Lamspringe
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Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Niedersachsen |
Landkreis: | Hildesheim |
Geografische Lage: | Koordinaten: 51° 57' N, 10° 00' O 51° 57' N, 10° 00' O |
Höhe: | 211 m ü. NN |
Fläche: | 23,30 km² |
Einwohner: | 3.659 (04. November 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 157,03 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 31195 |
Vorwahl: | 05183 |
Kfz-Kennzeichen: | HI |
Gliederung der Stadt: | 3 Ortschaften |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Kloster 3 31195 Lamspringe |
Website: | www.lamspringe.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Henning Ehbrecht (SPD) |
Lamspringe ist ein Flecken und Verwaltungssitz der Samtgemeinde Lamspringe und liegt im Landkreis Hildesheim im südlichen Niedersachsen. Zum Ort gehört der Ortsteil "Glashütte" rund 4 km östlich im Heber (siehe Geschichte).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Die Ortschaft Lamspringe liegt an der Quelle der Lamme zwischen dem Heber im Südosten und dem Sackwald im Westen. Sie befindet sich im Städteviereck Alfeld–Bad Salzdetfurth–Bockenem–Bad Gandersheim.
Großstädte unweit von Lamspringe sind: Hannover (50 km) und Hildesheim (30 km) im Norden sowie Göttingen (40 km) im Südosten. Eine weitere größere Stadt ist Goslar (30 km) im Osten.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen des Fleckens Lamspringe besteht aus einem roten Schild, auf dem ein weißes Lamm über eine grüne Wiese springt. In der rechten, oberen Ecke befindet sich eine goldene Hopfenfrucht.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Ortsgründung
Zwei Urkunden, ausgestellt 872 und 873, berichten von der Gründung eines Frauenklosters in Lamspringe durch Graf Ricdag, einem sächsischen Adligen, an der Quelle der Lamme im Jahr 852 und seiner Frau Emhild. Ihre einzige Tochter Ricburga wurde als erste Äbtissin eingesetzt; an der Gründung beteiligt war Bischof Altfried von Hildesheim, der Neffe des Stifters. Obwohl diese Urkunden offensichtlich im 12. Jahrhundert durch Hinzufügungen verfälscht worden sind, sind sie in ihren grundlegenden Aussagen glaubwürdig.
Wenn die o.g. Mitteilung der Urkunde von 873 zutrifft, daß Sergius II. (Papst) (844-847) die Gründung des Klosters gefördert habe, müssen die Vorbereitungen zu Gründung des Klosters spätestens 847 eingesetzt haben. Dies erscheint durchaus realistisch, wenn man an die notwendige Zeit für den Bau und die Ausstattung der Kirche und der Gebäude denkt, wie auch an die erforderliche Beschaffung von Besitzbestätigungen und Privilegien[1].
847 wird deshalb als Gründungsjahr für den Ort und das Kloster Lamspringe angenommen. Zuvor nahm die Ortsgründung ihren Anfang durch eine fränkische Missionsstation auf der einige Kilometer entfernt liegenden Erhebung Hohe Schanze 327 m über N.N. im Sackwald. Günstige Voraussetzungen herrschten durch die Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße sowie in einem quellenreichen Gebiet. Das Kanonissenkloster erlebte im 12. und 13. Jahrhundert mit etwa 180 Nonnen seine Blütezeit und erwarb Besitzungen weit über die Grenzen der Region hinaus. Zu dieser Entwicklung trugen u.a. im Jahr 1190 Konrad von Westerhof[2] und 1230 Graf Wedekind von Poppenburg bei, indem sie dem Kloster Güter in Elze übertrugen[3].
