Formatfaktor
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Der Formatfaktor ist ein Begriff aus der Fotografie. Er gibt das Verhältnis zwischen zwei Aufnahmeformaten an.
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[Bearbeiten] Anwendung
Da Aufnahmeformat und Brennweite über den Strahlensatz zusammenhängen, kann der Formatfaktor dazu genutzt werden, zu berechnen, welche Brennweite ein Objektiv haben müsste, um auf einem anderen Aufnahmeformat bei gleicher Entfernung zum Motiv den gleichen Bildausschnitt zu zeigen.
In der Digitalfotografie mit Bildsensoren, die kleiner als die 24 mm × 36 mm des Kleinbild-Formats sind, gibt der Formatfaktor deshalb den Wert an, mit dem man die Brennweite eines Objektives multiplizieren muss, um zu bestimmen, welche Brennweite ein Objektiv an einer Kleinbildkamera hätte, das den gleichen Bildausschnitt bei gleicher Entfernung zum Motiv zeigen würde. Wegen des Beschnitts des Bildfeldes wird der Formatfaktor bei solchen Digitalkameras auch Crop-Faktor genannt (von engl. to crop = beschneiden): Es entsteht der gleiche Effekt wie bei einer Ausschnittvergrößerung.
Ein ähnliches Phänomen tritt beim Übergang von Groß- und Mittelformat- zu Kleinbildkameras auf. Statt den Formatfaktor anzugeben, klassifiziert man sinnvollerweise die Kameraobjektive anhand ihrer Bildwinkel im jeweiligen Format als Weitwinkel-, Normal- oder Teleobjektiv (wobei die Telekonstruktion allein nicht den Bildwinkel beeinflusst, aber häufig Objektive mit geringem Bildwinkel und langer Brennweite Telekonstruktionen sind). Dabei entspricht die Brennweite des Normalobjektives ungefähr der Diagonale des jeweiligen Aufnahmeformats.
[Bearbeiten] "Brennweitenverlängerungsfaktor"
Wird ein Objektiv statt an einer Kleinbild- an einer Digitalkamera mit kleinerem Sensor angesetzt, verkleinert sich das Aufnahmeformat, die Brennweite ändert sich jedoch nicht. Somit ist der Begriff Brennweitenverlängerungsfaktor zwar gängig, aber falsch.
[Bearbeiten] "Bildwinkelfaktor"
Der gelegentlich anzutreffende Begriff Bildwinkelfaktor ist ein Versuch, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es nicht die Brennweite ist, die sich mit dem Aufnahmeformat ändert, sondern der genutzte Bildwinkel. Es wird jedoch oft fälschlich angenommen, Format- und Bildwinkelfaktor seien identisch. Dem ist nicht so: Je nach Brennweite ändert sich der effektive Bildwinkel eines Objektives bei verändertem Aufnahmeformat unterschiedlich stark. Das heißt, beim Übergang von einer Kleinbildkamera zu einer Digitalkamera mit kleinerem Sensor ändert sich z. B. der genutzte Bildwinkel eines 20-mm-Weitwinkelobjektives weniger stark als etwa der eines 400-mm-Teleobjektives. Daher kann die durch den Übergang auf ein anderes Aufnahmeformat verursachte Veränderung des genutzten Bildwinkels nicht durch einen für alle Brennweiten gültigen Faktor beschrieben werden. Die Ursache liegt im Zusammenhang zwischen Aufnahmeformat, Brennweite und Bildwinkel über die nichtlineare Tangensfunktion.
[Bearbeiten] Beispiel
Der Bildsensor vieler gängiger digitaler Spiegelreflexkameras ist um den Faktor 1,5 bis 1,6 kleiner als das gewohnte Kleinbildformat (24 mm × 36 mm), also z. B. 15,7 mm × 23,5 mm (sog. APS-C-Format). Bei einem Objektiv mit 50 mm Brennweite "sieht" der Bildsensor nur einen Ausschnitt dessen, was der Kleinbildfilm sehen würde. Vergleicht man 9 × 13-cm-Abzüge von Fotos, die mit diesem Objektiv an einer Kleinbild- und einer gängigen Digitalkamera geschossen wurden, so wirkt es, als sei das Bild aus der Digitalkamera mit einer längeren Brennweite entstanden. Möchte man mit der Kleinbildkamera den gleichen Ausschnitt wie mit der digitalen Kamera erzielen, so muss eine um den Formatfaktor längere Brennweite, hier also 50 mm × 1,6 = 80 mm verwendet oder eine entsprechende Ausschnittsvergrößerung angefertigt werden.
Andere Werte, wie z. B. die Schärfentiefe (bezogen auf die 9 × 13-cm-Abzüge), ändern sich ebenfalls um den Formatfaktor bzw. dessen Kehrwert, wenn man mit dem gleichen Objektiv aufnimmt, aber das Aufnahmeformat verändert. So wird beim Übergang von Kleinbild zu kleinerem Bildsensor die Schärfentiefe bei gleicher Brennweite um den Formatfaktor reduziert. Aber: Bei gleichem Bildausschnitt, d. h. bei entsprechend kürzerer Brennweite, steigt die Schärfentiefe proportional zum Formatfaktor an.
