Rhöner Wetterextreme
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Die Rhöner Wetterextreme verdeutlichen das rauhe Klima des Mittelgebirges Rhön. Seit 1936 werden diese von der Wetterstation Wasserkuppe (921 m) vom Deutschen Wetterdienst (DWD) dokumentiert, die Station selbst existiert seit 1922.
Alle nachfolgenden Angaben beziehen sich, soweit nicht anders angegeben, auf diese Station. (Stand: Dezember 2005)
Langjährige Jahres-Mittelwerte in der Rhön (gemessen von der Wetterstation Wasserkuppe (921 m) des DWD) |
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Temperatur: | 4,8 °C |
Luftfeuchte: | 86 % |
Frosttage: | 150 |
Nebeltage: | 250 |
Niederschlag: | 1084 mm |
Windgeschwindigkeit: im Monatsmittel |
6,2 m/s (22,3 km/h) |
Sonnenscheindauer: | 1552 h |
Inhaltsverzeichnis |
Temperatur
Die Höhe der Wasserkuppe mit 950 m erklärt die niedrigen Temperaturen. Die absolute Temperatur schwankt zwischen 31,8 °C am 9. August 2003 und -26,3 °C am 1. Februar 1956. Die Erdbodentemperaturen lag zwischen 17,4 °C am 9. August 1992 und -27,9 °C am 1. Februar 1956. Dieser 1. Februar 1956 war ein sehr frostiger Tag, die Temperatur stieg nur auf -22 °C.
Der langjährige Vergleich ergibt ein maximales Monatsmittel von 18,7 °C im Juli 1994 und ein minimales Monatsmittel von -12,5 °C im Februar 1956. Das wärmste Jahr (maximales Jahresmittel) wurde 1989 mit 6,6 °C, das kälteste (minimales Jahresmittel) 1956 mit 3,2 °C gemessen.
Der langjährige Mittelwert beträgt 4,8 °C und liegt um 3,3 °C unter dem von Fulda (273 m). Seit 1997 liegen die Jahresmittelwerte zwischen 0,6 °C und 1,6 °C über diesem langjährigen Mittelwert.
Niederschlag
Durchschnittliche Gesamtschneehöhe auf der Wasserkuppe ' 00 - ' 04 in cm |
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Okt | Nov | Dez | Jan | Feb | Mär | Apr |
2 | 8 | 17 | 38 | 31 | 12 | 8 |
Auch die Niederschlagsmenge ist großen Schwankungen unterworfen. Maximal wurden am 25. Juli 1925 88 mm gemessen, die größte monatliche Niederschlagsmenge fiel mit 308 mm im Oktober 1923. 1976 war das bisher niederschlagreichste Jahr mit 1542,5 mm.
Das langjährige Jahresmittel beträgt 1084 mm.
Schnee
Am 9. November 2004 fielen in den Hochlagen der Rhön 28 cm Neuschnee. Der Winter 2005/2006 brachte eine Schneehöhe von bis zu 1,2 m. Nennenswerte, aber keine Extremwerte. Eine maximale Schneehöhe von 1,47 m wurde am 15. März 1988 gemessen.
Der Schneefall schwankt, der früheste wurde am 19. September 1977, der späteste am 31. Mai 1975 registriert. Die früheste geschlossene Schneedecke (min. 1 cm) lag bereits am 30. September 1954.
Luftdruck
Der maximal gemessene Luftdruck betrug 933,1 hPa am 16. Mai 1959, der minimale 860,5 hPa am 26. Februar 1989.
Diese Werte müssen mit der barometrischen Höhenformel auf Meereshöhe reduziert werden. Auf Grundlage der Jahres-Mittel-Temperatur von 4,8 °C entspricht dies für die Station Wasserkuppe maximal ca. 1043 hPa und minimal ca. 962 hPa.
Wind
Die Kuppen der Rhön sind ungeschützt dem Wind ausgesetzt. Die maximale Windgeschwindigkeit von 44 m/s (158,4 km/h) wurde am 12. Februar 1962 gemessen. Die durchschnittliche, monatliche Windgeschwindigkeit schwankt zwischen 10,5 m/s (38,16 km/h) im Februar 2002 und 3,9 m/s (14,04 km/h) im August 1984.
Das mittlere Monatsmittel beträgt 6,2 m/s (22,32 km/h).
Sonnenscheindauer
Der bisher sonnigste Monat war der Mai 1989 mit 330 Stunden, der tristeste der Dezember 1993 mit nur 2 Stunden.
Am sonnigsten war es 1959 mit insgesamt 2173 Stunden, 1977 schien dagegen die Sonne lediglich 1322 Stunden.
Das langjährige Mittel beträgt 1552 Stunden.
