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Sterben - Wikipedia

Sterben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sterben ist die Zeit am Ende eines Lebens, die den Übergang zum Tod darstellt. Es ist schwierig, eine Linie zwischen Sterben und Tod zu ziehen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biologie

Biologisch gesehen läuft das natürliche Sterben eines Menschen in folgenden Phasen ab:

  1. Einschränkung der Wahrnehmung durch verringerte Hirnaktivität.
  2. Die Atmung wird flacher.
  3. Das Sehvermögen wird schlechter.
  4. Das Hörvermögen funktioniert nur noch partiell.
  5. Das Augenlicht erlischt völlig.
  6. Herzstillstand, unmittelbar gefolgt vom
  7. Gehirntod.

An den Herzstillstand anschließend beginnt die Zersetzung des Körpers. Durch die fehlenden Teile des Stoffwechsels (Transport von Sauer-, Nähr- und Schlackenstoffen) sterben Zellen ab. Den Anfang machen dabei Gehirnzellen (Neuronen).

Ein „Todeskampf“ (auch „Agonie“) ist eine Metapher für „das Ringen eines Lebewesens mit dem Tod“.

[Bearbeiten] Sterben als eine medizinische Kettenreaktion

Wenn alle Lebensfunktionen eines Organismus endgültig still stehen, dann ist der Tod eingetreten.

Nach medizinischen Kriterien ist dies ein Vorgang, der in mehreren Stufen abläuft: Der klinische Tod tritt ein, wenn Herzschlag und Atmung aussetzen. In dieser Phase kann der Mensch zum Beispiel durch Herzmassage und künstliche Beatmung wiederbelebt werden.

Schlägt diese Reanimation fehl, erleidet zuerst das Gehirn durch die fehlende Versorgung mit frischem Blut irreparable Schäden. Sein besonders aktiver Stoffwechsel und seine geringe Kapazität, Energie zu speichern, machen dieses Organ stark anfällig für jegliche Unterbrechung der Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr. Der Hirntod gilt heute juristisch als Todeszeitpunkt.

Mit ihm versiegt auch die elektrische Aktivität des Gehirns - Wahrnehmung, Bewusstsein und die zentralnervöse Steuerung elementarer Lebensfunktionen fallen für immer aus. Eine besondere Bedeutung hat dabei der Hirnstamm, der aus dem Mittelhirn, der Brücke und dem verlängerten Mark besteht. Selbst wenn andere Bereiche des Gehirns bereits zerstört sind, können die Zentren des Hirnstammes den Patienten in einem vegetativen Zustand am Leben erhalten: Er kann atmen und schlucken oder bei Schmerzen das Gesicht verziehen, aber seine Wahrnehmungen wahrscheinlich nicht mehr verarbeiten.

In der Haut entstehen etwa eine halbe Stunde später erste Totenflecke, da das Blut in die tiefer gelegenen Teile der Leiche absackt und sie verfärbt. Die Körpertemperatur sinkt ab. Nach etwa zwei Stunden setzt die Leichenstarre ein, da sich Eiweiße, die sonst während der Muskelbewegung an einander vorbeigleiten, ein starres Netz bilden (Sehr abhängig von der Außentemperatur).

Das heißt, dass es bei fast jedem einzelnen Organ einen Zeitraum gibt, in dem bei nachlassender Funktionsfähigkeit ein Weiterleben möglich wäre, wenn die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff fortgeführt wird. Irgendwann -bei jedem Organ anders- kommt dann ein Zeitraum, wo dies nicht mehr gelingen würde. Von außen ist das unter Umständen nicht feststellbar (oder nur sehr aufwändig). Man könnte sagen, dass dies der Todeszeitpunkt (oder eigentlich besser -Zeitraum (in dem der Tod eintritt) des einzelnen Organs ist.

Erst die Anhäufung solcher Ausfälle führt zum klinischen Tod. Die Reihenfolge des Ausfalls der Organe ist nach Krankheit oder Unfallgeschehen unterschiedlich. Das Prinzip immer gleichartig.

