Ante Gotovina
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Ante Gotovina (* 12. Oktober 1955 auf der Insel Pašman nahe Zadar, Kroatien) ist ein ehemaliger kroatischer General. Im Zusammenhang mit dem Kroatien-Krieg liegt gegen ihn ein internationaler Haftbefehl des Haager Tribunals vor. Ihm wird vorgeworfen, er solle als General der kroatischen Armee und damit als Oberbefehlshaber der kroatischen Truppen, Kriegsverbrechen gegen Serben befohlen haben.
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[Bearbeiten] Militärische Karriere
Gotovina trat mit 18 Jahren der französischen Fremdenlegion bei. Dort wurde er Unteroffizier beim zweiten Fallschirmjägerregiment (2eme REP) und anschließend Taucher bei der Commandoeinheit des 2eme REP (CRP). Später nahm er die französische Staatsbürgerschaft an, danach war er als Ausbilder von Commando-Einheiten in Lateinamerika tätig. In den achtziger Jahren stand er in Frankreich wegen Juwelendiebstahls vor Gericht, verbüßte dort eine kurze Haftstrafe.
[Bearbeiten] Kroatischer Unabhängigkeitskrieg
Nachdem Gotovina von kroatischen Auswanderen in Argentinien von dem langsam aufkommenden Konflikt in seinem Heimatland mitbekommen hat, kehrte Gotovina 1990 nach Kroatien zurück und meldete sich sofort zum Dienst an der Waffe. Als Soldat in der 1. Gardebrigade kämpfte er vor allem in Slawonien und arbeitete sich langsam zum Befehlshaber der Truppen. Nach einer Verwundung und der erneuten Genesung zog sich Gotovina in den Stab der HVO Livno zurück. Von 1992 bis 1996 bekleidete er zuerst bis 1994 das Amt des Generalmajor und wurde dann zum Generalleutnant erhoben. Als Befehlshaber befehligte er dann zwischen 1992 und 1996 den Militärdistrikt Split. In dieser Zeit war Gotovina an der Planung der Militäroperation Maslenica beteiligt, sowie bei einigen anderen Operationen im Gebiet Livno und Tomislavgrad aktiv dabei. Unter seinem Befehl eroberten die kroatischen Truppen in der Militäroperation Sturm das Livanjsko polje, Gebiete der Dinara und des Šator Gebirges, sowie Glamoč, die Stadt Bosanska Grahova sowie das Umland von Knin. In der zweiten Hälft des Jahres 1995 war Gotovina dann Befehlshaber der Truppen der HVO und der HV und leitete die Militäroperation Maestral, bei welcher die kroatischen Truppen bis auf 23km an die Stadt Banja Luka vorgeruckt sind.
[Bearbeiten] Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof und Flucht
2001 wurde Gotovina vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, die Truppen unter seinem Kommando verübt haben sollen.
Die Anklagepunkte lauten u. a.:
- Tötung von mindestens 150 Krajina-Serben; zusätzlich seien mehrere hundert verschwunden
- Plünderung privaten und öffentlichen Eigentums
- Brandschatzung und Zerstörung von Dörfern und Städten
- Vertreibung von Zehntausenden Krajina-Serben
Laut Staatsanwaltschaft ist auch Kroatiens damaliger Staatspräsident Franjo Tuđman an der Planung und Durchführung beteiligt gewesen. Die ergänzende Anklageschrift spricht von einer „kriminellen Vereinigung“, bestehend u. a. aus Gotovina und Tuđman, deren Ziel „die gewaltsame und dauerhafte Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina-Region“ gewesen sei.
Gotovinas Anklage kommt für die kroatische Bevölkerung (vor allem in den Gebieten Kroatiens, aus denen 270.000 Kroaten von serbischen Freischärlern vertrieben wurden und nun nach vier Jahren zurückkehren konnten) große Bedeutung zu, weil er angesichts seiner überraschend schnellen militärischen Erfolge von vielen Kroaten als Nationalheld angesehen wird. Deshalb wird den Anschuldigungen des Internationalen Kriegsverbrechertribunals in Den Haag in diesem Punkt in Kroatien häufig mit Unverständnis begegnet.