Unwetter
Hierbei spielt die geographische Lage der Rhön eine besondere Rolle. Der Vogelsberg teilt die Wetterfronten in zwei Schwerpunktregionen. Westliche Unwetterfronten laden sich über der Wetterau und dem Taunus auf und ziehen entweder über den südlichen Vogelsberg und den Landrücken (Flieden, Heubach, Bad Brückenau) oder im Norden über Lauterbach und das Hünfelder Land (Michelsrombach, Eiterfeld). Der Landkreis Fulda ist direkt betroffen, wenn sich Unwetter von Osten kommend aufbauen.
Die nachfolgenden Beispiele dokumentieren herausragende, historische Wetterereignisse.
Eisgraben am 26. Juli 1834
Der Aschelbach auf der Hochrhön bildet später den Eisgraben, der seine heutige Form durch einen Wolkenbruch auf der Hochrhön am 26. Juli 1834 erhielt. Die Wassermassen und mitgeführtes Geröll und Gestein richteten große Schäden in Hausen an. Im Eisgraben wurden hierdurch auch Braunkohlevorkommen freigelegt, diese sind jedoch für einen lohnenden Abbau zu jung. Zweimal, zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde der Abbau eingestellt.
Simmershausen am 14. August 1955
Die Chronik Simmershausens berichtet von einem Unwetter am 14. August 1955, das den ganzen Ort verwüstete:
Während des Hochamtes entlud sich auf unser Dorf und die Flur ein Wolkenbruch und hielt an bis zum Nachmittag. Erst gegen 15:00 Uhr konnten wir sehen, welche Schäden das Wasser angerichtet hatte. Die Wassermassen hatten teilweise metergroße Löcher in die Straße gerissen. Steingeröll, Schlamm und tiefe Gräben sah man überall im Dorf und in der Flur.
Motten am 22. Oktober 2005
Am 22. Oktober 2005 (19:22-19:29 CET) verwüstete ein Tornado der Kategorie T5/F2 bei Motten ein Waldstück und verursachte Schäden in dem dortigen Gewerbegebiet. In wenigen Sekunden hatte dieser eine Schneise der Verwüstung gezogen. Wärmeisolierende Dachkonstruktionsteile wurden bis zu 6.59 km weit verfrachtet. Die maximale Schneisenbreite betrug 182m. Die Schadspur wurde mit 7.12 km bemessen, welche von Motten ueber die "Hohe Kammer" bis nach Gichenbach führte.
Diedorf am 01. Oktober 2006
Der Tornado im Fall Diedorf entstand kurz vor Mitternacht an der Landesgrenze Hessen-Thüringen. Die Entstehungsphase erstreckt sich von der noch im Bereich Tann/Rhön befindlichen „Neue Wiese“, „Struth“ und „Schartwiese“ über die Landesgrenze bis zum Südost-Hang des Berges Horbel. Die ersten Schäden zeigen sich hier auf hessischer Seite in Form von abgedrehten und geworfenen Fichten [30 m³], 2 geworfenen Pappeln und einem Hochsitz. Weiter in nordöstlicher Richtung im Bereich Thüringen kam es ebenso zu leichten Vorschäden und am Südost-Hang des Berges Horbel zum eigentlichen kräftigen Tornado-Bodenkontakt (touchdown) und der weiteren Trichterverstärkung in einem Buchenbestand [186m x 152m]. Die Schadspur erstreckt sich über eine Länge von derzeit 8.03 km zum Rossberg. Die von Björn Stumpf (Fulda) festgelegte Stärke dieses Tornados liegt bei T2-3/F1 [150-170km/h] in der Ortslage Diedorf. Die ca. 15 m hohe Dorflinde wurde entwurzelt und begrub ein Auto unter sich. 50 % der Dächer wurden beschädigt. Im Waldgebiet Horbel bei Empfertshausen, sowie in unterer Talmitte am Horbel sind höhere Schäden im Bereich T4/F2 feststellbar. Auf einer Fläche von ca. 5 ha wurde 98 Prozent des Buchenbestandes umgeworfen. Die wenigen Bäume, die noch stehen, sind teilweise aufgerissen und drohen umzustürzen.
Tornado in Diedorf | |||
Quellen
- Öffentlicher Aushang der Wetterstation "Wasserkuppe" des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
- 1075 Jahre Hilders und Simmershausen, Rückblick auf die Ortsgeschichte in Einzelbeiträgen. Verlag Parzeller GmbH & Co KG, Fulda; ISBN 3-7900-0195-3
- Dr. Martin Gudd: „Gewitter und Gewitterschäden im südlichen hessischen Berg- und Beckenland und im Rhein-Main-Tiefland 1881 bis 1980“
Weblinks
Aktuelle Messwerte der Wasserkuppe des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG)
Dokumentation der Schäden, die durch den Mottener Tornado verursacht wurden