Prophezeiung
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Das Wort Prophezeiung (bzw. Prophetie) stammt vom griechischen Wort propheteía, was „aussprechen”, „aussagen” oder „für jemanden sprechen” bedeutet (φεµι [femí] = ich spreche; pro = für, heraus, anstelle). Im Allgemeinen wird eine Prophezeiung als eine Aussage über die Zukunft bezeichnet, also eine Voraussage, die im Gegensatz zu einer (wissenschaftlichen) Prognose aus der Intuition oder Inspiration einer besonders befähigten Person, beispielsweise einem Propheten kommt.
Der Begriff umfasst auch die Verkündigung einer Wahrheit oder einer seherischen oder göttlich bewirkten Erkenntnis, die sich auf die Gegenwart bezieht. Am häufigsten kommt es zu Prophetien und prophetischen Ermahnungen in gesellschaftlich oder religiös krisenhaften Zeiten, wie sie in der Bibel und anderen herausragenden Büchern überliefert sind. Beide Bedeutungen - die zukunfts- und die gegenwartsbezogene - sind im Wort Weissagung enthalten.
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[Bearbeiten] Prophetien in verschiedenen Religionen
Ursprünglich wurden Prophezeiungen vornehmlich in einem religiösen Kontext verstanden, d. h. der Inhalt der Prophetie wird als wiedergegebene Aussage von Gott oder einer Gottheit verstanden. Eine Prophezeiung muss also nicht zwingend eine Aussage über die Zukunft sein, sondern kann allgemein eine göttlich inspirierte Aussage (Offenbarung) sein.
Prophezeiungen sind aus nahezu allen Religionen bekannt, meist von einem Propheten oder einer Prophetin im Auftrage des/eines Gottes ausgesprochen. Vielfach wurden diese Aussagen jedoch in den Wind geschlagen oder als zu unklar beiseite gelassen. Manche Prophetien bedürfen der Deutung durch „begnadete” oder dazu „bestellte” Personen, wie es z.B. im antiken Delfi zwischen der Pythia und dem diensthabenden Priester geschah, oder bei der Zungenrede, wie es etwa Paulus im Zusammenhang mit den verschiedenen Gaben des Heiligen Geistes (vgl. Charisma) beschreibt.
[Bearbeiten] Griechische Antike
In der Mythologie des antiken Griechenland gab es verschiedene Orakelstätten (z.B. Delphi), wo Vorhersagen der Zukunft durch Priester/innen gesucht wurden. Bekannt ist die Erzählung des Orakelspruches für den reichen Lydierkönig Krösus (Kroisos): „Wenn Du den Halys überschreitest, wirst Du ein großes Reich zerstören”. Krösus glaubte, damit wäre das Perserreich gemeint, doch sollte es sein eigenes Königreich Lydien treffen.
siehe auch: Thetis
[Bearbeiten] Römische Antike
Im antiken Rom war das Lesen der Zukunft aus himmlischen Zeichen und dem Vogelflug durch Pontifices und Flamines Teil des Staatskultes. Auch durch Betrachtung der Eingeweide von Opfertieren („Leberschau”) sollten von den Haruspices Orakel erstellt werden.
[Bearbeiten] Jüdische Religion
In der jüdische Religion gilt bereits Abraham, der Stammvater Israels, als Prophet (Genesis 20:7). Dem altgewordenen, aber noch kinderlosen Ehepaar Abraham und Sara wird von drei Männern die baldige Geburt eines Stammhalters und sogar eine zahllose Nachkommenschaft prophezeit. Abram nimmt die Weissagung ernst, seine Frau hingegen muss darüber lachen. Diese für die drei abrahamitischen Religionen fundamentale Szene und ihre Folgerungen werden sowohl in der Bibel als auch im Koran - allerdings in Details abweichend - ausführlich geschildert und als Gottes direkte Verheißung gedeutet.