International wurde den kroatischen Behörden entsprechend mangelndes Interesse an einer Ergreifung Gotovinas vorgeworfen. Die kroatische Regierung hatte dagegen wiederholt erklärt, ihr sei der Aufenthaltsort des Ex-Generals nicht bekannt, und der Staat habe alles geleistet, was in seiner Macht stehe, um den General ausfindig zu machen und auszuliefern. So wurden Ende 2004 Straßenkontrollen in ganz Kroatien durchgeführt, und die kroatische Polizei durchsuchte einige Häuser nach dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Gotovina ist wie weiter oben festgestellt, auch französischer Staatsbürger und trotz der Vorwürfe, an einem geplanten Staatsstreich beteiligt gewesen zu sein, wurde sein französischer Pass immer wieder verlängert.
Großbritannien, die Niederlande und einige skandinavische Staaten stellten sich einer weiteren Annäherung Kroatiens an die EU entgegen, sollte Kroatien nicht vollständig mit dem zuständigen UN-Kriegsverbrechertribunal zusammenarbeiten. Der ursprünglich für den 17. März 2005 vorgesehene Beginn der Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der EU wurde entsprechend zurückgestellt. In ihrem folgenden Bericht vom Juni 2005 erklärte Chefanklägerin Carla del Ponte, Kroatien sei zwar auf dem richtigen Weg, habe aber noch nicht genug unternommen, um Gotovina zu ergreifen. Der Vorwurf richtete sich nicht direkt gegen die Regierung von Ministerpräsident Ivo Sanader, allerdings wurde untergeordneten kroatischen Behörden unterstellt, Gotovina zu schützen. Zudem warf del Ponte der katholischen Kirche in Kroatien und dem Vatikan vor, den gesuchten Ex-General zu decken. Die offiziellen Beitrittsverhandlungen begannen dann, ebenso wie die zum EU-Beitritt der Türkei, am 4. Oktober, nachdem die Chefanklägerin in ihrem Bericht am Tag davor der kroatischen Regierung „volle Zusammenarbeit“ bei der Suche nach Ante Gotovina bescheinigt hatte.
[Bearbeiten] Festnahme Ante Gotovinas und die Folgen
Am 8. Dezember 2005 konnte del Ponte bekanntgeben, dass Ante Gotovina tags zuvor auf Teneriffa auf den Kanarischen Inseln (Spanien) festgenommen worden war. Gotovina war während des Abendessens in einem Hotel im Touristenort Playa de las Américas im Süden der Insel gefasst worden. Es hieß, er habe gefälschte Ausweispapiere bei sich gehabt. Die spanische Polizei habe bereits seit mehreren Tagen intensiv nach ihm gefahndet. Der Ex-General habe sich auf verschiedenen Inseln des Archipels versteckt gehalten.
In der kroatischen Hauptstadt Zagreb protestierten am Folgeabend mehrere hundert Menschen gegen die Festnahme Gotovinas. Der Protest wurde dann nach Ausschreitungen durch die Polizei gewaltsam beendet. Die große Unterstützungskundgebung, die am 11. Dezember in Split stattfand und von zahlreichen Vereinigungen ehemaliger Soldaten und Generäle organisiert wurde, verlief hingegen friedlich und ohne grobe politische Parolen. Die Medien berichten von 40.000 bis 60.000 Menschen, die sich dort versammelt hatten. Aus Protest errichteten Anhänger Gotovinas in mehreren Städten Straßensperren und setzten Autoreifen in Brand.
Nachdem Gotovina zuvor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid vorgeführt worden war, wurde er am 10. Dezember 2005 schließlich dem Internationalen Strafgerichtshof überstellt. Bei seinem ersten Auftritt vor Gericht am 12. Dezember bestritt der Angeklagte jegliche Schuld.
[Bearbeiten] Weblinks
- Pre-Trial Informationen des UNO-Tribunals und abgeänderte Anklage (englisch)
- Anklageschrift des UN-Tribunals
- Ergänzende Anklagepunkte des UN-Tribunals
- Homepage von Ante Gotovina
- What Did the CIA Know? Roy Gutman NEWSWEEK INTERNATIONAL, 27. August 2001 (englisch)
- Bericht des IKRK über den Angriff auf Knin im August 1995 durch die kroatische Armee (auf Englisch)
- Artikel in der Tageszeitung „Die Welt“
- FAZ vom 9.12.2005,Als Kriegsheld gefeiert, als Kriegsverbrecher gesucht
Personendaten | |
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NAME | Gotovina, Ante |
KURZBESCHREIBUNG | kroatischer General |
GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1955 |
GEBURTSORT | Pašman, Kroatien |