Islamistischer Terrorismus
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Mit dem Begriff Islamistischer Terrorismus (fälschlich auch Islamischer Terrorismus) wird Terrorismus bezeichnet, der durch extremen religiösen Fanatismus vor dem Hintergrund fundamentalistisch-islamischer Ideologie motiviert ist.
Islamistische Terroristen berufen sich zur Rechtfertigung ihrer Aktionen auf die Grundlagen des Islam, den Koran und die Sunna, wobei diese dem Zweck entsprechend interpretiert werden.
Zentral ist dabei die Interpretation des Begriffs Dschihad, der so verstanden wird, wie er besonders von der Hidschra (622) bis zu al-Ghazzali († 1111) verwendet wurde, nämlich als islamisch legitimierter militärischer Kampf zu Ausweitung und Verteidigung des Gebiets des Islam. Ein wichtiges Denkmuster ist dabei die Einteilung der Welt in Dar al-Islam und den Dar al-Harb. Hinzu kommt nach der Lehre Ibn Taimiyyas der Kampf gegen Herrscher, die als vom Islam abgefallen gelten, weil sie die Scharia nicht anwenden. Wichtige Ideologen sind dabei Muhammad ibn Abd al-Wahhab, Sayyid Qutb und Abdallah Azzam.
Der Autor Guido Steinberg untersucht in seinem Buch Der nahe und der ferne Feind – Das Netzwerk des islamistischen Terrorismus die Dynamik zwischen diesen beiden Formen des islamistischen Terrorismus, wobei der „nahe Feind“ aus der Sicht der Terroristen die Herrscher muslimischer Staaten sind, der „ferne Feind“ vor allem die USA und Israel, die manchmal als der „große Satan“ und der „kleine Satan“ bezeichnet werden. Nach Steinberg ist der internationale islamistische Terrorismus ohne diese Dynamik kaum zu verstehen. Danach entstanden in einzelnen muslimischen Ländern Terrororganisationen, die zuerst die eigene Regierung stürzen wollten. Da dies nicht möglich war, suchten sich die sogenannten Dschihadisten ein anderes Betätigungsfeld, nämlich Afghanistan, wo sie meist mit Unterstützung ihrer Heimatländer und sogar mit Unterstützung der USA in den 1980er Jahren die damalige Sowjetunion bekämpften. Erst nach dem Rückzug der Sowjetunion aus Afghanistan, der als Sieg der Muslime verstanden wurde, begannen die einzelnen Gruppen den Kampf gegen den „fernen Feind“ zu organisieren. Eine zentrale Figur war dabei Osama bin Laden und seine Organisation Al-Qaida.
Die Opfer in den eigenen Reihen (auch die Selbstmordattentäter) werden bestärkt durch die Vorstellung, dass sie als Märtyrer direkt ins Paradies einziehen dürfen. Aber auch profane Beweggründe wie hohes Ansehen des Selbstmordattentäters sowie die wirtschaftliche Versorgung seiner Familie tragen zur Motivation bei.
Betroffen vom islamistischen Terrorismus sind in erster Linie die Menschen im muslimischen Kulturkreis selbst, wo die Terroristen versuchen, die aus ihrer Sicht nicht islamisch legitimierten und/oder zu pro-westlichen Regime gewalttätig zu destabilisieren und durch ihre Vorstellung eines fundamentalistischen Gottesstaates zu ersetzen.
In der Weltöffentlichkeit finden jedoch beinahe ausschließlich die Anschläge gegen die westliche Kultur Aufmerksamkeit.
In der öffentlichen Diskussion der westlichen Welt fand der Begriff verstärkt nach den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 Beachtung. Die Bekämpfung des islamistischen Terrorismus ist seither ein Schwerpunkt in dem von den USA propagierten Krieg gegen den Terror.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Terrorismus
- Anschlag von Bali 2002
- Terroranschläge am 16. Mai 2003 in Casablanca
- Madrider Zuganschläge
- Geiselnahme von Beslan
- Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London
[Bearbeiten] Literatur
- Fawas A. Gerges: The far enemy: why Jihad went global. Cambridge University Press, Cambridge [u.a.] Dezember 2005, 345 S.
- Guido Steinberg: Der nahe und der ferne Feind. Das Netzwerk des islamistischen Terrorismus. Beck-Verlag November 2005.
- Haji Abdul Gani: Underrstandinhg Islamic Terrorism. Himalaya Publishing House, Mumbai [u.a.] 2005, 149
- Reinhard Möller: Islamismus und terroristische Gewalt. Würzburg: Ergon, Januar 2004. - 1. Auflage. - ISBN 3-89913-365-X
- Egün Capan: Terror und Selbstmordattentate aus islamischer Perspektive. INID, Mai 2005. - ISBN 3-93552-110-3
- Gilles Kepel: Das Schwarzbuch des Dschihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. München: Piper, Oktober 2004. - 1. Auflage. - ISBN 3-49224-248-0
- Robert Spencer (Editor): The Myth of Islamic Tolerance: How Islamic Law Treats Non-Muslims. Prometheus Books, Januar 2005. - ISBN 1-59102-249-5
- Serge Trifkovic: The Sword of the Prophet: History, Theology, Impact on the World. Regina Orthodox Press, 2002. - ISBN 1-92865-311-1
- David Cook: Understanding Jihad.
- Mark A. Gabriel, Ph.D.: Islam und Terrorismus: Was der Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt. Resch-Verlag, 2005. - 2. (unveränderte) Auflage. - ISBN 3-935197-39-X