Deutsche Ostsiedlung
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Als mittelalterliche Deutsche Ostsiedlung (früher auch: Deutsche Ostkolonisation) bezeichnet man die Ansiedlung deutscher Siedler in den überwiegend slawisch und teilweise baltisch bewohnten Gebieten östlich der Elbe und Saale, in der Steiermark und in Kärnten. Die Emigration der Walser aus dem Kanton Wallis (Schweiz) in zuvor von Romanen besiedelten Gebieten hatte zum Teil die selben Voraussetzungen wie die deutsche Ostsiedlung. Diese Besiedlung nahm ihren Anfang im 9. Jahrhundert und erlebte ihren Höhepunkt an der Wende zum 14. Jahrhundert. Mitte des 14. Jahrhunderts brach die Siedlungsbewegung u.a. in Folge der großen Pestepidemien jener Zeit ab.
Inhaltsverzeichnis
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Umfeld
Im Frühmittelalter lebten die ostgermanischen Stämme (siehe auch Germanen) in mehr oder weniger enger Nachbarschaft mit normannischen und westslawischen Stämmen (siehe auch Normannen, Slawen). Einige ostgermanische Stämme waren bereits während der Völkerwanderung unter fränkische Herrschaft geraten (wie z.B. die Thüringer), andere wurden im Laufe der folgenden Jahrhunderte unterworfen (wie z.B. die Friesen und die Sachsen). Im Frühmittelalter gab es - abgesehen von Grenzzwischenfällen und Gebietsüberschreitungen - zwischen ostgermanischen und westslawischen Stämmen eine Koexistenz; als politische Akteure traten vor allem die herrschwilligen Franken und die angriffslustigen Awaren auf. In dieser Zeit waren vor allem christliche Mission und Expansion Motive für das Vordringen der Sachsen, Franken und Bayern nach Osten.
[Bearbeiten] Wanderungen in der Karolingerzeit
Unter den ostfränkischen Königen Ludwig dem Deutschen (Karls Enkel) und mehr noch unter Arnulf von Kärnten kam es zu ersten Siedlungswellen insbesondere von Franken und Bajuwaren, die bis in den Raum der heutigen Slowakei und des ehemaligen Pannonien (im Wesentlichen der Raum des heutigen Burgenlands, Ungarns und Sloweniens) ausgriffen. Die Pioniere wurden dabei von Missionaren begleitet, die bereits frühzeitig auch den kulturellen deutschen Einfluss in den entsprechenden Gebieten etablierten – mit durchaus unterschiedlicher Wirkungstiefe. Im Zuge der Auseinandersetzungen mit dem (und im) Großmährischen Reich entwickelte sich hier eine Konkurrenz von West- und Ostkirche (siehe Byzantinisches Reich, Morgenländisches Schisma), die – etwa in der "mentalen" Orientierung der Tschechen einerseits und der Slowaken andererseits – bis heute fortwirkt.
[Bearbeiten] Ottonen und Salier
Unter den Ottonen und Saliern wurden Unterwerfungsfeldzüge jenseits der östlichen Reichgrenzen geführt. Diese fanden in einem Gebiet statt, das im Westen etwa durch die Linie Elbe-Saale-Naab begrenzt wird und im Osten durch Oder, Elbe und Vltava. In eroberten Gebieten wurden Grenzmarken (vorgeschobene Ländereien unter verbündeten oder vertrauten Fürsten) etabliert. Diese Marken wurden von den Fürsten mit Menschen aus dem Reich (Deutschen, Niederländern) besiedelt, denen dort Landbesitz und Privilegien (beispielsweise das erbliche Schulzenamt) gewährt wurden.
Meist wurde die Besiedlung von so genannten Lokatoren organisiert. Die fortschrittlicheren landwirtschaftlichen Methoden und rechtlich-verwaltungstechnische Organisation sowie die parallel erfolgende Christianisierung der Einwanderer führten zu einer graduellen Transformation der Marken. Zwischenzeitlich sprachlich und kulturell slawische Gebiete wurden in zahlreichen Fällen dem Heiligen Römischen Reich als deutsche Länder angegliedert. Die ursprünglich dort etablierten Fürsten wurden dann Fürsten des Reichs.