Mose ist gemäß der Tora „Prophet des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs”. Weitere (sog. „große” und „kleine”) Propheten, die Vorhersagen für die Zukunft oder wichtige Deutungen von Geschehnissen der Gegenwart gemacht haben, waren Jeremia, Jesaja, Ezechiel, Amos (Vorhersage der Zerstörung Jerusalems und Samarias), Daniel, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja und die Prophetin Debora.
siehe auch: Menetekel
[Bearbeiten] Christentum
Neben den aus dem Alten Testament bekannten Propheten wird im Christentum die „Offenbarung des Johannes” aus dem Neuen Testament als bedeutendes prophetisches Buch verstanden (unter anderem Aussagen über den Antichrist, das Jüngste Gericht und über falsche Propheten); mit dessen Deutung befasst sich die Eschatologie. Die messianische Prophetie, also die Verheißung des Erlösers, wird ausdrücklich auf Jesus bezogen.
Am Palmsonntag - dem Einzug in Jerusalem - sagt Jesus über die Stadt und ihren vergangenen und künftigen Unglauben: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden” (Lutherbibel, Mt.23) - was als Verstärkung von Jeremia (22,5) und Vorhersage der Zerstörung des Tempels aufzufassen ist.
Der Heilige Malachias machte 111 Weissagungen, die im Deutschen als „Papstweissagung des Malachias” bekannt sind. Darauf standen alle Päpste, von Coelestin II. (1143-1144) bis zum „letzten” Papst. Nach Benedikt XVI. solle demnach nur noch ein Papst kommen. Dieser wird sich nach Simon Petrus nennen und „seine Herde durch manche Leiden führen, danach wird die Stadt der sieben Hügel zerstört werden, und der schreckliche Richter wird über die Menschen zu Gericht sitzen”.
Verschiedene als Sekten oder neue religiöse Bewegungen bezeichnete Gruppen haben ebenfalls eine sie begründende Prophetie, z. B. die Mormonen das Buch Mormon oder das Engelwerk die angeblichen Privatoffenbarungen der „Mutter” Gabriele Bitterlich.
siehe auch: Heilige Drei Könige
Das Weissagen oder prophetische Reden im Christentum beschränkt sich jedoch nicht auf die geschriebenen Aussagen der Bibel, sondern wird von Paulus als eine wichtige Gabe von Gottes Geist verstanden, nach der sich die Gläubigen ausstrecken sollen (Die Bibel, 1. Korintherbrief 14,1) und die zur Anwendung im Gottesdienst und zur Erbauung der Gemeinde bestimmt ist (ebenda, 14. Kapitel, Verse 3-6 und 29-33)
[Bearbeiten] Islam
Im Islam gilt Mohammed als der letzte und den Ausschlag gebende Prophet.
siehe auch: Ar-Rūm
[Bearbeiten] Verehrung, Verfolgung, Soziologie
Viele Verkünder wurden und werden als „Propheten” verehrt oder maß(t)en sich diese Rolle an. Historisch sind auch starke Verbindungen zwischen Prophet und Königtum festzustellen - etwa in der Erkenntnis des königlichen Nachfolgers und seiner Salbung (z.B. bei David, aber auch beim Dalai Lama). Ebenso wie von Verehrung berichten viele Überlieferungen aber auch, dass manche Verkünder unangenehmer Botschaften gehasst und auch verfolgt wurden.
Auch indirekt kann es zu Prophetien kommen, z.B. im Traum oder - wie viele Berichte z.B. aus dem Zweiten Weltkrieg meinen - durch Telepathie. Nach der Überlieferung wurden viele Geschehnisse in der Antike oder in biblischen Zeiten durch sog. Träumer vorhergesagt oder gedeutet - etwa die Geburt von Königen und von zugehörigen Gefahren (vgl. Stern von Betlehem), oder der Ausgang von Kämpfen. Ob auch heutige Aussagen von Astrologen prophetisch zu deuten sind, ist allerdings weltanschaulich und statistisch umstritten.
Für Aussagen die sich nur deshalb bewahrheiten, weil sie zuvor angekündigt wurden kennt die Soziologie den Begriff der „selbsterfüllenden Prophezeiung”, die wiederum von wissenschaftlich begründeten Prognosen zu unterscheiden ist.
[Bearbeiten] siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblink
- Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
- Enominepatris.com