Kamarilla
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Unter Kamarilla (von span.: camarilla "Kämmerchen", Privatkabinett des Königs) versteht man eine Günstlingspartei, die ohne Befugnis und Verantwortung Einfluss auf die Entscheidungen eines Herrschers ausübt, also den offiziellen Regierungsorganen nicht angehört.
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[Bearbeiten] Bekannte Kamarilla
[Bearbeiten] Der Liebenberger Kreis um Wilhelm II.
Die Kamarilla um den Deutschen Kaiser Wilhelm II. wurde als Liebenberger Kreis bezeichnet. Zu ihnen gehörte unter anderem Philipp zu Eulenburg, der zu den engen Freunden des Kaisers zählte. In Misskredit geriet der Kreis, als der Publizist Maximilian Harden den Kreis unter anderem deswegen angriff, weil er zu der Überzeugung gekommen war, dass sie Wilhelm II. dahingehend beeinflusst hätten, dass er in der Ersten Marokko-Krise den Krieg mit Frankreich nicht wagte. Harden griff den Kreis nicht direkt an, sondern startete einen Angriff gegen den Fürst Philipp zu Eulenburg wegen dessen Homosexualität. Die Harden-Eulenburg-Affäre zählt zu den größten Skandalen des Wilhelminischen Zeitalters.
[Bearbeiten] Kamarilla um Paul von Hindenburg
Von Historikern der Geschichte der Weimarer Republik wird der Begriff Kamarilla für die einflussreichen Berater des gesundheitlich angeschlagenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburgs gebraucht (Otto Meißner, Oskar von Hindenburg, Elard von Oldenburg-Januschau, Franz von Papen, Kurt von Schleicher, Alfred Hugenberg und bedingt auch August von Mackensen). Ihr Ziel war es Artikel 48 in vollem Umfang auszuschöpfen und das normale Gesetzgebungsverfahren durch ein Präsidialkabinett zu umgehen. Dies war eindeutig eine Aushöhlung der Weimarer Verfassung und mit ein Grund für den Weg in das Dritte Reich. In der Zeit von 1930 bis 1933 gab es drei Präsidialkabinette (jeweils die Präsidialkanzler waren: Heinrich Brüning, Franz von Papen, Kurt von Schleicher), bis die Kamarilla schließlich durch Einfluss auf Hindenburg Adolf Hitler an die Macht brachte.