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Nachhaltige Lebensweise - Wikipedia

Nachhaltige Lebensweise

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Artikel Nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit (Forstwirtschaft) und Nachhaltige Lebensweise überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Die Diskussion über diese Überschneidungen findet hier statt. Bitte äußere dich dort, bevor du den Baustein entfernst. 62.109.75.136 11:07, 24. Okt. 2006 (CEST)

Alle drei Artikel überlappen sich in vielen Teilen mit mehr oder weniger ähnlichen Begriffsherleitungen von „Nachhaltigkeit“ und gegenseitigen Verweisen und mühsamen gegenseitigen Abgrenzungsdefinitionen. Zusammenfassung in einem gemeinsamen Artikel und dort mit eigenen Abschnitten wär sinnvoller -- 62.109.75.136 11:07, 24. Okt. 2006 (CEST)


Um das Ziel der Nachhaltigkeit zu erreichen, ist nicht nur eine entsprechende Politik und eine Veränderung der Wirtschaftsweise notwendig, sondern auf der Ebene der einzelnen Verbraucherinnen und Verbraucher auch der Umstieg auf eine nachhaltige Lebensweise. Dazu gehört die Nutzung nachhaltig hergestellter Produkte und Dienstleistungen, möglicherweise aber ein Wandel des Lebensstils hin in Richtung Suffizienz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Nachhaltigkeit

Hauptartikel: Nachhaltigkeit

"Nachhaltig" (sustainable) ist ein System, wenn es fähig (able) ist, seinen Bestand unbeschränkt aufrecht zu erhalten (to sustain). Der Begriff "sustainability" wird deshalb deutlicher übersetzt mit "Zukunftsfähigkeit" (Studie "Zukunftsfähiges Deutschland"). Zur Nachhaltigkeit bzw. Zukunftsfähigkeit einer modernen Gesellschaft gehört es demnach, nicht zu Lasten zukünftiger Generationen zu leben. Das bedeutet u.a., mit Rohstoffen äußerst sparsam umzugehen, möglichst nur noch erneuerbare Energiequellen zu nutzen und so wenig wie möglich umweltschädlichen Müll und gasförmige Schadstoffe zu hinterlassen. Auch die Bewahrung der Artenvielfalt, intakter Böden, Gewässer und Wälder, sowie des labilen Klimasystems und der schützenden Ozonschicht gehören zu den Pflichten der Nachhaltigkeit. Denn die heutigen Kinder und alle späteren Generationen sollen in Zukunft ihre Grundbedürfnisse zumindest ebenso erfüllen können wie die heutigen Erwachsenen (so die Definition der Nachhaltigkeit im Bericht der Brundtland-Kommission).

Zur Zukunftsfähigkeit der Weltgesellschaft, d.h. zur Stabilität dieses komplexen Systems, gehört ein Weiteres: der Interessenausgleich zwischen den Reichen (rund 20% der Weltbevölkerung, hauptsächlich in den Industriestaaten im Norden des Globus lebend) und den Armen (mindestens zwei Mrd. Menschen, die unter lebensbedrohlichen Verhältnissen existieren, vor allem in den Ländern des Südens). Die jetzige äußerst ungleiche Verteilung der Güter der Erde, die durch unfaire Handelsbedingungen zementiert, wenn nicht gesteigert wird, bringt Migration, Aufstände und sogar Terrorismus hervor. Andererseits könnte der ungebremste Rohstoffbedarf des Nordens in Zukunft noch mehr als bisher schon zu Kriegen um Rohstoffe führen. Jedenfalls haben die Armutsländer einen Anspruch auf nachholende Entwicklung. Würden sie allerdings den extrem hohen materiellen Umsatz in der Lebensweise des Nordens nachahmen, bräche das ohnehin gefährdete Gleichgewicht im Ökosystem der Erde sehr schnell zusammen.

