Aulos
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Der Aulos (griech. aulós, dtsch. Aúlos) ist ein Blasinstrument der Antike. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Röhre“. Die Mehrzahlform von Aulos ist Auloi. Im antiken Rom wurde es Tibia genannt.
Der Aulos gehört zu den Rohrblattinstrumenten. Er besteht aus einem zylindrischen oder leicht konischen Rohr, welches in seiner frühesten Form an der Oberseite vier Löcher und an der Unterseite ein Loch hat. Der Aulos wird mit einem Doppelrohrblatt (Gegenschlagzunge) (in Griechenland und Rom, sowie den römischen Provinzen) oder einem Einfachrohrblatt (Aufschlagzunge) (nur belegt für die pharaonische Zeit in Ägypten, aber dort auch später anzunehmen) gespielt. Gewöhnlich werden zwei Auloi gleichzeitig gespielt, die dann V-förmig vom Mund weg auseinander gehalten werden. Doppelte Rohrblätter waren die Regel und konnten z. B. leichter überblasen werden. Der Klang der antiken griechischen Auloi ist dem des im heutigen Armenien gespielten Duduk ähnlich. Der notwendige Blasdruck richtet sich vor allem nach den verwendeten Rohrblättern und liegt beim gedoppelten Aulos systembedingt recht hoch. Das Spiel mit Zirkularatmung kommt ebenfalls zur Anwendung, ein Hilfsmittel hierfür ist eine Mundbinde (griech. phorbeia, lat. capistrum). Der Klang des Instruments richtet sich nach der Konstruktion (zylindrische oder konische Röhre, Einfach- oder Doppelrohrblatt) und reicht von krummhornartig bis schalmeinenartig.
In der griechischen Darstellung von Musikern ist ausschließlich der gedoppelte Aulos zu sehen. Es ist heute nicht mehr umstritten, dass es sich um Rohrblattinstrumente handelt, sogenannte „Doppelflöten“ sind zu keiner Zeit belegt. Dies belegen Abbildungen, Schriftquellen sowie archäologische Funde. Das Instrument besteht aus Holz, Knochen, Elfenbein, Metall oder Schilfrohr. Neben der vierlöchrigen Version existieren ebenfalls Ausführungen mit Klappenmechanismen, Stimmlöchern, schließbaren Spiellöchern und Überblaslöchern, sowie verschiedenen Daumenlöchern. Diese komplizierten Konstruktionen sind seit dem Hellenismus sehr gut belegt und waren spätestens im 1. Jahrhundert die Regel. Den Spieler nennt man Aulet.
[Bearbeiten] Geschichte und Verbreitung
Das älteste Zeugnis ist eine einen Aulet darstellende Statuette der Kykladenkultur, Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. Nachweisbar ist der Aulos über einen Zeitraum von rund 3000 Jahren. Man geht davon aus, dass der Aulos im Altertum weite Verbreitung rund um das Mittelmeer fand. So sind älteste Darstellungen, aber keine Funde, zeitgleich in Spanien, wie in der Ägäis um 700 v. Chr. gefunden worden. Auch auf ägyptischen Darstellungen findet sich der Doppelaulos, der hier meist aus Schilfrohr besteht.
Das heutige Duduk mit zylindrischer Röhre und Doppelrohrblatt scheint das am nächsten verwandte Instrument zu den antiken griechischen und römischen Vorbildern zu sein. Das Sipsi mit zylindrischer Röhre und Einfachrohrblatt wird bis heute im vorderen Orient gespielt. Es ist jedoch bisher nicht geklärt, ob es sich dabei um einen Nachfahren oder einen Vorgänger des antiken ägyptischen Aulos handelt. Der Doppelaulos, jedoch mit zwei zusammengebundenen zylindrischen Röhren und Einfachrohrblättern wird bis heute im vorderen Orient gespielt und ist dort als Arghoul (eine Melodie- und eine Bordunpfeife) oder Mijwiz (zwei Melodiepfeifen) bekannt. Die in Sizilien gespielte Launeddas geht ebenfalls direkt auf den Aulos zurück.
Nach dem Instrument ist auch das Tonsystem des Aulos-Modus benannt.
[Bearbeiten] Literatur
- S. Hagel / Ch. Harrauer (Hrsg.): Ancient Greek Music in Performance, Wien 2005.
- J. G. Landels: Music in Ancient Greece and Rome, London und New York, 1999.
- M. L. West: Ancient Greek Music, Oxford 1992.
- G. Wille: Musica Romana – die Bedeutung der Musik im Leben der Römer, Amsterdam 1967.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Aulos – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- http://www.oeaw.ac.at/kal/agm/ Klangbeispiele rekonstruierter griechischer Instrumente (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
- http://www.musica-romana.de Gruppe die sich mit antiker Musik und dem authentischen Nachbau der Instrumente beschäftigt
- http://www.xn--archologie-online-tqb.de/magazin/thema/2000/04/b2.php3 Der Aulos in Spanien
- http://www.sackpfeyffer-zu-linden.de/Sipsi.html Beschreibung des Sipsi
- http://www.sackpfeyffer-zu-linden.de/Mijwiz.html Beschreibung des Mijwiz
- http://www.musikarchaeologie.de/zurna_launeddas.html Das Nachleben der antiken Aulosmusik in der europäischen und türkisch-arabischen Musik (Zurna und Launeddas)