Feuerspucken
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Die in diesem Artikel beschriebenen Techniken sollten niemals ohne ausreichende Kenntnisse, Übung und Absicherung durchgeführt werden. Unerfahrene Feuerspucker können die Risiken nicht abschätzen, weshalb die Gefährdung unverhältnismäßig hoch ist. Es gibt die Möglichkeit, das Feuerspucken unter fachkundiger Anleitung zu erlernen, was an dieser Stelle dringend empfohlen wird. |
Beim Feuerspucken speit oder pustet ein Mensch ein Brandmittel gegen eine Feuerquelle, meist eine Fackel. Wird das Brandmittel dabei fein zerstäubt, ist die Gesamtoberfläche der Brandmittelpartikel sehr hoch. Das Brandmittel verbrennt dadurch sehr schnell und es entsteht eine helle und heiße Flamme.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Brandmittel
Die Wahl des Brandmittels hat großen Einfluss auf die Art der Flamme und die verwendete Feuerspucktechnik. Einige Brandmittel sind besonders gesundheitsschädlich. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen pulverförmigen und flüssigen Brandmitteln (Pyrofluid).
[Bearbeiten] Pulver
Vor allem Anfängern werden pulverförmige Brandmittel empfohlen, da die gesundheitliche Gefährdung geringer ist. Beliebt sind hier Bärlappsporen (Sporen von lycopodium bisdepuratum). Diese sind in Apotheken als natürliche Abführmittel erhältlich. Andere beliebte Mittel beruhen auf einem Magnesium Aluminium Gemisch. Diese Flammen brennen heller als Bärlappsporen, weswegen sie gerne für Shows am Tag oder auf beleuchteten Bühnen verwendet werden. Am besten Empfielt es sich zum üben mit Mehl zu spucken.
[Bearbeiten] Pyrofluid
Hier wird den meisten Fällen eine Flüssigkeit auf der Basis von hochgereinigtem Petroleum verwendet, dass in Apotheken oder bei Fachhändlern erworben werden kann. Der Feuerspucker nimmt diese Flüssigkeit in den Mund und speit sie unter Druck durch seine leicht gespitzten Lippen wieder aus. Aufgrund der Düsenwirkung wird das Pyrofluid zerstäubt. Berührt der Sprühnebel eine Fackel, so entsteht ein Feuerball. Obwohl petroleumbasierte Pyrofluide bei Kontakt mit der Haut und insbesondere den Schleimhäuten gesundheitsschädlich sind, bevorzugen professionelle Feuerspucker meist diese Variante, da sich durch hier mehr Möglichkeiten hinsichtlich der Spucktechniken und damit auch der erzielten Effekte bieten. Seit einigen Jahren gibt es auch Lampenöl auf Rapsöl-Basis, mit dem Feuerspucken möglich ist. Es entzündet sich wegen des höheren Flammpunktes nicht so gut wie Öle auf Petrol-Basis, weshalb der sogenannte Fallout - der Anteil nichtverbrannten Pyrofluids, der zu Boden fällt - größer ist. Gute Mittel zum Feuerspucken haben einen Flammpunkt von 50° bis 60° Celsius und haben eine niedrige Brenntemperatur von um die 90° Celsius. Zum üben empfiehlt sich am besten Wasser.
[Bearbeiten] Gefahren
Bei dieser Kunst besteht die Gefahr, erhebliche gesundheitliche Schäden zu nehmen, sowohl durch Verbrennungen als auch durch Vergiftungen.
[Bearbeiten] Reizungen der Lunge
Pulverförmige Brandmittel können leicht eingeatmet werden, was stundenlange Hustenanfälle und starke Reizungen der Lunge zur Folge hat. Bei Pyrofluiden besteht dieses Risiko ebenso, außerdem können kleine Tröpfchen in die Lunge laufen, während der Feuerspucker tief Luft holt. Pyrofluide bergen zusätzlich das Risiko einer starken Schädigung der Lunge im Falle von Dauerbelastung
[Bearbeiten] Verbrennungen
Ein leichtes Drehen oder Auffachen des Windes kann dazu führen, dass der Künstler in seinem eigenem Flammeninferno steht. Gerade bei Fluiden kann es zudem vorkommen, dass die Flamme zurückschlägt und sich Fluid direkt vor oder auf dem Gesicht entzündet, schlimmstenfalls sogar bis in den Racheninnenraum vordringt. Atmet der Feuerspucker in so einem Moment ein, sind schwere Lungenschäden die Folge.