Gegen Ende des 9. Jahrhunderts eroberten Slawen ehemals fränkische Gebiete zurück (Slawenaufstand 983, Feldzüge von Boleslaw I. Chrobry).
[Bearbeiten] Staufer
Im Hochmittelalter erlebte das Abendland einen Bevölkerungszuwachs, der weder durch massive Gründung von Städten noch durch Intensivierung der bestehenden Siedlungsflächen aufgefangen werden konnte (die sogenannte Binnenkolonisation reichte nicht aus). So stießen z.B. die Normannen ins Mittelmeer vor, und Franzosen siedelten nach Spanien in von Moslems zurückeroberte Gebiete über. Niederländer, Rheinländer und Altdeutsche folgten den Umsiedlungsaufrufen in die dünner besiedelten östlichen Gebiete des regnum Theutonicorum.
Zwischen 1125 und 1226 breiteten sich neue Siedlungen in Norddeutschland bis zur Eider und nach Rügen aus, und in Mitteldeutschland wurde die Elbe und Moldau nach Osten überschritten. Im Süden wurden Siedlungen entlang der Donau gegründet; die deutsche Siedlungsbewegung erstreckte sich bis in die Gegend an der Gran (" Zipser Land", heutige Slowakei).
Schritte auf diesem Weg waren die Eroberung des Landes der Wagrier (Abodriten) durch die Holsten beziehungsweise Holsteiner, Stormarner und Dithmarscher 1139, die Gründung Lübecks 1143 und der Aufruf von Graf Adolf II. von Schauenburg zur Besiedlung Ostholsteins im gleichen Jahr.
Neben direkt am Reich anliegenden Marken bestand auch eine Siedlungsbewegung in weiter entfernt liegende Gebiete (Riga, Karpaten, Siebenbürgen).
Im 12. Jahrhundert wurde die Mark Meißen (das spätere Kurfürstentum Sachsen) besiedelt. Ein weiteres Siedlungsgebiet entstand in Siebenbürgen. Ab dieser Zeit wurden in Pommern, der Mark Brandenburg, Schlesien, dem Sudetenland und den östlichen Gebieten Österreichs Klöster und Städte angelegt. Im Nordosten wurde der Ordensstaat gegründet.
[Bearbeiten] Erlahmen der Siedlungsbewegung
Durch Tatareneinfälle im 13. Jahrhundert wurde die Bevölkerung in Osteuropa stark dezimiert. Anschließend wurden zwar neue Siedler aus dem Westen angeworben und Städte wieder errichtet, viele Siedlungen blieben aber verlassen. Mitte des 14. Jahrhunderts brach die Siedlungsbewegung in Folge der großen Pestepidemien jener Zeit ab.
[Bearbeiten] Reflexion
Die Ostsiedlung war kein kriegerischer, sondern im Wesentlichen ein friedlicher Vorgang. Sie stieß im Gegensatz zur Ausdehnung der politischen Herrschaft nicht auf Widerstand, sondern wurde von den Fürsten in Ungarn, Böhmen, Schlesien, Pommern, Mecklenburg und Polen gefördert. Die Deutschen waren korporativ zusammengeschlossen und privilegiert in Siebenbürgen und im Baltikum. In Schlesien durchdrangen sie Staat und Gesellschaft, ohne als Gesamtheit eine Sonderstellung innezuhaben.