[Bearbeiten] Psychologie

Die Sterbeforschung geht – in der Nachfolge von Kübler-Ross – davon aus, dass viele Menschen beim Sterben alle oder einen Teil der folgenden fünf aufeinanderfolgenden psychischen Stadien durchleben:

  1. Nicht-Wahrhaben-Wollen (Leugnung)
  2. Zorn
  3. „Verhandeln“
  4. Depression
  5. Zustimmung, Annahme (Hoffnung)

[Bearbeiten] Soziokulturelle Aspekte

Während der eingetretene Tod des Menschen heute aus medizinischer Sicht relativ klar definierbar ist (z.B. als Hirntod und unumkehrbares Erlöschen des Lebens im biologischen Sinne), werden unter dem Vorgang des Sterbens – je nach Kulturkreis und Weltanschauung – verschiedene Zeitrahmen und Zustände verstanden, oder vielfach verdrängt. Daher ist auch der Umgang mit dem Thema und mit Sterbenden äußerst verschieden.

Aus einer Ars moriendi: Versuchungen des Sterbenden
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Aus einer Ars moriendi: Versuchungen des Sterbenden

Wenn jemand „im Sterben liegt“, kann das in einigen Fällen die Beziehung zum Betroffenen intensivieren, in anderen Fällen aber auch zu einem Ausweichen und zur Vermeidung des Kontakts führen. Wenn der Tod eingetreten ist, stehen stärker konventionalisierte Verhaltensregeln und Rituale zur Verfügung, so dass diese Verhaltensunterschiede abnehmen, aber dennoch in der Art des Begräbnisses oder der Form der Trauer deutlich sicht- und spürbar sind.

In der westlichen Kultur hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte der Umgang mit dem Thema Sterben in Wort, Denken, sozialem Verhalten und auch in der Kunst stark verändert. Was früher – auch durch den stärkeren Einfluss der Kirchen bedingt – Anlass zum Nachdenken war – aber auch manchmal zur persönlichen „Umkehr“ oder zu Fatalismus – ist heute vornehmlich ein Thema der Medizin.

Während die Menschen früher beim Sterben von ihren engsten Vertrauten (Verwandten oder Freunden) begleitet wurden, ist das Sterben heute oftmals in Kliniken oder Hospize „abgedrängt“. Kaum ein Mensch möchte sich der Erfahrung des Sterbens aussetzen, weil Sterben und Tod heute so sehr tabuisiert sind. Das Aufkommen und Erstarken der Hospiz-Bewegung, bzw. die vielfältige Diskussion zur Ethik der Euthanasie macht bestehende Defizite deutlich.

Dass Sterben und Tod unmittelbar zum Leben gehören, ist vielen erst wieder durch die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross bewusst geworden. Die Interviews mit Sterbenden wurden quasi zur „Gründungsurkunde“ der weltweiten Hospizbewegung, die ein „menschlicheres“ Sterben als üblich ermöglichen will. Dabei spielt nicht nur die angenehme Gestaltung der Umgebung und die emotionale Anteilnahme anderer eine Rolle, sondern auch die Ermöglichung von Gesprächen lange Zeit vor dem Sterben sowie die (Sterbe-)Begleitung und Körperkontakt bis zuletzt. Einen sterbenden Menschen in den Tod zu umarmen, wird von vielen als eine seltene und wertvolle Erfahrung empfunden.

Für den Umgang mit dem Sterben sind auch einige Erkenntnisse der Medizin über unsichere Todeszeichen hilfreich – fehlinterpretiert werden hier z. B. das Fehlen der Atmung, des Puls oder des Herzschlags, die Lähmungen aller Muskeln und die Bewusstlosigkeit („Scheintod“). Dass Sterbende in bestimmten Fällen dennoch ihre Umgebung wahrnehmen, Hören und Fühlen können, ist inzwischen allgemein anerkannt.

Die sogenannten Nahtod-Erlebnisse geben, so ergreifend ihre Schilderungen sein können, zwar kaum neue Erkenntnisse über den Tod, haben aber der Bewusstseinsbildung zum Thema Sterben starken Auftrieb gegeben.

[Bearbeiten] Orte des Sterbens

In den industrialisierten Staaten, auch den D-A-CH-Ländern, findet das Sterben überwiegend in Institutionen des Gesundheitswesens statt. Akutabteilungen der Krankenhäuser werden genutzt, um Möglichkeiten der Reanimation, Therapie oder der teilweisen Wiederherstellung von verlorenen Körperfunktionen zu nutzen. Hierbei kann durch den Nutzen für die Überlebenden deutlich von der negativen Bewertung einer Apparate-Medizin abgegrenzt werden.

