Linksverkehr
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Im Straßenverkehr fahren bei Linksverkehr die Verkehrsteilnehmer auf der linken Straßenseite, im Rechtsverkehr auf der rechten Straßenseite - jeweils in Fahrtrichtung gesehen.
Von den 221 Staaten und Gebieten der Welt haben derzeit 58 Linksverkehr.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Auf welcher Seite begegnende Fuhrwerke einander auszuweichen haben (passieren), wurde durch Konvention, später durch Rechtsvorschriften festgelegt, um Missverständnisse und Unfälle zu vermeiden.
Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze, aufgrund welcher Erfahrungswerte die Entscheidung für Rechts- oder Linksverkehr fiel:
[Bearbeiten] Technische Erklärungen
Technische Erklärungen beziehen sich oft auf das Führen von Tieren oder Fahrzeugen: Je nach Zeit, Gegend und Tradition kann ein Reiter oder Kutscher die Zügel mit der rechten, der linken oder beiden Händen halten. Fuhrwerke können vom Fahrzeug aus gelenkt, zu Fuß am Zügel oder durch einen Reiter auf einem der eingespannten Pferde oder Ochsen geführt werden.
- Bei am Zügel geführten Zugtieren im Linksverkehr vermeidet man beim Entgegenkommen zweier Fuhrwerke zwischen Zugtiere und Wagen zu geraten, während die Zugtiere die Mitte benutzen. Gegner dieser Erklärung argumentieren, dass sich für diese Art der Führung der Rechtsverkehr besser eigne, da so der Führer bequemer in der Mitte der Straße gehen und das Zugtier bei Gegenverkehr effektiver an den Straßenrand abdrängen kann und dabei die kritische, kollisionsgefährdete Wagenseite zum Gegenverkehr hin besser im Auge behält.
- Bei vom Wagen aus gesteuerten Fuhrwerken saß der Fahrer auf der rechten Seite, damit seine knallende Peitsche nicht die Passagiere traf, denn dazu musste er nach hinten ausholen. Er fuhr deshalb möglichst weit links, von wo aus er entgegenkommenden Verkehr besser sehen konnte. Das gilt allerdings nur für Rechtshänder.
- Anders bei Fuhrwerken, bei denen der Fuhrmann auf einem der Zugtiere ritt: in diesem Fall musste der Reiter auf dem hintersten linken Tier reiten, um die anderen Pferde mit seiner Peitsche kontrollieren zu können; die bevorzugte Straßenseite für Fuhrwerke war deshalb rechts. Auch das gilt nur für Rechtshänder.
[Bearbeiten] Alte Zivilisationen
Ob in den Zeiten vor den Römern in einzelnen Kulturen Links- oder Rechtsverkehr herrschte, ob es überhaupt diesbezüglich Regelungen gab, ist unbekannt. Darüber schweigen die Quellen.
[Bearbeiten] Römer
Aus römischer Zeit sind bekannt
- Münzen (römischer Denar, um 50 v. Chr. bis 50 n. Chr.), auf denen zwei Reiter auf der rechten Schulterseite aneinander vorbeireiten (Linksverkehr),
- Wagenspuren von einem römischen Steinbruch bei Blunson Ridge, nahe Swindon, deren vom Steinbruch wegführende, linke von den beladenen Wagen tiefer ausgeprägt ist als die rechte. Streng genommen weist das aber nur auf Linksverkehr an diesem Ort hin.
Belegt ist auch, dass römische Soldaten auf der linken Seite marschierten. Nicht bekannt ist, ob das immer der Fall war.
[Bearbeiten] Mittelalter und frühe Neuzeit
In Mittel- und Osteuropa herrschte Linksverkehr vor.
