Road Train
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Der englische Begriff Road Train (Zug auf der Straße) bezeichnet eine Lastwagen-Kombination mit einer besonders große Gesamtfahrzeuglänge. Diese mehrgliedrigen, überlangen Kombinationen bestehen aus Motorwagen mit Aufbauten oder Sattelzugmaschinen in Verbindung mit Anhänger und/oder Sattelaufliegern. Auf nichtöffentlichen Straßen unterliegen solche Road Trains keiner Beschränkung hinsichtlich der maximalen Fahrzeuglänge. So werden im Bereich des Schüttgutverkehrs im Tagebau Fahrzeuglängen bis zu einer Länge von 100 Metern verwendet. Auf öffentlichen Straßen kommen weltweit derartige Lastwagenkombinationen in Australien, Finnland, Israel, Kanada (LCV), den Niederlanden (Ecocombi/LZV), Schweden (Ecocombi/EMS) und in den USA (LCV) zum Einsatz.
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[Bearbeiten] Road Train in verschiedenen Ländern
[Bearbeiten] Australien
Im australischem Outback stellen Road Trains vornehmlich die Versorgung entlegener Regionen sicher. Da viele Gebiete nicht an das Eisenbahnnetz angebunden und die Entfernungen sehr groß sind, ist die Lieferung per Road Train eine besonders wirtschaftliche Transportlösung. Die sehr geringe Verkehrsdichte erlaubt auch, im weltweiten Vergleich, außergewöhnliche Zuglängen. In Ballungsräumen ist der Betrieb von Road Trains nicht erlaubt. Die Roadtrains werden außerhalb der größeren Städte zu „normalen" Beförderungseinheiten geteilt und fahren dann als kürzere Züge in die Ballungsräume ein.
Bei australischen Lastwagenkombinationen spricht man ab einer Länge von 36,50 Metern von einem Road Train. Ab da ist das Befestigen des gleichlautenden Warnschildes zwingend vorgeschrieben[1]. Erlaubt sind maximal 53,50 Meter Länge, ein maximales Fahrzeuggewicht bis 132 Tonnen ohne Zugwagen[2] und eine maximale Höhe 4,60 Meter[3]. Sie dürfen eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h nicht überschreiten. Die Zugmaschine eines Road Train muss mindestens eine Leistung von 370 kW (500 PS) haben. Um einen voll beladenen Road Train in der Ebene zu stoppen, ohne die Betriebsbremsen zu überhitzen, braucht man eine Strecke von 1 bis 1,5 km. Dazu wird die Motorbremse eingesetzt und die Bremswirkung des Motors beim Herunterschalten durch alle Gänge genutzt.
Eine Hauptroute für Road Trains war die Strecke Darwin – Alice Springs. Durch die Eröffnung der Bahnstrecke ist die Menge der auf der Straße transportierten Güter dort stark zurückgegangen.
[Bearbeiten] Deutschland
Die deutsche Straßenverkehrsordnung erlaubt Längen über 16,50 Meter (Sattelzug) bzw. 18,75 Meter (Gliederzug) und Mehrgewicht über 40 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht nur in Ausnahmefällen. Dazu gehören überlange Gespanne und Gliederzüge für Schausteller, allerdings ohne Nutzlast beim Zugfahrzeug (Zugmaschine) und mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 61 km/h, Langholztransporte oder überbreite, überlange und überschwere Sondertransporte. Die Erteilung solcher Genehmigungen ist üblicherweise an bestimmte Wochentage und Tageszeiten gekoppelt.
Aktuell gehören zeitlich und örtlich begrenzte Genehmigungen im Zusammenhang mit dem unten genannten niederländischen Großversuch (LZV proef) dazu, siehe dazu Ecocombi.
[Bearbeiten] Finnland und Schweden
In den beiden skandinavischen Ländern dürfen bereits seit längerem Nutzfahrzeugkombinationen ohne Sondergenehmigung auf öffentlichen Straßen bewegt werden, welche die europäische Längenbegrenzung (Richtlinie 96/53/EG) mit 16,50 Meter bei Sattelschleppern und 18,75 Meter bei Gliederzügen überschreitet. Das zulässige Zuggesamtgewicht darf nicht größer als 60 Tonnen sein.
Vor der Gesetzesänderung in Schweden im Jahr 1997 durften Lastzüge bis 24 Meter lang sein, Autotransporter bis zu 25,25 Meter. Nun sind, wie in Finnland, maximale Längen von 25,25 Metern erlaubt, wenn Zugfahrzeug und Anhänger gewisse Abmessungen einhalten und die Kombination mit Antiblockiersystem ausgerüstet ist.
[Bearbeiten] Niederlande
In Anlehnung an die gängige Praxis mit langen Nutzfahrzeugkombinationen in Skandinavien wird ein möglicher Einsatz von langen Zügen in den Niederlanden erprobt. Die bis zu 60 Tonnen schweren und 25,25 Meter langen Fahrzeuge bestehen wie in Skandinavien aus bis zu zwei Anhängern.
Der erste Versuch begann im Januar 2001 und dauerte bis Mai 2003. Insgesamt durften elf niederländische Spediteure und Verlader teilnehmen. Seit Ende 2004 wird mit bis zu 300 Fahrzeugen ein Großversuch (LZV proef) durchgeführt. Der streng überwachte und reglementierte Versuch wird bis Ende 2006 laufen. Prinzipiell darf auf allen Straßen gefahren werden, die Routen müssen allerdings beantragt und von den jeweiligen örtlichen Behörden genehmigt werden.
[Bearbeiten] Rekorde
Mehrere Versuche mit überlangen Lastzügen sind in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen worden:
- 1999, 610 Meter Gesamtlänge, 603 Tonnen Gesamtgewicht, bestehende aus einer Kenworth Zugmaschine und 46 Anhängern, Merredin, Westaustralien. Der Zug legte eine Strecke von 8 Kilometer zurück.
- 2003, 1.235 Meter Gesamtlänge, bestehend aus einer Kenworth Zugmaschine und 87 Anhängern, Mungindi, New South Wales, Australien.
- 2005, 1.442 Meter Gesamtlänge, Kalgoorlie, Westaustralien.
- Februar 2006, 1.474,30 Meter Gesamtlänge, bestehend aus einer Mack Titan Zugmaschine und 104 Anhängern, Clifton, Queensland, Australien. Im kleinsten Gang benötigte die Kombination 50 Sekunden um 140 Meter zurückzulegen, 40 Meter mehr als notwendig.
Ein PKW der Mittelklasse benötigt ca.7-10sek. von 0 auf 100.
[Bearbeiten] Weblinks
- Webseite des Schwedischen Straßenverkehrsamts mit Informationen auf Deutsch
- Webseite zum australischen Rekord vom Februar 2006
- Australian Road Train Association Inc.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Transport Operations (Vehicle Standards and Safety) Regulation 1999; Office of the Queensland Palamentary Counsel
- ↑ Transport Operations (Road Use Management) Regulation 1995; Office of the Queensland Palamentary Counsel
- ↑ Guideline for Multi-combination Vehicles in Queensland; Form Number 1, Version 4, July 2001, Updated 28/11/2005; Queensland Government