[Bearbeiten] Handlungsebenen

Deshalb wird seit den Weltgipfel-Konferenzen von Rio de Janeiro (United Nations Conference on Environment and Development, UNCED, 1992) und Johannesburg (World Summit on Sustainable Development, WSSD, 2002) viel über eine 'nachhaltige Entwicklung' diskutiert. Dabei fordern die Vertreter der Armutsländer immer dringlicher, dass die Staaten des Nordens von ihrer ressourcen- und schadstoffintensiven Wirtschafts- und Lebensweise (80% des weltweiten Rohstoff-Verbrauches und 80% des Schadstoff-Ausstoßes) auf ein nachhaltiges und weltsolidarisches Wirtschaften umschalten. Für diesen Prozess sind drei Aktionsebenen zu unterscheiden.

[Bearbeiten] Politik

Erstens ist nachhaltige/zukunftsfähige Lebensweise eine Aufgabe der Politik. Sie muss die Umwelt schützen durch Verbote besonders umweltschädlicher Stoffe (bisherige Beispiele sind DDT, FCKW, Asbest, PVC). Sie kann ferner die Herstellung und den Gebrauch umweltfreundlicher Produkte fördern (z.B. in der Landwirtschaft, im Verkehr oder in der Energieverwendung und –gewinnung) und gleichzeitig umweltschädliches Verhalten verteuern (Bsp. Ökosteuer, Kerosinbesteuerung, Geldstrafen). Und die Politik sollte sich für notwendige internationale Absprachen einsetzen (z.B. zum Schutz der Meere, des Klimas, der Ozonschicht, der Regenwälder oder bedrohter Tierarten). Hinsichtlich des dringenden Nord-Süd-Ausgleiches muss die Politik durch Entwicklungszusammenarbeit, Instrumente des Welthandels und des internationalen Finanzsystems, über die Institutionen der Vereinten Nationen und vor allem durch Kriegsvermeidung handeln.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Zweitens ist nachhaltige Lebensweise eine Aufgabe der Wirtschaft. Sie könnte z.B. für rohstoff- und energiesparende Produktion und Produkte sorgen, recycelbare Materialien bevorzugen sowie umweltbelastende Abfälle reduzieren oder ganz vermeiden. Allerdings steht die Fixierung der kapitalorientierten Wirtschaft auf Gewinnmaximierung (und deshalb auf Kostensenkung) sehr oft gegen die Erfordernisse einer globalen Zukunftsfähigkeit. Dies gilt besonders für die zentrale Forderung nach einem maximalen Wirtschaftswachstum. Denn dieses tendiert in exponentiell steiler Kurve in Richtung Unendlichkeit, was auf der endlichen Erde zum Zusammenbruch des ökologischen und sozialen Systems führen muss (s. Studien "Grenzen des Wachstums" von 1972 und "Die neuen Grenzen des Wachstums" von 1992).

[Bearbeiten] Konsum bzw. Lebensweise

Politiker verweisen auf die (meist kurzfristigen) Erwartungen der Wähler sowie der Konzerne. Die Unternehmen ihererseits berufen sich auf die Gesetze des Marktes, nach denen sie nur das produzieren und verkaufen können, was die Konsumenten kaufen wollen (wobei allerdings diesen Kaufwünschen durch Werbung massiv nachgeholfen wird). Deshalb scheint von besonderer Bedeutung die dritte Aktionsebene.