An der Auswanderung nach Osten nahmen Sachsen, Rheinländer, Holländer, Flamen, Franken und andere Gruppen teil. Der Begriff "Deutsche Ostsiedlung" ist teilweise irreführend. Er verleitet zur Annahme, dass der mittel- und osteuropäische Landesausbau nur von deutschen Stämmen bewerkstelligt wurde. Dabei wird oft der Beitrag unterschlagen, den z.B. slawische Stämme sowie die Ungarn geleistet haben. Aus dem übrigen Westeuropa kamen selten Bauern, sondern hauptsächlich Mönche verschiedener Orden, vor allem in den Zeiten, als die spanische Reconquista erfolgreich war, sowie Bergleute, Handwerker und unternehmerische Kräfte (u. a. Kaufleute). Christliche Orden waren nicht nur an der Mission der Heiden beteiligt, sondern übernahmen bei der Entwicklung der Landwirtschaft Pionieraufgaben, insbesondere die Zisterzienser und die Prämonstratenser. Die Ostsiedlung muss also im Rahmen einer umfassenden Ostbewegung, eines mittel- und osteuropäischen Landesausbaus gesehen werden. Dazu gehörte:
- Christliche Mission;
- Siedlung, Gründung neuer Dörfer und Städte; die Anzahl der Dörfer und Städte war im Mittelalter größer als heute, da einige Siedlungen nach der großen Pestwelle aufgegeben und auch später nicht mehr wiedererrichtet wurden. Die meisten Dörfer und Städte wurden damals gegründet;
- Ausbreitung westlicher Verfassungs-, Rechts- und Wirtschaftsformen im deutschen Gewande nach Osten;
- Ausbreitung abendländischer Wissenschaft, Dichtung und bildender Kunst
- Ausdehnung der politischen Herrschaft.
Auch wenn Siedler teilweise durch die Gewährung von Privilegien angelockt wurden, so profitierte in der Regel auch die ansässige Bevölkerung, z.B. durch die Erschließung vorher nicht zugänglicher Räume.
In seiner Ermahnungsschrift "De institutione morum" schrieb Stephan der Heilige (1000-1038) an seinen Sohn Emmerich (Imre): "So wie die Ansiedler aus verschiedenen Ländern und Provinzen kommen, ebenso bringen sie auch verschiedene Sprachen und Sitten, verschieden lehrreiche Dinge und Waffen mit sich, welche den königlichen Hof zieren und verherrlichen, die auswärtigen Mächte aber erschrecken. Ein Land, das nur einerlei Sprache und einerlei Sitten hat, ist schwach und gebrechlich. Darum, mein Sohn, trage ich Dir auf, begegne ihnen und behandle sie anständig, damit sie bei Dir lieber weilen als anderswo ..." (Corpus iuris Hungarici 1000-1526, S. Stephani I. Cap. 6).
Weiterhin stieg die Bevölkerung durch Städtegründungen und technologische Neuerungen sprunghaft an.
[Bearbeiten] Historische Entwicklung einiger Marken und Regionen
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[Bearbeiten] Nordalbingen
Die Grenzmark Nordalbingen nördlich der Elbe bis zur Grenze mit Dänemark bei Haithabu wurde im 10.-11. Jahrhundert Teil des Reiches.
[Bearbeiten] Mark der Billungen und Mark Brandenburg
Die Mark der Billunger und die Nordmark waren auch unter den Saliern und Ottonen noch nicht Teil des Reiches.
Erst zur Zeit Albrecht von Ballenstedts (Albrecht der Bär) aus dem Haus der Askanier (siehe auch: Anhalt) kam die Nordmark zur Mark Brandenburg und wurde somit Teil des Reichs. Heinrich der Löwe unterwarf 1147 die Mark der Billunger, das spätere Mecklenburg, als Lehnsherr. Er baute Lübeck unter Aufgabe seiner Stadt Bardowick zu seinem Ostseehafen aus. 1181 wurde Mecklenburg formell Teil des römisch-deutschen Reichs. Ab 1200 wurde Lübeck der Auswanderungshafen für die Kolonisation Livlands durch den Deutschen Orden.