[Bearbeiten] Formatfaktoren gängiger Sensorgrößen relativ zum Kleinbildformat
Faktor (1) | Sensorgröße | Typische Auflösung | Diagonale |
---|---|---|---|
8,7 | 1/3,2" | ca. 2 - 3 Megapixel | 5 mm (2) |
7,2 | 1/2,7" | ca. 3 - 5 Megapixel | 6 mm (2) |
6,8 | 1/2,5" | ca. 3 - 6 Megapixel | 6,4 mm (2) |
4,9 | 1/1,8" | ca. 4 - 10 Megapixel | 8,9 mm (2) |
4 | 2/3" | ca. 8 Megapixel | 11 mm (2) |
2 | 4/3" entsp.Four Thirds | ab 5 Megapixel | 21,3 mm (2) |
1,6 | entsprechend APS-C | ab 6 Megapixel | 27,1 mm |
1,5 | entsprechend APS-C, DX | ab 6 Megapixel | 28,3 mm |
1,3 | entsprechend APS-H | ab 8 Megapixel | 34,7 mm |
1 | Kleinbild-Vollformat | ab 6 Megapixel | 43,3 mm |
(1) Der Formatfaktor entspricht dem Verhältnis der Diagonale des Kleinbildformates zur Diagonale der lichtempfindlichen Fläche des Bildsensors. Manche Autoren beziehen diesen stattdessen auf die größere Seite des Aufnahmeformats, um den unterschiedlichen Seitenverhältnissen (2:3 bei Kleinbild und DSLR, 3:4 bei den meisten Sensoren für kompakte Digitalkameras, 16:9 bei einigen neueren Modellen) gerechter zu werden.
(2) Die Sensorgrößen in Zoll-Bruchteilen beziehen sich traditionell auf die nutzbare Fläche von Video-Aufnahmeröhren. Eine Ein-Zoll-Vidicon-Bildröhre hat zwar 25,4 mm Außendurchmesser, jedoch nur eine nutzbare Bilddiagonale von etwa 16 mm.
[Bearbeiten] Zusammenfassung
Ändert sich das Aufnahmeformat (z. B. beim Anschluß eines Objektivs für eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera an eine digitale Spiegelreflex mit kleinerem Sensor), so gilt:
- Brennweite
- Bleibt konstant. Die tatsächliche Brennweite eines Objektivs ändert sich nicht.
- effektive Blende
- Bleibt konstant und damit auch die für eine korrekte Belichtung nötige Kombination aus Belichtungszeit, Blende und Empfindlichkeit.
- Bildausschnitt
- Verringert sich dem Formatfaktor entsprechend. 50 mm Brennweite bei einem Formatfaktor von 1,6 ergeben einen Bildausschnitt wie 80 mm bei einer Kleinbildkamera.
- Bildwinkel
- Der genutzte Bildwinkel verkleinert sich bei einem Formatfaktor > 1 und vergrößert sich bei einem Formatfaktor < 1, aber nicht linear zu diesem über verschiedene Brennweiten, sondern nach der Tangens-Funktion. Je kürzer die Brennweite, desto geringer die Veränderung des genutzten Bildwinkels. Der maximal nutzbare Bildwinkel des Objektivs (Bildkreis) bleibt konstant.
- Lichtstärke des Objektivs
- Bleibt konstant.
- Schärfentiefe
- Bei gleicher Brennweite verringert sich die Schärfentiefe bei einem Formatfaktor > 1.
Der absolute Durchmesser der Zerstreuungskreise bleibt konstant, im Verhältnis zum (kleineren) Aufnahmeformat und Bildausschnitt werden diese jedoch größer. Dadurch nimmt die Schärfentiefe ab. Um dennoch dieselbe Schärfentiefe zu erreichen, muss die Blendenzahl mit dem Formatfaktor multipliziert werden: Ein 50-mm-Objektiv erzeugt bei gleicher Entfernung an Kleinbild bei Blende 2 dieselbe Schärfentiefe wie mit Blende 3 bei Formatfaktor 1,5 oder Blende 3,2 bei Formatfaktor 1,6.
Bei gleichem Bildausschnitt (also gleicher Entfernung und gleichem Bildwinkel) vergrößert sich die Schärfentiefe bei einem Formatfaktor > 1.
Um denselben Bildausschnitt abzubilden, muss die Brennweite des Objektivs um den Formatfaktor verringert werden. Die Änderung der Brennweite wirkt sich stärker auf die Schärfentiefe aus als die Änderung des Aufnahmeformats, sodass die Schärfentiefe insgesamt zunimmt. Um neben dem Bildausschnitt dieselbe Schärfentiefe beizubehalten, muss die Blendenzahl durch den Formatfaktor geteilt werden: Ein 50-mm-Objektiv erzeugt an Kleinbild bei Blende 2 in etwa dieselbe Schärfentiefe und denselben Bildausschnitt wie ein 35-mm-Objektiv bei Blende 1,4 bei Formatfaktor 1,5 (jeweils auf übliche Werte gerundet, Beugungseffekte vernachlässigt).
- Verwackeln
- Die Faustregel für Kleinbild "1/Brennweite (Sekunde) geht noch" muss erweitert werden: "1/(Brennweite * Formatfaktor) geht noch". Hierbei ist zu beachten, dass diese Regel ursprünglich nur als Faustregel für etwa 10 × 15 cm große Abzüge gedacht war.
[Bearbeiten] siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.dslr-forum.de/showthread.php?p=196926#post196926 ausführliche Erklärung
- http://tamron.de/Brennweitenvergleich.238.0.html?dum=0&L=0 guter Vergleich zwischen Brennweiten und digitalen/analogen Kameras
- http://www.dpreview.com/learn/?/Glossary/Camera_System/Sensor_Sizes_01.htm dpreview: englisch