[Bearbeiten] Napoleon
Die Wahl von Rechts- oder Linksverkehr ist wahrscheinlich auf die jeweils verbreitete Form der Fuhrwerke zurückzuführen. Im Frankreich der Revolutionszeit dominierten berittene Gespanne, und die Regierung Robespierres erließ ein Gesetz, das in Paris Rechtsverkehr vorschrieb. Napoleon erweiterte dieses Gesetz auf Militärfahrzeuge, der übrige Verkehr hatte sich dem anzupassen. Das napoleonische Frankreich hat dann im Gefolge seiner Eroberungen in weiten Teilen Europas den Rechtsverkehr eingeführt. Nach Napoleons Niederlage blieben die meisten Länder beim Rechtsverkehr.
[Bearbeiten] Neuzeit
Die Frage von Rechts- oder Linksverkehr erhielt eine größere praktische Bedeutung erst beim Aufkommen verstärkten Autoverkehrs. Heute herrscht in den einzelnen Staaten jeweils eine einheitliche Regelung, ob links oder rechts gefahren wird. Jedoch gibt es in vielen Ländern auf kurzen Strecken Ausnahmen, die meist durch den Straßenverlauf bedingt sind. So ist z. B. in London auf der kurzen Privatstraße „Savoy Court“ vor dem Savoy Theatre Rechtsverkehr vorgeschrieben, damit durch den Rückstau vor der Vorstellung nicht der Eingang zum Savoy Hotel blockiert wird, und das, obwohl diese Straße von der großen Hauptstraße „Strand“ abzweigt.
[Bearbeiten] Psychologie
Für Personen, die an den Rechtsverkehr gewöhnt sind, bringt eine Umstellung auf den Linksverkehr anfänglich erhebliche Schwierigkeiten, weil plötzlich lang eingeübte Bewegungsautomatismen nicht mehr gelten.
Das Fahren im Linksverkehr ist für Rechtsverkehrs-Gewöhnte eine erhebliche Umstellung. Insbesondere das Abbiegen ist gefährlich, da man dank eingeübter Fahrpraxis leicht auf der Straßenseite für den Gegenverkehr ankommen kann.
Fußgänger begeben sich in Gefahr, da der kurze Blick nach links vor dem Betreten der Fahrbahn sinnlos ist – die Gefahr droht ja von rechts. Als Beifahrer steigt man als an Rechtsverkehr gewöhnter Mensch natürlich auf der rechten Seite ein – der Fahrerseite im Linksverkehr. Sitzt man als Beifahrer auf der richtigen, linken Seite, ist das Mitfahren ebenfalls ungewöhnlich – da zur „falschen“ Seite ausgewichen wird.
Die Umstellungsschwierigkeiten ergeben sich erneut, wenn man nach einiger Zeit in einem Linksverkehr-Land wieder im heimischen Rechtsverkehr unterwegs ist. Dies ist besonders gefährlich, weil man sich wieder in der ursprünglich gewohnten Umgebung befindet und deshalb kein Grundgefühl mehr für die Gefährlichkeit der Situation hat, wenn man in die im Linksverkehr eingeübte, nun aber „falsche“ Richtung nach kreuzendem Verkehr Ausschau hält.
[Bearbeiten] Unfallstatistik und Verkehrsform
Sowohl Häufigkeit als auch Schwere der Unfälle sind unabhängig von Rechts- oder Linksverkehr. Keine der beiden Formen ist sicherer.
Fahrzeuge, die von gewöhnten Personen in einer Verkehrsform benutzt werden, für die diese Fahrzeuge nicht gebaut wurden (also z.B. Links-Lenker im Linksverkehr), sind sehr viel seltener an schweren Unfällen beteiligt. In Kontinentaleuropa sind PKW mit dem Lenkrad auf der rechten Seite statistisch gesehen sicherer. Dies wird vor allem auf den Umstand zurückgeführt, dass der Fahrer in solchen Fahrzeugen auf der „falschen“ Seite sitzt und somit an riskanten Überholmanövern und Raserei gehindert wird. In Großbritannien, wo mehr Kfz vom europäischen Festland unterwegs sind, ist dieser Effekt spürbarer als in Ländern wie Deutschland, in denen nur wenige Fahrzeuge aus Großbritannien/Irland unterwegs sind.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
[Bearbeiten] Position des Fahrersitzes beim Linksverkehr
Beim Kraftfahrzeug sitzt der Fahrer in der Regel zur Straßenmitte hin, um besser die Übersicht über entgegenkommenden Straßenverkehr zu behalten, bei Linksverkehr also rechts. Die ältesten motorgetriebenen Fahrzeuge hatten den Fahrersitz noch in der Mitte. Für den Import von Linkslenkern in Länder mit Linksverkehr oder umgekehrt wurden je nach Land unterschiedliche Regelungen getroffen.
