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Mark Twain - Wikipedia

Mark Twain

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mark Twain im Alter von 72 Jahren
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Mark Twain im Alter von 72 Jahren

Samuel Langhorne Clemens (* 30. November 1835 in Florida, Missouri; † 21. April 1910 in Redding, Connecticut) - besser bekannt unter seinem Pseudonym Mark Twain - war ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Mark Twain ist vor allem als Autor der Bücher über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bekannt. Er war ein Vertreter des amerikanischen Realismus und ist besonders wegen seiner humoristischen, von Lokalkolorit und genauen Beobachtungen des sozialen Verhaltens geprägten Erzählungen und aufgrund seiner scharfzüngigen Kritik an der amerikanischen Gesellschaft berühmt. In seinen Werken beschreibt er den alltäglichen Rassismus, seine „Helden“ durchschauen die Heuchelei und Verlogenheit der herrschenden Verhältnisse.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Das Leben von Clemens war von Widersprüchen gezeichnet. Der Mann, der den American Way of Life scharfzüngig kritisierte, strebte sein ganzes Leben nach dem großen geschäftlichen Erfolg und Anerkennung in den höchsten Gesellschaftskreisen. Clemens, der selbst vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg nach Westen floh, erlebte seinen größten wirtschaftlichen Erfolg mit der Biographie des Bürgerkriegshelden Ulysses S. Grant. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens an der Ostküste und in Europa und war doch der Chronist des amerikanischen Westens. Selbst bei seinem Namen zeigte er keine Beständigkeit: Privat firmierte er mal als Samuel Clemens und dann wieder als Mark Twain und auch die literarische Figur des Mark Twain weist, analog dazu, von Buch zu Buch erhebliche charakterliche Unterschiede auf.

[Bearbeiten] Jugend und Kindheit

Der Mississippi bei Hannibal
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Der Mississippi bei Hannibal

Samuel kam als Frühgeburt am 30. November 1835 als fünftes Kind von Jane Lampton Clemens und John Marshall Clemens zur Welt. Als Samuel vier Jahre alt war, zog seine Familie in die Kleinstadt Hannibal in Missouri. Obwohl die Eltern sich bemühten, eine sichere wirtschaftliche Existenz aufzubauen, rutschten sie sozial immer weiter ab und waren schließlich 1842 gezwungen, ihre einzige Sklavin Jenny zu verkaufen. Im Jahre 1846 zogen sie bei einem Apotheker ein und hielten, anstatt Miete zu zahlen, das Haus instand. Diese Zeit der Jugend und die Hafenstadt am Mississippi River waren es, die später die Kulisse für die Abenteuer des Huckleberry Finn boten.

Als Samuel 13 Jahre alt war, starb sein Vater. Der Junge begann bei der Zeitung Missouri Courier eine Ausbildung als Schriftsetzer. Sein Bruder Orion kaufte das Hannibal Journal, in dem Samuel erste kurze Artikel veröffentlichen konnte. Bis zu seinem 18. Lebensjahr blieb Samuel Clemens in Hannibal und 1852 publizierte er The Dandy Frightening the Squatter unter seinem ersten Pseudonym W. Epaminondas Adrastus Perkins.

[Bearbeiten] Erste Reisen

Der "junge" Mark Twain
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Der "junge" Mark Twain

Von 1852 an reiste er als wandernder Schriftsetzer durch den Osten und Mittleren Westen. Aus St. Louis, Philadelphia, New York und Washington D. C. schrieb er Reiseberichte für die Zeitung seines Bruders, in New York City verbrachte er viele Abende in der dortigen öffentlichen Bibliothek.

[Bearbeiten] Leben auf dem Mississippi

Ab 1855 lebte Clemens in St. Louis und versuchte erstmals, Lotse auf einem Mississippidampfer zu werden. 1857 begann er eine Ausbildung zu diesem Beruf, 1859 erhielt er eine Lotsenlizenz und arbeitete vollzeitig in diesem Beruf. In der dortigen Freimaurerloge „Polar Star“ wurde er 1861 aufgenommen, wo er auch zum Meister erhoben wurde.

Der Ausbruch des Sezessionskriegs 1861 brachte die Flussschifffahrt zum Erliegen, und Clemens wurde arbeitslos. Nach zweiwöchiger Militärzeit bei der Missouri State Guard desertierte er und setzte sich mit seinem Bruder Orion nach Westen ab. Sie betätigten sich als Goldgräber in Nevada, doch weil dies erfolglos blieb, sattelte er 1862 wieder auf den Journalismus um, diesmal als Reporter für den Virginia City Territorial Enterprise in Nevada.

