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Liber AL vel Legis - Wikipedia

Liber AL vel Legis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Liber AL vel Legis oder Buch des Gesetzes (ursprünglich Liber L vel Legis oder Liber Legis) ist eine mystische Offenbarungsschrift des britischen Magiers und Okkultisten Aleister Crowley das ihm nach eigenen Angaben von einem Geistwesen namens Aiwaz im April 1904 diktiert wurde. Aiwaz erklärte, ein neues Äon beginne und das Liber AL vel Legis stelle das Gesetz Thelema dieses neuen Äons dar.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gottheiten (Prinzipien)

Das Liber Al vel Legis umfasst 220 Verse. Es besteht aus drei Teilen, die drei durch Gottheiten symbolisierten Prinzipien zugeordnet werden. Die 3 Gottheiten oder Prinzipien werden nicht als transzendente Götter verstanden, sondern als Prinzipien die innerhalb und auch außerhalb eines Menschen sind: "I am above you and in you. My ecstasy is in yours. My joy is to see your joy.","Ich bin über euch und in euch. Meine Ekstase ist in eurer. Meine Freude ist, eure Freude zu sehen".(AL I:13). I am the Flame that burns in every heart of man, and in the core of every star (...)", "Ich bin die Flamme, die in jedem Menschenherzen brennt und in dem Kern jedes Sterns" (AL II:6); "(...) I am the visible objekt of worship;(...)"," Ich bin das sichtbare Objekt der Verehrung;" (AL III:22)

1. Prinzip:
Nuit ist eine ägyptische Göttin, sie stellt sich als „(...) I am Infinite Space, and the Infinite Stars thereof (...)“, „ich bin der unendliche Raum und die unendlichen Sterne darin,“ (AL I:22) vor. Abgebildet wird sie als Himmelsgöttin, die mit ihren Füßen und Händen den Boden berührt. Das Liber AL vel Legis beschreibt sie auch als „With the God & the Adorer I am nothing: they do not see me. (...)“ „Mit dem Gott und den Anbeter bin ich nichts: sie sehen mich nicht.“ (AL I:21). In ihrem Kapitel wird das Prinzip der Liebe (Agape) betont. Sie ist damit das ausgleichende Gegenstück zu Hadit, was in den ersten Versen der beiden Kapitel deutlich wird: „Had! The manifestation of Nuit.“ „Had! Die Manifestation der Nuit.“ (AL I:1) und „Nu! the hiding of Hadit.“ „Nu! Das Verstecken des Hadit.“ (AL II:1). In diesen Zeilen wird die Verbindung von Nu und Had durch die Endung -it angedeutet. Nuit stellt auch die Möglichkeiten dar, das Universum zu betrachten: „For I am divided for love's sake, for the chance of union.“ „Denn ich bin geteilt um der Liebe willen, für die Möglichkeit der Vereinigung.“

2. Prinzip:
Hadit, ist ein anderer Name für Behedti, er ist ein neuäonischer oder thelemischer Gott und der Gemahl von Nuit:"(...) I, Hadit, am the complement of Nu, my bride. I am not extended, and Khabs is the name of my House". "Ich, Hadit, bin das Komplement, von Nu, meiner Braut. Ich bin nicht ausgedehnt, und Khabs ist der Name meines Hauses". (AL II:2) Abgebildet wird er als eine Sonne mit Falkenflügeln. Er ist der unendlich kleine Bewusstseinspunkt oder das schweigende Selbst (Heru-pa-kraat). Er ist derjenige, der Nuit sehen kann oder anders, der die Möglichkeiten sieht die Nuit bereitstellt. Im Liber AL vel Legis, stellt er sich auch als den Wissenden vor. Als Komplement von Nuit stellt er ebenso den bedingungslosen Willen dar, was sich in der strengeren Sprache seines Kapitels äußert: „If Will stops and cries why, invoking Because, then Will stops & does nought.“ „Wenn Wille anhält und heult Warum, das Weil invozierend, dann hält Wille und tut nichts.“ (AL II:30) und „I am alone: there is no God where I am.“ „Ich bin allein: da ist kein Gott wo ich bin.“ (AL II:23).

