Peter Collins
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Peter Collins (* 6. November 1931 in Kidderminster, Worcestershire; † 3. August 1958 in Bonn) war ein englischer Formel-1-Rennfahrer.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Das Formel-3-As
Der Sohn eines Automobilhändlers bei Birmingham zählte zu den großen Naturtalenten des Rennsports, wenn man betrachtet, dass er mit gerade einmal 17 Jahren 1949 seinen ersten Rennsieg in der Formel 3 erzielte.
Als Altersgenosse von Stirling Moss erprobte sich Collins wie dieser in der hart umkämpften Monoposto-Klasse der europäischen Formel 3 mit 500 ccm-Motoren Anfang der 1950er-Jahre. Collins sah in den Augen der Fans mit seinen blonden Haaren und den klassischen Gesichtszügen wie der Archetyp des perfekten Rennfahrers aus und machte die Ära der dickbäuchigen Piloten vom Schlag eines Ascaris oder Fangios etwas vergessen. Lediglich seine unregelmäßigen Zähne trübten das Erscheinungsbild des englischen "Sonnyboys".
[Bearbeiten] Einstieg in die Formel 1 mit HWM
Für die Formel-1-Saison 1952 unterschrieb er ebenso wie Moss bei HWM, um dort den hoffnungslos unterlegenen schwalbenschwanzartigen Wagen zu fahren, dessen Alta-Motor mit 30 PS weniger auch noch gegen das Übergewicht des Chassis ankämpfte. Auch 1953 blieb er dem Team treu, allerdings waren die Chancen nun noch gefallen, da die Renner erschreckend unzuverlässig waren. Lediglich bei parallel dazu ausgetragenen Formel-2-Rennen erzielte er mit einem zweiten Rang in Sables d`Ollone und auf dem Nürburgring Erfolge, die seiner Klasse eher entsprachen.
[Bearbeiten] Bewährung im Sportwagen bei Aston Martin
Der Teamleiter von Aston Martin, John Weyer, war jedoch bereits auf ihn aufmerksam geworden und verpflichtete ihn für die kommenden Jahre bis 1955, wo er für sein Auskommen Sportwagenrennen bestritt und mit dem Aston Martin DB3 bereits 1952 bei dem 9-Stunden-Rennen von Goodwood siegen konnte. Sein Sieg bei der Tourist Trophy, dem berüchtigten Straßenrennen auf der Isle of Man bescherte Peter seinem Team sogar den ersten Sieg in der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Weitere gute Podiumsplatzierungen für Aston Martin folgten, wobei der zweite Rang bei dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 sicherlich am höchsten zu werten war.
[Bearbeiten] Zwischenspiel bei Vanwall und BRM
Doch zuvor startete er mit einem Vanwall bei den Großen Preisen von Großbritannien und Italien, doch während 1954 waren die "englischen Ferrari" bei den regulären Rennen noch zu unverlässig. Bei den selben Rennen sah man ihn auch 1955 - diesmal allerdings mit einem privaten Maserati, ein weiteres Rennen für BRM war von vornherein mit einem starken Handikap versehen, da der Wagen zu spät zur korrekten Abstimmung eintraf. Ausnahmsweise fuhr er in diesem Jahr auf einem Mercedes 300 SLR an der Seite von Moss die Targa Florio und gewann sie auf Anhieb.
[Bearbeiten] Erfolge für Ferrari
[Bearbeiten] Formel-1-Saison 1956
Trotz dieser wenigen, aber kontrollierten und beherzten Renneinsätze, verpflichtete ihn Enzo Ferrari in erster Linie aufgrund seiner Leistungen in der Formel 3 gegen Moss für die Formel-1-Saison 1956, die sein bestes Rennjahr werden sollte. Zwei Rennsiege, in Reims und in Spa, sowie drei Zweitplatzierungen hielten ihm bis zum Ende der Weltmeisterschaft alle Chancen auf einen Titelgewinn offen, da er punktgleich mit dem Maserati-Piloten Jean Behra dank 22 Zählern nur sieben Punkte hinter Fangio zurückliegt.
Doch als sein Teamkollege Juan Manuel Fangio beim Rennen in Monza mit seinem eigenen Boliden aufgrund gebrochenen Lenkhebels ausfiel, wollte die Ferrari-Teamleitung angesichts des auf viertem Platz liegenden Behra den an dritter Position fahrenden Ferrari-Piloten Luigi Musso an die Boxen zu dirrigieren, um Fangio als Spitzenpiloten durch den Fahrzeugtausch die notwendigen Punkte zu sichern. Musso verweigerte jedoch vor heimischen Publikum und ihm Kampf um den Sieg diese generöse Geste. Fast hätte sich das Problem für Ferrari im Prinzip ergeben, da nun auch Behra mit Problemen zu kämpfen hatte. Nach dem Defekt des eigenen Wagens hatte er mit dem seines Teamkollegen Umberto Maglioli getauscht, lag nun aber hoffnungslos außerhalb der Punkte zurück.
Damit war im eigentlichen Sinne die Tür für den Erfolg Peter Collins weit aufgestoßen. Ein zweiter Rang und eine schnellste Rennrunde, also insgesamt sieben Punkte, waren absolut im Bereich des Möglichen. In der 35. Runde fuhr er zum obligatorischen Reifenwechsel und sah den völlig demoralisierten 45-jährigen Champion, der sich mit versteinertem Gesich nicht traute, ihn um seinen Wagen zu bitten.
