsprechend negativ. Obigen Spruch kann man auch mathematisch formulieren: − (DEV). Ist die Deviation östlich so wird sie vom mißweisenden Steuerkurs (magnetic heading) abgezogen: − ( + 5) = − 5. Ist sie westlich muss sie addiert werden: − ( − 5) = + 5.
Beispiel:
MH - DEV = CH
10 - (+1) = 9°
[Bearbeiten] Literatur
- George H. Reid: The Quick and Easy Guide to Compass Correction 1997, ISBN 1-57409-023-2
- Jeppesen Sanderson: Private Pilot Study Guide 2000, ISBN 0-88487-265-3
- Jeppesen Sanderson: Privat Pilot Manual 2001, ISBN 0-88487-238-6
- Jürgen Mies: Funknavigation 1999, ISBN 3-613-01648-6
- Peter Dogan: The Instrument Flight Training Manual 1999, ISBN 0-916413-26-8
- Walter Air: CVFR Lehrbuch Mariensiel 2001
- Wolfgang Kühr: Der Privatflugzeugführer, Technik II Band 3 1981, ISBN 3-921270-09-X