Ketosäuren
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Ketosäuren, im deutschen Sprachraum auch häufig als Oxosäuren bezeichnet, spielen im zellulären Geschehen eine zentrale Rolle beim Aminosäurestoffwechsel und bei der Aufrechterhaltung des Redox-Status.
- α-Ketosäuren enthalten das Kohlenstoffgerüst der analogen Aminosäure;
- β-Ketosäuren sind energiereiche (instabile) Metabolite, die Reaktionen unter CO2-Verlust treiben können (Decarboxylierung).
[Bearbeiten] α-Ketosäuren
Ketofunktion am α-C-Atom, d.h. in Nachbarstellung zur Carboxylgruppe (2-Oxosäuren). Brenztraubensäure (Salz: Pyruvat) ist die einfachste α-Ketosäure. Unter Einwirkung einer Pyruvat-Decarboxylase kann Brenztraubensäure während der alkoholischen Gärung zu Acetaldehyd (und CO2) bzw. im Pyruvat-Dehydrogenase-Multienzymkomplex zu Acetyl-CoA (und CO2) decarboxyliert werden. Im Citratzyklus gibt es eine weitere Reaktion nach dem gleichen Grundprinzip: die Decarboxylierung des α- Ketoglutarats zu Succinyl-CoA.
- Coenzyme dieser als „oxidative Decarboxylierung“ bezeichneten Prozesse:Thiamin-diphosphat und NAD+, ggf. Coenzym A.
Auch in der Laborchemie kann eine analoge Reaktion beobachtet werden: Die relativ schwache C-C-Bindung in der Gruppierung -CO-COOH (beispielsweise bei Brenztraubensäure) kann durch Zugabe konzentrierter Schwefelsäure gespalten werden und es entstehen Kohlenstoffmonooxid (CO) und Essigsäure (CH3-COOH).
Eine weitere typische Reaktion ist die Transaminierung, die die wechselseitige Aminierung einer α-Ketosäure unter gleichzeitiger Desaminierung von Glutaminsäure beinhaltet, ohne dass freies Ammoniak auftritt. So wird aus Pyruvat Alanin, aus Oxalacetat (einer Verbindung, die zugleich α- und β-Ketosäure ist) Aspartat und aus α-Ketoglutarat Glutamat (um nur Metaboliten aus Glykolyse und Citratzyklus zu nennen).
- Coenzym: Pyridoxalphosphat
[Bearbeiten] β-Ketosäuren
Ketofunktion am β-C-Atom, d.h. relativ zur Carboxylgruppe am übernächsten C-Atom (3-Oxosäuren). Im Gegensatz zu den α-Ketosäuren unbeständige Substanzklasse. Decarboxylierung kann aufgrund des Elektronenflusses spontan erfolgen, wird in der Zelle jedoch katalysiert. Beispiel: Decarboxylierung von Oxalacetat in der Gluconeogenese durch Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase (PEP-CK) oder durch das Malatenzym (ME).
Abbildung: alpha- und beta-Ketosäuren, typische Reaktionen
Metabolite (blau) von links nach rechts: Lac, Lactat; Ala, Alanin; Pyr (Pyruvat, eine Prototyp α-Ketosäure); PEP, Phosphoenolpyruvat; OA, Oxalacetat (α/β-Ketosäure; Instabilität durch β-Ketofunktion); Mal, Malat; AcCoA, Acetyl Coenzym A.
Enzyme (grün) von links nach rechts: LDH, Lactat-Dehydrogenase; PC, Pyruvat-Carboxylase; MDH, Malat-Dehydrogenase (Teil des Malat-Aspartat-Shuttlesystems); PGT, Glutamat/Pyruvat-Transaminase; PK, Pyruvatkinase (Gewinn von 1 ATP); PPD, Pyruvat/Phosphat-Dikinase (C4-Pflanzen; Gebrauch zweier energiereicher Bindungen aus ATP und eines anorganischen Phosphats); PEP-CK, Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase (Überführung von OA in PEP); PDH, Pyruvat-Dehydrogenase-Multienzymkomplex (Prototyp einer oxidativen Decarboxylierungsreaktion), ME, Malatenzym (bei Kopplung mit MDH ist NADH,H+ -> NADPH,H+ Umwandlung möglich).
Siehe auch: Pyruvat , Oxalacetat