Daraufhin bot ihm Collins in seiner für ihn charakteristischen, offenen Weise den Wagen an. Er selbst sei noch jung - schließlich ist er zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahr jünger als der Argentinier - und habe bestimmt noch weitere Chancen auf eine Weltmeisterschaft in den kommenden Jahren. Fangio soll es nach eigenem Bekunden fast peinlich gewesen sei, wechselte das Fahrzeug, um somit die Weltmeisterschaft zu gewinnen, was er dem jungen Briten stets hoch anrechnete, der sich seinerseits in seinen Hoffnungen getäuscht sah. Diese "Fair-Play"-Geste rechneten Collins ebenfalls der "Commendatore" und die italienische Fans hoch an, bei denen er dadurch zum Publikumsliebling wird.
[Bearbeiten] Formel-1-Saison 1957
Im folgenden Jahr 1957 fuhr auch Mike Hawthorn erneut für Ferrari. In dieser Zeit wurden die beiden die engsten Freunde, die man ihm Fahrerlager für lange Zeit sehen sollte. Ihre Freude am Leben und Motorsport äußerte sich in ausgelassenen Partys und Streichen gegenüber Teammitgliedern und Konkurrenten. Beide gaben einander den Spitznahmen "Mon Ami Mate", nach einem zeitgenössischem Comic Strip einer bekannten Tageszeitung. Beide kämpften in jenem Jahr mit dem nun etwas in die Jahre gekommenen Lancia-Ferrari gegen Fangio und die Vanwall-Piloten um den Titel. Der Argentinier war aus Frustation über seine Behandlung bei dem Stall aus Modena zu Maserati gewechselt und konnte die jüngeren Rivalen unter Auferbittung seiner gesamten Erfahrung und unter Verwendung des ausgereiftesten Maseratis 250F gerade noch in Schach halten.
[Bearbeiten] Einsätze in Ferrari-Sportwagen
Während seiner Ferrari-Verpflichtungen bestritt er für die roten Renner aufgrund seiner Erfahrungen auch Einsätze auf deren Sportwagen, die ebenfalls von Erfolg gekrönt waren. Ein zweiter Platz bei der Mille Miglia 1956 auf einem Ferrari 860 Monza, der Sieg beim 12-Stunden-Rennen von Sebring in Florida und der Erfolg bei dem 1000-km-Rennen von Buenos Aires ebenfalls mit einem Ferrari 250 bestätigten diese Einsätze.
[Bearbeiten] Tod während der Formel-1-Saison 1958
Am Anfang der Formel-1-Saison 1958 betrachtete die Fachwelt Peter Collins neben Hawthorn, Moss und Tony Brooks als einen der Titelaspiranten. Ein überzeugender Sieg bei seinem Heimgrandprix in Silverstone machte ihm größere Hoffnungen.
Zwei Wochen später, beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring kämpfte er mit seinem Ferrari gegen Brooks Vanwall energisch um die Führung, als er allzu optimistisch in eine Rechtskurve ausgangs der "Pflanzgarten"-Senke einbog, die Kontrolle verlor und beim Überschlag in eine niedrige Böschung aus dem Cockpit geschleudert wurde, wo er fatalerweise mit dem einzigen Baum kollidierte, der dort stand.
In einem Krankenhaus in Bonn verstarb er nach dem Hubschraubertransport in der folgenden Nacht an seinen schweren Kopfverletzungen. Er hinterließ seine Ehefrau Louise King, eine gebürtige Amerikanerin, die er 1957 geheiratet hatte. Hawthorn kam über den Tod des engsten Freundes niemals hinweg.
Auch die übrigen Fahrerkollegen trauerten um einen bei ihnen ungewöhnlich beliebten Kameraden, der sich auch besonders um die Eingliederung neuer Piloten in den Grand-Prix-Zirkus bemüht hatte. Phil Hill wohnte längere Zeit bei ihm quasi zur Untermiete und Wolfgang Graf Berghe von Trips wies er buchstäblich bei Ferrari ein. Der passionierte Amateur-Seemann Collins "hauste" bezeichnenderweise in Monte Carlo auf einer Yacht. Kenner der Szene bescheinigten ihm ähnliches Talent wie Stirling Moss gehabt zu haben. Allerdings habe er aufgrund seiner vielfältigen Interessen weniger daraus gemacht.
[Bearbeiten] Literatur
- Derick Allsop, The British Racing Hero, Magna Books : 1992, 176 S., ISBN 1-85422-313-5
- Peter Gruner, Das Formel-1-Lexikon, ECON : Düsseldorf 1997. 474 S., ISBN 3-612-26353-6
- Jörg-Thomas Födisch/Erich Kahnt: 50 Jahre Formel 1. Die Sieger, Heel : Schindellegi 1999, 215 S.
- Mike Hawthorn, Challenge Me The Race, 1958, 240 S. (Autobiographie)
- Mike Hawthorn, Champion year. My battle for the driver's world title, Edition William Kimber : 1959, 240 S. (ND des dritten Titels, NA 1973)
- Chris Nixon, Mon Ami Mate - The Bright Brief Lives of Mike Hawthorn & Peter Collins, 2. Ed. Isleworth 1998, 400 S.
- Peter Scherer, 50 Years of British Grand Prix Drivers, o. O, 1999, 233 S., ISBN 0-9530052-8-3
- Achim Schlang, Die Formel-1-Asse unserer Zeit, Motorbuch Verlag : Stuttgart 1984
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Collins, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | Autorennfahrer |
GEBURTSDATUM | 6. November 1931 |
GEBURTSORT | Kidderminster, Worcestershire |
STERBEDATUM | 3. August 1958 |
STERBEORT | Bonn |