[Bearbeiten] Pommern
Heinrich der Löwe unterwarf 1164 das weiter östlich an der Ostsee gelegene Pommern, das - nach einer ersten formellen Eingliederung 1181 - 1231 Teil des römisch-deutschen Reiches wurde. Ende des 12. Jahrhunderts gestatteten die pomoranischen Landesherren den Klöstern, deutsche Siedler zu holen. 1173 wird auf Kolbatzer Gebiet das "Dorf der Deutschen" genannt, 1180 "Sconefeld". Herzog Barnim I., der daran interessiert war, die Ertragskraft seines Landes zu steigern, rief - ebenso wie zu gleicher Zeit die Nachbarn Brandenburg und Polen - seit 1230 planmäßig deutsche Siedler ins Land. Er, Herzog Wartislaw III. von Demmin, Fürst Wizlaw I. von Rügen und der Camminer Bischof Hermann von Gleichen gründeten in der Folgezeit Städte nach Magdeburger bzw. Lübischem Recht, darunter Stralsund 1234, Stettin 1243, Demmin um 1249, Greifswald 1250, Stargard 1243/53, Kolberg 1255, Greifenberg 1262 und Köslin 1266.
[Bearbeiten] Der Deutsche Orden und deutsche Siedlung in Ostpreußen und im Baltikum
Der Deutsche Ritterorden wurde am Jahr 1190 während der Belagerung der Stadt Akkon im Rahmen des dritten Kreuzzuges gegründet. Nachdem er zunächst im östlichen Mittelmeerraum zu großem Besitz kam, verlor er diesem mit dem erfolgreichen Vordringen islamischer Heere. Der Orden zog sich deshalb zunächst nach Venedig zurück und suchte nach einer Möglichkeit, zu neuem Landbesitz zu gelangen. Diese bot sich, als Herzog Konrad von Masowien den Orden zum Kampf gegen die noch nicht christianisierten Pruzzen (Preußen) zu Hilfe rief. Zur Belohnung versprach er dem Orden das Kulmerland (nördlich von Thorn und östlich des Unterlaufs der Weichsel gelegen)Dies wurde 1226 vom Kaiser und 1234 auch vom Papst legitimiert. Im Jahr 1230 wurde schließlich mit der Eroberung begonnen. Diese leitete Hermann Balk, der Landmeister des Ordens in Preußen. 1237 schloss sich der Schwertbrüderorden dem Deutschen Orden an. Damit gelangte auch Besitz im Baltikum in die Hände der Ordensritter. Hier war nach einer gewaltsamen Christianisierung im Jahr 1201 die Stadt Riga gegründet worden und bildete ein Zentrum deutscher Siedlung im Baltikum. Nachdem der Orden durch den Zusammenschluss und erfolgreiche Eroberungen ein zusammenhängendes Gebiet in seine Besitz gebracht hatte, begann man mit der Erschließung des Landes. Dazu zählt zum einen die Gründung zahlreicher Städte, wie zum Beispiel Thorn(1230), Elbing(1237) und Königsberg(1255), zum anderen aber auch die Anwerbung von Bauern im alten Reichsgebiet, die vor allem durch Rodungen neues Ackerland gewannen und bebauten.Es entstanden so über einhundert neue Städte von denen viele auch zur Hanse gehörten und einen regen Ostseehandel betrieben.
[Bearbeiten] Sachsen
siehe auch Sachsen, Limes Sorabicus
Das spätere Herzogtum Sachsen ging aus mehreren Marken hervor. Diese waren unter andrem die Mark Lausitz, Mark Meißen, Thüringer Mark und die Mark Zeitz. Die Mark Meißen ging im Jahre 965 aus einer von Kaiser Otto I. gegründeten Mark zur Abwehr ostelbischer Slawenstämme hervor. Sie war der Grundstein für das spätere Sachsen. Ihr Gebiet erstreckte über das heutige Sachsen und Teile Südbrandenburgs und Sachsen-Anhalts. Von Meißen aus regierten Markgrafen das Gebiet und begannen ungefähr ab dem Jahr 1000 mit der planmäßigen erschließung des Landes. Dazu zählte der Bau von Straßen und die Anlage neuer Dörfer. Diese Besiedelung fand aber erste später, vom beginnenden 12. bis ins 14. Jh. ihren Höhepunkt.
