TransMilenio
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TransMilenio ist ein Verkehrskonzept, welches ursprünglich der brasilianischen Stadt Curitiba entstand und im November 2000 in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá eingeführt wurde.
Kern des Konzeptes ist ein Bussystem, das letztlich wie eine U-Bahn funktioniert: Den Großraumbussen stehen eigene Fahrspuren zur Verfügung und es gibt – im Gegensatz zum sonstigen Busverkehr in Bogotá – klar definierte Haltestellen. Zubringer-Busse verbinden die Außenbezirke Bogotás mit den TransMilenio-Haltestellen. Weitere Teile des TransMilenio-Konzeptes sind ein neu angelegtes Netz von Fahrradwegen, neue Grünanlagen und Fußgängerzonen im Stadtgebiet und der zweimal jährlich stattfindende Tag ohne Auto.
Als die Väter des TransMilenio werden der ehemalige Bürgermeister Bogotás Enrique Peñalosa und dessen Nachfolger Antanas Mockus bezeichnet. Nach 30 Jahren erfolgloser Planungen für eine U-Bahn in der kolumbianischen Hauptstadt und vor dem Hintergrund der Statistik, dass in Bogotá 850.000 Privatfahrzeuge ca. 19% und 21.500 Busse 72% der Verkehrsteilnehmer beförderten, begannen die Bauarbeiten für die TransMilenio-Busstrecken im Jahr 2000. Bis zum Jahr 2010 sollen weitere Teile der Stadt an das TransMilenio-Bussystem angeschlossen werden. Heute gilt das TransMilenio-Konzept als Vorbild für viele lateinamerikanische Metropolen, da es sich schnell planen und realisieren lässt und im Vergleich zu einer U-Bahn viel preiswerter ausfällt.
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[Bearbeiten] Das Verkehrssystem
[Bearbeiten] Haltestellen
Die Haltestellen des TransMilenio stehen auf einem Podest, so dass der Fahrgast nicht wie in Deutschland üblich in den Bus hochsteigen muss, sondern auf gleicher Höhe einsteigen kann. Die gläsernen Türen der Haltestelle öffnen sich erst, wenn der Bus zum Stillstand gekommen ist. Die Haltestellen sind in der Regel so gebaut, dass auf beiden Seiten ein Ein- und Ausstieg möglich ist. Der Verkehrsfluss ermöglicht so das Umsteigen in die entgegengesetzte Fahrtrichtung, ohne dass der Fahrgast den Steig wechseln muss. So sind diese Haltestellen auch für Behinderte zugänglich. Da die TransMilenio-Haltestellen sich in der Mitte der Straße befinden, gibt es Fußgängerbrücken, die von beiden Straßenseiten zur Haltestelle führen und gleichzeitig eine ungefährliche Überquerung der Straße ermöglichen. Alle Haltestellen haben elektronische Tafeln, die die ungefähre Ankunftszeit der Buslinien angeben.
Es werden fünf unterschiedliche Haltestellentypen bereitgestellt:
- Einfache Haltestellen: Ermöglichen das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste und liegen im Durchschnitt 500m voneinander entfernt.
- Umstieg: Ermöglichen den Übergang zu einer anderen, über Tunnel oder Brücken verbundene Haltestelle, ohne dass der Fahrgast das System verlassen muss.
- Ohne Fahrtwechsel: Der Fahrgast kann nicht in die entgegengesetzte Fahrtrichtung wechseln.
- Verbindende Haltestelle: Hier kann der Fahrgast unter anderem in die Zubringerbusse umsteigen.
- Kopfhaltestelle: Wie verbindende Haltestellen, aber nur an Stadtrandgebieten vorzufinden, da auch Zubringerbusse von außerhalb der Stadt halten. Zu diesen Haltestellen führen auch zahlreiche Fahrradwege; sie haben daher auch einen Fahrradparkplatz.
[Bearbeiten] Linien
Bis Ende April 2006 konnten die Fahrgäste zwischen vier Arten von Buslinien entscheiden:
- Normal (corriente): Hält an jeder Haltestelle
- Express (expreso, expreso dominical): Hält nicht an allen Haltestellen
- Super-Express (super expreso): Wurde 2005 eingeführt und fährt entweder nur in eine Richtung (asimétrico) oder wiederum in beide Richtungen (simétrico). Dieser Linientyp überspringt viele Haltestellen und wird zur Zeit nur zu Stoßzeiten eingerichtet.