[Bearbeiten] Die „Geburt“ des Mark Twain

Mark Twain 1890 (Gemälde von James Carroll Beckwith)
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Mark Twain 1890 (Gemälde von James Carroll Beckwith)

Am 3. Februar 1863 nutzte er erstmals das Pseudonym „Mark Twain“, unter dem er seine schriftstellerische Karriere ernsthaft begann. Mark Twain ist ein Ausdruck aus der Seemannsprache, der Zwei Faden (Wassertiefe) bedeutete und der eine Erinnerung an seinen Lebensabschnitt als Lotse ist. Ab 1864 zog Twain kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten: Zunächst nach San Francisco, später wieder nach Nevada, zurück nach Kalifornien, nach Hawaii und wieder nach Nevada. Zwischenzeitlich arbeitete er ebenfalls kurzfristig als Reisekorrespondent aus Europa und dem Nahen Osten.

Die 1865 veröffentliche Geschichte Jim Smiley and His Jumping Frog brachte Twain erstmals in das Rampenlicht der US-amerikanischen Öffentlichkeit. Danach konnte er durch Reden auf professioneller Basis seinen Lebensunterhalt verdienen und er begann für Zeitschriften aus New York zu schreiben.

Sein erstes Reisebuch, The Innocents Abroad (Die Arglosen im Ausland 1869), basierte auf einer fünfeinhalb-monatigen Schiffsreise nach Europa und dem Nahen Osten, die er 1867 unternahm. Auch in A Tramp Abroad (Bummel durch Europa 1880) verarbeitete Twain Erlebnisse und Erfahrungen seiner Europa-Reise. In diesem Buch veröffentlichte er im Anhang auch den berühmten Aufsatz The awful German Language (Die schreckliche deutsche Sprache).

[Bearbeiten] An der Ostküste

1870 heiratete Twain Olivia Langdon. Im selben Jahr starb sein Schwiegervater. Samuels und Olivias erstes Kind, Langdon Clemens, kam als Frühgeburt zur Welt. 1872 wurde ihre Tochter Susy Clemens geboren, Langdon starb im selben Jahr.

Twains Wohnhaus in Hartford
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Twains Wohnhaus in Hartford

1871 ließ er sich in Hartford, Connecticut nieder, wo er siebzehn Jahre lang als erfolgreicher und bekannter Autor lebte. Er wohnte dort in der unmittelbaren Nachbarschaft von Harriet Beecher-Stowe, die seine Meinung zur Sklaverei zweifelsohne stark beeinflusste. In dieser Zeit schrieb er zweifellos seine besten Werke: Roughing It (Durch dick und dünn 1871), The Adventures of Tom Sawyer (Tom Sawyers Abenteuer 1876), Life on the Mississippi (Leben auf dem Mississippi 1883) und sein Meisterwerk The Adventures of Huckleberry Finn (Die Abenteuer des Huckleberry Finn 1884). 1874 erstand Mark Twain in Boston eine Remington-Schreibmaschine und lieferte mit „Tom Sawyers Abenteuer" als erster Autor seinem Verlag ein maschinengeschriebenes Buchmanuskript ab. Seine schriftstellerischen Aktivitäten verband er mit ausgiebigen Reisen. 1891 kehrte er nach Europa zurück, wo er neun Jahre blieb. Als Wohnsitz wählte er anfangs für einige Monate Berlin, das ihm gut gefiel (luminous centre of intelligence. .. a wonderful city.).

[Bearbeiten] Geschäftsmann

Mark Twain
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Mark Twain

Twain unternahm seine ersten größeren unternehmerischen Tätigkeiten ab 1869, als er einen Anteil an der Zeitung Buffalo Express kaufte. Sein erfolgreichstes Geschäft wurde jedoch die Beteiligung an dem Verlag Charles L. Webster & Co., der insbesondere mit der Biographie des Bürgerkriegsgenerals und späteren Präsidenten Ulysses S. Grant große Gewinne erzielte.

[Bearbeiten] Schicksalsschläge

1894 wurden Mark Twain seine Beteiligung an der Druckerei und dem Verlagshaus zum finanziellen Verhängnis. Deren Investition in eine fehlerhafte Setzmaschine trieb auch ihn in den Bankrott. Um seine Finanzen zu ordnen, begann er eine weltweite Tournee mit Lesungen seiner Werke. Während dieser Reise starb Twains Tochter Susy an Meningitis. Von seinen vier Kindern starben drei vorzeitig und auch seine Frau Olivia überlebte er. In seinen späteren Werken verarbeitete er diese Schicksalsschläge zunehmend mit Ironie und Sarkasmus. Das Schicksal wendete sich erst, als der Vizepräsident von Standard Oil, Henry Huttleston Rogers, sich bereit erklärte, Twain aus seinen finanziellen Problemen zu helfen.