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[Bearbeiten] Schlesien
1138, nach dem Tode von Boleslaw Schiefmund, zerfiel der polnische Staat in mehrere autonome Teilherzogtümer (sog. polnischer Partikularismus). Ein automomes Teilherzogtum wurde auch die schlesische Provinz, welche 1202 in zwei unabhängige Herzogtümer aufgeteilt wurde. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts gingen die ursprünglich polnisch-schlesischen Piasten durch Einheirat deutschsprachiger Prinzessinen dynastische Bindungen zu deutschen Adelshäusern ein und nahmen schließlich selbst die deutsche Sprache an. Seit dem 13. Jahrhundert holten sie verstärkt deutsche Siedler ins Land, die im Laufe der Jahrzehnte mehr als 100 neue Städte und über 1200 Dörfer nach deutschem Recht, insbesondere nach dem Magdeburger Stadtrecht, gründeten. Viele Kirchen und Hospitäler entstanden. Auch die ursprünglichen slawischen Siedlungen passten sich zum großen Teil rechtlich, sozial und sprachlich den deutschen Siedlungen an. Die Zuwanderer stammten überwiegend aus dem mittelfränkischen Sprachraum (aus der Umgebung von Mainz), aus Hessen und aus Thüringen. Der Dialekt der Niederschlesier wurde daher zu einer Mundart, die mittelfränkische, hessische, thüringische und slawische Merkmale vereinte.
Die Bevölkerung wuchs auf mindestens das Fünffache. Die deutsche Besiedlung wurde maßgeblich von Herzog Heinrich I. von Schlesien und dessen Frau Hedwig von Andechs (1201–1238) initiiert. Dieser versuchte auch, das Herzogtum Oppeln sowie die Regionen Groß- und Kleinpolen seinem Herzogtum einzuverleiben. Er starb jedoch 1238 und wegen der Mongoleneinfälle ab 1241, bei denen auch sein Nachfolger Heinrich II. fiel, scheiterte sein Plan.
Ab 1249 zerfielen das Herzogtum Schlesien und ab 1281 das Herzogtum Oppeln in zeitweilig mehr als ein Dutzend kleiner, miteinander rivalisierender piastischer Fürstentümer. In dieses Machtvakuum versuchten Böhmen und später auch das seit 1306 geeinte Polen einzudringen. Bereits 1289 bis 1292 kam die Grafschaft Glatz zur böhmischen Krone.
Schließlich unterstellten sich die Piasten in den Herzogtümern Schlesien und Oppeln einzeln oder in Gruppen als Vasallen der Lehnshoheit der böhmischen (tschechischen) Könige. 1353 gewann Böhmen das Herzogtum Schweidnitz-Jauer durch die Heirat Karls IV. mit der schweidnitz-jauerschen Erbin Anna. Mit dem Vertrag von Visegrád (1333), im Ausgleich von Trentschin (1335) sowie im Vertrag von Namslau (1348) mussten die polnischen Könige die Zugehörigkeit zur Böhmischen Krone und zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation anerkennen. Der wichtigste dieser Verträge war das Abkommen von Trentschin, das 1339 bestätigt wurde. Mit ihm verzichtete König Kasimir III. von Polen auf seine Ansprüche auf Schlesien. 1348 schließlich integrierte der böhmische König und deutsche Kaiser Karl IV. Schlesien in das Königreich Böhmen und damit in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Niederschlesien wurde in der Folgezeit Teil des deutschen Sprachraums, während in Oberschlesien, vergleichbar dem Siedlungsgebiet der Sorben, eine starke polnische Minderheit verblieb.