Es gab oder gibt aber auch Fahrzeuge, deren Fahrersitz auf der gegenüberliegende Seite – von der Straßenmitte weg – platziert ist, um die Übersicht auf engen Straßen, den Straßengraben, Mauern oder Hecken zu verbessern. Verbreitet ist das heute z.B. bei Lkw, die vorwiegend auf Gebirgsstrecken eingesetzt werden. Auch Straßenreinigungsfahrzeuge haben oft den Fahrersitz auf der der Straßenmitte abgewandten Seite, um es dem Fahrer zu erleichtern, den Bordstein im Auge zu behalten.
[Bearbeiten] Konstruktive Anpassung von Kraftfahrzeugen
Die Konstruktion von Autos der gleichen Marke für den Links- und Rechtsverkehr erfordert jeweils Anpassungen an die anderen Gegebenheiten, die in unterschiedlich hohem Ausmaß ausgeführt sein können.
Entsprechend der Sitzposition des Fahrers müssen die Scheibenwischer gelagert werden. Um z.B. für einen rechts sitzenden Fahrer ein optimales Sichtfeld auf der rechten Seite zu schaffen, sind die Scheibenwischer in Fahrtrichtung rechts angeschlagen.
Der Tank bei für Rechtsverkehr konstruierten Autos liegt rechts. So liegt er bei schweren Unfällen mit entgegenkommenden Fahrzeugen auf der dem Crashbereich entgegengesetzten Seite. Ein weiterer Grund ist das Tanken bei am Straßenrand stehenden Autos. Der Autofahrer, der einen Reservekanister Benzin einfüllt, ist auf der sicheren Seite (Seitenstreifen/Straßengraben) und ist nicht dem vorbeifahrendem Verkehr ausgesetzt. Bei Autos für Linksverkehr hingegen liegt er aus demselben Grund links. Eigentlich müsste die Konstruktion des gesamten Autos komplett gespiegelt werden, was aber manchen Herstellern zu teuer ist.
Auch das Auspuffrohr wird asymmetrisch herausgeführt. Mit Rücksicht auf die Fußgänger befindet es sich bei Fabrikaten für den Rechtsverkehr links, bei Fahrzeugen für den Linksverkehr hingegen rechts.
Gas- und Kupplungpedal sind bei Rechts- und Linkslenkern identisch angeordnet. Auch die Gangschaltung ist identisch. Unterschiede gibt es hingegen bei den Bedienhebeln für Blinker und Scheibenwischer. Manche Hersteller spiegeln die Anordnung, andere wiederum nicht.
Bei japanischen Fahrzeugen, die nach Europa exportiert werden, werden diese Änderungen nicht immer eingeplant. So ist bei fast allen japanischen Modellen die Tankklappe links und oft auch der Auspuff rechts. Umgekehrt nehmen deutsche Hersteller nicht alle nötigen Änderungen vor oder behelfen sich mit „Krücken“: Beim VW Passat wurden in der ersten Baureihe für den Rechtslenker die Scheibenwischer und die Technik noch weitgehend gespiegelt: Der Hauptbremszylinder sitzt rechts, hinter dem Bremspedal. In der zweiten Baureihe (Typ 32B) wurden die Scheibenwischer nicht gespiegelt, und die Bremskraft vom Pedal auf der rechten Seite wurde über einen Hebel auf den links sitzenden Hauptbremszylinder umgeleitet.