- Zubringerlinien (alimentador intermunicipal): Fahren von den Endhaltestellen in Orte in der Umgebung
Im Rahmen der zweiten Ausbauphase wurden zum 29. April 2006 Linienführung und -benennung geändert, um das Umsteigen zwischen den unterschiedlichen Linien zu erleichtern. Dazu wurden neun verschiedene Routen anhand ihrer Endstationen mit unterschiedlichen Buchstaben gekennzeichnet:
- Troncal Caracas zwischen Calle 76 und Tercer Milenio: 14 Haltestellen
- Autopista Norte zwischen Portal del Norte und Héroes: 15 Haltestellen
- Suba zwischen Portal de Suba und San Martín: 14 Haltestellen
- Calle 80 zwischen Portal de la 80 und Polo: 14 Haltestellen
- NQS Central zwischen La Castellana und Ricaurte: 11 Haltestellen
- Américas zwischen Portal de Las Américas und De La Sabana: 17 Haltestellen
- NQS Sur zwischen Comuneros und Portal del Sur: 12 Haltestellen
- Caracas Sur zwischen Hospital, Portal de Usme und Portal del Tunal: 16 Haltestellen
- Eje Ambiental zwischen Museo del Oro und Las Aguas: 2 Haltestellen.
Zusätzlich werden die Buslinien weiterhin nach Corrientes, Expresos und Alimentadores Intermunicipales unterschieden. Die Super Expresos sind durch die Reform weggefallen.
Seit dem 29. April 2006 verkehren die TransMilenio-Busse fogendermaßen:
- *Seit dem 29. Juli 2006 verkehrt der nicht mehr, und die Linie verkehrt nur noch in eine Richtung und ausschließlich zwischen 5:30 Uhr und 9:00 Uhr.
Außerdem beschreiben die in den Stationen ausgehängten Fahrpläne seit der Reform nicht mehr das Gesamtnetz, sondern gehen detaillierter auf die Linien, die an dieser Station halten, ein.
[Bearbeiten] Technik
Die dieselbetriebenen Busse werden von verschiedenen Firmen beschafft, u.a. Volvo, Scania, Volkswagen und Mercedes-Benz. Dabei handelt es sich größtenteils um Gelenkbusse, die eine Anzahl von bis zu 150 Verkehrsteilnehmern pro Fahrzeug ermöglichen. Die Aufträge für die Busse wurden anhand der Euro-2- und Euro-3-Normen ausgeschrieben. Die Busse werden rot lackiert ausgeliefert. In Kürze werden die TransMilenio-Busse mittels Satellitentechnik verfolgt werden; auf diese Weise sollen Strecken und Auslastung optimiert werden können.
[Bearbeiten] Baumaßnahmen und Erweiterungen
Die bis Ende 2005 zur Einweihung geplanten Strecke Suba bis nach Bosa im Süden Bogotás wird voraussichtlich erst im April 2006 fertiggestellt werden. Die Strecke NQS (Norte-Quito-Sur) wurde im Juli 2005 fertiggestellt, obwohl die Verbindungshaltestelle auch erst Ende April eingeweiht werden kann. Zu diesem Zeitpunkt sollten weitere 484 Busse und Zubringer hinzukommen. Am 13. April 2006 wurde die dritte Stufe der Strecke NQS zum Verkehr geöffnet, mit einer Länge von 4,7 km und Baukosten in Höhe von umgerechnet 66,3 Millionen Euro. Diese Strecke reduziert die durchschnittliche Fahrtzeit zwischen dem Friedhof "El Apogeo" im Süden der Stadt und der 170. Straße im Norden von 2 Stunden auf 45 Minuten. Dies wird durch die neue Expresslinie 150 und ab dem 17. April 160 erreicht. Die Strecke bis nach Suba soll laut dem amtierenden Bürgermeister bis zum 30. April fertiggestellt werden. [1]
Die Strecken Troncal Caracas und Autopista Norte weisen erhebliche auf den Bau zurückzuführende Mängel auf. So sind laut dem amtierenden Bürgermeister Garzón 33% der Caracas und 22% der Autopista beschädigt. Die Calle 80 ist mit vergleichbar niedrigen 8% Beschädigungen noch gut im Schuss. Außerdem besteht weiterhin Uneinigkeit wie teuer ein Kilometer TransMilenio-Strecke im Bau kostet. So bewegen sich die Schätzungen zwischen 10 und 28 Millionen Dollar.[2]
[Bearbeiten] Abrechnungssystem
Eine Fahrt mit dem TransMilenio kostete im September 2006 1.300,- Pesos und 1.000,- Pesos für einen Zubringer. Das bedeutet, dass ohne zeitliche Begrenzung alle Busse des Systems für diesen Betrag genutzt werden können, solange man die Haltestellen nicht verlässt. Die Fahrscheine sind Plastikkarten des Systems Mifare, die am Eingang der Haltestellen gekauft werden und mehrere Fahrten enthalten können. Sie werden kontaktlos an den Haltestellen ausgelesen und dann wiederverwertet.
