Stadtschreiber
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Stadtschreiber bezeichnete den Leiter einer städtischen Kanzlei.
Der mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtschreiber stand an der Spitze der städtischen Verwaltung und gehörte damit - insbesondere in den Reichsstädten - zu den mächtigsten Männern der Stadt. In den Urkunden wird er oftmals schlicht als "schreiber", "scribae" oder auch als "notarius civitatis" bezeichnet. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert mussten angehende Stadtschreiber eine juristische Ausbildung nachweisen, wobei ein abgeschlossenes Studium anfangs selten war.
Kernaufgabe des Stadtschreibers war die Verfertigung der städtischen Urkunden (unter anderem des Stadtbuch) und der Korrespondenz, wobei er die reine Schreibarbeit zumindest in größeren Städten durch Hilfsschreiber und oftmals auch Kanzleischüler erledigen lassen konnte. Daneben oblag dem Stadtschreiber nicht selten die Aufgabe, Gerichtsverhandlungen zu protokollieren und Urteile anzufertigen. Hierbei dürfte er - auch aufgrund seiner juristischen Kenntnisse - vielfach maßgeblichen Einfluss auf den Urteilstenor gehabt haben. Der Stadtschreiber plante ferner gemeinsam mit der Stadtregierung (Bürgermeister und Magistrat) die Geschickte der Stadt, war maßgeblich für die Personalpolitik zuständig und wurde als oberster Diplomat bei wichtigen Anlässen auf Dienstreisen geschickt. Sehr häufig wurde der Stadtschreiber auch mit dem Entwurf neuer städtischer Gesetze und Satzungen betraut. Wichtigste Beispiele sind Ulrich Zasius als Verfasser des Freiburger Stadtrechts von 1520 und dessen Schüler Johann Fichard als Redakteur der Frankfurter Stadtrechtsreformation (1571/1578). Mehrere Stadtschreiber traten auch als Verfasser von Rechtsbüchern auf, so insbesondere Conrad Heyden, der um 1436 den Klagspiegel schuf, und Ulrich Tengler, der den Laienspiegel (1507) schrieb.
Entsprechend der Bedeutung seines Amtes stand dem Stadtschreiber zumeist das höchste Gehalt aller städtischen Bediensteten zu (der Bürgermeister oder Städtmeister war regelmäßig ehrenamtlich tätig), das er oftmals durch Notariatsdienste und die Ausbildung junger Schreiber zusätzlich aufbessern konnte.
[Bearbeiten] Bedeutende Stadtschreiber
- Gottfried Hagen (1230-1299) Kölner Stadtschreiber