[Bearbeiten] Vergiftungen
Viele Anfänger unterschätzen diese Gefahrenquelle des Feuerspuckens. Denn fast sämtliche Brandmittel sind für den Menschen Giftstoffe. Oft reicht schon der ungeschütze Kontakt mit der Haut oder den Schleimhäuten um Vergiftungserscheinungen wie Ausschläge, Juckreiz oder Erbrechen herbeizuführen. Vor allem bei der Verwendung von Pyrofluid, kann ungewolltes Verschlucken zu einer gesundheitsschädlichen, irreparablen oder gar letalen Vergiftung führen. Die Gefahr des ungewollten Verschluckens klingt zwar unwahrscheinlich, ist aber die Hauptursache für viele Unfälle. Denn der Feuerspucker kämpft während der Show beständig gegen den körpereigenen Schluckreflex an, weswegen gerade das Feuerspucken im Liegen besonders gefährlich ist. Das größte Risiko ist die Entstehung einer Lungenentzündung beim Inhalieren, die in einigen Fällen in Europa auch zum Tode führte.
[Bearbeiten] Ungeeignete Brandmittel
Alkohol, Wundbenzin oder Grillanzünder sind nicht geeignet zum Feuerspucken. Grund dafür ist der zu niedrige Flammpunkt, das heißt, sie entzünden sich zu schnell und zu leicht. Gerade Wundbenzin und Alkohol sind sehr gefährlich. Beide entzünden sich bei Temperaturen zwischen 20° und 45° Celsius, um dann in einer schnellen, explosionsartigen Stichflamme zu verbrennen. Beide Mittel neigen dazu zurückzuschlagen, also sich bis zur Quelle zu entzünden um dann Gesicht, Kleidung und Racheninnenraum zu entzünden. Grillanzünder sind meist synthetische Mittel mit allerhand Zusätzen damit sie schnell, geruchs-, farb- und rußlos verbrennen. Diese Zusätze sind giftig und können schon beim einmaligen Anwenden zu Vergiftungen führen. Selbst gemischte Pulver, Schwarzpulver und Mehl können zwar optisch sehr schön aussehen aber sie alle verbrennen sehr schnell, explodieren fast. Das ergibt wunderschöne Effekte, jedoch auch sehr schwere Verbrennungen. Mehlstaubexplosionen sind, seit die Menschheit Mehl herstellt, gefürchtete Ereignisse. Auch beim Feuerspucken sollte daher auf solche Mittel verzichtet werden. Jeder Feuerspucker trägt die Verantwortung für sich, seine Leute auf der Bühne und für das Publikum.
[Bearbeiten] Falschinformationen
Es gibt einige gute Bücher über das Feuerspucken, welche die Techniken und Gefahren gut verständlich erklären. Einige Ratgeber enthalten allerdings Beschreibungen von Techniken, die sehr gefährlich sind, wenn man sie anwendet: das Verschlucken von Brandmitteln um sie dann später wieder heraufzuwürgen, das Spucken mit Wundbenzin, Feuerniesen, also das Ausstoßen von Brandmitteln durch die Nase sind nur einige hochgradig lebendbedrohliche, leicht- und unsinnige Techniken die darin beschrieben werden.
[Bearbeiten] verschiedene Tricks
Die Kunst des Feuerspuckens benötigt für rudimentäre Kunststückchen wenig Übung. Sie ist aber, unter all den Spielen mit dem Feuer, die gefährlichste. Das ändert sich, wenn man immer spektakulärere Tricks einübt. Gerade Übungen mit zwei, drei oder mehr Menschen und Feuerspuckern beruhen auf einer ausgefeilten Choreografie und meist jahrelangem Training. Aber auch kleine Variationen im Winkel der Flamme zum Boden, der Ausgangsposition beim Spucken oder nur in der Art wie man Spuckt, alles oft Details, die einem unkundigen Publikum nicht direkt auffallen, erfordern tagelanges Üben.
- Alle Kunststücke sollten nur von geübten Feuerspuckern ausprobiert werden, da sie teils jahrelange Übung und Erfahrung benötigen und bei unsachgemäßer Ausführung lebensbedrohliche Gesundheitsschäden hervorrufen können.
Ausgeführt werden sie fast immer mit Pyrofluiden. Insofern nicht anders angegeben wird in einem Winkel von ca. 30 bis 45 Grad nach oben gespuckt.
[Bearbeiten] Tricks für einzelne Feuerkünstler
- Feuerstoß
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- Es wird einfach etwas Pulver oder Fluid knapp über die Fackel gespuckt, was einen breiten und mittelmäßig langen Feuerstrahl ergibt. Man entzündet das Brennmittel meist, indem man die Flamme von unten in den Nebel führt.