Drittens ist Zukunftsfähigkeit eine Aufgabe der Wähler und Konsumenten, also jedes Einzelnen in unserer Gesellschaft. Es gibt heute bereits zahlreiche Möglichkeiten, sich als Konsument für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu entscheiden: energiesparende Geräte und Fahrzeuge, biologisch abbaubare Reinigungsmittel, Farb- und Baustoffe, Recycling wertvoller Materialien, Pfandflaschen, ökologisch erzeugte Lebensmittel, Nutzung von Fahrrad, Bus und Bahn soweit wie möglich, Einkauf "transfair" gehandelter Waren (wie Kaffee, Tee, Schokolade). Da aber bei jedem Produkt – auch einem ökologisch produzierten! – Rohstoff-Verbrauch, Herstellungs- und Transport-Energie, oft auch Kühl- und Lagerenergie anfallen (zusammengenommen ein 'ökologischer Rucksack'), gehört zu einer nachhaltigen Lebensweise auch die Frage, ob ein bestimmter Konsum überhaupt nötig ist. Entsprechende Entscheidungen stehen besonders bei den Mobilitätsbedürfnissen an. Denn jede Fortbewegung mit einem Verbrennungsmotor oder konventionell erzeugter Elektrizität trägt zum Treibhaus-Effekt und somit zur Klimaveränderung bei. Dies gilt zwar auch für öffentliche Verkehrsmittel, aber die pro Kopf-Zahlen sind besonders ungünstig beim privaten Auto und extrem hoch für das Fliegen.

Eine nachhaltige Lebensweise erfordert von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sowie von jeder ökonomisch aktiven Person einen hohen Stand an Information, Bewusstheit und ethischer Motivation. Das gilt für viele kleine Schritte auf dem Weg zur Zukunftsfähigkeit und erst recht für die offenbar unvermeidlichen Abschiede von manchen liebgewordenen Gewohnheiten und vermeintlich dringenden Bedürfnissen.

In diesem Zusammenhang wird (vor allem vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie) der Begriff "Suffizienz" in die Diskussion gebracht. Er ist mit dem englischen Wort "sufficient" verwandt und könnte mit dem Kunstwort "Genügsamkeit" übersetzt werden. Dabei geht es um solche Fragen: Wieviel ist genug? Haben nicht die meisten Menschen in unserer Gesellschaft längst zu viel von allem? Leben wir nicht in einem krank machenden Überfluss, während andere Menschen auf dieser Erde kaum überleben können? Ist nicht das "Immer-Mehr-Haben-Wollen" eine Art Sucht geworden? Könnten wir unseren materiellen Konsum einschränken und dabei sogar an Lebensqualität (Zeit, Ruhe, Freiheit) gewinnen?

Hier sei die tiefste Dimension von Zukunftsfähigkeit wenigstens angedeutet. Wenn die Menschen in den reichen Ländern in einer suchtartigen Abhängigkeit von der bisherigen konsumorientierten Lebensweise gefangen sind - wofür es deutliche Symptome gibt - , dann geht es um nichts Geringeres als um Befreiung aus einem überholten, weil nicht mehr zukunftsfähigen Kulturmuster. Dann brauchen wir neue Orientierungen und Werte für unser Leben (vom Haben zum Sein – E. Fromm). Es könnte sein, dass gerade deshalb das Interesse an spirituellen Traditionen und Übungen – unabhängig von institutionellen Religionen - in den letzten Jahrzehnten so stark zugenommen hat.

[Bearbeiten] Literatur

  • D. und D. Meadows, J. Randers: "Die neuen Grenzen des Wachstums", Stuttgart 1992
  • Misereor/BUND (Hg.): "Zukunftsfähiges Deutschland – ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung", Basel 1995
  • Rolf Hennig: Nachhaltswirtschaft. Der Schlüssel für Naturerhaltung und menschliches Überleben. (Schriften zur Organik, Nr. 2). Braun und Behrmann, Quickborn 1991, ISBN 3-927947-02-4
  • Rolf Hennig: Nachhaltsordnung. Nachhaltigkeit in ihren Wechselwirkungen zur Rechts-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. (Schriften zur Organik, Nr. 7). Braun und Behrmann, Quickborn 1995, ISBN 3-927947-07-5
  • J.de Graaf, D.Waun, Th.Naylor: "Affluenza – Zeitkrankheit Konsum", München 2002
  • World Watch Institute (Hg.): "Zur Lage der Welt 2004. Die Welt des Konsums", Münster 2004
  • Jakubowicz: "Genuss und Nachhaltigkeit – Handbuch zur Veränderung des persönlichen Lebensstiles", 3.Aufl. Wien 2002

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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