[Bearbeiten] Öffnungszeiten
Der TransMilenio ist von 05:00 bis 23:00 Uhr von Montag bis Samstag und Sonntag und Feiertage von 06:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. Die Zubringer beginnen den Dienst von Montag bis Samstag eine halbe Stunde früher und fahren bis Mitternacht.
[Bearbeiten] Tag ohne Auto
Wie viele andere Städte weltweit hat auch Bogotá einen Tag ohne Auto, an dem der TransMilenio als Hauptverkehrsmittel beweist, wie beanspruchbar dieses System ist. Am 24. Februar 2000 wurde diese Veranstaltung zum ersten Mal in Bogotá gefeiert. 2001 wurde dieses wiederholt und eine Reduktion der Schadstoffemissionen von 34% ermittelt, eine Reduktion der Lärmverschmutzung wurde aber nicht festgestellt, u.a., da die auf Busverkehr beruhenden öffentlichen Verkehrsmittel dies nicht zuließen. Ein Jahr später beschlossen die Bürger der Hauptstadt per Volksentscheid, den Tag ohne Auto fest in der Gesetzgebung zu verankern. Mittlerweile findet er zweimal jährlich statt.
Am 3. Februar 2005 wurde erneut der Tag ohne Auto gefeiert. Im Einsatz waren 607 Busse des TransMilenio mit 342 Zubringern. 1,1 Millionen Teilnehmer nutzten an diesem Tag den TransMilenio. Die Schadstoffemission wurde um 45% reduziert, der Einzelhandel erlitt aber Umsatzrückgänge in Höhe von 46%. Am Tag ohne Auto des 2. Februar 2006 feierte Bogotá, dass 628.000 Teilnehmer den TransMilenio nutzten, 31.000 mehr als an vergleichbaren Tagen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Teilnehmer in der Stadt ist um 18% gestiegen. Monoxidwerte sind um 33% gesunken, im Gegensatz sind die Feinstaubwerte gestiegen. Dies ist wahrscheinlich auf den erhöhten Einsatz von Diesel betriebenen Bussen zurückzuführen. Die Fahrradwege wurden von etwas unter 15.000 Teilnehmern genutzt, wobei im Jahr davor über 21.500 gezählt wurden.
[Bearbeiten] Kritik
Kritiker des TransMilenio bemängeln, dass hier anders als bei U-Bahnen umweltverschmutzende Dieselabgase entstehen. Außerdem seien die Busse mit ihren jeweils insgesamt 160 Plätzen (48 Sitz- und 112 Stehplätze) für den Großstadtverkehr viel zu klein. Die Busse sind meistens sehr voll. Außerdem sind ihre Anschaffungskosten im Verhältnis zu "normalen" Gelenkbussen höher, da es sich bei den TransMilenio-Gelenkbussen wegen der auf der linken Seite angebrachten, auf ca. 50 cm Höhe endenden Türen um Sonderanfertigungen handelt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Existenz von zwei separaten Busspuren, da ein Großteil der "TransMilenio-Staus" an den Haltestellen stattfindet. Kritiker halten es daher für sinnvoller, außerhalb der Haltestellenbereiche nur eine Spur den Bussen zur Verfügung zu stellen und die andere dem "normalen" Verkehr zu überlassen.
Ein weiteres Problem ist, dass der TransMilenio im Gegensatz zu z.B. dem deutschen ÖPNV privat betrieben wird und daher auf Gewinn ausgerichtet ist. Daher gibt es zurzeit keinen TransMilenio-Nachtverkehr.