[Bearbeiten] Kleinpolen
Seit Beginn des 14/15. Jahrhunderts holten die polnisch-schlesischen Piasten - (Ladislaus von Oppeln), verstärkt deutsche Siedler ins Land, die im Laufe der Jahrzehnte mehr als 150 neue Städte und Dörfer nach deutschem Recht, insbesondere nach dem Magdeburger Stadtrecht, gründeten. Deutsche stellten auch den Großteil der städtischen Bevölkerung Krakaus. ( zu bearbeiten )
[Bearbeiten] Böhmen und Mähren
[Bearbeiten] Der Zerfall des Großmährischen Reiches
Nach dem um 900 einsetzenden Zerfall des Großmährischen Reiches, dessen Begründer Rastislaw (auch: Rastislav) das Land durch die aus Byzanz gerufenen Missionare Kyrill und Method an die Ostkirche binden wollte, erschienen böhmische Fürsten, darunter der Přemyslide Spitignew beim Reichstag zu Regensburg. Es kam zu einer neuerlichen Anlehnung an das Ostfränkische Reich, die innerhalb des böhmischen (tschechischen) Adels jedoch höchst umstritten blieb: 929 ermordete der Přemyslide Bleslaw seinen Bruder, den regierenden Herzog Wenzel, wegen dessen Gefolgschaft und seines von deutschen Missionaren übernommenen Christentums. Der deutsche König Heinrich I. zog daraufhin gen Prag, um den Aufstand gegen die Reichshoheit niederzuwerfen. Bereits 950 erkannte Herzog Boleslaw der Grausame die deutsche Lehnshoheit an und leistete Heeresfolge, so in der Schlacht auf dem Lechfeld 955. 973 wurde unter der Ägide des hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, das Prager Bistum gegründet, dessen erster Bischof 976 der sächsische Benediktinermönch Thietmar wurde. Böhmen wurde danach dem Erzbistum Mainz untergeordnet. Nachfolger Thietmars wurde 983 der hl. Adalbert, ein Slawe – er gründete 993 das Benediktinerkloster St. Margaret in Brewnow. 997 wurde Adalbert von heidnischen Prussen getötet.
Heinrich II. "der Heilige", Kaiser von 1014 bis 1024, vertrieb 1004 den polnischen Herzog (und späteren König) Bolesław Chrobry, der zuvor große Teile Böhmens sowie Mähren und Schlesien erobert hatte. Böhmen wird erneut zum deutschen Lehnsstaat; die böhmischen Herzöge waren nun zum Besuch der Hoftage und zur Heerfahrt verpflichtet. Günter, genannt "der Selige", Mönch des Benediktinerklosters Altaich und von fürstlicher Herkunft, ließ sich 1006 als Einsiedler im Böhmerwald nieder; durch den damaligen Urwald wurden neue Verbindungswege zwischen Böhmen und Bayern geschaffen. Auf Günter geht die Gründung des Benediktinerklosters Raigern in Mähren zurück. Von herausragender Bedeutung war später der – neben zahlreichen anderen so genannten Säumerwegen – frühzeitig entstandene Goldene Steig als wichtigster Handelsweg zwischen Bayern und Böhmen. Entlang dieser Säumerwege entstanden zahlreiche neue Orte diesseits und jenseits des Böhmerwaldes; u. a. verdankt die Stadt Prachatice (deutsch Prachatitz) dem Goldenen Steig ihre Gründung und Blüte ab dem 14. Jahrhundert.
1030 vereinigte Bretislaw Böhmen und Mähren, nachdem dieses geraume Zeit unter polnischer Herrschaft gestanden hatte. Beide Länder sind nunmehr Lehen des Heiligen Römischen Reiches. 1038 eroberte Herzog Bretislaw weite Teile Polens und versuchte, vom Reich abzufallen, was zu langwierigen Auseinandersetzungen mit dem deutschen König Heinrich III. führte.
1063 initiierte Herzog Wratislaw die Gründung des Bistums Olmütz; 1085 krönt ihn Kaiser Heinrich IV. in Mainz zum König von Böhmen.
1142 wurde durch Mönche des Prämonstratenser-Klosters Steinfeld bei Köln das Kloster Strahov gegenüber der Prager Burg (Hradschin) gegründet. Die "weißen Mönche" avancierten in der Folge zum bedeutendsten deutschen Missionsorden in Böhmen und Mähren. 1117 rief Herzogin Richsa Benediktinermönche aus Zwiefalten (Württemberg) nach Kladrau (tschech. Kladruby). Es entstanden in jener Zeit auch die Benediktinerklöster Münchengrätz, Seelau und Postelberg. 1158 krönte Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag zu Regensburg Herzog Wladislaw II. (Regierungszeit von 1140 bis 1173) zum König. Er rief Mönche aus Langheim (Oberfranken) ins Land, die das Zisterzienser-Kloster Plaß gründeten. Zuvor war 1142 von Waldsassen aus das Zisterzienser-Kloster Sedletz bei Kuttenberg (tschech. Kutná Hora) gegründet worden, dessen "graue Mönche" als Wegbereiter des Garten- und Feldbaues im Böhmen gelten. 1199 kam das Zisterzienser-Kloster Osseg hinzu. Mönche aus Plaß waren 1205 auch für die Errichtung des Klosters Welehrad in Mähren verantwortlich.
