Kernwaffentest
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Ein Nuklearwaffentest (auch Kernwaffentest oder Atomwaffentest) ist die Zündung eines nuklearen Sprengsatzes zu Testzwecken, vor allem zur Messung und Dokumentation von Stärke und Auswirkungen einer Nuklearwaffenexplosion.
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[Bearbeiten] Testorte
Aus Sicherheitsgründen (Gefahr durch die Druckwelle und insbesondere durch den radioaktiven Fallout) finden Nuklearwaffentests grundsätzlich in großen abgesperrten Militärarealen statt, wie der NTS in Nevada (über 1.000 Tests). Auch wurden verschiedene abgelegene kleine Inseln oder Atolle für Testzwecke benutzt: Mururoa (Frankreich), die Weihnachtsinsel (Großbritannien und Nordirland) oder das Bikini-Atoll (USA).
Weitere Nuklearwaffentests fanden auf dem Eniwetok-Atoll (USA), Fangataufa, im algerischen Teil der Sahara (von Frankreich zu Beginn der 1960er Jahre), Monte Bello in der australischen Wüste (von Großbritannien in den 1960er Jahren), in Lop Nur in der Wüste Gobi (Volksrepublik China, 45 oberirdische Tests bis zum 16. Oktober 1980), auf dem Atomwaffentestgelände Semipalatinsk in der Nähe von der Stadt Semipalatinsk in Kasachstan und auf Nowaja Semlja im nördlichen Eismeer (Sowjetunion) statt. Auf Nowaja Semlja wurde am 30. Oktober 1961 mit der Zar-Bombe der atomare Sprengsatz mit der höchsten je erreichten Sprengkraft (über 50 Megatonnen TNT-Äquivalent) gezündet.
Allerdings kann die Ausbreitung des Fallouts nicht auf die Testgebiete eingeschränkt werden, die Kernwaffentests des 20. Jahrhunderts haben die Hintergrundstrahlung weltweit messbar angehoben, teilweise sind sogar einzelne Tests in den heutigen Messdaten nachvollziehbar.
Es wurden auch Nuklearwaffentests unter Wasser, in der Hochatmosphäre und sogar im Weltraum (Operation Fishbowl) durchgeführt. Hierfür wurden unter anderen zwischen 1958 und 1962 einige Raketen vom Johnston-Atoll gestartet.
Bei unterirdischen Nuklearwaffentests ist die Gefahr des Austritts radioaktiven Materials relativ gering, aber doch stets vorhanden, insbesondere bei porösem Gestein. Für die Durchführung eines unterirdischen Nuklearwaffentests wird mit einem Bohrgerät ein etwa 1000 Meter tiefes Loch gebohrt, in welches die Nuklearwaffe mitsamt Messgeräten versenkt wird. Anschließend wird dieses Loch mit Beton versiegelt. Im Unterschied zu einer oberirdischen Nuklearwaffenexplosion mit ihrem spektakulären Atompilz ist von einer unterirdischen Nuklearwaffenexplosion nur ein Erdbeben zu spüren.
[Bearbeiten] Messungen
Bei Atombombentests werden zahlreiche Messungen zur Effektivität und Auswirkung der getesteten Waffe durchgeführt. Bei oberirdischen Kernwaffentests wurden häufig Gebäude, Fahrzeuge und Tiere platziert, um die Wirkung der Explosion ausführlich studieren zu können. Auch wurden Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von der Explosion und physikalische Messungen durch Untersuchung der verschiedenen bei einer Nuklearwaffenexplosion auftretenden Strahlungen gemacht. Hierzu musste die Nuklearwaffe sich zum Zeitpunkt der Zündung oft an einem definierten Punkt befinden, so dass ein Abwurf derselben aus einem Flugzeug nicht möglich war. Deshalb wurde die Nuklearwaffe auf einem Bombenturm montiert, mit einem Fesselballon in Position gebracht oder in einer Baracke am Boden aufgestellt. Bei zahlreichen oberirdischen Nuklearwaffentests wurden auch Forschungsraketen zur Untersuchung des Atompilzes und der Hochatmosphäre gestartet.