[Bearbeiten] Rückschläge
Lamspringe verdankt seine Entwicklung dem Kloster, das zahlreiche Arbeitskräfte als Tagelöhner, Knechte, Handwerker und Klosterdiener benötigte. Jedoch wurde die anfangs stetige Aufwärtsentwicklung von Ort und Kloster wurde im 14. Jahrhundert durch Fehden, Überfälle und Brände gebremst. Während der Hildesheimer Stiftsfehde zwischen 1519 und 1523 zwischen dem Bistum Hildesheim und dem Herzogtum Braunschweig wurde Lamspringe niedergebrannt und das Kloster geplündert. Seitdem gehörte Lamspringe für gut hundert Jahre zum welfischen Herrschaftsbereich. Während der Reformation, die in der Region 1568 stattfand, wandelte sich das katholische Nonnenkloster in ein evangelisches Damenstift. Wenige Jahrzehnte nach dem Wiederaufbau des Ortes brach 1618 der Dreißigjährige Krieg aus, der Lamspringe erneut hart traf. Nach der Schlacht in Lutter am Barenberge 1626 plünderten Söldnertruppen den Ort und brannten erneut dutzende Häuser nieder.
[Bearbeiten] Hilfe aus England
Einen neuen Aufschwung für das Kloster brachten 1643 englische, "schwarze" Benediktinermönche. Sie waren wegen der Auflösung aller Klöster aus England vertrieben worden. Da Lamspringe inzwischen wieder zur Landesherrschaft des Hildesheimer Stuhls gehörte, rief der Bischof im Rahmen seines Bestrebens, katholische Stützpunkte in seinen nun evangelischen Landesteilen zu schaffen, die Mönche nach Lamspringe, und sie zogen in das leerstehende Kloster ein. Die Gebäude waren zu diesem Zeitpunkt verwahrlost. 1691 wurde nach 21 Jahren Bauzeit die dreischiffige Hallenkirche St. Hadrian und St. Dionysius feierlich geweiht, eine der größten katholischen Kirchen Niedersachsens. 1730 wurde mit dem Bau des, für damalige Verhältnisse überdimensionierten, Abteigebäudes begonnen. Während des gesamten 18. Jahrhunderts war das Lamspringer Kloster Zentrum der Ausbildung katholischen geistlichen Nachwuchses für England bzw. die britischen Inseln, da sich der Katholizismus dort zu dieser Zeit starker Unterdrückung ausgesetzt sah. Das Kloster wurde 1806 im Rahmen einer Säkularisation durch den Preußischen Staat aufgelöst, in dessen Vermögen das Kloster überging. Die Mönche erhielten Abfindungen und kehrten nach England zurück.
[Bearbeiten] Klostergarten
Noch immer beeindruckend sind die großen, steinernen Gebäude der früheren Klosteranlage. Dazu zählen vor allem die Kirche, das Abteigebäude, die früheren Stallanlagen und der große Klostergarten von 5,5 ha, seit 1974 ein öffentlicher Park, in dem die Lamme entspringt.
[Bearbeiten] Ortsteil Glashütte
Rund 4 km östlich von Lamspringe an der Landesstraße L 466 nach Rhüden liegt der Ortsteil "Glashütte" im weitläufigen Waldgebiet des Höhenzugs Heber. Hier gründete inmitten klösterlicher Wälder das Kloster Lamspringe 1791 die namensgebende Glashütte. Produkte waren hochwertige Glaswaren, die sogar in Übersee begehrt gewesen sein sollen. Wahrscheinlich wurden weiße Sande aus dem ca. 10 km entfernten Bornhausen verschmolzen. 1883 entstanden um die Hütte 13 Wohnhäuser für 80 Arbeiter. 1914 schloss die Glashütte. Heute hat der Ortsteil rund 80 Einwohner und ist eine kleine Siedlung, in der wegen der idyllischen Lage etliche Ferienhäuser bestehen.