Bei kleineren Märkten wird auf „Feinheiten“ auch verzichtet: Wegen seiner relativen Nähe zu Japan werden etwa in Palau hauptsächlich gebrauchte japanische Fahrzeuge (mit Rechtslenkung) gefahren, obwohl in dem Land Rechtsverkehr herrscht.
[Bearbeiten] Fahren im Linksverkehr
Urlauber, die in ihrem Heimatland rechts fahren und nun einen Mietwagen im Linksverkehr steuern, sollten sich langsam eingewöhnen. Die Umstellung ist schwieriger als im ersten Moment angegenommen wird. Dass bei beiden Fahrzeugtypen das Gaspedal rechts ist, hat den Vorteil, dass es zu keinen kritischen Pedalverwechslungen kommt. Die Bedienelemente für Blinker und Scheibenwischer sollte man vor Fahrtantritt testen, denn einige Hersteller spiegeln die Anordnung.
Zu beachten ist, dass in den meisten Ländern mit Linksverkehr auch Rechts-vor-Links gilt. Diese Regel ist im Linksverkehr sogar sinnvoller als im Rechtsverkehr: Fahrzeuge im Kreisverkehr haben automatisch Vorrag, es werden keine vorfahrtsregelnden Schilder benötigt. Bei einer Straßeneinmündung von rechts, kann ein Fahrzeug im Rechtsverkehr einfach einbiegen, es hat Vorfahrt vor dem von links kommenden Verkehr und muss den Verkehr von rechts nicht beachten, da es dessen Spur nicht kreuzt. Im Linksverkehr ist die Situation anders: Biegt das Fahrzeug links oder rechts ab, muss es immer auf den Verkehr von rechts kommend achten.
Die größte Schwierigkeit ist aber das Sitzen auf der rechten Seite. Man hat kein „Gefühl“ mehr für das Fahrzeug. Statistiken belegen, dass die linke vordere Fahrzeugecke besonders gefährdet ist. Als geübter Fahrer im Rechtsverkehr sitzt man leicht links der Fahrspurmitte. So hält man geübten Abstand zum Fahrbahnrand (parkende Autos, Fußgänger, Mülltonnen). Im Linksverkehr führt dies dazu, dass man den Fahrbahnrand - nun auf der linken Seite - zu nah kommt. Dieses passiert fast unbemerkt. Fahrten mit einem mitschauenden Beifahrer sind hier von Vorteil.
Das kurze Linksabbiegen und weite Rechtsabbiegen sowie das Fahren im Kreisverkehr sind dagegen schnell eingeübt. Auch hier sollte man auf den ersten Kilometern vorsichtig anfangen und sich konzentrieren. Denn es ist wieder die linke vordere Fahrzeugecke, die man schnell vergisst.
[Bearbeiten] Einzelne Länder und Territorien
Die „United Nations Convention on Road Traffic“ (1949) legt nur fest: „Jeglicher Fahrzeugverkehr, der in dieselbe Richtung fährt, soll auf der gleichen Seite der Straße fahren. Diese Seite sollte im ganzen Land einheitlich sein.“
Zu Ländern mit Linksverkehr siehe: Liste der Länder mit Linksverkehr.
[Bearbeiten] Großbritannien und Irland
In Großbritannien und Irland herrschten Wagengespanne vor. Im Jahre 1835 wurde mit dem Highway Act der Linksverkehr im Vereinigten Königreich gesetzlich verankert.
[Bearbeiten] Österreich
Besonders kompliziert war die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr in Österreich. Jahrelang gab es keine einheitliche Regelung für das ganze Land, sondern eine Links- und eine Rechtsfahrzone. In fünf Etappen wurde von 1921 bis 1938 auf Rechtsfahren umgestellt.