[Bearbeiten] Besiedlungswellen unter den Přemysliden
Zu jener Zeit kam es – 1198 war Herzog Ottokar I. Přemysl die erbliche Königswürde verliehen worden, die 1212 durch Kaiser Friedrich II. durch eine Bulle bestätigt wurde – zu einer bedeutenden Besiedlungswelle. Der Johanniter-Orden erhielt 1215 in Mähren vom Marktgrafen Wladislaw Heinrich das Recht, auf allen seinen Besitzungen Kolonisten – oder Gastarbeiter – nach dem Recht der Deutschen anzusiedeln. König Wenzel I. (er regierte von 1230 bis 1253) bestätigte den Schutzbrief der Prager Deutschen: "Wer es aber vielleicht wagen sollte, unsere Zugeständnisse zu verletzen, indem er die vorgenannten Deutschen über das festgesetzte Recht hinaus stark belastet, der soll wissen, das er wie ein Verbrecher an der königlichen Majestät bestraft wird und außerdem den Fluch des Allmächtigen Gottes in Ewigkeit zu tragen haben wird." – Im Jahr 1249 berichteten die Kolmarer Jahrbücher, dass der böhmische König mit Hilfe der Deutschen aus den Gold- und Silberbergwerken "ungeheuren Reichtum" aufgehäuft habe.
Unter König Přemysl Ottokar II., der von 1253 bis 1278 regierte, wurden erneut in großem Umfang deutsche Handwerker und Bauern ins Land geholt. Sie sollten nicht zuletzt dazu beitragen, die wirtschaftliche Grundlage seiner Macht zu sichern. Aus dem deutschen Rittertum rekrutierte sich ein bedeutender Teil der Beamtenschaft des Königs. Es kam zur Gründung zahlreicher deutscher Städte; in der Zeit von 1245 – 1281 entstanden unter maßgeblicher Führung von Bruno von Schaumburg, Bischof von Olmütz und Kanzler von König Přemysl Ottokar II., 200 deutsche Ortschaften. Vom tschechischen Adel zu einer reichsfeindlichen Politik gedrängt, kam es zur Konfrontation mit dem römischen Kaiser. Ottokar II. wurde am 26. August 1278 auf dem Schlacht auf dem Marchfeld von Rudolf I. von Habsburg geschlagen und, wie es heißt, auf der Flucht ermordet.
[Bearbeiten] Blüte der deutschen Kultur im Hochmittelalter
In Böhmen kam es im Hochmittelalter zu einem Aufblühen der deutschen Kultur, gefördert durch die Gründung der Karls-Universität Prag durch Kaiser Karl IV. 1348. Schon zuvor erfuhr die höfische Dichtung eine bemerkenswerte Nachblüte: 1235 kam Reinmar von Zweter, ein Schüler Walthers von der Vogelweide, an den Hof König Wenzels I. und verbrachte dort sechs Jahre. Ulrich von dem Türlin, Heinrich Frauenlob, der Meißner u. a. hielten sich bei Hofe auf. Um 1250 wurde Ulrich von Eschenbach in Böhmen geboren, der als der erste namentlich bekannte deutsche Dichter aus Böhmen gilt. König Wenzel II. selbst dichtete Lieder in deutscher Sprache. Höhepunkt dieser literarischen Glanzzeit ist die epische Dichtung Heinrichs von Freiberg (vermutlich ebenfalls in Böhmen geboren) um 1300.
(zu ergänzen)
[Bearbeiten] Österreich, Kärnten
Die aus der Awarenmark hervorgegangene Marcha Orientalis – neben Karantanien (s. Kärnten) Kern des späteren Österreich – war ein Landstrich entlang beider Seiten der Donau, etwa von Lorch bis Pressburg.
