Umgebindehaus
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Das Umgebindehaus ist eine Weiterentwicklung des Blockhauses, die vor allem in einem Gebiet von Schlesien über die Oberlausitz und Nordböhmen bis in die Sächsische Schweiz verbreitet ist.
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[Bearbeiten] Charakteristik
Beim Umgebindehaus handelt es sich um einen ganz besonderen Haustyp, der ein Blockhaus mit einem Fachwerkhaus oder auch ein Blockhaus mit einem zweiten Blockhaus kombiniert. Dabei ruht das gesamte obere Geschoss einer Hälfte oder des gesamten Hauses auf Holzsäulen, die zur Stabilität im Dreiecksverbund über Knagge oder Kopfverbund stabilisiert sind. Die Holzstube (Handweberstube) ist unabhängig von den tragenden Elementen unter diese Konstruktion eingesetzt. Oft wird das Umgebinde mit Fachwerk für das Obergeschoss oder auch mit Massivbau für eine Haushälfte kombiniert. Der Massivbauteil wurde oft für Ställe genutzt, die man wegen der Feuchtigkeit nicht aus Holz bauen konnte. Ein weiteres interessantes Element vieler Umgebindehäuser ist der aus Granit oder Sandstein gefertigte Türstock, meist mit der Jahreszahl der Erbauung des Gebäudes. Er diente gleichzeitig oft zu repräsentativen Zwecken, um den gesellschaftlichen Stand des Besitzers anzuzeigen.
[Bearbeiten] Entstehung der Bauweise
Die Blockstube hatte sich bei der slawischen Bevölkerung (siehe auch Schrotholzhäuser) in den regionalen Klimaten bewährt, während die deutschen Siedler, die im Mittelalter hier ansässig wurden, das bereits den Germanen bekannte Fachwerk als holzsparende, stabile Bauweise, die auch die Errichtung mehrstöckiger Gebäude ermöglichte, hauptsächlich aus Franken mitbrachten. Eine Vereinigung der beiden Konstruktionsweisen war aber schwierig, da der Längenverlust von Holz mit dem Faserverlauf deutlich geringer ist. Daher entwickelten die Dorfhandwerker über Jahrhunderte das Umgebinde als eigene Volksbauweise. Ende des 18. Jahrhunderts entsteht der typische Umgebindebogen, der den Häusern ihren Namen gibt. Im Volksmund ist als Erklärung dieser Bauweise überliefert, dass damit erreicht werden sollte, die Schwingungen des Handwebstuhles nicht auf das gesamte Gebäude zu übertragen, jedoch scheint dies gegenüber der verbesserten Statik eher von untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein.
[Bearbeiten] Heutige Situation
Zusammenhängende Bestände an Umgebindehäusern findet man noch heute in vielen Orten der Oberlausitz und Nordböhmens, so in Obercunnersdorf. Dort kann das sogenannte Schunkelhaus besichtigt werden. Insgesamt gibt es noch ca. 19 000 dieser heute 200 bis 300 Jahre alten Gebäude, wobei etwa ein Drittel sanierungsbedürftig ist und ein weiteres Drittel bereits leersteht.[1] Größere Bestände gibt es auch noch in Ostthüringen, Westsachsen und südöstlichen Sachsen-Anhalt.
[Bearbeiten] Literatur
Umgebinde. Eine einzigartige Bauweise im Dreiländereck Deutschland - Polen - Tschechien. Hrsg. v. Sächsischen Verein für Volksbauweise e.V. unter Mitarbeit von 30 Autoren. Redaktion J. Cieslak, C. Goldberg-Holz, J. Gosteli, K. Richter, A. Schulz u. C. Schurig. 248 S., 480 meist farbige Abb., Ausfaltkarte. 25*17 cm. In der Reihe DIE BLAUEN BÜCHER Königstein i. Ts. 2007. ISBN 978-3-7845-5210-1