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Reinach AG - Wikipedia

Reinach AG

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das AG ist das offizielle Kürzel des Kantons Aargau und wird verwendet, um Verwechslungen mit gleichlautenden Einträgen zu vermeiden.
Wappen
Wappen von Reinach
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Kulm
BFS-Nr.: 4141
PLZ: 5734
Koordinaten: 47° 15' n. Br.
8° 11' ö. L.
Höhe: 528 m ü. M.
Fläche: 9.48 km²
Einwohner: 7716 (31. Dezember 2005)
Website: www.reinach.ch
Karte
Karte von Reinach

Reinach (Schweizerdeutsch: Riinech) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Kulm im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im oberen Wynental und grenzt an den Kanton Luzern.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Das Dorf erstreckt sich über die gesamte Breite des trogförmigen Tals der Wyna und besitzt zwei historische Zentren, die knapp einen halben Kilometer auseinander liegen; das Oberdorf und das Unterdorf. Das Tal wird im Osten durch den Ischlag (651 m ü. M.) und im Nordosten durch den Homberg (788 m) begrenzt. Zwischen diesen beiden Hügeln erstreckt sich ein flacher Ausläufer des Wynentals in Richtung Seetal; der Übergang zwischen den beiden Tälern ist maximal 562 Meter hoch. Am Fusse des Hombergs liegen die Ortsteile Eien (517 m) und Holenweg (522 m), auf dem Berghang die kleinen Weiler Unterflügelberg (692 m) und Oberflügelberg (757 m). Westlich des Unterdorfes erhebt sich der bis zu 732 Meter hohe Bergwald-Hügel, ein Ausläufer des Stierenbergs.

Die fünf Gemeinden Reinach, Beinwil am See, Burg, Menziken und Pfeffikon sind zu einer zusammenhängenden Agglomeration mit mehr als 17'000 Einwohnern verschmolzen, die Grenzen sind zwischen den einst getrennten Dörfern sind kaum mehr erkennbar.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 948 Hektaren, davon sind 258 Hektaren bewaldet und 248 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 788 Metern auf dem Gipfel des Hombergs, die tiefste Stelle liegt auf 511 Metern an der Wyna.

Nachbargemeinden sind Leimbach und Zetzwil im Norden, Birrwil im Nordosten, Beinwil am See im Osten, Menziken im Süden, Pfeffikon im Südwesten sowie Gontenschwil im Westen.

[Bearbeiten] Geschichte

Blick vom Homberg auf Reinach
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Blick vom Homberg auf Reinach

Vereinzelte Funde zeugen von einer Besiedlung des oberen Wynentals während der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der Hallstattzeit. Die erste urkundliche Erwähnung von "Rinacha" erfolgte im Jahr 1036. Wie bei allen Orten mit der Endung "-ach" ist der Name römischen Ursprungs ("-acum").

Während des Mittelalters lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren. Die niedere Gerichtsbarkeit war im Besitz der Herren von Rinach, die ihren Stammsitz in Burg hatten. Die Zehnten gingen an das Chorherrensift in Beromünster.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Reinach gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau und war der Hauptort eines Gerichtsbezirks im Amt Lenzburg. Bis zur Einführung der Reformation im Jahr 1528 war Reinach Teil der Pfarrei Pfeffikon und bildete danach eine eigene Pfarrei. Lange Zeit war Menziken Teil der Gemeinde Reinach gewesen, wurde aber um 1580 zu einer eigenständigen Gemeinde. Ende des 16. Jahrhunderts erhielt Reinach das Marktrecht; noch heute finden jährlich vier grosse Warenmärkte statt. Im März 1798 eroberten die Franzosen die Schweiz, entmachteten die "Gnädigen Herren" von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Reinach gehört seither zum Kanton Aargau.

Die Industrie hielt schon früh Einzug; im frühen 18. Jahrhundert etablierte sich die Textilindustrie; die Exporte gingen ins Elsass, in die Lombardei und nach Savoyen. Wegen des Wasserkraftmangels wurde die Textilindustrie um 1850 durch die Tabakindustrie verdrängt. Reinach und das obere Wynental wurden zum Zentrum der schweizerischen Zigarrenherstellung und erlangten internationale Bedeutung. Etwa zur gleichen Zeit begann der Aufschwung der Metallverarbeitungsindustrie. War Reinach zunächst vor allem für Kleiderbügel bekannt, so ging man später zur Herstellung von Drähten über.

Dieser Aufschwung wäre nicht ohne den Bau von neuen Verkehrswegen möglich gewesen. Am 23. Januar 1887 wurde die normalspurige Eisenbahnlinie Beinwil am See - Reinach eröffnet, eine Zweigstrecke der Seetalbahn; am 1. Oktober 1906 folgte die Verlängerung nach Beromünster. Am 5. März 1904 ersetzte die schmalspurige Wynentalbahn den Postkutschenverkehr durch das Wynental zur Kantonshauptstadt Aarau; am 1. Mai desselben Jahres wurde der letzte Abschnitt nach Menziken in Betrieb genommen.

Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verdoppelt und Reinach ist mit seinen Nachbardörfern zusammengewachsen. Seit wenigen Jahren arbeiten Reinach, Burg, Menziken und Pfeffikon auf zahlreichen Gebieten eng zusammen. Es gibt Überlegungen, die vier Gemeinden in naher Zukunft zu fusionieren; Voraussetzung wäre allerdings ein Kantonswechsel der luzernischen Gemeinde Pfeffikon.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Auf dem Kapf, der Anhöhe in Richtung Beinwil, steht die reformierte Kirche. Sie wurde 1529 erbaut und ist das erste Gotteshaus der Schweiz, das von Anfang an reformiert war. 1664 musste das Gebäude wegen drohender Einsturzgefahr ausgebessert werden, ausserdem erhöhte man damals den Kirchturm um ein Stockwerk. 1776 wurde das Kirchenschiff um etwa ein Drittel verlängert. 1904/05 kam eine polygonale Vorhalle hinzu.

Das "Haus zum Schneggen" wurde 1604/05 als Wohnsitz des Untervogts erbaut. An das dreistöckige Giebelhaus im spätgotischen Stil ist ein runder fünfstöckiger Treppenturm mit spitz zulaufendem Zeltdach angebaut.

Schräg gegenüber befindet sich der "kleine Schneggen", die 1688 errichtete Mühle. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung. Nach einem Brand im Jahr 1999 wurde es wieder aufgebaut und beherbergt seither das Museum Schneggli. Dieses befasst sich mit Geschichte, Kunst und Kultur der näheren Region.

[Bearbeiten] Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: "In Gelb steigender roter Löwe mit blauem Kopf, rot gezungt." Das Wappen entspricht demjenigen der Herren von Rinach, das erstmals im 14. Jahrhundert in der Wappenrolle von Zürich abgebildet ist. Während des 19. Jahrhunderts stand der Löwe auf einem Schrägbalken und hielt ein Zepter in der Hand, doch 1915 kehrte man zum historischen Wappen zurück.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1764 1261
1803 1672
1850 2846
1900 3668
1930 4394
1950 4891
1960 5174
1970 5862
1980 5696
1990 6786
2000 7258

Am 31. Dezember 2005 lebten 7716 Menschen in Reinach, der Ausländeranteil betrug 33,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 45,2 % reformiert. 28,5 % römisch-katholisch, 11,4 % moslemisch und 2,3 % christlich-orthodox; 0,7 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 82,6 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 4,5 % Albanisch, 4,0 % Italienisch, 3,8 % Serbokroatisch, 2,1 % Türkisch, 0,6 % Spanisch.

[Bearbeiten] Behörden

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2006-2009 sind:

  • Martin Heiz (FDP), Gemeindeammann
  • Karl Schrag (SVP), Vize-Gemeindeammann
  • Roland Hunkeler (parteilos)
  • Bruno Rudolf (SVP)
  • Pia Müller (FDP)

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht in Unterkulm zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Burg und Menziken verantwortlich ist.

[Bearbeiten] Wirtschaft

In Reinach gibt es rund 3200 Arbeitsplätze, davon 2 % in der Landwirtschaft, 41 % in der Industrie und 57 % im Dienstleistungsbereich. Reinach bildet zusammen mit Menziken das wirtschaftliche Zentrum des südlichen Aargaus und weist daher viele Zupendler auf, auch aus den angrenzenden luzernischen Gebieten. Bedeutende Fabrikationsbetriebe sind das seit 1962 bestehende Aluminium-Walzwerk der Alu Menziken Gruppe sowie die seit 1842 bestehende Fischer Reinach AG. Weitere Industriezweige sind unter anderem die Werkzeugbaubranche, die Metallverarbeitung sowie die Herstellung von Geruchs- und Geschmacksstoffen.

[Bearbeiten] Verkehr

Mitten durch das Dorf verläuft die wichtige Wynental-Hauptstrasse von Aarau über Beromünster nach Luzern. Von dieser zweigt die Verbindungsstrasse ins Seetal nach Beinwil am See ab. Reinach wird von der schmalspurigen Wynentalbahn (WSB) zwischen Aarau und Menziken erschlossen; neben dem Bahnhof Reinach gibt es die zwei Haltestellen Reinach Mitte und Reinach Nord. Eine Postautolinie verkehrt von Beinwil am See über Reinach nach Beromünster.

Bis vor wenigen Jahren verkehrte die WSB mitten auf der stark befahrenen Hauptstrasse als Tram, teilweise im Gegenverkehr. Häufig kam es zu Unfällen mit erheblichem Sachschaden. Als 1991 auf der parallel verlaufenden, normalspurigen SBB-Linie Beinwil am See - Beromünster der Personenverkehr eingestellt wurde, plante man die Verlegung der WSB-Strecke auf das nun frei gewordene SBB-Trassee. Die Umspurungs- und Anpassungsarbeiten begannen 1999 nach der Einstellung des Güterverkehrs. Das neue Teilstück Reinach Nord - Menziken konnte schliesslich am 15. Dezember 2002 eröffnet werden.

[Bearbeiten] Bildung

Die Gemeinde verfügt über sechs Kindergärten und fünf Schulhäuser, in denen sämtliche Stufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet werden. Reinach besitzt ausserdem eine kaufmännische Berufsschule. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich im 7 km entfernten Beromünster (Kanton Luzern). Viele Schüler bleiben jedoch im Kanton und fahren zur Kantonsschule in Aarau.

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 47° 15' N, 8° 11' O

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