Lernkultur
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Der Begriff Lernkultur stellt eine Verbindung zwischen den Begriffen Lernen und Kultur dar - und somit auch zwischen der im Individuum stattfindenden Tätigkeit und dem historisch gewachsenen und wandelbaren Setting, innerhalb dessen diese Tätigkeit stattfindet, und von dem sie inhaltlich beeinflusst wird.
[Bearbeiten] Definitionen für den Begriff Lernkultur:
- „(...) die Gesamtheit der für eine bestimmten Zeit typischen Lernformen und Lehrstile sowie die ihnen zugrundeliegenden anthropologischen, psychologischen, gesellschaftlichen und pädagogischen Orientierungen“ (Weinert 1997, S. 12).
- „(...) die Gesamtheit der Lern- und Entwicklungspotentiale, die über das Zusammenwirken der Mitglieder der Interaktions- und Kommunikationsprozessen auf unterrichtlicher, kollegialer und organisatorischer Ebene arrangiert werden. Lernkulturen sind somit in und durch Lehr-, Lern- sowie Kooperations- und Kommunikationsprozesse immer wieder aufs neue hergestellte Rahmungen, die ihren Gruppenmitgliedern spezifische Entwicklungsmöglichkeiten bieten, andere aber vorenthalten“ (Arnold & Schüßler 1996, S. 4f.).
- „ (...) ein bestimmtes Setting, mit bestimmten Regeln, das zum Lernen etabliert wurde und in dem gelernt wird“ (Kleber & Stein 2001, S. 3).
Die Definition von Weinberg (1999) deutet daraufhin, dass Lernkultur konstruiert wird. Durch Interaktions- und Kommunikationsprozesse werden Rahmenbedingungen geschaffen, die Lernen ermöglichen sollen. Da die den Rahmenbedingungen zugrundeliegenden Prozesse jedoch nicht gleich sind, wird Lernkultur immer wieder aufs Neue konstruiert und ist somit wandelbar. Grundlage für die Konstruktion von Lernkultur scheinen Elemente zu sein, die in einem historischen Entwicklungsprozess entstandenen sind. Dies wird durch die Definition von Kleber & Stein (2001) deutlich, in der eine zeitliche Komponente des Begriffs Lernkultur eingeführt wird. Im Hinblick auf den kulturellen Aspekt des Begriffs Lernkultur erscheint jedoch die Reduzierung des Begriffs Lernkultur auf ein etabliertes Setting als nicht ausreichend. Es fehlt eine inhaltliche, gesellschaftlich wertende Dimension. Weinerts (1997) Auslegung scheint hier weiterzuführen. Diese Unterteilung in Setting und zugrundeliegende wissenschaftliche und gesellschaftliche Grundlagen beinhaltet sogar zwei inhaltlich Komponenten: Erstens die gesellschaftliche Perspektive auf Lernen und damit auch auf den kulturellen Aspekt, der das für die Gesellschaft notwendige Wissen bezeichnet, andererseits kann auch der wissenschaftliche Fortschritt hinsichtlich der Erkenntnisse über den Lernprozess und die damit verbundene methodische Umsetzung innerhalb eines Lern-Settings miteinbezogen werden. Sowohl Weinert als auch Arnold & Schüßler und ebenso Weinberg führen die Gesamtheit „der für eine bestimmten Zeit typischen Lernformen und Lehrstile“ (Weinert 1997, S. 12) beziehungsweise „der Lern- und Entwicklungspotentiale“ (Arnold & Schüßler 1996, S. 4; Weinberg 1999, S. 98) an. Dies lässt den Schluss zu, dass in derselben Gesellschaft Lernkultur in unterschiedlichen Kontexten verschiedene Ausprägungen haben kann. Dies zeigt auch die Diskussion um "neue Lernkulturen", die von unterschiedlichen gesellschaftlichen, lerntheoretischen und bildungspolitischen Strömungen gekennzeichnet ist (vgl. Schüßler/ Thurnes 2005).
[Bearbeiten] Literatur
Arnold, Rolf; Schüßler, Ingeborg (1996): Wandel der Lernkulturen. Ideen und Bausteine für ein lebendiges Lernen. Darmstadt 1996 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft).
Kleber, Eduard W.; Stein, Roland (2001): Lernkultur am Ausgang der Moderne. Baltmannsweiler (Schneider-Verlag Hohengehren).
Schüßler, Ingeborg: Thurnes, Christian M. (2005): Lernkultuern in der Weiterbildung. Bielefeld 2005 (W. Bertelsmann Verlag).
Weinert, Franz E. (1997): Lernkultur im Wandel. Aus: Beck, Erwin; Guldimann, Titus; Zutavern, Michael (Hrsg.): Lernkultur im Wandel. Tagungsband der Schweizerischen Gesellschaft für Lehrerinnen- und Lehrerbildung und der Schweizerischen Gesellschaft für Bildungsforschung. St. Gallen (UVK). S. 11-29.
Weinberg, Johannes (1999): Lernkultur - Begriff, Geschichte, Perspektiven. In: Arbeitsgemeinschaft für Qualifikations-Entwicklungs-Management, Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung (Hrsg.): Kompetenzentwicklung‚ 99. Aspekte einer neuen Lernkultur. Argumente, Erfahrungen, Konsequenzen. Münster: Waxmann. S. 81-143.
[Bearbeiten] Weblinks
- ABWF Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung GmbH, Berlin