[Bearbeiten] Weitere Ortsentwicklung
Der Flecken Lamspringe profitierte vom Aufschwung durch das Kloster. Der Ort wurde ein Zentrum des Umschlaghandels und der Brauereikunst. Diese Aufwärtsentwicklung setzte sich auch nach der Auflösung des Klosters 1806 fort. 1902 wurde Lamspringe an die Bahnlinie Kreiensen - Hildesheim angeschlossen, wodurch sich weitere Industriebetriebe ansiedelten.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Lamspringer Betriebe zunehmend unter dem nun weggefallenen Markt im Osten Deutschlands zu leiden. Die Einwohnerzahl sank zwischenzeitlich auf unter 3.000. Trotz der Stilllegung der Bahnstrecke in den 80er Jahren begann sich die Wirtschaft mit der Wiedervereinigung zu erholen. Mehrere Betriebe der Metall- und Verpackungsindustrie siedelten sich in Lamspringe an. Die zentrale Lage zwischen A7 und B3 sowie die Nähe zur B64 spielten hierbei eine wichtige Rolle.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Parks
- Klosterpark mit der Quellgrotte der Lammequelle
[Bearbeiten] Bauwerke
- Klosterkirche
- Abteigebäude
[Bearbeiten] Sport
Lamspringe verfügt über mehrere Sportvereine. Der TuSpo Lamspringe hat 731 Mitglieder, darunter 689 aktive. Der Verein bietet die Sparten Fußball, Turnen, Handball, Karate, Tischtennis, Badminton und Volleyball an. Zudem gibt es den Tennisclub Lamspringe sowie den Reitverein Flenithigau.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Lamspringer September seit 1988. Einen Monat lang gibt es Veranstaltungen aus den verschiedensten Bereichen der Kultur und des Entertainment. Die Veranstaltung ist inzwischen zu einem hochkarätigen, überregionalen Event geworden. Prominente Teilnehmer waren bereits unter anderem Günter Grass, Martin Walser, Ephraim Kishon, Paul Kuhn sowie das Orchester der Mailänder Scala.
- Pilgerbetrieb zum Fest des hl. Oliver Plunkett als jährliche Veranstaltung. In der Klosterkirche "St. Hadrian und St. Dionysius" befindet sich ein Reliquienschrein dieses Heiligen. Die Reliquien Olivers wurden von den englischen Benediktinern nach Lamspringe gebracht.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Lamspringe liegt unweit der A7, B3 und B64. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Bodenburg, Freden und Bad Gandersheim sowie Kreiensen, wo Anschluss an das Intercitynetz besteht. Der nächste Flugplatz ist in Bad Gandersheim, der nächste Flughafen ist Hannover-Langenhagen.
[Bearbeiten] Tourismus
Der Tourismus hat heute eine große Bedeutung für den staatlich anerkannten Erholungsort am Heber. In den 90er Jahren begann man einen Teil der alten Bahnstrecke Kreiensen - Hildesheim auf insgesamt 12 Kilometern Länge zwischen Lamspringe und Bad Gandersheim zu einem Radweg umzubauen. Entlang der Strecke wurden Skulpturen internationaler Künstler aufgestellt, was dem Radweg die Bezeichnung Skulpturenweg einbrachte.
In neuerer Zeit wurde eine Restaurierung der Klosterkirche durchgeführt. Dabei stieß man auf kunstvolle Verzierungen aus dem 18. Jahrhundert, die im frühen 20. Jahrhundert übermalt worden waren. Trotz knapper Kassen entschied man sich, neben der kostspieligen Außenrenovierung auch für die komplette Restaurierung dieser Malereien.
[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen
- Hotoprint Elektronik GmbH & Co. KG
- Feuerverzinkerei Probau
- Druckerei Quensen
- Bauunternehmen Julius Ehbrecht
- Zimmerei Hoffmeister
- Malerfachbetrieb Heinz Barkhoff
[Bearbeiten] Medien
Lamspringe verfügt über keine eigene Zeitung. Als Tageszeitungen sind in Lamspringe die Hildesheimer Allgemeine Zeitung und die Alfelder Zeitung erhältlich. Wöchentlich erscheinen die Zeitungen Kehrwieder und RuBs.
[Bearbeiten] Bildung
Lamspringe verfügt über je eine Grundschule, Hauptschule und Realschule. Die nächstgelegenen Gymnasien befinden sich in Bad Gandersheim und Alfeld.
[Bearbeiten] Literatur
- Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Geschichte der Samtgemeinde Lamspringe http://www.lamspringe.net/sglamspringe/geschichte.htm am 6.9.2006
- ↑ Geschichte der Burg Westerhof http://kassellexikon.hna.de/Westerhof am 20.10.2006
- ↑ Burgstemmen Geschichte Brug und Grafschaft http://www.burgstemmen.de/poppenburg/seiten/burg.html am 17.6.2006
[Bearbeiten] Weblinks
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