3. Prinzip:
Ra-Hoor-Khuit (auch Re-Harachte oder Ra-Horakhty), ist der (neue) Gott des neuen Äons oder von Thelema (AL III:1,2). Er ist Horus, (In antiker ägyptischer Mythologie der Sohn von Isis und Osiris) der nach Taten verlangt. Eine Interpretation davon ist, dass Ra-Hoor-Khuit das Kind von Nuit und Hadit sei, "I am the Hawk-Headed Lord of Silence & of Strength; my nemyss shrouds the night-blue sky". "Ich bin der Falken-Köpfige Herr des Schweigens (Hadit) & der Stärke; mein Nemyss (eine ägyptische Kopfbedeckung) verhüllt den nacht-blauen Himmel (Nuit)" (AL II:70). Als Vereinigung von Nu und Had stellt er auch die sichtbare Welt dar und die Möglichkeiten, in dieser zu bestehen (AL III:4-9). Ra Hoor Khuit bezeichnet sich selbst als ein Gott des Krieges und der Rache, der hart gegen die verfahren wird, die sein Gesetz (siehe Thelema) nicht anerkennen (AL III:3). Ebenso ist er „die Stärke, Kraft und Macht eurer Arme“ (AL III:19), also der aktive Part der die Möglichkeiten umsetzt.

Es gibt im Liber Al vel Legis drei Endungen in seinem Namen die sich in Khu, Khut und Khuit, also Ra Hoor Khu, Ra Hoor Khut und Ra Hoor Khuit, zeigen. Nach Crowleys kabbalistischem Denken bedeuten die einzelnen Namen Ra die Sonne, Hoor den Krieger und Khu ist die Weltanschauung, die jeder Mensch in sich trägt, während Khut ein Zwischenstadium zwischen Mensch und Gott sein soll. Das hinzugefügte Jod des neuen Namens Khuit versinnbildlicht nach Crowley die Verwandlung zur Gottheit (Vergleiche auch Nu-it und Had-it).[1]

Symbolisch wird Ra Hoor Khuit durch ein rotes absteigendes Dreieck dargestellt.[2] Im Kapitel Ra-Hoor-Khuit finden sich auch Hymnen (AL III:37 und 38)[3] sowie Anweisungen für die magische Praxis (AL III:21-30) und für die religiöse Praxis (AL III:39, auch: „(...)argue not; convert not;(...)“ „argumentiere nicht; bekehre nicht;“ (Al III:42)). Es finden sich zudem Prophezeiungen in diesem Teil des Buches (z.B. AL III:34 oder 46).

Neben den drei Kapiteln findet sich noch der Kommentar, welcher unterschrieben ist mit „Der Priester der Fürsten Ankh-f-n-Khonsu“. Dieser Kommentar wurde nachträglich von Crowley ins Liber AL vel Legis eingefügt und von ihm als der wichtigste Kommentar zu dem Buch gewertet.

[Bearbeiten] Übersetzung und Interpretation

Da das Buch ein mystischer Text ist, ist es mehrdeutig, auslegungsbedürftig, symbolisch und paradox, was zu Schwierigkeiten führt, wenn es um eine einheitliche Übersetzung oder Interpretation geht. So findet man z.B. im Liber Al vel Legis Rechtschreibfehler, die beabsichtigt sind „My scribe Ankh-af-na-khonsu, the priest of the princes, shall not in one letter change this book;“ „Mein Schreiber Ankh-af-na-khonsu, der Priester der Prinzen, soll nicht einen Buchstaben dieses Buches verändern;“ (AL I:36) und „The stops as thou wilt; the letters? change them not in style or value!“ „Die Satzzeichen wie du willst; die Lettern? ändere sie nicht in Stil oder Wert!“ (AL II:54).

Das Buch soll zwar in alle Sprachen übersetzt werden, „but always with the original in the writing of the Beast; for in the chance shape of the letters and their position to one another: in these are mysteries that no Beast shall divine.” „aber immer mit dem Original in der Schrift des Tieres; denn in der Zufallsgestalt der Buchstaben und ihrer Stellung zueinander: darin sind Geheimnisse, die kein Tier ahnen soll“ (AL III:47).

[Bearbeiten] Inhalt und Deutungsansätze

Das Prinzip Thelema dieser Schrift meint, jeder Mensch habe das Potenzial in sich, Gott zu werden. Es baut auf die Kraft des Menschen und verneint Götter (oder Gott), die über Menschen bestimmen.

