Erzbahn (Schweden)
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Die Erzbahn ist – nach Stilllegung von Bergwerksbahnen auf Spitzbergen und in Kirkenes – Westeuropas nördlichste Bahnstrecke. Sie verläuft von Südosten nach Nordwesten vom schwedischen Luleå am Bottnischen Meerbusen über die Eisenerzabbaugebiete von Malmberget und Kiruna (nördlich des Polarkreises gelegen) zum norwegischen Hafen Narvik, wo sich auf 68° 26' nördlicher Breite der nördlichste Bahnhof Westeuropas befindet. In Schweden wird die Strecke als Malmbanan (Erzbahn), in Norwegen als Ofotbanen (nach der Landschaft Ofoten bzw. dem Ofotfjord) bezeichnet.
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[Bearbeiten] Historie
Erst der Bau der Bahnlinie ermöglichte die Ausbeutung der weltgrößten Eisenerzvorkommen bei Kiruna. Daher wurde sie bereits im 19. Jahrhundert in Angriff genommen. Allerdings hatten die zunächst britisch geführten Baugesellschaften mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen und es kam im Verlauf zu mehreren Unterbrechungen und Insolvenzen. Daher konnte im 19. Jahrhundert nur der Teil von Kiruna nach Luleå fertiggestellt werden. Dies war wegen der langen Transportwege und der Vereisung des Hafens von Luleå im Winter noch keine befriedigende Lösung. Die Vollendung des Teilstücks nach Narvik wurde schließlich um die Jahrhundertwende in Angriff genommen, nachdem der schwedische Staat (Schweden und Norwegen bildeten damals eine Union) das Projekt übernommen hatte. 1903 schließlich war die Bahnstrecke fertiggestellt. Das Teilstück zwischen Riksgränsen auf dem Rücken des 500 Millionen Jahre alten kaledonischen Gebirgszuges und Narvik am Ofotfjord war hierbei eine besonders große Herausforderung, da hier auf 40 km Bahnstrecke, teils an steilen Berghängen entlang, ein Höhenunterschied von 520 m zu überwinden war.
Die Elektrifizierung erfolgte zwischen 1915 und 1923.
[Bearbeiten] Bahnfahrzeuge
Der Personenfernverkehr Narvik–Kiruna–Luleå bzw. weiter nach Stockholm wird schon seit vielen Jahren mit von Rc bespannten Wagenzügen, teilweise mit Kinowagen („bio på tåg“) und Speisewagen, durchgeführt. Im Januar 2000 übernahm nach gewonnener Ausschreibung Tågkompaniet die Verkehre von der SJ, seit Juni 2003 fährt Connex. In der Regel nutzen die „privaten“ Betreiber von der Staatsbahn angemietetes Material. Auffallend waren allerdings die bis 2002 eingesetzten ehemaligen deutschen Rheingold-Aussichtswagen, von denen Tågkompaniet fünf Stück im Einsatz hatte. Der bereits erwähnte Regionalverkehr von Narvik aus wurde über Jahre im Sommer mit alten norwegischen Triebwagen der Reihe Bm 68 als reiner Touristenzug gefahren. Der Verkehr ruhte dann einige Jahre, bis die neue Narviker Bahngesellschaft OBAS (Ofotbanen AS) mit einem Zug, gebildet aus angekauften älteren norwegischen Personenwagen und einer El13 im Jahr 2005 den Betrieb des „Karven“ genannten Zuges wieder aufnahm.
Der reguläre Güterverkehr findet mit Container-Ganzzügen statt und hat Vorrang vor dem Personenverkehr. Bekannt ist der ARE (Arctic Rail Express) von Oslo durch Schweden nach Narvik. Zuglok ist die schwedische Rc. Auffallend ist außerdem der aus Tragwagen mit blauen Behältern gebildete Zug, der von TGOJ mit einer Lok der Reihe Ma durchgeführt wird; hier wird Sulfiderz transportiert.
Der Eisenerztransport selbst wird schon seit einiger Zeit mit 52-Wagen-Zügen abgewickelt, dabei bringt jeder Erzwagen leer 20 und beladen 100 Tonnen auf die Waage – die Züge wiegen also 5200 Tonnen. Als Zuglok dient entweder die dreiteilige Dm3 (mit Stangenantrieb, 7200 kW, Bj. 1960–1970) oder eine der neun neuen IORE-Doppelloks (10.800 kW, Baujahr 2000–2004). Zusammengehalten werden die Erzzüge mit Mittelpufferkupplungen (Klauenkupplung) sowjetischer Bauart. Die sechs norwegischen El15, die in Doppeltraktion unterwegs waren, sind seit Ende 2003 nicht mehr im Einsatz – sie wurden Ende 2004 an das südschwedische Unternehmen Hector Rail verkauft.
Eigentlich war vorgesehen, mit den IORE und neuen Wagen (100 Tonnen Erz je Wagen) die Züge auf 8160(!) Tonnen mit 68 Wagen zu vergrößern. Das scheiterte aber 2004 an den nicht zufrieden stellenden Drehgestellen der in Südafrika georderten neuen Wagen bzw. der ersten Testserie dieser Wagen. Benötigt wird eine Erhöhung der Achslast von 25 auf 30 Tonnen; an der Entwicklung wird aber weiter gearbeitet.
[Bearbeiten] Literatur
- Ein zeitgenössischer Roman zum Bau der Erzbahn ist Ernst Didrings Buch „Pioniere – Roman aus dem Norden“ aus seiner „Erz“-Trilogie.
- Richard Latten, Vom Femarnsund zum Nordkap, Eisenbahn in Skandinavien Band 2, 1995, Verlag Schweers und Wall, ISBN 3-921679-86-9
- LKAB in Bildern, Herausgeber: Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag, erschienen ca. 1965 - 1970, Geschenkband von LKAB, nicht im Buchhandel erhältlich, Ausgabe 36.000 Stück (davon 6.000 in engl., 5.500 in dt. und 3.500 in frz. Sprache), S/W- Fotos