In Altenheimen (Betreutes Wohnen bis Pflegeheimen) geht es um eine Wohnform am Lebensende unter möglichst weiter Beibehaltung des bisher gewohnten Lebensstils (Aktivitäten des täglichen Lebens), die aber durch den unterschiedlich hohen Verlust von Eigenaktivitäten in diesen Bereichen gekennzeichnet ist. Sterbebegleitung am Lebensende ist eine der pflegerischen Aufgaben dieser Einrichtungen. Ethisch problematisch wurde in den vergangenen Jahren eine Lebensverlängerung um Monate oder Jahre durch künstliche Ernährung (vor allem mittels PEG-Sonde) diskutiert.

Hospize sind als stationäre Einrichtung darauf spezialisiert, Personen ein Leben und Sterben in Würde zu ermöglichen, die an einer tödlichen Krankheit im Endstadium leiden und deren Versorgung in der häuslichen Umgebung oder im Krankenhaus sonst nicht gewährleistet ist. Hierbei handelt es sich nicht um ein Regelangebot des staatlichen Gesundheitswesens sondern es ist abhängig von Spenden und ehrenamtlichem Engagement.

Sterben in der häuslichen Umgebung ist seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts durch die Suche nach Heilung (vgl. Krankenhaus) seltener geworden. Es sind aber immer noch 15–25 % der Todesfälle. Medizinische und pflegerische Versorgung erfolgt hier durch HausärztInnen und ambulante Pflegedienste. Neuerdings gibt es auch Angebote begleitender Dienste durch Hospizvereine, die keine separate stationäre Wohnform anbieten.

Und es sterben Menschen nach Unfall oder akuter Krankheit (z. B. Herzinfarkt, Suizid) unterwegs auf/an Straßen. Ihre Versorgung/Reanimation wird nur zum Teil durch Rettungsdienste wahrgenommen.

[Bearbeiten] Siehe auch

Wiktionary: sterben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Literatur

  • Sherwin B. Nuland: Wie wir sterben. Kindler Verlag, München 1994, ISBN 3-426-77237-X
  • Philippe Ariès: Geschichte des Todes. 11. Aufl. Dtv, München 2005, ISBN 3-423-30169-4
  • Jacques Laager: Ars moriendi. Die Kunst, gut zu leben und gut zu sterben. Texte von Cicero bis Luther. Manesse, Zürich 1996, ISBN 3-7175-1884-4, ISBN 3-7175-1885-2
  • Elisabeth Kübler-Ross: Interviews mit Sterbenden. Kreuz Verlag, Stuttgart 1971
  • Arthur E. Imhof: Die Kunst des Sterbens. Wie unsere Vorfahren sterben lernten. Impulse für heute. Hirzel, Stuttgart 1998, ISBN 3-7776-0687-1
  • Norbert Elias: Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-58351-4
  • Walter Beltz (Hrsg.): Lexikon der letzten Dinge. Pattloch, Augsburg u.a. 1993, ISBN 3-629-00671-X
  • Glennys Howarth, Oliver Leaman: Encyclopedia of death and dying. Routledge, London u.a. 2001, ISBN 0-415-18825-3
  • Monika Renz: Zeugnisse Sterbender: Todesnähe als Wandlung und letzte Reifung. Erg. u. überarb. Neuaufl. Junfermann, Paderborn, 2005, ISBN 3-87387-622-1
  • Monika Renz: Grenzerfahrung Gott: Spirituelle Erfahrungen in Leid und Krankheit. 3. Aufl. Herder, Freiburg i.Br., 2006, ISBN 3-451-05341-1
  • J.-C. Student (Hrsg.): Sterben, Tod und Trauer – Handbuch für Begleitende. Herder, 2. Auflage, Freiburg 2006
  • Thomas Klie, J.-C. Student: Die Patientenverfügung – was Sie tun können, um richtig vorzusorgen. 7. Auflage. Verlag Herder, Freiburg 2004

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary: Sterben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

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