Das Herzogtum Kärnten entwickelte sich später aus der Mark Kärnten, der Mark Krain und der Mark Istrien.
(zu bearbeiten – Siehe Diskussion zum Artikel!)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Geschichtsartikel
- Geschichte Deutschlands
- Geschichte Österreichs
- Geschichte Polens
- Geschichte Jugoslawiens
- Ungarn
- Rumänien
- Litauen
- Lettland
- Estland
[Bearbeiten] Völker
[Bearbeiten] Querschnittsthemen
[Bearbeiten] Forschung
Im 18. Jahrhundert findet die Geschichte der Deutschen Ostsiedlung erstmals stärkere Beachtung. Mit dem Aufkommen des Nationalismus im 19. Jahrhundert entstand eine zunehmend ideologisierte Ostforschung, die ihren Höhepunkt in der Zwischenkriegszeit erreichte. (siehe auch Volks- und Kulturbodenforschung) Die Deutsche Ostsiedlung des Mittelalters, damals nahezu ausschließlich als Deutsche Ostkolonisation bezeichnet, wurde für die "zu spät gekommenen" Deutschen eine Art Ersatz für eine verpasste Überseeexpansion. Nach der politisch-militärischen Katastrophe des Ersten Weltkrieges, die einerseits den kolonialen Träumen der Wilhelminischen Ära ein Ende bereitet und andererseits die herrschende Klasse diskreditiert hatte, wurde das Deutschtum und das Deutsche Volk an sich zur wichtigsten Identifikationsquelle. Die Deutsche Ostsiedlung wurde für völkisch-nationale Kreise zum Vorbild und zur Legitimation für einen neuen "Drang nach Osten". Die Ideen vom "deutschen Drang nach Osten" und von der rassischen Überlegenheit des deutschen Volkes haben Adolf Hitler und die nationalsozialistische Blut- und Bodenideologie maßgeblich beeinflusst. Der Zweite Weltkrieg sollte die nun völkisch interpretierte Deutsche Ostkolonisation wiederbeleben und vollenden, obwohl nicht annähernd genügend viele Menschen zur Siedlung zur Verfügung standen.
Die Ostforschung der Bundesrepublik Deutschland zeichnete sich durch ein hohes Maß an personeller und methodischer Kontinuität aus. Sie wurde in den Dienst des Ost-West-Konflikts und der Vertriebenenproblematik gestellt.
Erst das Ende des Kalten Kriegs machte den Weg frei für einen unbefangeneren Umgang mit Ostforschung und der Deutschen Ostsiedlung.
[Bearbeiten] Literatur
- Müller-Sternberg, Robert: Deutsche Ostsiedlung, eine Bilanz für Europa. Bielefeld: Gieseking, 1971.
- Urkunden und erzählende Quellen zur deutschen Ostsiedlung im Mittelalter I. Mittel- und Norddeutschland. Ostseeküste. 1984. – 3. verb. Aufl. ISBN 3-53405-960-3
- Higounet, Charles: Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter. Berlin: Siedler, 2001. – ISBN 3-88680-141-1
- Schulz-Vobach, Klaus Dieter: Die Deutschen im Osten. Vom Balkan bis Sibirien. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1989. – ISBN 3-45508-331-5
[Bearbeiten] Weblinks
- Basiswissen mittelalterliche deutsche Ostsiedlung
- Historikertagung im sächsischen Wurzen 2004: Eine Welt im Umbruch – Sachsen im Zeitalter der Ostsiedlung (Pressemitteilung)
- Ostsiedlung: mittelalterlicher Landesausbau im Osten
- Literatur: Ostsiedlung, Nationalismus und Siebenbürger Sachsen
- Historische Karten von Schlesien: Deutsche Ostsiedlung
- Sudetendeutsche Geschichte – große Karte der Deutschen Ostsiedlung
- Die "sudetendeutsche Geschichtsschreibung" 1918-1960 [1]
- Zentrum für Vertriebenenforschung. Was ist Bohemistik? [2]