Pannon
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Pannon oder Pannonium ist der jüngste geologische Zeitabschnitt des Miozän im Neogen (früher: Jung-Tertiär). Es liegt 6-11 Millionen Jahre vor der Gegenwart (nach anderen Quellen 5-10 Mio). Teilweise wird es nicht dem Miozän, sondern dem folgenden Pliozän zugeordnet. Das obere (jüngste) Pannon wird auch als Pont bezeichnet, die nächstältere (tiefer liegende) Formation heißt Sarmat.
In dieser Zeit ging die alpidische Gebirgsbildung langsam zu Ende, in deren Verlauf sich der Ozean Paratethys, das ist die europäische Bucht des Urozeans Tethys, vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer hin langsam zurückzog und verlandete. Es herrschte (vor den quartären Eiszeiten) noch warmes Klima, sodass sich in den Sedimenten (Sand, Mergel, Ton) vereinzelt Lagerstätten von Kohlenwasserstoffen bilden konnten. Der Rest dieses, seit dem Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangäa in der Kreidezeit bestehenden Meeresarms in Mitteleuropa wird auch Pannonischer See oder Lake Pannon genannt (vor rund 8- 5 Mio. Jahren). Im tektonischen Senkungsbereich zwischen Alpen und Karpaten haben sich aus ihm bis zu 1500 m mächtige Sedimente (Wiener Tegel, Sande und Schotter) abgesetzt.
Die Leitfossilien im damaligen Brackwasser einiger Becken sind Muscheln und Süßwasserschnecken. Sie finden sich in verschiedenen Regionen bis Nordeuropa und Nahost; von ihnen treten z.B. die Melanopsidae auch rezent (in der Gegenwart) auf.
Das Pannon wurde nach regionaltypischen Sedimentschichten von Pannonien (Donautiefland Ungarns) benannt, die als Ablagerungen des "Sandsteinmeeres" unterhalb der eiszeitlichen Sand- und Schotterschichten des Quartär (Geologie) liegen. Die Pannon-Sedimente wurden als oberste der bis 8 km mächtigen miozänen Schichten aus restlichen Meeresflächen abgelagert, als Mittel- und Osteuropa nach der Auffaltung von Alpen und Karpaten endgültig verlandeten. Gleichzeitig sanken weite Gebiete bis zu einigen mm/Jahr ab - also um Kilometer pro Jahrmillion.
Eine markante Formation ist das Pannon deshalb auch im Wiener Becken und anderen tertiären Sedimentbecken (östliche Steiermark, Molassezone im Alpenvorland bis zur Schweiz). Es unterscheidet sich von anderen neogenen Schichten durch Fossilien spezieller Mollusken (Muscheln Congeria und Limnocardium, sowie Schnecken). In Deutschland ist das Pannon nur in Bayern (vor allem Niederbayern und am Rand der Alb) sowie in der Niederrheinischen Bucht vertreten.
Wirtschaftlich bedeutend ist das Pannon vor allem durch
- die Tonmergel des mittleren Pannon als Rohstoff für die Ziegelindustrie (z.B. Wienerberger), und
- Erdöl und Erdgas-Vorkommen, die sich allerdings auch in tieferen Schichten des Miozän finden. Für Ungarn und Nachbarregionen sind ferner
- harte Gesteine des pannonischen Basaltvulkanismus wichtig.
Siehe auch: Geologische Zeitskala, Miozän, Paratethys, Sandstein