Österreich-Ungarn kehrte nach Napoleons Niederlage zum Linksverkehr zurück – allerdings mit Ausnahme der damaligen Kronländer Tirol (dazu zählte auch Vorarlberg), Dalmatien, Krain und Küstenland. 1915 wurde generell der Linksverkehr eingeführt – also auch in Tirol und Vorarlberg. Das stieß dort auf Widerstand in der Bevölkerung. Deswegen durfte Vorarlberg schon am 21. August 1921 wieder zum Rechtsverkehr zurückkehren. Dieses Bundesland war damals aber nur durch zwei Passstraßen mit dem Rest des Landes verbunden. 1927 wurde festgelegt, den Verkehr in Kontinentaleuropa einheitlich rechts zu führen. Das österreichische Parlament fasste 1929 den Beschluss, ab 1932 in ganz Österreich rechts zu fahren. Tirol wollte den Beschluss sofort umsetzen, in Wien gab es erhebliche Bedenken, weil umfangreiche Arbeiten am Straßenbahnsystem nötig waren.
Deshalb wurde der Rechtsverkehr am 2. April 1930 nur im Westen Österreichs eingeführt, nämlich in Tirol (ohne Osttirol) und im Westen des Bundeslands Salzburg. Die genaue Grenze verlief bei Lend, östlich der Einmündung des Gasteinertals in das Salzachtal. Durch diese Grenzziehung gab es nur eine einzige Straße, auf der die Fahrseite gewechselt werden musste.
Kärnten und Osttirol stellten am 15. Juli 1935 auf Rechtsverkehr um. Am 1. Juli 1938, nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich trat die deutsche Straßenverkehrsordnung in ganz Österreich in Kraft. Für Niederösterreich und Wien, das nördliche Burgenland und Teile der nördlichen Steiermark gab es aber wiederum eine Ausnahmeregelung. Wien und die umliegenden Gebiete wechselten erst am 19. September 1938 auf die rechte Straßenseite.
Bis heute gibt es übrigens keine einheitliche Regelung für den österreichischen Bahnverkehr: Auf einigen Strecken wird links, auf anderen rechts gefahren.
[Bearbeiten] Italien
In Italien wurde ab 1924 auf Rechtssverkehr umgestellt. In der Stadt Mailand waren umfangreiche Arbeiten am Strassenbahnnetz notwendig und die Umstellung erfolgte erst im August 1926. Vorher war es eine Zeitlang so, dass in der Provinz Mailand rechts und in der Stadt links gefahren wurde.
[Bearbeiten] Schweden
Bis 1967 herrschte in Schweden Linksverkehr, während die Nachbarländer Norwegen und Dänemark immer Rechtsverkehr hatten. Die Situation wurde noch dadurch erschwert, dass die Lenksäulen schwedischer Autos auf der linken Seite eingebaut waren.
Die Regierung ließ das Problem 1955 durch eine Kommission untersuchen. Diese veranschlagte 2,7 Millionen Kronen für eine Umstellung auf Rechtsverkehr, 500.000 Kronen allein für Informationsmaterial. Sodann ließ die Regierung das Volk per Volksabstimmung entscheiden, bei der aber nur 15,5 % der Bevölkerung für einen Übergang zum Rechtsverkehr votierten. Eine der häufigsten Begründungen gegen die Umstellung war das bequeme Aus- und Einsteigen zum Bürgersteig hin. Im Laufe der Zeit änderte sich jedoch die öffentliche Meinung, und so erlangte ein Antrag, Rechtsverkehr einzuführen, 1963 im schwedischen Reichstag die Mehrheit. In Folge wurde das Gesetz zur Umstellung vom Links- auf Rechtsverkehr verabschiedet, das am 3. September 1967, dem sogenannten Dagen H, in Kraft trat.
[Bearbeiten] Island
Ein Jahr später – 1968 – folgte Island mit der Einführung des Rechtsverkehrs.
[Bearbeiten] USA
Die USA hatten als ehemalige britische Kolonie vermutlich zunächst Linksverkehr. Trotzdem ist umstritten, ob der Linksverkehr in den amerikanischen Kolonien weit verbreitet war. Nach der Unabhängigkeit schrieb man schrittweise Rechtsverkehr fest.
Die gesetzliche Festlegung auf Rechtsverkehr erfolgte in:
- Pennsylvania 1792
- New York 1804
- New Jersey 1813.
