Lastensegler
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Lastensegler waren große – in einfacher Bauweise ausgeführte – Segelflugzeuge, die in der Lage waren, Luftlandetruppen mit ihrer Ausrüstung und Bewaffnung, bei größeren Modellen aber auch Lastkraftwagen oder ganze Panzer zu transportieren.
Der erste Kampfeinsatz von Lastenseglern, deren Existenz bis zu diesem Zeitpunkt streng geheimgehalten worden war, war der Angriff auf die belgische Festung Eben-Emael am 10. Mai 1940.
Auch im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs kamen Lastensegler wiederholt zum Einsatz. Sie wurden durch Schleppflugzeuge bis in die Nähe ihrer Ziele geschleppt und dann am oder im Zielgebiet durch den Piloten gelandet. Die meisten Lastensegler wurden bewusst zum einmaligen Gebrauch gebaut und nach dem Einsatz nicht geborgen und wiederverwendet.
Lastensegler wurden später auch als Transportflugzeuge verwendet, insbesondere um bei Luftverlegungen von Luftwaffen-Einheiten Transportraum zur Verfügung zu stellen. Schleppflugzeuge waren dann meistens die ohnehin eingesetzten Flugzeuge, z. B. Junkers Ju 52 oder Junkers Ju 87.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Rolle der Lastensegler von den zu Punktlandungen fähigen Hubschraubern übernommen, so dass Lastensegler außer Gebrauch gerieten.
[Bearbeiten] Eigenschaften
Lastensegler haben gegenüber Landungen mit Fallschirmen folgende Vor- und Nachteile:
- Lastensegler können gewisse Strecken selbst fliegen und müssen nicht unmittelbar über das Zielgebiet geschleppt werden. Fallschirmjäger müssen sehr nahe an das Ziel herangebracht werden.
- Lastensegler machen es möglich, eine kleine Gruppe von Soldaten exakt am selben Ort zu landen. Fallschirmjäger werden oft durch den Wind zerstreut und sind unmittelbar nach der Landung allein und verwundbar.
- Ein Lastensegler kann nicht nur Soldaten transportieren, sondern auch große Gegenstände (Fahrzeuge, Waffen) solange das Objekt in den Segler passt und Balance und Gleitzahl stimmen. Fallschirme für große Gegenstände müssen speziell angefertigt werden und sind in der Anwendung problematisch.
- Fallschirmjäger können senkrecht auf fast jedem Boden landen. Lastensegler benötigen Landeplätze, wobei meist eine Wiese genügt. In der Normandie ließen die Deutschen tausende Pfähle in den Boden rammen, die so genannten Rommelspargel, die Lastensegler behindern sollten.
- Lastensegler benötigen kompetente Piloten.
- Es besteht bei unmotorisierten Landungen stets eine erhöhte Bruchlandungsgefahr, da ein Abbruch des Landemanövers ("Durchstarten") nicht möglich ist.
[Bearbeiten] Einsätze
Ein weiterer Einsatz mit Lastenseglern war die Operation Market Garden.
Lastensegler spielten auch bei der Befreiung von Benito Mussolini eine entscheidende Rolle. Als die Alliierten in Italien gelandet waren, machte der Große Faschistische Rat Mussolini für sämtliche Fehlschläge während des Krieges verantwortlich, worauf er auf Befehl des Königs verhaftet wurde. Hitler ordnete daraufhin eine Befreiungsmission an, unter allen Umständen sollte Mussolini unverletzt befreit werden.
Zusammen mit Generalleutnant Kurt Student und seinen Truppen suchte Otto Skorzeny in ganz Italien nach Mussolini, der von seinen Bewachern ständig an einen anderen Ort gebracht wurde. Die Deutschen schafften es, den ehemaligen Diktator im Hotel Campo Imperatore, das im Gebirgszug Gran Sasso gelegen war, zu lokalisieren.
Am 12. September 1943 startete das Unternehmen Eiche: Fallschirmjäger unter dem Kommando von Generalleutnant Student sowie ein kleines SS-Kommando unter Skorzeny landeten mit Lastenseglern sowie einigen Flugzeugen des Typs Fieseler Storch beim Hotel und erstürmten das Gebäude. Die Bewacher Mussolinis gaben ohne großen Widerstand auf, woraufhin der unverletzt befreite Duce mit einem Fieseler Storch ausgeflogen werden sollte. Fast wäre das Unternehmen gescheitert, da der schwere SS-Mann darauf bestand, in der für zwei Personen ausgelegten Maschine mitzufliegen (seinen Storch hatte er bei der Landung beschädigt). Nach Startschwierigkeiten konnte jedoch der Pilot das Flugzeug sicher nach Deutschland bringen.