[Bearbeiten] Streiks und Proteste
Am 2. Mai 2006 wurde Bogotá durch einen Streik der Busbetreiber lahm gelegt, die durch die neue TransMilenio-Strecke NQS verdrängt wurden. Sowohl Universitäten als auch Schulen waren geschlossen. Der Bürgermeister Luis Eduardo Garzón ließ verlauten, dass die Zukunft der Stadt nicht durch ein solchen Streik gefährdet sein dürfe und drohte den Busbetreibern mit Strafen. Die Stadtregierung erließ mehrere Maßnahmen, die u.a. Privatleuten erlaubten, Fahrgäste für Entgelt zu transportieren.[3]Der Streik wurde am 3. Mai wieder aufgehoben, nachdem Präsident Álvaro Uribe dem Bürgermeister Garzón den Rücken stärkte, die Forderungen der Busbetreiber wurden nicht erfüllt. Der Verkehr normalisierte sich aber erst am 4. Mai [3].
Am 9. Mai 2006 blockierten 600 Fahrgäste ein TransMilenio-Portal, um auf die ihrer Meinung nach zu geringe Busfrequenz in Stoßzeiten und den Mangel an Zubringerbussen hinzuweisen sowie um gegen die Preispolitik der TransMilenio-Betreiber zu protestieren. [4] Daraufhin wurde die Anschaffung 200 weiterer Busse angekündigt, die ab Juli 2006 in Betrieb gehen sollen. [5]
Apetrans, eine Vereinigung kleiner Verkehrsbetriebe, versuchte am 26. Mai eine Wiederholung des Streikes des 3. Mais zu veranstalten. Bis auf die Stadtteile Bosa und Usme war der Verkehr aber auf Grund des gut funktionierenden TransMilenio, der über 10% mehr Fahrgäste beförderte, reibungslos. Forderungen waren wieder die Entschädigung für aus dem Verkehr gezogene Altbusse und Preisanpassungen[6].
Bogotá leidet unter starken Regenfällen, die die Straßen überfluten, was am 31. Oktober 2006 dazu führte, dass die Haltestellen 100, 76, 72, Usme und El Tunal für einige Stunden geschlossen werden mussten. Die Kunden protestierten und erhielten den Fahrpreis zurück. Besonders an der Haltestelle 72 weitete sich der Protest auf den normalen Straßenverkehr aus, der auch zum erliegen kam. Die Haltestellen konnten zum Teil erst nach zwanzig Uhr wieder geöffnet werden.[7]
[Bearbeiten] Statistiken
(Stand: März 2006) [8]
Fahrkarten seit Einweihung | 1,185 Milliarden (Stichtag 12. März 2006) |
Fahrgäste pro Betriebsstunde | 112.250 (Stichtag 8. März 2006) |
Haltestellen | 94 |
Streckenkilometer | 69,2 |
Busse im Einsatz | 747 |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 26.52 km/h |
Zubringersysteme | 57 |
Zubringerbusse | 343 |
Laut einer Umfrage im zweiten Halbjahr 2006 wurden 22,64% der Verkehrsteilnehmer in Bogotá durch den TransMilenio befördert. Das waren in absoluten Zahlen 86,5 Millionen. In dem genannten Halbjahr hatte musste dieser Dienst 15,35% mehr Teilnehmer bewerkstelligen, wobei im selben Zeitraum alle weiteren Transportmittel, außer dem Privatwagen, rückgängig waren. [9]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ En Bogotá, TransMilenio llega a la Autopista Sur y reduce recorrido de dos horas a 46 minutos, El Tiempo [1]
- ↑ Más obras de TransMilenio dependerán del Gobierno, Portafolio [2]
- ↑ a b Bogotá se prepara para enfrentar segundo día de paro de transportadores, El Tiempo [3]
- ↑ Usuarios de TransMilenio bloquearon el martes el sistema de transporte por deficiencias del servicio, El Tiempo [4]
- ↑ Para mejorar el servicio, aumentarán en 200 la flota de buses articulados de TransMilenio, El Tiempo [5]
- ↑ A las 4:00 de la tarde el paro de transportes en Bogotá estaba muerto, El Tiempo [6]
- ↑ TransMilenio colapsó durante cuatro horas por aguacero, El Tiempo [7]
- ↑ Offizielle Statistiken des TransMilenio
- ↑ Encuesta revela una reducción del uso del transporte público colectivo, menos en Transmilenio [8]
[Bearbeiten] Literatur
- Danielsson, Peter; Antonio Gschwender und Volker Deutsch: Eine Stadt im Umbruch - TransMilenio in Bogotá, Stadtverkehr 2/06, ISSN 0038-9013
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Seite des TransMilenio-Projektes (spanisch)
- Plan für den weiteren Ausbau des Streckennetzes
Siehe auch: Stadtplanung, Verkehrsberuhigung, Bogotá
Kategorien: Bogotá | Kolumbien | ÖPNV