Ob es sich zu dieser Zeit um einen Wechsel vom Linksverkehr handelte oder ob nur die bestehende Praxis festgeschrieben wurde, ist unbekannt.
Im frühen 20. Jh. hatten amerikanische Autos ihr Lenkrad auf der rechten Seite.
[Bearbeiten] Kanada
In Ontario und Québec gab es nie Linksverkehr, weil es ursprünglich französische Kolonien waren. Als England Québec von Frankreich übernahm, wurden der Bevölkerung Zugeständnisse hinsichtlich ihrer Sprache, ihrer althergebrachten Sitten, ihrer Religion, ihres Rechtssystems und auch des Rechtsverkehrs gemacht. Im übrigen Kanada, ehemals britische Kolonien, gab es zunächst Linksverkehr. Die Umstellung erfolgte, um den Verkehr innerhalb Kanadas und mit den USA zu vereinheitlichen.
- British Columbia, 1. Januar 1922,
- New Brunswick, 1. Dezember 1922,
- Nova Scotia, 15. April 1923
- Prince Edward Island, 1. Mai 1924
- Neufundland und Labrador waren bis 1949 britisch verwaltet und schlossen sich dann Kanada an. Der Rechtsverkehr wurde am 15. September 1947 eingeführt.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Die von Deutschland besetzten Länder Tschechoslowakei, Ungarn und die Kanalinseln wechselten unter deutscher Besatzung zum Rechtsverkehr.
[Bearbeiten] Korea
Korea hatte bis 1945 als japanische Kolonie Linksverkehr. Danach war Korea von Sowjets und Amerikanern besetzt, die die Einführung des Rechtsverkehrs durchsetzten.
[Bearbeiten] Myanmar
Burma war bis 1948 britische Kolonie und hatte bis 1970 Linksverkehr. Der Staatschef Ne Win hatte 1970 einen Traum, der ihn zur Umstellung auf den Rechtsverkehr bewog. Alle alten Fahrzeuge und auch die meisten modernen Autos (japanische Gebrauchtwagen) sind jedoch auch heute noch mit Rechtssteuerung versehen.
[Bearbeiten] Falklandinseln
Während der argentinischen Besetzung der Falklandinseln 1982 wurde Rechtsverkehr angeordnet, dem sich jedoch die Bevölkerung häufig widersetzte. Nach der Rückeroberung wurde der Linksverkehr fortgesetzt.
[Bearbeiten] Umstellung von Verkehrsformen
Die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr (oder anders herum) ist heute sehr aufwändig und teuer. Dafür ist zu einem bestimmten Zeitpunkt schlagartig die Umstellung sämtlicher Verkehrsteilnehmer notwendig. Außerdem müssen zahlreiche Straßeneinrichtungen angepasst werden, Verkehrszeichen auf die andere Straßenseite versetzt werden, Autobahnkreuze, Hochstraßen und anderes in vielen Fällen umgebaut werden, da die Kreuzungseinrichtungen, Auf- und Abfahrten auf eine Verkehrsform abgestimmt sind. In innerstädtischen Bereichen funktionieren Verkehrskonzepte nicht mehr. Ampelsysteme und Steuerungen müssen angepasst werden. Wegen dieses hohen Aufwandes war vor vierzig Jahren Schweden das letzte größere Land, das eine Umstellung vorgenommen hat
[Bearbeiten] Legenden
Über den Ursprung von Links- und Rechtsverkehr gibt es viele Legenden, die durch historische Quellen nicht gesichert sind:
- Die Begegnung Bewaffneter auf einer Straße wird gerne als Erklärung für den Linksverkehr herangezogen: Danach ist es wegen der überwiegenden Rechtshändigkeit des Menschen sicherer, sich mit der bewaffneten, rechten Seite, also im Linksverkehr, zu näheren, um einen potentiellen Angriff effektiver abwehren zu können. Was aber ist, wenn die Gefahr seitlich, aus dem die Straße begleitenden Gebüsch droht? Das spricht wieder für Rechtsverkehr.
