Jadebusen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Jadebusen ist eine Nordseebucht zwischen der Wesermündung und der Emsmündung (Dollart). Der Jadebusen ist im Verlauf verschiedener Sturmfluten während des Mittelalters entstanden und hat seinen Namen vom Fluss Jade. Heute nimmt er eine Fläche von 190 Quadratkilometern ein. Nach Norden ist der Jadebusen über das Jadefahrwasser mit der Nordsee verbunden. Wichtigste Städte in der Region am Jadebusen sind Wilhelmshaven und Varel. Inmitten des Jadebusens steht der Leuchtturm Arngast als Leuchtfeuer für das Wilhelmshavener Jadefahrwasser.
Eine Besonderheit an der Ostseite des Jadebusens ist das Sehestedter Außendeichsmoor, Europas einziges Salzwasserhochmoor, das den Rest eines ehemals viel größeren Moorgebiets darstellt. Bei Sturmflut schwimmt das Moor auf.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung des Jadebusens
Die Entstehung des Jadebusens begann mit der Julianenflut vom 17. Februar 1164. Zeitgenössischen Berichten zufolge kamen bei dieser Flut 20.000 Menschen an der Nordseeküste ums Leben. Weitere Sturmfluten vergrößerten den Jadebusen, und mit der Clemensflut am 23. November 1334 entstand ein Durchbruch zur Weser. Das nördlich des Durchbruchs gelegene Butjadingen wurde für mehrere Jahrhunderte zur Insel.
Der Marktort Aldessen (Haroldsheim) ging im Jadebusen für immer verloren. Zuletzt wurde der Ort um 1428 erwähnt. Die größte Ausdehnung erreichte der Jadebusen durch drei kurz aufeinander folgende Sturmfluten, die Cosmas- und Damian-Flut am 26. September 1509, eine unbenannte Sturmflut am 9. September 1510 und die Antoniflut am 16. Januar 1511. Während der Jadebusen im Osten Verbindung zur Weser hatte, erstreckte sich sein westlicher Ausläufer, das Schwarze Brack weit ins Landesinnere. Die zu Ostfriesland gehörenden Dörfer Horsten und Friedeburg bekamen Zugang zum Meer. Priele reichten bis zum Flüsschen Maade, das nördlich des heutigen Wilhelmshaven in den Jadebusen mündet, so dass auch das heutige Stadtgebiet Wilhelmshavens auf einer Insel lag.
[Bearbeiten] Eindeichung und Gestaltung durch den Menschen
In den folgenden Jahrzehnten begannen umfangreiche Eindeichungsmaßnahmen, die dem Jadebusen schließlich seine heutige Form gaben.
An der Westseite ging man ab 1525 daran, zunächst den Meereseinbruch rund um das Schwarze Brack einzudämmen. Später wurde das Schwarze Brack, das ein von Prielen durchzogenes Wattengebiet darstellte, selber wieder Schritt für Schritt abgedeicht. Als 1575 die nördlich des Schwarzen Bracks gelegene Herrschaft Jever zur Grafschaft Oldenburg kam, bemühte sich deren Regent Graf Anton Günther darum, eine sichere Landverbindung zwischen den südlichen und nördlichen Landesteilen herzustellen. Der nach langen Streitigkeiten mit der Grafschaft Ostfriesland zwischen 1596 und 1615 gebaute Ellenser Damm besteht noch heute. Weitere Eindeichungen folgten bis ins 19. Jahrhundert. Das sehr tief gelegene Gebiet des Schwarzen Bracks konnte erst durch den Bau von Entwässerungssystemen und Sielen wieder urbar gemacht werden.
An der Ostseite des Jadebusens gestaltete sich die Eindeichung noch langwieriger als beim Schwarzen Brack. Der Durchbruch erstreckte sich von der Jade nach Südosten quer durch das Marschland bei Schweiburg Richtung Rodenkirchen und Ovelgönne bei Brake. Es erwies sich als schwierig, Deiche auf dem Moorboden zu begründen. Obwohl man bereits im 15. Jahrhundert begonnen hatte, einzelne Durchbrüche zu verschließen, gab es bis ins 18. Jahrhundert immer wieder schwere Deichbrüche, zuletzt bei der Weihnachtsflut 1717. Erst zwischen 1721 und 1725 gelang unter der Leitung des oldenburgischen Landdrosten Sehestedt die endgültige Eindeichung des Landes zwischen Jadebusen und Weser.
Im Reichskriegshafengesetz von 1883 wurde festgelegt, dass Maßnahmen, die die Strömung im Jadefahrwasser beeinträchtigten, der Genehmigung der Marine bedurften. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass durch die mit den Gezeiten in den Jadebusen ein- und ausströmende Wassermenge ausreichte, um das Jadefahrwasser nicht versanden zu lassen. In der Praxis führte das zum Ende aller Landgewinnungsmaßnahmen im Jadebusen und zum Schutz seiner heutigen Form. Gleichwohl hat es auch später noch Veränderungen gegeben, insbesondere den Untergang der Insel Arngast (1904) und der so genannten Oberahneschen Felder vor der Küste Butjadingens (1940).