Bildrelief an Mark Twains Grab in Elmira, NY
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Bildrelief an Mark Twains Grab in Elmira, NY

Mark Twain starb 1910 als gefeierte Persönlichkeit. Nach einem "Master-of-Arts"-Titel ehrenhalber (1888) verlieh ihm die Yale University 1901 einen Ehrendoktortitel. Sein Werk hat viele amerikanische Autoren beeinflusst. Ernest Hemingway sagte über ihn:

„All of American literature comes from one book by Mark Twain called Huckleberry Finn ... There was nothing before. There has been nothing as good since.“
(„Die gesamte amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain, genannt Huckleberry Finn, ab. Vorher gab es nichts. Seitdem gab es nichts, was dem gleichkommt.“)

[Bearbeiten] Werke

Seine Satire ist oft so entlarvend und bissig, dass zahlreiche Jugendbuchausgaben von Tom Sawyer oder Huckleberry Finn entschärft und Ausgaben ad usum Delphini angefertigt wurden. (Erkennbar sind solche Fassungen an Beschreibungen wie „Eine Bearbeitung für die Jugend“ oder Vermerken wie „Gekürzt“). Hier, wie auch im Kinderbuchklassiker The Prince and the Pauper („Prinz und Bettelknabe“) zeigt er die Welt der armen, unteren sozialen Schichten auf. In seinen Arbeiten als Journalist prangerte er religiöse Heuchelei, Polizeiübergriffe auf Minderheiten, korrumpierte und betrügerische Senatoren an. Er kritisierte die Gier nach Macht und die „Geldlust“, die er als Amerikas Krankheit bezeichnete. Dabei nahm er besonders die Christian Science und ihre Gründerin Mary Baker Eddy polemisch aufs Korn. Er war negativ beeindruckt von dem schnellen Wachstum dieser Bewegung, korrigierte später aber seine harsche Kritik.

Mark Twain übersetzte übrigens auch den Struwwelpeter ins Englische.

Er war außerdem ein wichtiges Mitglied der anti-imperialistischen Bewegung der USA, die als Reaktion auf die Annektierung Puerto Ricos, der Marianen und der Philippinen nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg gegründet wurde. Twain schrieb während des Philippinisch-Amerikanischen Krieges, der von 1899 bis 1902 andauerte, mehrere Zeitungsartikel, die das militärische Engagement der USA auf den Philippinen anprangerten.

[Bearbeiten] Berühmte Zitate

  • Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
  • Gib' jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
  • Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.
  • Herr, lass mich ein guter Mensch sein. Aber bitte nicht sofort.

Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.

Trenne dich nie von deinen Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben.

Keep away from people who try to belittle your ambitions. Small people always do that, but the really great make you feel that you, too, can become great.

They did not know it was impossible, so they did it!

[Bearbeiten] Englische Werkausgabe

Einband der Englischen Ausgabe Ein Yankee am Hofe des König Artus 1889

In The American Library sind bisher folgende Werkausgaben erschienen:

  • Mississippi Writings (enthält Tom Sawyer, Life on the Mississippi, Huckleberry Finn und Pudd'nhead Wilson) ISBN 0-940450-07-0
  • Collected Tales, Scetches, Speeches & Essays (enthält 272 Kurzwerke) ISBN 0-940450-80-1
  • The Innocents Abroad and Roughing It (enthält die halb-autobiographischen Reisebeschreibungen) ISBN 0-940450-25-9
  • Historical Romances (enthält Twains Begegnungen mit dem mittelalterlichen und Renaissance-Europa: The Prince and the Pauper, A Connecticut Yankee in King Arthur's Court und die „erfundene“ Biographie Personal Recollections of Joan of Arc) ISBN 0-940450-82-8
  • Notebooks 1935 (enthält Aphorismen und Notizen)

[Bearbeiten] Deutsche Ausgaben

  • Die Arglosen im Ausland 1869 (dt. 1875)
  • Die Abenteuer Tom Sawyers 1876 (dt. 1876)
  • Bummel durch Europa 1880
  • Prinz und Bettelknabe 1881 (dt. 1956)
  • Leben auf dem Mississippi 1883 (dt. 1890)
  • Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn 1884 (dt. 1890 von Henny Koch)
  • Ein Yankee am Hofe des König Artus 1889 (dt. 1923)
  • Querkopf Wilson 1894 (dt. 1923)
  • Wilson der Spinner

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Ayck: Mark Twain. 5. Aufl. Rowohlt, Reinbek 1993. ISBN 3-499-50211-9
  • Helmbrecht Breinig: Mark Twain. Eine Einführung. Artemis, München 1985 ISBN 3-7608-1321-6
  • Susy Clemens: Mein Papa. Mark Twain im Tagebuch seiner dreizehnjährigen Tochter Susy und seine Anmerkungen dazu. Insel, Frankfurt 1987. ISBN 3-458-14587-7
  • M. Jones: Mark Twain and Sexuality in: PMLA 71, 1956, S. 595-616

[Bearbeiten] Weblinks


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