Die zentralen Aussagen des Buches sind:„(…) Do what thou wilt shall be the whole of the Law“, „Tu was Du willst soll sein das Ganze (von dem) Gesetz“ (AL I: 40) und „(…) Love is the law, love under will. (...)“, zu dt. „Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen“ (AL I:57).

Crowleys Lehre vom wahren Willen ist der Zentralbegriff von Crowleys Schriften. Sie entspricht dem des „Heiligen Schutzengels“, d.h. dem „Seelenführer“ oder „göttlichen Funken“. Da im Liber AL vel Legis die Göttin Nuit im ersten Teil des Werkes sagt, „Every man and every woman is a star“, „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“, (AL I:3), wird angenommen, der wahre Wille schließe es aus, dem wahren Willen eines anderen Menschen entgegengesetzt zu sein und beinhalte die Liebe (Agape) zu allen Menschen. Zeitgenössische Thelemiten glauben, der wahre Wille entspräche den kognitiven Fähigkeiten des Menschen, woraus eine besondere Pflicht zur Selbstreflexion und zur Selbstkontrolle durch Erkenntnis erwachse. Jedoch sei Rationalität allein ein zu enges Konzept: „Also reason is a lie; for there is a factor infinite & unknown; & all their words are skew-wise.“ zu dt. „Auch Vernunft ist eine Lüge, denn es gibt einen Faktor unendlich und unbekannt, und all ihre Worte sind schief“ (AL II:32) und „(…) He shall fall down into the pit called Because, and there he shall perish with the dogs of Reason.“ „Hinab in die Grube namens Weil wird er stürzen, und dort wird er umkommen mit den Hunden der Vernunft.“, (AL II:27).

So erklärt die Schrift ihr Konzept der Spiritualität. Diese basiere jedoch nicht auf blindem Glauben, sondern auf Erfahrung und Erkenntnis, weshalb viele Anhänger des Liber AL vel Legis Magick als wissenschaftlich-spirituelle Erfahrungsdisziplin ausüben. So sagt die Göttin Nuit: „I give unimaginable joys on earth: certainty, not faith, (...) „Unvorstellbare Freuden gebe ich auf Erden: Gewissheit, nicht Glauben,“ (AL I :58).

Kein Teil des dreigeteilten Textes sei besser oder schlechter, alles sei miteinander verbunden und könne nicht voneinander getrennt werden. Wer dieses nicht beachte, „(…) then expect the direful judgments of Ra Hoor Khuit!“, „den erwarten die schreckliche Urteile von Ra-Hoor-Khuit!“, (AL I:52). Von daher sei es sinnvoll, das Liber AL vel Legis als Ganzes zu verstehen und nicht einzelne Verse ohne Berücksichtigung der anderen zu interpretieren.

Eine Interpretation des dritten Teiles (Ra-Hoor-Khuit) verweist auf die Konsequenz der Einhaltung oder Nichteinhaltung des Gesetzes von Thelema: „Now let it be first understood that I am a god of War and of Vengeance. I shall deal hardly with them.“ „Nun verstehet zuerst das ich ein Gott des Krieges und der Rache bin, ich werde hart mit ihnen verfahren“ (AL III:3).

Im dritten Teil spricht Ra-Hoor-Khuit gegen herkömmliche Religionen:

  • I am in a secret fourfold word, the blasphemy against all gods of men.(AL III:49)
  • Curse them! Curse them! Curse them!(AL III:50)
  • With my Hawk's head I peck at the eyes of Jesus as he hangs upon the cross.(AL III:51)
  • I flap my wings in the face of Mohammed & blind him.(AL III:52)
  • With my claws I tear out the flesh of the Indian and the Buddhist, Mongol and Din.(AL III:53)
  • Bahlasti! Ompehda! I spit on your crapulous creeds.(AL III:54)
  • Let Mary inviolate be torn upon wheels: for her sake let all chaste women be utterly despised among you!(AL III:55)
  • Ich bin in einem geheimen, vierfachen Wort die Blasphemie wider alle Götter der Menschen.
  • Fluch ihnen! Fluch ihnen! Fluch ihnen!
  • Mit meinem Falkenkopf picke ich nach Jesu Augen, da er am Kreuze hängt.
  • Meine Schwingen schlage ich in das Gesicht Mohammeds und blende ihn.
  • Mit meinen Klauen reiß ich das Fleisch des Inders und des Buddhisten, Mongolen und Din.
  • Bahlasti! Ompehda! Ich speie auf eure jämmerlichen Glaubensbekenntnisse!
  • Die unbefleckte Maria möge gerädert und zerrissen werden, um ihretwillen seien alle keuschen Frauen unter euch verachtet!