[Bearbeiten] Die Jade als Naturhafen
Trotz der scheinbar günstigen Lage wurde der Jadebusen über Jahrhunderte nicht als großer Naturhafen angenommen. Vielfache Überlieferungen belegen zwar, dass es in der Nähe und am Ufer des Jadebusens schon seit früher Zeit Hafenplätze gab. Über die sich immer wieder ändernden Priele und Siele waren auch Orte, die nicht direkt am Jadebusen lagen, mit der Nordsee verbunden. Zu erwähnen ist - neben dem oben beschriebenen Schwarzen Brack - insbesondere das bei Hooksiel mündende Hookstief, das eine Schifffahrtsverbindung nach Jever und Sillenstede darstellte. All diese Hafenplätze hatten jedoch nur regionale Bedeutung und konnten mit den Häfen an Elbe, Weser und Ems nicht mithalten.
Auch gab es bereits früh Versuche, den Jadebusen als Kriegshafen zu nutzen. Dabei taten sich zunächst fremde Mächte hervor, die im Laufe der Geschichte die Grafschaft Oldenburg oder Teile von ihr regierten. So ließ König Christian V. von Dänemark 1681 tatsächlich mit den Bauarbeiten des Hafens "Christiansburg" bei Varel beginnen, aber das Fahrwasser dorthin konnte mit den damaligen Mitteln nicht offengehalten werden. Deshalb wurde das Vorhaben 1693 aufgegeben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts plante Zar Peter der Große einen Kriegshafen für die von ihm geschaffene russische Flotte in Hooksiel, das zu dieser Zeit von Russland mitregiert wurde. Auch dieser Plan blieb unvollendet, nur eine Gedenktafel am Hooksieler Hafen erinnert noch daran.
Außer den Schwierigkeiten, das Fahrwasser zu unterhalten, waren es vor allem die Lebensumstände in den Küstenregionen, die den Bau eines Hafens verhinderten. Letztlich konnte Preußen diese Idee in die Tat umsetzen, nachdem es 1853 Oldenburg das sogenannte Jadegebiet abgekauft hatte und das heutige Wilhelmshaven gründete. In den Anfangsjahren litten die Bewohner und Hafenbauarbeiter an dem Mangel an Trinkwasser und an fiebrigen Erkrankungen, die sich in den Sümpfen entlang der Jade hielten. Zeitweise waren 40 Prozent der Arbeiter erkrankt, einige infizierten sich sogar mit Malaria.
[Bearbeiten] Das Jadefahrwasser
Preußen war mit diesem Kauf auch deshalb ein erhebliches Risiko eingegangen, weil das Fahrwasser des Jadebusens zu diesem Zeitpunkt noch nicht vermessen war und keinesfalls feststand, dass es sich für einen Kriegshafen eignete. Die Preußische Marine veranlasste 1854 erste Peilungen, und 1855 begannen die planmäßigen Vermessungsarbeiten unter der Leitung des bekannten Geodäten Johann Jacob Baeyer. Tatsächlich wurde dabei ein bis dahin unbekanntes tiefes Fahrwasser direkt an der Nordostseite der Insel Wangerooge entdeckt, das bis heute als Hauptfahrwasser genutzt wird. Die ersten Kartenblätter wurden 1856 fertiggestellt, das Gesamtwerk, der See-Atlas der Jade-, Weser- und Elbemündungen 1858/59 veröffentlicht.
Der grundsätzliche Vorteil des Jadefahrwassers für große und tiefgehende Schiffe ist, dass es durch den Ebbe- und Flutstrom insgesamt vier Mal am Tag mit starker Strömung durchspült wird. Der größte Teil des Jadebusens fällt bei Ebbe trocken, und diese Wassermenge muss durch den Flaschenhals des Jadefahrwassers, der Tidenhub beträgt durchschnittlich 3,5 m. Als dieses einmal auf die erforderliche Tiefe ausgebaggert war, blieb es auch im Großen und Ganzen dabei. Lediglich in Höhe der Lücke zwischen dem Land und den Ostfriesischen Inseln werden Sandmengen in das Fahrwasser gespült, die beachtet werden müssen. Im Laufe der Zeit wurde eine Anzahl von künstlichen Strombauwerken geschaffen, die die natürlichen Strömungen lenken und verstärken, um das Jadefahrwasser auch für sehr große Schiffe befahrbar zu halten. Außerdem werden in der Fahrrinne ständig Baggerschiffe eingesetzt, um örtliche Ablagerungen zu entfernen. Die Jade ist Deutschlands tiefstes Fahrwasser, das bisher vor allem für Tanker genutzt wird. Seit den 1950er Jahren entstanden mehrere Schiffsanlegebrücken: zunächst die der NWO, dann die Niedersachsenbrücke und schließlich noch weitere. In den nächsten Jahren soll an der Westseite des Jadebusens der JadeWeserPort als Tiefwasserhafen für sehr große Containerschiffe entstehen.
[Bearbeiten] Literatur
Karl-Ernst Behre; Das Moor von Sehestedt - Landschaftsgeschichte am östlichen Jadebusen. Bd. 21 der Reihe Oldenburger Forschungen
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Jadebusen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Häfen an der Jade
- Bilderarchiv der NWO mit Luftaufnahmen der Jaderegion
- Informationen und Fotos zum Jadebusen
Koordinaten: 53° 29' N, 8° 12' O