Küstenfunkstelle
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Küstenfunkstellen sind Funkstellen des mobilen Seefunk-Dienstes über UKW, die Nachrichten von und zu Schiffen auf hoher See telegrafisch oder telefonisch weiterleiten. In Notfällen ist über sie die Kommunikation mit den Rettungskräften möglich.
Als Seefunkdienst wird der Nachrichtenaustausch mit und zwischen Seeschiffen bezeichnet. Die ortsfesten Funkstellen dieses Dienstes werden „Küstenfunkstellen“, die beweglichen, also die Schiffe, „Seefunkstellen“ genannt. Küstenfunkstellen dienen der Vermittlung des öffentlichen Fernmeldeverkehrs (in diesem Falle Funktelegramme und -gespräche) zwischen den Seefunkstellen und den Fernmeldenetzen an Land. In früheren Zeiten, in denen es noch kein Satellitenfunk oder Handys gab, waren die Reedereien auf den Küstenfunk angewiesen. Außerdem können die Angehörigen der Schiffbesatzungen über das normale Telefonnetz und die Vermittlung der Küstenfunkstelle mit ihren Lieben auf See Kontakt aufnehmen.
Aus allen Seegebieten der Erde laufen private Telefongespräche und Telegramme und eine noch größere Anzahl von dienstlichen Angelegenheiten, wie Nachrichten von und an Reedereibüros, Schiffsmakler und Hafenbetriebe, über derartige Funknetze.
Neben diesen kommerziellen Aufgaben gehörten die ununterbrochene Beobachtung der Telegrafie- und Sprechfunk-Notfrequenzen, die Leitung des Not- und Dringlichkeitsfunkverkehrs innerhalb des Seenotbereichs der zuständigen Küstenfunkstelle und koordiniertes Weitergeben von Informationen über Seenotfälle an die zuständigen Dienststellen und Organisationen der Rettungsdienste zum Umfang der Arbeit.
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[Bearbeiten] Die Geschichte der Küstenfunkstellen
Der Seefunkdienst war einer der ältesten Betriebszweige des Funkwesens. Die ersten Versuche mit drahtloser Telegrafie wurden an den Küsten durchgeführt. Schiffe und Feuerschiffe waren dabei die Träger der ersten Funkanlagen. Das Jahr 1897 gilt als Entstehungsjahr der praktischen Funktelegrafie, denn hier gelang es Guglielmo Marconi das erste Mal am Bristol-Kanal auf eine Entfernung von 5,5 km Nachrichten drahtlos zu übermitteln. Im Jahr 1901 dann wurde das erste Morsezeichen (Buchstabe „S“) zwischen England und Neuschottland übermittelt.
Die Geschichte des deutschen Seefunks ist dabei eng mit der Stadt Cuxhaven verbunden.
Der spätere Geheimrat und Professor Dr. rer. nat. Jonathan Zenneck wurde als Assistent des physikalischen Instituts der Universität Straßburg von seinem damaligen Direktor Ferdinand Braun damit beauftragt, Versuche über die drahtlose Telegrafie durchzuführen. Direkt unter Cuxhavens Kugelbake errichtete Zenneck im Jahre 1898 seine Funkstation. Er begann seine funktelegrafischen Versuche mit den Feuerschiffen Elbe I, II, III und IV, der Insel Neuwerk, als auch mit dem Helgoland-Dampfer „Sylvana“ und mit der Insel Helgoland selber. Als er nach Abschluss seiner Tests im Winter 1900 Cuxhaven wieder verließ, konnte er ein stolzes Ergebnis mitbringen: Zenneck konnte mit Seeschiffen über Entfernungen von 70 km drahtlos telegrafieren.
Cuxhaven gilt damit als Wiege des deutschen Seefunks.
1904 wurde an der Alten Liebe in Cuxhaven die „Marinefunkenstation Cuxhaven“ errichtet, die zunächst rein militärischen Zwecken diente. Ab 1906 vermittelte sie auch Telegramme privaten Inhalts von See an die Reichspostverwaltung. Von 1910 an waren neben den Marineangehörigen auch Postbeamte bei dieser Funkstelle tätig. Schließlich übernahm 1912 die Reichspostverwaltung diese Station und betrieb sie seitdem als Küstenfunkstelle für den öffentlichen Seefunkverkehr. Damit beginnt praktisch die Geschichte von Elbe-Weser Radio.
[Bearbeiten] Das Ende des amtlichen Küstenfunks in Deutschland
Durch Einführung der Satellitenkommunikation sind immer mehr Küstenfunkstellen geschlossen worden. Am 31. Dezember 1998 wurde in Deutschland der amtliche Küstenfunkdienst endgültig abgeschaltet. Heute wird die Überwachung der Seefunk-Frequenzen, z.B. auf Notrufe, durch die ehrenamtliche DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) wahrgenommen, die mit ihrem MRCC (Maritime Rescue Co-ordination Centre) in Bremen eine 24-Stunden-Hörwache sicherstellt. Ihr Funkrufname ist Bremen Rescue Radio.
Die bekannteste deutsche Küstenfunkstelle war Norddeich Radio.
[Bearbeiten] Aktuelle Situation an deutschen Küsten
Im Jahr 2000 nahm DP07-Seefunk den Betrieb auf. Über die Küstenfunkstellen von DP07 können immer noch Seefunkgespräche ins Telefonnetz vermittelt werden und Telegramme aufgegeben werden. DP07 betreibt Stand 2006 10 Küstenfunkstellen. Die Betriebszentrale befindet sich in Hamburg. Für die Nordsee gibt es abgesetzte Stationen in Accumersiel, Bremen, Bremerhaven, Borkum, Elbe-Weser und Nordfriesland. Für die Ostsee befinden sich die abgesetzten Küstenfunkstellen in Arkona, Kiel und Lübeck.
[Bearbeiten] Liste von bekannten Küstenfunkstellen
Sendername | Rufzeichen | Land |
Kiel Radio | (DAO) | Deutschland |
Elbe-Weser Radio | (DAC) | Deutschland |
Rügen Radio | (DHS / Y5M) | Deutschland |
Norddeich Radio | (DAN) | Deutschland |
Portishead Radio | (GKB) | Großbritannien |
Lyngby Radio | (OXZ) | Dänemark |
Bergen Radio | (LGN) | Norwegen |
Stockholm Radio | (SDJ) | Schweden |
San Francisco Radio | (KFS) | USA |
[Bearbeiten] Siehe auch
- Search and Rescue (SAR)