Crowley selbst verfasste einen Kommentar zum Liber AL vel Legis, in dem er davor warnte, das Buch zu studieren oder seinen Inhalt zu diskutieren, da dieses Gefahr in sich berge.

[Bearbeiten] Textentstehung

Aleister Crowley befand sich laut seinen „Confessions“ mit seiner Frau Rose Kelly im Frühjahr 1904 in Kairo. Dort wollte er mittels Anrufungen ihr Sylphen zeigen. Stattdessen fiel sie in einen tranceähnlichen Zustand, in dem sie wiederholt haben soll: „sie erwarten dich“. Nach einer weiteren Anrufung verfiel sie erneut in Trance und äußerte, Horus, „der Wartende“, sei über Crowley verärgert.

Crowley besuchte darauf mit seiner Frau das Boulak-Museum (das heutige Ägyptische Museum) von Kairo. Dort führte ihn seine Frau zur Stele des Ankh-af-na-Khonsu, die später im Liber AL vel Legis als die „Stele der Offenbarung“ bezeichnet wurde („Get the stele of revealing itself;(...)“ „Erlange die Stele der Offenbarung selbst;“ (LA III:10)). Danach unternahm er eine Invokation des Horus. Am 7. April wies Rose ihn an, sich in den folgenden drei Tagen bereit zu halten, um niederzuschreiben, was er hören sollte. Die Niederschrift geschah nach Crowleys Angaben in den Tagen vom 8., 9. und 10. April 1904, jeweils um 12.00 Uhr mittags.

[Bearbeiten] Wirkungsgeschichte

Crowleys Lieblingsschüler Charles Stansfield Jones (Fr. Achad) schrieb den Gedichtzyklus „XXXI Hyms To The Star Goddess Who is Not“ über das Liber AL vel Legis. (Fr. Achad soll bei seinem Studium (Liber 31 oder Liber XXXI) mit dem Liber AL vel Legis den Schlüssel des Ganzen gefunden haben „(…) who shall discover the Key of it all (…) (AL III:47). Der Schlüssel war das Wort AL bzw. LA. Dessen Bedeutungen AL (hebr.) = Gott und LA (hebr.) = Nichts, die Vereinigung von Nuit und Hadit symbolisieren soll. Darum wurde der ursprüngliche Name „Liber L vel Legis“, von Crowley in „Liber AL vel Legis“ (zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen 1919 und 1943) umbenannt.)

[Bearbeiten] Kritik

Das Liber AL vel Legis wird wegen seinen Inhalten von christlichen Kritikern als satanisch eingestuft. Nach Anhängern des Liber AL vel Legis, die sich Thelemiten nennen, stelle Thelema nicht das „Gegenteil“ des Christentums oder anderen Religionsformen dar, sondern sei für die nächsten 2000 Jahre eine höhere spirituelle Stufe der Menschheit.

Dem dritten Teil des Buches, in dem Horus spricht, werden faschistoide und sozialdarwinistische Tendenzen vorgeworfen, da dieser dort beispielsweise äußert, er sei ein Gott des Krieges und (...) die Sklaven sollen dienen. (...) (AL II:58) „Thelemiten“ (Bezeichnung aus AL I:40) verweisen dabei auf die rein metaphorische Bedeutung.

Siehe auch

[Bearbeiten] Ausgaben

  • Aleister Crowley: Liber AL vel Legis. Holdenstedt 1988. ISBN 3-89423-000-2
  • Aleister Crowley: Das Buch des Gesetzes - Liber AL vel Legis. Sphinx Verlag, Basel 1993. ISBN 3-85914-140-6
  • Michael D. Eschner: Liber Al vel Legis, mit Kommentaren. Verlag: Kersken-Canbaz 1992 ISBN 3894230010

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Crowley Kommentar zu AL III:1
  2. Crowley Kommentar zu AL III:1
  3. siehe dazu: Stele der Offenbarung (Vorderseite)
Andere Sprachen

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