- Andererseits kämpften Ritter in Ritterturnieren im Rechtsverkehr. Sie ritten also mit ihren linken Schultern aneinander vorbei und richteten die rechts getragenen Lanze über den Hals des Pferdes nach vorne links auf den Gegner. Dazu gibt es zeitgenössische Abbildungen.
- Streitwagen kämpften aus dem gleichen Grund im „Linksverkehr“, da der Streitwagenlenker oder der mitfahrenden Kämpfer die Waffe mit der rechten Hand auf der rechten Wagenseite geschickter einsetzen konnten. Trotz dieser Theorie verliefen aber die Wagenrennen im antiken Rom im Circus Maximus links herum. Die Relevanz dieser Beobachtung für alltäglichen Straßenverkehr ist aber gering: Im Circus Maximus gab es keinen Gegenverkehr.
- Das Besteigen eines Pferdes fällt einem bewaffneten Krieger, der das Schwert links am Gürtel trägt, auf der linken Seite des Pferdes wesentlich leichter.
- Ein Reiter, der sein Pferd auf der linken Straßenseite „geparkt“ hat, kann gefahrlos vom Straßenrand her aufsteigen, ohne vom Straßenverkehr „erfasst“ zu werden. Jedenfalls besteigt man noch heute Pferde – und Fahrräder – traditionell von links.
- Napoleon habe in Frankreich den Rechtsverkehr eingeführt, weil sich die rechts getragenen Hellebarden seiner Truppen beim Linksverkehr immer verhakten. Hellebarden aber waren zu Napoleons Zeiten keine Militärwaffen mehr.
- Das Rechtsfahrgebot Napoleons komme daher, dass Napoleon Linkshänder war.
- Napoleon habe gewollt, dass - mit Hilfe der von den Montgolfier-Brüdern neu erfundenen Heißluftballons - die französischen Truppen beim Marschieren gut erkennbar wären. Alle anderen Truppen marschierten links. Also habe Napoleon befohlen, dass seine Truppen rechts marschieren. Die Anzahl der Ballonbeobachtungen französischen Militärs dürfte sich aber in engen Grenzen bewegt haben.
- Europaweit habe aufgrund eines päpstlichen Dekretes aus dem Jahr 1300 Linksverkehr geherrscht. In Auflehnung gegen den Papst sei in einigen Ländern der Rechtsverkehr eingeführt worden. Ein solches päpstliches Dekret existiert aber nicht. Im Gegenteil erließ Papst Bonifazius der VIII. im Jubeljahr 1300 eine Anordnung für Pilger auf der St.-Angelo-Brücke, die sich auf dem Weg zum Petersdom befanden, sich auf der rechten Seite zu halten.
[Bearbeiten] Andere Verkehrsträger
In der Schifffahrt gilt international Rechtsverkehr.
Im Flugverkehr gilt am Boden und in der Luft international Rechtsverkehr. Der Pilot sitzt links. Beim Fliegen einer Platzrunde werden standardmäßig Linkskurven geflogen, da der Pilot so eine bessere Sicht hat. Ein langsameres Flugzeug wird rechts überholt.
Je nach Land und Eisenbahngesellschaft unterschiedlich; siehe dazu: „Fahrordnung in den einzelnen Ländern“ im Hauptartikel: Mehrgleisigkeit.
[Bearbeiten] Trivia
- In Kreisverkehren wird im Uhrzeigersinn anstatt gegen den Uhrzeigersinn gefahren.
- Die meisten Rennstrecken werden im Uhrzeigersinn gefahren, haben also mehr Rechts- als Linkskurven. Seit Ende der 90er Jahre werden Tourenwagen vermehrt mit dem Fahrersitz auf der linken Seite gebaut, weil durch den innen sitzenden Fahrer die Gewichtsverteilung günstiger ist.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Kincaid: The Rule of the Road. An International Guide to History and Practice. Greenwood Press, New York 1986, ISBN 0-313-25249-1 (englisch)