Hyperkulturalität
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Die Kultur von heute wird zunehmend mit dem Hypertext oder Hyperlink in Verbindung gebracht. So nennt man die Kultur, die nicht mehr die Struktur des Buches, sondern die des Hypertextes hat, die Hyperkultur.
Ted Nelson, dem berühmten Theoretiker des Hypertextes zufolge ist dieser nicht auf den digitalen Text beschränkt. Vielmehr macht die Hypertextualität die "wahre Struktur der Dinge" aus. "Everything is", so Nelson, "deeply intertwingled". Alles ist also mit allem vernetzt. Die Hyperkulturalität bringt die Erkenntnis zur Sprache, dass die Vernetzung ("intertwingularity") auch die Kultur von heute charakterisiert.
Die Hyperkulturalität bezeichnet die heutige Verfassung der Kultur. Im Zuge der Globalisierung lösen sich die kulturellen Ausdrucksformen (Bilder, Klänge, Vorstellungen, Symbole, Rituale etc.) von ihrem ursprünglichen Ort und zirkulieren im globalen Hyperraum. Die Kulturen werden entgrenzt zu einer Hyperkultur. Nicht Grenzen, sondern Vernetzungen und Vermischungen organisieren den Hyperraum der Kultur. Wie im Hypertext befinden sich unterschiedlichste kulturelle Formen im entgrenzten Hyperraum. Das Nebeneinander und die Gleichzeitigkeit des Verschiedenen charakterisieren die Hyperkultur.
Die Hyperkulturalität verweist auf die kulturelle Dynamik der Globalisierung, die über die Inter-, Multi- oder Transkulturalität hinausgeht.
Die hyperkulturelle Identität ist nicht als ein Faktum gegeben. Sie wird vielmehr aus dem kulturellen Hyperraum heraus erst gebildet.
[Bearbeiten] Literatur
- Ted Nelson, Computer Lib/Dream Machines (1974)
- Ted Nelson, Literary Machines (1981, 1993)
- Martin Klepper u. a.: Hyperkultur, Berlin/New York 2000. ISBN 3-11-014729-7
- Byung-Chul Han: Hyperkulturalität. Kultur und Globalisierung, Berlin. 2005. ISBN 3-88396-212-0
- Martin Warnke u. a.: HyperKult, Frankfurt a. M. 1997. ISBN 3-86109-141-0