- Feuerball
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- Mit wenig Druck wird ein Flammenstoß ausgeführt, so dass die Flamme einem Ball ähnelt.
- Feuerstrahl
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- Unter hohem Druck wird ein dünner Strahl von Fluidnebel erzeugt, der entzündet wird.
- Feuerhusten
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- Zwei bis drei kleine Feuerstöße ohne neues Fluid in den Mund zu nehmen.
- Springbrunnen
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- Ohne weiteres Fluid in den Mund zu nehmen, werden mehrere Feuerstrahlen erzeugt.
- Der Drache
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- Waagerechter, lang anhaltender und breiter Feuerstrahl. Man spuckt weiter obwohl der Strahl bereits brennt. Die Gefahr eines Flammenrückschlages in den Mundinnenraum ist hierbei sehr hoch.
- Der Turm
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- Den Kopf in den Nacken legen und einen senkrechten Strahl in den Himmel spucken.
- Flammenwolke
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- Ein feiner Nebel, ähnlich dem Feuerball, wird fast waagerecht mit sehr wenig Druck gespuckt. Für größere Wolken fängt man bei 45 Grad an und geht dann in die Waagerechte. Diese Fluidwolke entzündet man, nachdem alle gespuckt wurden von unten und man erhält einen in der Luft stehenden Feuerball oder eine Wolke.
- Dead Man
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- Der Feuerspucker legt sich, den Mund gefüllt, mit dem Rücken auf den Boden und spuckt senkrecht in den Himmel. Man sollte nie im Liegen versuchen den Mund zu füllen, denn der Schluckreflex ist dann meist zu stark, als dass er überwunden werden könnte.
- Kleine menschliche Fackel
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- Körperteile, meistens eine Hand oder auch beide, sind mit speziellem Material geschützt und werden entzündet. Diese Flammenquelle dient dann als Fackel.
- Menschlicher Feuerspender
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- Der Feuerspucker nährt eine Flamme mit dem Fluid aus seinem Mund. In Kombination mit der kleinen menschlichen Fackel ein netter Hingucker.
[Bearbeiten] Kunststücke mit Publikum oder Personal
- Das menschliche Feuerzeug
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- Eine kleine menschliche Fackel entzündet einem Zuschauer eine Zigarette in dessen Mund, indem z. B. seine Hand als Feuerzeug dient.
- Fackelträger
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- Die brennende Fackel wird einem Zuschauer/Mitarbeiter übergeben der nach einer kurzen Einführung dann die Flammenstrahlen zu entzünden hat, welche der Feuerspucker ausstößt.
- Es werde Licht
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- Ein wagemutiger Zuschauer/Mitarbeiter hält eine nicht brennende Fackel hoch in die Luft und der Feuerspucker entzündet sie mit einem sehr gut gezielten und getimeten Feuerstoß aus geringer Entfernung.
[Bearbeiten] Die Kunst in der Gruppe
- Flammenwand
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- Mehrere Feuerspucker erzeugen im Team eine Nebelwolke analog zur Feuerwolke und einer aus der Gruppe entzündet dann die stehende Wand aus Feuer. Abwandlungen zu Säulen, großen Wolken und mehr sind möglich.
- Das Kreuz
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- Zwei Feuerspucker spucken waagerecht einen dünnen Strahl. Die beiden Strahlen kreuzen sich in der Mitte in einem Winkel von 90 Grad.
- Das stehende Kreuz
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- Während der eine Feuerspucker senkrecht einen dünnen Strahl in den Himmel spuckt (stehend oder als Dead Man) spuckt der andere waagerecht von einer erhöhten Position aus (Leiter, Felsen, Burgmauer).
- Der Winkel
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- Zwei Flammenstrahlen treffen sich im Himmel mit ihren Spitzen.
- Das Dach
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- Der Winkel mit drei oder mehr Artisten.
- Das Zelt
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- Das Zelt ist eigentlich ein Dach, nur dass ein weiterer Artist direkt unter dem Schnittpunkt der Flammen steht und senkrecht nach oben spuckt.
- Die Feuerkette
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- Während einer eine möglichst lang anhaltende Flamme („Der Drache“) erzeugt, entzündet der oder die Anderen ihre Flammen an dieser oder nacheinander gegenseitig an ihren Flammen.
- Flammengewitter
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- Ähnlich wie bei der Flammenwolke beginnt ein Künstler, der Nächste spuckt kurz vor Erlöschen der Feuerwolke wieder einen solchen Nebel dazu, so dass eine Wolke die Nächste entzündet.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Feuerspucken – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |