Filmkamera
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Als Filmkamera bezeichnet man einen Apparat
- der eine Sequenz fotografischer Bilder auf durchlaufende Filmstreifen belichtet. Im Gegensatz zur Fotokamera, die der Aufnahme einzelner Bildern dient, nimmt die Filmkamera eine Serie von Einzelbildern auf, die später mit einem Filmprojektor als Bewegte Bilder vorgeführt werden können.
- der fotografische Einzelbilder auf einem fotografischen Film aus Papier, Zelluloid oder anderen Zellulosederivaten belichtet; diese veraltete Bezeichnung grenzt die Filmkamera von der Plattenkamera ab, die bis etwa in die 30er Jahre die dominierende fotografische Aufnahmetechnik darstellte, siehe Fotoapparat.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem modernen Begriff der Filmkamera im Kontext der Filmkunst.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Entwicklung der Filmkamera fängt mit der Geschichte der Fotografie und der Filmgeschichte an. Sie geht auf George Eastmans Patentierung und die anschließende industrielle Fertigung des Rollfilms zurück, unter dessen Verwendung Thomas Alva Edison die erste funktionstüchtige Filmkamera konstruierte, den Kinematograph. Vier Jahre später entwickelten die Brüder Lumière ihren Cinématographe, der Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in einem war. Beide Geräte verwendeten den perforierten 35-mm-Rollfilm, der mithilfe eines Greifers transportiert wurde. Der Cinématographe ließ jedoch den Film vertikal statt horizontal durchlaufen und entsprach damit weitgehend der heutigen Kameratechnik.
[Bearbeiten] Funktionsweise
Trotz zahlreicher technischer Neuerungen seit der Erfindung der Filmkamera blieb deren grundsätzliche Funktionsweise bis heute erhalten: Das unbelichtete Filmmaterial wird aus der Filmkassette oder -spule über eine Führungsrolle in den Filmkanal gelenkt, dort wird es mit einer Andruckplatte auf eine Gleitbahn vor das Bildfenster geführt, wo dann die Belichtung des Films stattfindet.
Nach der Belichtung eines Einzelbildes deckt eine rotierende Umlaufblende das Bildfenster ab, der Filmstreifen wird um eine Bildhöhe weitergezogen, bevor ein Transportgreifer oder separater Sperrgreifer in die Perforation eingreift und den Film für die Dauer der Belichtung stoppt. Die Mechanik des Greifers und der Umlaufblende sind aneinander gekoppelt, so dass die Umlaufblende das Bildfenster immer dann abdeckt, wenn der Filmstreifen am Bildfenster vorbeigezogen wird.
[Bearbeiten] Technische Neuerungen
Neben der Perfektionierung und Verkleinerung der bestehenden Technik finden sich die meisten technischen Neuerungen der Filmkamera seit ihrer Erfindung in der verbesserten Handhabung und im Bedienkomfort. So sorgte bei den ersten Filmkameras eine Handkurbel für den kontinuierlichen Filmtransport, später ein Federwerk, heute vor allem akkugespeiste Elektromotoren.
Seit der Erfindung der ersten Filmkamera wurden auch Amateurkameras entwickelt. Bereits 1898 meldete Birth Acres in England ein Patent für eine Filmkamera namens Birtac an, welche die halbe Breite des 35-mm-Films belichtete und ein Vorläufer der später verbreiteten 16-mm-Kameras war. 1925 war die erste von Arri gebaute Kamera eine 35-mm-Amateurkamera mit Handkurbelbetrieb (Kinarri 35). 1932 stellte Kodak das erste 8 mm-Amateurfilmsystem vor, dessen Vorteil darin liegen sollte, die Kosten der Filmentwicklung durch die Verkleinerung des Filmmaterials zu senken, und legte damit den Grundstein für zahlreiche folgende Schmalfilmformate, die sich bis zur Ablösung durch Videokameras und Camcorder insbesondere im familiären Bereich großer Beliebtheit erfreuen sollten. Obwohl sie zunächst als Amateurkamera entwickelt worden war, fand die 16-mm-Kamera wegen ihrer Handlichkeit zunehmend Einsatz in der Berichterstattung.
Die Verbreitung des Tonfilms erforderte eine Schallabdichtung der für Tonaufnahmen zu lauten Geräte. Zunächst waren Tonaufnahmen nur im Studio möglich, wo die laute Kamera in einen schallgedämmten Kasten verbannt wurde. Ab 1953 wurden für die ersten Filmkameras sogenannte Blimps entwickelt, in die sich die Kamera förmlich verpacken ließ. Die ersten Blimps waren zunächst jedoch unhandlich und behinderten die Kameraleute bei der Arbeit. Erst 1957 entstand für die Arriflex 35 Iib ein großer, absolut schalldichter Blimp, in den die Kamera mit wenig Aufwand eingebaut werden konnte.
Für zwei entscheidende Neuerungen auf dem Gebiet der Kameratechnik zeichnet Erich Kästner, Chef-Konstrukteur von Arnold & Richter (Arri), verantwortlich. 1937 entwickelte er ein Spiegelreflex-System, welches es zum ersten Mal ermöglichte, auch bei laufender Kamera im Sucher ein helles, scharfes und seitenrichtiges Bild zu sehen.
1972 konstruierte Kästner eine tontaugliche 35-mm Schulterkamera (Arriflex 35 BL), welche einen Handkamera-Einsatz bei gleichzeitiger Tonaufnahme ermöglichte. Für beide Neuerungen wurde Kästner mit dem technischen Oscar ausgezeichnet.
Bis heute werden Kinofilme zum größten Teil auf 35-mm-Film aufgenommen, wobei allerdings in den letzten Jahren die Produktion auf digitalen Kameras (beispielsweise HDCAM/SR, Thompson Viper) immer mehr an Bedeutung gewinnt. 16-mm-Film kommt im professionellen Bereich zum Teil noch bei Fernsehproduktionen zum Einsatz. Weltweit teilen sich die Firmen Arnold & Richter (Arri) und Panavision den Markt für professionelle 35-mm-Filmkameras. Nischenhersteller wie Aaton (ehemals Eclair) und Mitchell-Fries spielen im Bereich großer Kinoproduktionen heutzutage keine Rolle mehr. Highspeed-Kameras des Herstellers Photosonics werden bei Laufgeschwindigkeiten von 360 fps (mit Greiferwerk und intermittierendem Movement) bis zu 2100 fps (als Prismenkamera) für Werbung, Special Effects und Forschung eingesetzt. 16-mm-Kameras werden auch von anderen Anbietern hergestellt.
[Bearbeiten] Technische Einzelheiten
[Bearbeiten] Wirkungsprinzip
Das Wirkungsprinzip von Filmkamera und -projektor beruht ähnlich wie beim Daumenkino auf der Nachbildwirkung, die dem Betrachter ermöglicht, eine Sequenz von Einzelbildern als fortlaufende Bildfolge zu betrachten. Ein natürlicher Bewegungsablauf ist dann gegeben, wenn man mit der normalen Ganggeschwindigkeit von 18 bis 25 Bildern pro Sekunde (sog. Bildfrequenz) filmt und projiziert.
[Bearbeiten] Belichtung
Das Öffnen und Verschließen des Bildfensters durch die Umlaufblende gibt im Zusammenspiel mit der Filmgeschwindigkeit die Belichtungszeit des Filmes vor. Bei der Bildfrequenz von 25 Bildern pro Sekunde beträgt die Belichtungszeit bei starrer Umlaufblende 1/50. Durch die Möglichkeit, den Hellsektor der Umlaufblende zu variieren, lassen sogenannte Sektorenblenden abweichende Belichtungszeiten zu. Film wird in der Regel mit 24 Bildern pro Sekunde belichtet. Dies gilt für Kinofilme und ist in diesem Bereich der internationale Standard. Die Öffnung des Hellsektors beträgt dann 172 Grad. Für eine Erstverwertung im Fernsehen wird allerdings mit 25 Bildern (Hellsektor 180 Grad) in der Sekunde gefilmt. Bedingt durch die vorherrschenden 50 Hz im Stromnetz und die daraus resultierende Halbbildzahl in der Bildröhre filmt man mit 25 Bildern. Werden Kinofilme im Fernsehen ausgestrahlt, so geschieht dies ebenfalls mit 25 Bildern, was zur Folge hat, dass sich die Spielzeit des Films um 4 % verkürzt. Siehe dazu auch: PAL Speed-up.
[Bearbeiten] SyncSound und MOS
Neben dem Filmformat werden professionelle Filmkameras nach unterschiedlichen Einsatzbereichen unterschieden: SyncSound-Kameras werden für Aufnahmen eingesetzt, bei denen parallel zum Bild der Ton mit einem externen Audiorekorder aufgezeichnet wird. Mit unter 20 dB sind sie sehr leise. Laute MOS-Kameras (als gängigstes Modell die Arri 435) kommen in der Regel nur zum Einsatz, wenn keine parallele Tonaufzeichnung notwendig ist (z.B. Werbedrehs, Highspeedaufnahmen, Effektaufnahmen, Landschaften etc...). Die Bezeichnung MOS stammt der Legende nach aus den frühen Tagen Hollywoods: MOS bedeutete "Mit Ohne Sound" - also stumm. Ob und welcher deutschstämmige Filmschaffende diese Bezeichnung einführte, ist nicht überliefert. Eine andere Deutung erklärt MOS mit "Motion Only Shot".