Monozyt
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Monozyten (Singular der Monozyt) gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind mit einem Durchmesser von 12 - 25 μm die größten Zellen im Blut. Sie sind Bestandteil des Immunsystems und Vorläufer u. a. der Makrophagen und dendritischen Zellen (DC).
Nach ihrer Entstehung im blutbildenden roten Knochenmark gelangen sie über das Blut in verschiedene Organe und wandeln sich dort je nach Gewebe in die entsprechenden Zellen des mononukleären Phagozytosesystems (einem Teilsystem des Retikulohistiozytären Systems) um.
Dies sind:
- Makrophagen der meisten Gewebe
- Alveolarmakrophagen der Lunge
- Kupffer-Sternzellen der Leber
- Langerhans-Zellen der Haut
- interstitielle Gewebemakrophagen und DC der Niere
- Mikroglia des ZNS
- Osteo- und Chondroklasten von Knochen und Knorpel
- A-Synovialozyt der Gelenkkapsel
Die Aufgaben der Zellen des mononukleären Phagozytosesystems ist die Aufnahme (Phagozytose) von Fremdmaterial und Krankheitserregern sowie die Antigenpräsentation des zerkleinerten aufgenommenen Materials gegenüber T-Lymphozyten. Im Zuge des Umbaus von Knochen und Knorpel wird von Osteo- und Chondroklasten jedoch auch intaktes körpereigenes Material phagozytiert.
Etwa acht Prozent der zirkulierenden Blutmonozyten entsprechen einem Phänotyp, der Makrophagen ähnelt. Bei Infektionen werden Chemokine freigesetzt, die die Monozytenbildung im Knochenmark stimulieren. Er besitzt neben den Oberflächenantigenen CD14 und CD86 neu das CD16 Antigen, ein niedrig-affiner Fc-Gamma-III Rezeptor, der eng mit der Phagozytose in Verbindung steht.
Das CD14 Molekül trägt zur Erkennung von Bakterien als sogenannter Endotoxinrezeptor bei. Endotoxine sind pathogener Bestandteil Gram-negativer Bakterien ( z. B. E. coli, Klebsiellen, Pseudomonas aeruginosa). Über das monozytäre CD14 werden aber auch Gram-positive Bakterien (über Lipoteichonsäure, Proteoglykane) gebunden. Die Bindung aktiviert das CD14 Molekül auf der Monozytenoberfläche und verursacht im Zellinneren die vermehrte Synthese und schließlich die Freisetzung entzündungsauslösender Stoffe (=Mediatoren wie Interleukin 1ß, Interleukin 6, Tumor-Nekrose-Faktor).
CD14+ und CD16+ Monoyzten sind als Vorstufen von Makrophagen auf dem Weg in ein "Zielgewebe", z. B. um dort Cholesterin (in den Gefäßen) abzubauen, oder Erreger (Bakterien, Viren, Pilze) abzutöten. Zusätzlich exprimieren diese „zirkulierenden Makrophagen“ in höheren Konzentrationen HLA-DR Moleküle sowie "toll-like" Rezeptoren TLR2 und TLR4. TLR gehören zu den erst vor wenigen Jahren entdeckten, angeborenen Erkennungsstrukturen des Immunsystems (als sog. genuine Überlebensstrukturen; "Todesrezeptoren"). Sie sind für die Immunerkennung und Antwort (Abwehr) und damit für das Überleben des Organismus unabdingbar. Das HLA_DR Molekül und seine Untergruppen gehört ebenfalls zu den Immunantwort- und Erkennungssystemen und spielt in der Transplantationsmedizin eine große Rolle (hier bei der Gewebsverträglichkeit von Spender und Empfänger). Monozyten sind Ziel und Effektorzellen für Fremd-und körpereigene Antigene, die kurz vor dem Abbau stehen. Der CD14+ CD16+ HLA-DR+ Phänotyp von Blutmonozyten (=„aktivierte Monozyten“)ist assoziiert mit einer akzelerierten (beschleunigten) Atheromatose, einer Mikroentzündung, chronischen Leber- und Nierenentzündungen, der Infektabwehr und der Propagation von Tumorzellen. Die Arteriosklerose ist heute als eine durch Monozyten/Makrophagen verursachte, chronisch entzündliche Erkrankung der Gefäße und Organe aufzufassen.