Durch die zahlreichen oberirdischen Tests kam es zum sogenannten Kernwaffen-Effekt, der die Altersbestimmung durch die Radiokohlenstoffmethode beeinflusst.
[Bearbeiten] Propaganda
Neben Messungen zur Funktionalität einer Waffe oder Auswirkungen der Waffe dienen Kernwaffentests auch der Propaganda. Besonders im Kalten Krieg versuchten die verfeindeten Nationen in den Tests ihr atomares Potential dem Gegner auf erschreckende Weise vorzuführen.
Auch ging es besonders den USA darum, die Öffentlichkeit für die Entwicklung und von der Notwendigkeit der Waffen zu überzeugen.
[Bearbeiten] Geschichte
Der erste Nuklearwaffentest fand am 16. Juli 1945 in der Wüste Alamogordo (New Mexico, USA) unter dem Namen Trinity-Test (dt. Dreifaltigkeit) statt. Dabei wurde eine Implosionsbombe wie die Fat-Man-Nuklearwaffe, die später auf Nagasaki abgeworfen wurde, gezündet, da diese einen komplizierteren Zündvorgang benötigt als die Uranbombe. Man wollte sicher sein, dass dieses Konstruktionsprinzip funktioniert. Die erste Uranbombe, Little Boy genannt, wurde dagegen ohne vorangegangenen Test direkt beim Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August 1945 gezündet.
Bislang wurden weltweit etwa 2000 Kernwaffentests durchgeführt, davon 528 in der Atmosphäre, wobei eine Sprengkraft von etwa 34.000 Hiroshima-Bomben freigesetzt wurde. Durch den von den Testexplosionen verursachten radioaktiven Niederschlag gab und gibt es heute im Umfeld dieser Gebiete bei der dort lebenden Bevölkerung hohe Raten an Krebserkrankungen und Fehlbildungen. Die Hintergrundstrahlung ist weltweit höher als vor den ersten Nuklearwaffentests.
Der besorgniserregend schnelle Anstieg der Hintergrundstrahlung führte deshalb schon 1963 dazu das die Verfeindeten Weltmächte USA und Großbritannien auf der einen und die UDSSR auf der anderen Seite den Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffentests in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser abschlossen und damit ihre Kerwaffentests nur noch Unterirdisch vornahmen. Seitdem geht die Weltweite Hintergrundstrahlung wieder zurück obwohl China und Frankreich noch bis 1980 oberirdisch weiter testeten.
Seit 1996 liegt seitens der UNO ein internationaler Kernwaffenteststopp-Vertrag zur Ratifizierung bereit, der ein weltweites Ende aller Versuche mit Kernwaffen vorsieht. Indien, Pakistan, Nordkorea, die USA und China haben den Vertrag nicht unterschrieben. Indien und Pakistan führen weiterhin unterirdische Nuklearwaffentests durch. Nordkorea hat nach eigenen Angaben am 9. Oktober 2006 den erfolgreichen Test einer Atombombe durchgeführt. Seismische Wellen wurden weltweit um 3:36 Uhr (MESZ), nordöstlich von Pjönjiang aufgezeichnet, die den Test anscheinend bestätigen. Zuvor kam es bereits am 9. September 2004 zu einer größeren Detonation in der Region Ryanggang-do (Nordkorea), dies wurde von einigen Quellen als Kernwaffentest interpretiert, was die nordkoreanische Regierung allerdings bestritt.
Der Vela-Zwischenfall aus dem Jahr 1979 ist ein angeblicher Atomtest von Südafrika und Israel.
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Kernwaffentest – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Filmdokumentationen
- Trinity and Beyond, Peter Kuran, 1995
[Bearbeiten] Weblinks
- Telepolis: Großflächige Menschenversuche
- Manfred Henger, Referatsleiter der BGR für seismische Datenanalyse, über den Aufbau eines Atomtests und die Durchführung des Atomtests Nordkoreas