Hospiz
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Hospiz (engl. hospice; lat. "hospitium") war im Mittelalter Name von kirchlichen oder klösterlichen Herbergen für Pilger, Bedürftige, Fremde oder Kranke (Entstehung des Begriffs Hospital).
Im deutschen Sprachraum der Gegenwart wird mit Hospiz meist eine spezielle Pflegeeinrichtung bezeichnet, die Sterbende im Sinne der Palliativpflege umfassend versorgt. Es gibt ambulante, teilstationäre und stationär tätige Hospizvereinigungen. Unter Hospiz versteht man heute nicht unbedingt eine konkrete Institution, sondern ein Konzept der ganzheitlichen Sterbe- und Trauerbegleitung. Hospize wollen (nach Student, 2004) fünf Qualitätskriterien verwirklichen:
- Der Kranke und seine Angehörigen stehen im Zentrum des Dienstes
- Unterstützung erfolgt durch ein interdisziplinäres Team
- Einbeziehung freiwilliger Begleiterinnen und Begleiter
- Palliative care (Palliativmedizin) statt medical cure (auf Heilung gerichtete Behandlung), das heißt: Lebensqualität statt Lebensquantität
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[Bearbeiten] Geschichte
1967 wurde das St. Christopher's Hospice (s. Weblinks) in Sydenham (bei London) gegründet. Von dort nahm die heutige Hospizbewegung ihren Anfang. Die Geschichte der Hospize reicht allerdings weiter zurück. Schon 1842 gründete Madame Jeanne Garnier in Lyon (Frankreich) ein Hospiz, das sich speziell der Pflege Sterbender widmete. 1879 öffneten die irischen Schwestern der Nächstenliebe das "Our Lady's Hospice for the Care of the Dying" in Dublin. Es gab weitere Hospize, die als Vorläufer zu der Gründung in Sydenham gelten können.
Die moderne Hospizbewegung und die Palliativmedizin entstanden dagegen in den 1960ern in England und gehen wesentlich auf Dr. Cicely Saunders zurück. Im von ihr gegründeten St.Christopher's etwa 2.000 Patienten und ihre Angehörigen pro Jahr betreut. Die internationale Hospizarbeit wurde nachhaltig durch die Arbeit von Elisabeth Kübler-Ross beeinflusst. In Deutschland hat u. a. Christoph Student viel zur Entwicklung der Hospizbewegung beigetragen. Die ersten österreichischen Initiativen starteten Ende der 70er Jahre unter der Schirmherrschaft der Caritas Socialis, die für ihre Initiativen für das erste stationäre Hospiz (CS Hospiz Rennweg) 1998 mit dem Fürst "Liechtenstein-Preis" ausgezeichnet wurde.
Im Hospiz bekommen unheilbar Kranke in ihrer letzten Lebensphase eine respektvolle, umfassende und kompetente Betreuung. Dabei spielt die Schmerztherapie eine große Rolle. Trauerbegleitung für die Angehörigen wird angeboten. Träger dieser Häuser der Sterbebegleitung sind zumeist gemeinnützige Vereine, aber auch Kirchen und gemeinnützige Organisationen und Stiftungen.
[Bearbeiten] Weitere Bedeutungen
- Im Bereich der Studentenverbindungen wird mit Hospiz auch ein Trinkgelage mit Rundgesang bezeichnet.
- Im Alpenraum bezeichnet der Begriff ein Gasthaus oder eine Unterkunft für in Not geratene Bergwanderer; diese Hospize finden sich auf oder in der Nähe der Passhöhen von bedeutenden Alpenübergängen.
[Bearbeiten] Literatur
- Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hg.): Palliativstationen und Hospize in Deutschland. Belastungserleben, Bewältigungspotenzial und Religiosität der Pflegenden. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-2-X
- Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hg.): Stationäre Hospizarbeit. Grundlagentexte und Forschungsergebnisse zur Hospiz- und Palliativarbeit, Teil 2. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-8-9
- Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hg.): Ambulante Hospizarbeit. Grundlagentexte und Forschungsergebnisse zur Hospiz- und Palliativarbeit, Teil 1. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-9-7
- Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hg.): Hospiz schafft Wissen. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-6-2
- Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hg.): Helfen am Ende des Lebens. Hospizarbeit und Palliativ Care in Europa = Schriftenreihe der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, Bd. VII. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9810020-0-8
- Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V./ Deutscher Caritasverband e.V./ Diakonisches Werk der EKD e.V. (Hg.): SORGSAM. Qualitätshandbuch für stationäre Hospize. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-5-4
- Rochus, Allert/ u.a.: Erfolgsfaktoren für Hospize. Forschungsergebnisse zu Qualität und Kosten. (Hg. von: Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V.) = Schriftenreihe der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V., Bd. VIII. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2005, ISBN 3-9810020-2-4
- Student, J.-C. (Hg.): Das Hospiz-Buch. 4. erweiterte Auflage, Lambertus Verlag, Freiburg 1999
- Student, J.-C., Mühlum, A., Student, U.: Soziale Arbeit in Hospiz und Palliative Care. Ernst Reinhardt UTB, München 2004
- Student, J.-C. (Hg.): Sterben, Tod und Trauer – Handbuch für Begleitende. Herder, 2. Auflage, Freiburg 2006
- Hospice & Palliative Care Facts & Figures 2005 (pdf-Datei; englisch)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Kinderhospiz
- Sterbebegleitung
- Trauerbegleitung
- Palliativmedizin
- Österreichisches Hospiz in Jerusalem
[Bearbeiten] Weblinks
- HospizLink.de - ambulante, stationäre und Kinder-Hospizen
- ausführlicher Beitrag zum Hospiz in der Pflegewiki
- Das Hospizkonzept und die Geschichte der deutschen Hospizbewegung
- Hospize in Österreich
- DGHS zu Hospizen - Gegensätze von DGHS und Hospizbewegung(en)
- St. Christophers Hospice, Website des ersten Hospiz in England
- Website des Hospiz Verlags
- Website der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz (BAG)